Dienstag, 30. Dezember 2008

Das schlechte Gewissen beim Faulenzen

Endlich Ferien!
Diesen befreienden Aufseufzer, der den Gemütszustand totalen Auslassens einleitet, kenne ich noch gut aus meiner Schulzeit (jaja, auch wenn deren Ende schon einige Jährchen her ist - manches prägt sich eben auf ewig in die Festplatte!)

Seit genau einer Woche bin ich jetzt also zu Hause.
Was habe ich mir nicht alles vorgenommen!
Als erstes einmal wirklich wirklich wirklich Ausschlafen! Jeden Tag! - Diesen Punkt hab ich bisher konsequent erfüllt. Da darf ich in meiner Liste einen richtig großen Haken hintendran machen.

Auch die Feiertage mit dem obligaten sechs-Gänge-Weihnachtsmenü, den Glitzerpäckchen und dem Singen unterm Weihnachtsbaum sowie den anschließenden Heimsuchungen bei den anderen Familienmitgliedern zwecks Abfeiern, Austausch von Neuigkeiten und Geschenken gingen wie erwartet bis zum mittelschweren Erschöpfungszustand reibungslos über die Bühne.
Das zweite Hakerl sitzt perfekt.

Aber dann: Was hab ich mich auf den Plot gefreut, der in meiner Vorstellung zur finalen Perfektion reifen würde - in dieser stillsten Zeit im Jahr ... wenn ich endlich gleich nach dem Aufstehen an meinen Computer schwebe, all das in die Tasten haue, was sich seit Wochen zwischen Vanillekipferln, Layout-Wahnsinn und Endkorrekturstress in ungestümer Vielfalt über die Hirnwindungen meines Kreativztentrums gestäubt hat ... Hach, wird das ein Feuerwerk des Schaffens werden! Hatte ich mir vorgestellt ...

Stattdessen schlüpfen mir die Ideenfetzen nur so durch die Finger, dass an ein geordnetes Aufschreiben nicht zu denken ist. Und das Schlimmste daran ist, dass ich beim Weg vom Schlafzimmer in mein Büro nicht nur an der Küche vorbei muss, sondern auch das Wohnzimmer durchquere. Da nicht irgendwo hängen (bzw. liegen) zu bleiben, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Ein aufgeschlagenes Buch, ein angebissenes Brot, ein hingenudeltes Geschenkpapier, das seit Tagen niemanden gefunden hat, der es wegräumt ... ich müsste mir Scheuklappen aufsetzen (oder zu der verhasst-gewohnt nachschlafenen Zeit außer Haus gehen - eine Lösungsmöglichkeit , die ich sehr schnell wieder verwerfe. Dazu habe ich mich gerade auf die partielle Unterbrechung dieses notwendigen Übels viel zu sehr gefreut). Außerdem darf keinesfalls Schmutz- oder Bügelwäsche, der Abwasch oder ungeputzte Fenster ins Neue Jahr hinübergenommen werden - schon seit frühester Kindheit habe ich eine diesbezügliche Warnung meiner Mama im Ohr. Alles, was man im alten Jahr nicht erledigt, vervielfältigt sich im Neuen. Angst ist ein brutaler Motivator! Wer will schon das ganze kommende Jahr über in der dann gnadenlos auf einen niederbrechenden Hausarbeit ersticken?

Immerhin habe ich es heute schon bis zum Computer geschafft!
Und bin zum Schluss gekommen, dass ich mir die guten Vorsätze fürs Neujahr aufheben werde.
Da werde ich dann den Hauptstrang meiner neuen Story herausfinden, die vielen losen Enden ordnen, Ruth heimsuchen und mit ihrer Hilfe ein System in mein internes Chaos bringen und überhaupt alles viel besser machen ... :-)))
Das ist das Schöne an jedem Neuanfang: Es gibt noch keine Beweise dafür, dass man wieder genauso weiterwurschtelt wie immer.

Und jetzt genieße ich ungeniert die beiden letzten Tage eines Jahres, das eigentlich, genau betrachtet, unfassbar viel Geniales zu bieten hatte - wie übrigens all die Jahre zuvor auch.
Und mein schlechtes Gewissen klopft mir auf die Schulter und grinst mich freundlich an.
Es ist eben ein fixer Bestandteil meines täglichen Lebens ...

Euch allen einen guten Rutsch in das noch unbeschriebene weite Land 2009 mit seinen Versprechungen, Verlockungen und guten Vorsätzen. Möge die Übung gelingen!

Montag, 22. Dezember 2008

F/rohe/s F/eier/n

Seit ich meinen letzten Eintrag übertitelt habe, spukt mir dieser Buchstaben-Spaß im Hirn herum. Und weils zu Weihnachten grad so gut passt, gebe ich seinem Drängen nach :-))

Ihr Lieben, die ihr meinen Blog - der eine still, der andere auch mal mit Wortmeldung - verfolgt: Ich wünsche euch allen ein wundervolles Weihnachtsfest! Viele strahlende Lichter (inwendig und äußerlich anzuwenden), Frieden, Liebe und die Erfüllung eurer Herzenswünsche.
Einer von meinen hat sich heuer tatsächlich eingestellt - und ich bin darüber immer noch so sprachlos, dass ichs wahrscheinlich erst realisiert haben werde, wenn ich mein erstes eigenes Buch in Händen halte.

Und weil sich am Jahresende ein unvermeidlicher Rückblick aufdrängt, gehe ich auf Forschungsreise durch mein persönliches 2008. Wenn mich meine Blogeinträge nicht trügen, hätte ich in der ersten Jahreshälfte wohl nicht eine einzige Gabi-Gfrerer-Aktie gekauft. Der Glaube an meine Fähigkeiten war nicht gerade ausgeprägt - eher im traumatisierten Windelstadium, wenn ich mich richtig erinnere. Anders als die Weltwirtschaft hat sich mein Portfolio allerdings plötzlich unerwartet positiv entwickelt. Mit so einem mit mir selbst versöhnten Jahresabschluss hätte ich vor einem halben Jahr noch nicht gerechnet.
Was ich im vergangenen Jahr am intensivsten erfahren habe:
- Echte Freundschaft, die mich nie im Stich gelassen hat
- der unglaublich wertvolle Schutzmantel eines liebevollen Familienverbands und
- wie unglaublich rasant das Selbstbewusstsein und die damit verbundene Leistungsfähigkeit anspringen kann, wenn positives Feedback den Triebwagen zum Laufen bringt.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen (und unbescheidenerweise mir natürlich auch ...) einen rund laufenden Motor, immer einen vollen Tank und - bei einer unerwartet auftretenden Panne - zumindest einen Engel, der im Notfall seine schützenden Flügel ausbreitet.
Mit diesem Kombi-Paket kann das Neue Jahr getrost kommen.

Freitag, 19. Dezember 2008

Rohe Eier

Ein Weihnachtsgeschenk der besonderen Art hat mir heute der Anruf meiner Lektorin beschert. In unserem letzten Gespräch habe ich in zwanglosem Plauderton von meiner Liebe zur Fantasy und den daraus resultierenden Schubladen-Kindern gesprochen. Bei der internen Themenplanung für das Programm 2010 hat sie nun auch für den Jugend-Fantasy-Sektor meinen Namen ins Spiel gebracht! Demzufolge möge ich doch möglichst rasch einmal herzeigen, was ich diesbezüglich so verbrochen habe ... Und ob sie wohl über die Feiertage eine erste Lektüre von mir bekommen könnte?
Mein Herzschlag ist daraufhin kaum unter Kontrolle zu bringen.
Olivia und Livtrasi, Teamor, Lea und Tobias reiben sich den Schlaf aus den Augen und schauen mindestens so dämlich aus der Wäsche wie ich. Mit so einem Wirbelwind hat der Staub, der sich schon sanft auf die Dateien gelegt hatte, am wenigsten gerechnet!

Der Begeisterung folgt aber gleich darauf die heiße Panik auf dem Fuße.
Genaugenommen hat noch niemand aus meinem Testleser-Team die Texte zu Gesicht bekommen - außer den ersten Mondaman-Teil (und dieser Ausflug in die raue Wirklichkeit endete recht desaströs, wenn ich mein verdrängtes Wissen widerstrebend herauskrame ...)
Kann ich solche rohen Eier überhaupt ruhigen Gewissens aus der Hand geben?
Normalerweise ist das ein absolutes "No-no!" Auf jeder Autoren-Plattform klipp und klar nachzulesen. Unfertige Texte gibt man nicht aus der Hand.
Uff. Aber ... Bei mir läuft nie was normal. Muss an mir liegen ;-)
Also breche ich auch diese Regel.
Im Begleitbrief weise ich ausdrücklich darauf hin, dass mir der halbgare Zustand der Texte durchaus bewusst ist. Dass erwiesenermaßen noch eine Menge Arbeit auf mich wartet. Und dass es mir in diesem Fall darum geht, eine prinzipielle Einschätzung zu erhalten, ob es sich überhaupt lohnt, in die Geschichten Zeit und Energie zu investieren.

Und freu mich und hab Angst und freu mich und hab Angst und freu mich ... So. Wahnsinn. Was für ein Jahr ...

Freitag, 12. Dezember 2008

(Ge)danke(n) ans Geburtstagskind

Wenn ich manchmal darüber nachdenke, welche Ereignisse in meinem Leben mich an den Platz geführt haben, an dem ich heute stehe, spielt meine Familie immer eine Hauptrolle.
Freilich ist es müßig, sich zu überlegen, was alles hätte anders sein können, wenn ich ... und ob ich ... Schon seit längerem bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass jedes Ereignis und jede Begegnung eine unverzichtbare Fußspur auf meinem Lebensweg ist.
Um nun den Bogen zu dem Geburtstagskind zu schlagen: Da gilt für mich noch viel mehr "Nicht ohne meine Tochter!"
Wenn ich an sie denke, sehe ich unsere Gespräche, ungetrübtes Vertrauen, unerschöpfliche Inspiration und Quelle steter Freude. Dass sie ein besonderes Geschenk darstellt, das das Leben für mich bereit gehalten hat, sollte ich mir eigentlich viel öfter bewusst machen - nicht nur an ihrem Geburtstag.
Ihre Spuren sind auf jeden Fall nicht nur in meinem täglichen Leben, sondern in allen meinen Geschichten ... Und das hat sich einmal ein öffentliches "Danke!" verdient!

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Verschlimmbessern

Schon wieder eine neue Erkenntnis: Ich neige offenbar dazu, Texte zu Tode zu korrigieren.
Als Schnell-in-einem-Guss-Schreiber entwickle ich während der Erstfassung ein Gefühl für den Text. Dieses lässt sich in der Phase der ersten Überarbeitungen auch noch verdichten und auf zentrale Aussagepunkte konzentrieren. (Was sehr gut und dem Text förderlich ist - Dank auch der sehr einfühlsamen Zusammenarbeit mit meiner wichtigsten Testleserin!)

In der - für mich nun ganz neuen - Finalphase der Abstimmung mit mehr als einer Wunschvorstellung an meinen Text verliere ich dann aber den Kontakt zur Stimme meiner Geschichte. Ich versuche, es einfach nur richtig zu machen, ohne offenbar wirklich internalisiert zu haben, was denn eigentlich unter "richtig" zu verstehen ist. Ich konzentriere mich auf Details, ohne ihren Zusammenhang zu sehen und das, was mit dem Rest der Story-Maschinerie passiert, wenn ich an einer Schraube drehe.

Ich lerne gerade, wieder zu mir selbst zurückzukehren, ohne dabei mögliche Verbesserungesvorschläge ungefragt hinzunehmen oder abzublocken. Dabei helfen mir (in meinem Fall vor allem virtuelle) Gespräche, die mich nicht drängen, sondern beraten - und die beruhigend klare Stimme meiner "besseren Autorenhälfte", die sich (Gott sei's gedankt und getrommelt!) den Durchblick bewahrt hat.

Nun habe ich das Gefühl, wieder in meiner Geschichte "daheim" zu sein. Und die Hoffnung, dass diese Stimmung auch auf die Endabnehmer übertragbar ist. In Kürze werde ich es wissen ...

Sonntag, 7. Dezember 2008

Köhlmeier-Lesung

Wann immer mich jemand nach meinem Lieblingsschriftsteller fragt, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Michael Köhlmeier!"

Angefangen hat alles vor ca. 15 Jahren mit einer langen Autofahrt in den Urlaub und zwei quengeligen Kindern im Fond. Eine gute Freundin hat uns "Die griechischen Sagen, erzählt von Michael Köhlmeier" auf insgesamt 10 CDs mitgegeben - und diese weise Voraussicht hat uns nicht nur vor einem innerfamiliären Super-Gau bewahrt, sondern den Grundstein für eine seither ungebrochene Liebe zu seinen (Hör)Büchern gelegt.

Vor fünf Jahren habe ich ihn dann einmal live erlebt.
Er erzählte Shakespeares "Sommernachtstraum" zur Musik von Mendelsohn-Bartholdy. Freihändig. Lebendig. Zum Verlieben schön.
Seitdem bin ich süchtig. Und verzweifelt auf der Suche nach mehr von seinen Auftritten.
Er aber machte sich (leider auch aus sehr traurigen persönlichen Gründen) überaus rar.

Und heute hat mir der Nikolo eine Lesung ins Sackerl gelegt!
Wr. Neustadt, Stadttheater. "Sagen aus Österreich". Michael Köhlmeier.

Meine Güte! Ich bin immer noch so high, dass sich die Gänsehaut nicht legt.
Ihn muss man einfach einmal live erlebt haben! Er liest nicht, er erzählt. Es sind seine Worte, seine Mimik, seine Gesten und die Art, wie er zwischen den Worten noch mehr sagt. In einem leisen Blick zur Seite, in einem Niederschlagen der Augen oder einer bewusst eingelegten Pause zwischen zwei Worten liegt eine ganze Welt an Aussagekraft.

Für mich ist er ein wahrer Nachkomme der "fahrenden Sänger". Seine Liebe zu Geschichte und Geschichten trägt er sichtbar wie ein Banner - und der Funke springt augenblicklich über.
"Die Geschichten laufen durch mich hindurch und kommen anschließend Köhlmeier-gefärbt wieder heraus" (Originalzitat - durch mich hindurchgelaufen und vielleicht ein bisschen Gfrerer-gedächtnisgeschwächt-gefärbt hier wieder herausgelaufen ;-) )

Sein lebendiger Vortrag, gespickt mit Augenzwinkern und feinem Humor, lässt spüren, wie sehr er nicht nur die Sprache liebt, sondern auch die Menschen, die er mit seinen Worten zum Leben erweckt. Egal, ob er Sagen, die Bibel oder eigene Geschichten erzählt. Allen gemeinsam ist sein zärtlicher Blick auf die Schicksale der Menschen, über die er sich nicht erhebt, sondern die er mitlebt, -leidet und -trägt.

Danke, lieber Nikolaus, für diesen einmalig schönen Abend!

Samstag, 6. Dezember 2008

Differenzierter Umgang mit Sprache

Ich habe wieder vieles über die Sprache und die Menschen, die diese als eines ihrer möglichen Kommunikationsmittel einsetzen, gelernt. Je nach Mentalität würde der eine sich bemühen, niemals auch nur ein Wort in einer Fremdsprache von sich zu geben, sobald jemand in der Nähe ist, der dieser Sprache nicht mächtig ist, während ein anderer gar nichts dabei findet, in seiner Muttersprache munter vor sich hin zu brabbeln, obwohl ihm dann nur mehr eine sehr eingeschränkte Zielgruppe folgen kann.

Wie wichtig so eine Art von Wissen ist, wurde mir in diesen Tage erst so richtig klar.
Mein Versuch, es allen recht zu machen, würde schrecklich in die Hose gehen, wenn ich die unterschiedlichen Zugangsweisen der jeweiligen Volksgruppen missachtete.
Ein echter Russe streut nun mal keine Vokabel ein, mit denen außer ihm niemand etwas anfangen kann. Eigentlich wusste ich das bisher noch nicht - und trotzdem war mir mein "Akzent"-Ansatz von Anfang an lieber gewesen.
Ich bin froh, nun die entsprechend fundierten Argumente aus garantiert glaubwürdiger Quelle erhalten zu haben, mit denen ich nun rückengestärkt in die Diskussion ziehen kann. Ich hoffe (und wäre sehr erleichtert), wenn die Darstellung überzeugend gelingt.

Nur zu gerne nütze ich jede Gelegenheit, den Lesegenuß durch fundierte Recherche und Glaubwürdigkeit erhöhen zu können. Es wäre traurig für mich, wenn es Leser gäbe, die über Stellen stolpern, weil diese nicht authentisch geschrieben sind. Ich würde gerne möglichst jeden Grund für ein Kopfschütteln vermeiden ...

Freitag, 5. Dezember 2008

Wieder einmal: Fertig!

Wie oft kann man eigentlich mit einer Sache fertig sein?
Darauf gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten. Die, die ich momentan für mich als die Passende auserkoren habe, lautet: Immer wieder! Bis das gute Stück im Druck ist!
So oft kann sich aber die "Ich bin fertig"-Prozedur nun doch nicht mehr wiederholen.
Denn dieses Wochenende schicke ich meine vorläufige Endversion wieder ans Lektorat zurück - natürlich erst, nachdem auch die russische Native-Speakerin sich mit meiner Lösung des Slawik-Akzent-Problems einverstanden erklärt hat.
Und wenn meine Lektorin nichts Gravierendes mehr findet, kommt das Konvolut am 16. Dezember in den Satz.
Das alles ist tatsächlich wahnsinnig aufregend! Und eigentlich überhaupt kein "Wieder einmal" - sondern ein atemlos-jungfräulicher Schritt nach dem anderen - auf dem Weg zu meiner ersten Roman-Fertigstellung.
Schlaf- und atemberaubend phantastisch!

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Heissa! Endspurt!

8:30 Uhr. Normalerweise bin ich um diese Zeit zu keinem klaren Gedanken fähig.
Doch erstaunicherweise weiß mein verantwortungsvoller Teil in mir, dass ich heute einen wichtigen Termin habe und lässt mich bereits 10 Minuten zu früh geschneuzt und gekampelt zu Telefon und Computer schweben (an eine andere Art der Fortbewegung kann ich mich nicht erinnern ...).
Zweieinhalb Stunden später steht fest, dass ich zwar noch einiges zu tun habe, das aber mit der frohen Hoffnung, damit auch bis zum benötigten Stichtag fertig zu werden. Am 16. Dezember soll Charlie dann in Satz gehen - Wahnsinn! Das geht ja plötzlich so viel schneller, als ich gedacht hatte! Die feuchten Hände sind ein Nebenprodukt der Euphorie, die meinen heutigen Tag in sonniges Toskanalicht getaucht hat.

Das Zeitsprung-Problem hat sich schon während des Telefonats auflösen lassen, am Akzent-Problem arbeite ich noch - aber ich denke, ich habe eine praktikable Lösung gefunden, die ich einigen guten Vorschlägen aus dem Forum zu verdanken habe. Mal sehen, ob die Nachtvariante den Morgensegen erhält.

Das Herz ist weit, das Hirn wird leer.
Der Polster schreit - ich hinterher!
Er schlägt mich breit, der Kopf wird schwer.
Na gut. S'ist Zeit. Morgen dann mehr :-))

Freitag, 28. November 2008

Zwischen zwei Atemzügen

Kennt ihr das? Dieses Gefühl der Schwerelosigkeit, gepaart mit der Ungewissheit, was kommt? Das Gefühl genau in diesem Moment, wenn man fertig ausgeatmet hat, aber noch nicht bereit ist, die Lunge neu zu füllen?
Da könnte alles passieren.
Genau in diesem Moment könnte das Leben enden und ich wäre ihm nichts schuldig.
Mit dem Einatmen kommt das Leben. Der Brustkorb wird weit und füllt sich prall mit Energie. Sauerstoffzufuhr sorgt für frische Gedanken. Wird weitertransportiert. Aufgenommen. Verwertet. Umgesetzt.
Dann wendet sich der Zug aufs Leben. Was nicht gebraucht wird, muss raus, bevor es Schaden anrichten kann. Platz wird geschaffen - für den nächsten Atemzug.
Im Zentrum des Nehmens und Gebens liegt aber dieser kurze Moment des Innehaltens.

An diesem Punkt sehe ich mich stehen.
Die Euphorie im Hyper-Sauerstoff-Zustand gleitet in ein ruhiges Ausatmen über. Ich horche in mich hinein. Überlege, ob mein Ross nicht doch zu hoch ist. Ob ich im "Kreislauf der Buchwerdung" so ankomme, wie ich mich positionieren wollte, oder ob meine Ansprüche (an wen doch gleich?) überzogen sind. Wirke ich womöglich überheblich? Unbelehrbar? Sturköpfig?
Einatmen - Ausatmen.
Ich zögere den Moment ein bisschen hinaus bis zum nächsten Atemzug.
Und genieße das Gleichgewicht, in dem der Kopf frei ist von dem Vergangenen und die Sinne sich für das Zukünftige bereit machen.

Der Versuch, im Gleichgewicht zwischen (nach)geben und (über)nehmen zu bleiben, ist der Versuch, den Augenblick zwischen den Atemzügen so bewusst wie möglich zu erleben.

Mittwoch, 26. November 2008

Erschöpft aber zufrieden

Mit dem Absenden meiner Antworten habe ich nun diese erste Frage-Antwort-Runde abgeschlossen. Ich bin froh und auch ein bisschen stolz, dass ich meinen strengen Zeitplan tatsächlich einhalten konnte (trotz brotberuflichem Wahnsinn, der offenbar momentan bei allen Freiberuflern Usus ist).
Und ich bin auch froh - und sogar ziemlich stolz! -, dass ich mir und meinem Text treu geblieben bin. Es gibt keine einzige Forderung, die ich "einfach so" erfüllt habe, um mich kooperativ zu zeigen. Jedes "ja, das stimmt!" kommt von Herzen und ich bin überzeugt davon, dass eine Änderung tatsächlich eine Verbesserung darstellt.
Und genauso geht es mir auch mit den "Nein, das sehe ich nicht so." Es gibt keine Neins ohne eine ausführliche Erklärung, warum ich denke/fühle/überzeugt bin, dass meine Variante die Ehrlichere/Bessere/Passendere ist. Ich habe einen Anspruch - an mich als Autor und an meine (hoffentlich zukünftigen!) Leser. Ich traue ihnen zu, Zusammenhänge zu erkennen und Hinweisen folgen zu können. Ich will unter keinen Umständen aus meiner Geschichte eine Autobahn machen, auf der auch die Führerschein-Lotterie-Gewinner ihren flotten 40er fahren können.
Und diesen Anspruch habe ich fürs Erste verteidigt.
Ich hoffe, dass meine Argumentation überzeugend war.
Denn ich liebe Charlie und Co. mit jeder Minute mehr ...

Dienstag, 25. November 2008

Voll im Plan

Neuer Zwischenstand: noch 47 offene Fragen und die Erkenntnis, dass ich besonders bei Ortsbeschreibungen immer noch zu viel voraussetze, was ich als selbstverständlich empfinde, aber offenbar auch anders gelesen werden kann. Die Szene in und um Schönbrunn harrt also noch meiner tiefer empfundenen Detailtreue.
Sonst war ich heute mit meinem Text sehr einig.
Charlie ist ein bisschen in die Knie gegangen (winke zu Frau R.! Deine Szene ist zu neuen Ehren gekommen! Und irgendwie bin ich plötzlich auch davon überzeugt, dass sie viel stimmiger ist, als das, was ich mir vorher ertrotzt hab. Gut Ding braucht offenbar gerade bei mir besonders viel Weile ...)
Auf der anderen Seite hab ich bei einigen Stellen - hoffe ich - gut erklären können, warum ich das genau so und wirklich nicht ein bisschen anders haben will.

Morgen also kommt dann das Finale dran.
Das ist der Teil, der noch am wenigsten tief in mir verankert ist.
Ich hoffe, ich finde auch da wieder das richtige Maß an "beigeben" (natürlich nicht klein!) und "beibehalten".

Montag, 24. November 2008

Frage-Antwort-Spiel "The Beginning"

Ich finde langsam Gefallen an meinem virtuellen Zwiegespräch.
Seite um Seite, Frage für Frage arbeite ich mich durch mein aufgedröseltes Projekt. Wie bei meinen Romanfiguren gewinnt auch meine Lektorin im Zuge der Arbeit an Dreidimensionalität. Sie sitzt nun neben meiner Besetzung ebenfalls an meinem Schreibtisch und diskutiert mit. Das macht Spaß! Ehrlich!
Inzwischen habe ich die magische Seite 100 erreicht.
53 Fragen sind beantwortet - manche Ausführungen sind intern heiß diskutiert und ich bin schon auf das reale Feedback gespannt. Wie viel wird sich mit meinen virtuellen Tischgesprächen tatsächlich decken?

101 Fragen sind noch offen. Geschätzte 2-3 Tage resp. Nächte Diskussionsarbeit.
Manchmal kann Ungeduld eine echt konstruktive Wirkung haben ...

Donnerstag, 20. November 2008

Gong! Aufruf zur zweiten Runde!

Gefühlsmäßig war ich von Charlie und Co. schon ziemlich abgenabelt. Mein neuer Plot nahm das Zentrum meiner Gedanken ein und als ich heute Abend im Mailserver den Namen meiner Lektorin sah, war ich fast irritiert.
Dann aber wurde mir mit einem Schlag klar, was diese (eigentlich heiß ersehnte) Nachricht zu bedeuten hat: Das Finale hat begonnen! Charlie und ihre Mitstreiter bekommen nun endlich ihre Druckreife verpasst.

Die lange Liste der Fragen (und ich schwöre, sie ist wirklich U-N-B-E-SCH-R-EI-B-L-I-CH lang!) hat mich ein paar Mal schlucken lassen. Wie kann das sein, dass es noch immer so viele Unklarheiten gibt? Aber beim zweiten und dritten Durchgang konnte ich die Flut schon etwas differenzierter betrachten. Vieles (hoffnungsfroh behaupte ich jetzt einmal "das meiste" :-) ) lässt sich sehr leicht klären. Manche Unklarheit beruht sogar auf der Tatsache, dass der Hinweis einfach überlesen wurde. Das alles werde ich also sehr schnell ins Reine bringen. Und was dann noch übrig bleibt, soll mich nicht umwerfen.
Ich hab den völlig verknoteten Showdown auflösen können! Wovor sollte ich mich da noch fürchten?
Also dann: Auf in den Kampf zum letzten Gefecht :-)
Auf dass meine Charlie hoffentlich bald schon den lektoralen Segen erhalten möge ...

Mittwoch, 19. November 2008

Plotten mit Tarotkarten

Immer noch kreise ich um meinen neuen Plot und komm einfach nicht auf den Punkt. Schon wieder schiebt sich eine Figur in den Vordergrund, der ich bisher offenbar zu wenig Beachtung geschenkt habe. Heute Abend hat der kleine Bruder lautstark Meldung gemacht und neuerlich etwas verschoben, was für mich eigentlich als zentraler Auslöser schon sehr festgeschrieben war.
Seine Ideen hebeln meine Roman-Richtlinien aus den Angeln!
Ich bin schockiert und lehne ab. Doch weil ich seinen glasklaren, geduldig vorgetragenen Argumenten nicht wirklich etwas Überzeugendes entgegensetzen kann, lasse ich die neuen Bedingungen letztendlich doch zu.
Doch genau in diesem Moment drückt er mir wieder die Regie in die Hand.
"Super! Dann mach mal!" grinst er fröhlich und blitzt mich mit seinen blauen Augen an.
Stirnrunzeln und eine Flut von Fragenzeichen auf dem Plot-Papier sind die Folge.

Da fällt mir der Workshop ein, den ich beim letzten Montsegur-Treffen belegt habe.
"Plotten mit Tarotkarten".
Genial. Dafür habe ich alles da:
Eine Menge unbeantworteter Fragen, Karten und die Anleitung für eine umfassende Legeform.
Ich bin gespannt und schreibe meine erste Frage auf:
"Welche Rolle spielt Ivo für die Auflösung der Geschichte?"
Es kann so berauschend sein, wenn sich neue Fenster öffnen und die Geschichte plötzlich noch mehr Hintergrund und Tiefe bekommt! Seine erstarkte Präsenz wirft nicht mein Konzept um, sondern vertieft es und schafft eine Dynamik, die ich allein durch das Handeln der Mutter niemals so erreicht hätte. Er ist ihr Katalysator und gibt ihrem Tun den entsprechenden Hintergrund.
Mit der Beantwortung meiner zweiten Frage schenke ich mir dann auch gleich eine witzige Szene, auf deren Ausführung ich mich schon jetzt richtig freue. Ein bisschen setze ich mir damit selbst ein heimliches Denkmal - wie die Fresko-Maler der Rennaissance, die oftmals ihr Konterfei in eine Szene geschummelt haben - irgendwo lässig am Rand gegen eine Säule gelehnt :-)

So um einen Plot gekämpft hab ich eigentlich noch nie.
Aber so viele geniale Überraschungen hatte ich dabei auch erst selten.

Dienstag, 18. November 2008

Erste Belegexemplare

Diesmal konnte ich das dicke braune Postpaket echt nicht übersehen!
Mein Name stand vorne drauf, und als Absender "Lingen Verlag".
Juhu! Meine beiden zugesagten 365-Gute Nacht-Geschichten-Exemplare sind trotz drohendem Poststreik überraschend schnell bei mir angekommen.
Immer hab ich mich gefragt, wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich zum allerersten Mal etwas von mir in Buchform in Händen halte. Doch. Aufregend ist es schon. Der Pappkarton bietet keinen echten Widerstand. Und das Gewicht liegt toll in den Händen. Das Buch ist größer und dicker, als ich es mir vorgestellt habe. Und schön lustig bunt. Auf den ersten Blick gefällts mir gut.
Aber ich kann es nicht gleich vom Zellophan befreien. Erst muss der Futternapf der Katzen gefüllt werden, die mich auf Schritt und Tritt verfolgen. Ihr Blick klebt an jeder meiner Handbewegungen und wird mit jeder Minute vorwurfsvoller, die ich nicht zielgerichtet dafür verwende, ihrer Hungersnot Linderung zu verschaffen.
Der Grund unserer Vorfreude deckt sich zwar nicht, in Summe stelle ich sie mir aber sehr ähnlich vor. Und während meine beiden Schnurrer sich den Bauch vollschlagen, als gäbe es kein Morgen, schlage ich zum ersten Mal den dicken Deckel auf.
Gleich die erste Geschichte ist von mir! Was mich irrational grinsen lässt. Vorsichtig blättere ich weiter. Das Layout ist ebenso liebevoll und bunt, wie es schon von außen anmutet, die Illustrationen zwar recht unterschiedlich ausgeführt, aber stimmig.
Jetzt suche ich gezielt nach meinen weiteren Geschichten. Ganz hinten stoße ich auf das Register. Da steht es jetzt also tatsächlich schwarz auf weiß: Ich (be)finde mich - in guter alphabetischer Gesellschaft mit einer Menge Namen, die ich auch kenne - aufgelistet als einer der Autoren.
Doch. Das ist ein schönes Gefühl. Auch wenns nicht ganz so überwältigend ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber vielleicht liegt es ja daran, dass ich nur einen winzigkleinen Bruchteil zu dem Buch beigetragen habe. Und dass bei zwei meiner Geschichten der (witzige) Schlussgag einer Verniedlichungs-Lektoren-Korrektur zum Opfer gefallen ist, von der ich bis dato nichts wusste (was mich im ersten Moment irritiert, dann aber gar nicht wirklich berührt hat).
Oja, ich freu mich schon. Und ich stelle mir das Gesicht meiner Mama vor, wenn ich ihr mein erstes richtiges Druckwerk in die Hand lege. Und darauf freue ich mich besonders.
Aber ich glaube, das ganz richtig wahnsinnige Herzklopfen hebe ich mir für meine Charlie auf. Denn die ist tatsächlich mein erstes ureigenes Baby, an dem (hoffentlich) jeder Buchstabe meine Handschrift tragen wird.

Mittwoch, 12. November 2008

Der Wolf im Schafspelz

Die Phase beim Plotten, in der sich die neuen Figuren (oft unaufgefordert - siehe Vor-Post) in mein Leben schleusen, ist immer voller Überraschungen.
Ich hatte mir für heute vorgenommen, an meiner Storyline weiterzustricken. Vorgeschichte - Haken - auslösendes Ereignis - die ersten Eckpunkte waren eigentlich schon seit längerem gut ausgelegt und ich wollte mich ein wenig der Fleischwerdung zuwenden. Der heutige Abend schien mir geradezu prädestiniert dafür. Keine Kinder im Haus, die nach Essen greinen, alle dringlichen Verpflichtung erfüllt - raus aus dem Hamsterrad, rein in die Kuschelklamotten - und los gehts!
Hatte ich mir so vorgestellt.
Die frühen Abendstunden ticken gegen die Späteren ... die erwartungsvolle Miene verzieht kräuselnd die Stirn ... die Finger aber klicken in den Blogs und Foren rum und wollen nichts mit meinen Plänen zu tun haben. Überraschend kommt dann doch auch noch ein Kind und greint nach Essen - und meine Figuren lümmeln derweil irgendwo auf dem Sofa und tun von der gestrigen Verfolgungsjagd auf erschöpft.
Das kann ich mir nun aber wirklich nicht gefallen lassen!
Wild entschlossen hole ich mein Worddokument aus dem Hintergrund nach vorne und schreibe
"Kapitel 4" auf die neue Seite. Prolog, Kapitel 1, 2 und 3 sind schon skizziert und suchen Anschluss.
Ich pfeif auf Logisches und lass den reden, der mir schon gestern den letzten Nerv geraubt hat: den Antagonisten (obwohl der ohnehin dauernd quasselt und ich eigentlich schon langsam genug von ihm hab!). Und was der mir erzählt, reisst mir den wohlproportionierten Kapitel1-bis-3-Ablauf in Stücke und fordert eine Neukonzeptionierung! Einfach so!
Und was soll ich sagen: Kapitel 1 wurde 2, schob das ursprüngliche zweite auf die vierte Stelle, verlangte dringend nach einem neuen Einstieg und ließ das ehemals letzte vorrücken. Hach! Und jetzt stimmen die Abläufe zusammen, Handlungen erklären sich logisch, ohne langmächtig eingeführt werden zu müssen und mein Bösewicht schlüpft grinsend in einen Schafspelz, den ihm sein Opfer auch noch mit bewunderndem Augenaufschlag hochhält.

Was ich daraus gelernt habe?
Hör auf, zu planen und lass sie reden -
frei nach den "Ärzten": Das ha'm sie immer schon gemacht :-)

Dienstag, 11. November 2008

Schlafräuber-Spielchen

In der heißen Phase des Plottens kennen meine Synapsen offenbar keine Gnade.
Du bist müde? - Nicht doch!
Hegst sogar so etwas wie Schlafbedürfnis? - Reduktion auf das Minimum ist angesagt!
Du empfindest das Eindringen in deine R.E.M.-Phase als feindliche Traumübernahme? - Wenn sonst schon nichts mehr läuft ...!

Interessanterweise lässt mich mein "Perpetuum Plotterle" nicht bei seinen grausamen Einfällen mitspielen. Zum hilf- und atemlosen Zuschauer degradiert, muss ich mit ansehen, wie meine tapfere Agentin sich dem unfassbar brutal-hinterhältigen, aalglatten Verbrecher ein Duell liefert, bei dem sie trotz vollstem Körpereinsatzes gnadenlos unterlegen ist. Bei diesem rasanten Katz- und Maus-Spiel ist mir bald klar, dass sie ihm in die Falle geht. Aber ich kann sie nicht retten.
Ich mag wenigstens wegschauen, aber "Es" lässt mich nicht ... Verdammt!
Ich versuche mir klar zu machen, dass ich lediglich die Gefangene meines eigenen Traums bin, wiederhole in einem zwecklosen Mantra, dass ich entweder sofort aufzuwachen oder in Tiefschlaf zu fallen wünsche - doch auf mich hört wieder mal keiner!
Eine bessere Foltermethode könnte ich mir im Wachzustand auch nicht einfallen lassen.
Erst der Morgen und die Sehnsucht nach Erholung-schenkendem-wenigstens-fünf-Minuten-Schlaf zu einem Zeitpunkt, an dem mir schon der Gedanke daran strengstens verboten ist, setzt dem wilden Treiben ein Ende.

Können diese entfesselten Fantasien tatsächlich meinem Hirn entsprungen sein? So etwas ist doch absolut nicht jugendkrimitauglich! Was soll ich damit?
Doch nach und nach dämmert es mir: Es geht um die Ängste, die Gefühle von Unterlegenheit, die Ahnung einer unfassbaren Grausamkeit, der meine Heldin ausgesetzt wird. Es geht mir (hoffentlich!) nicht um die brutalen Details, sondern darum, ihren Gemütszustand am eigenen Leib zu erfahren - um dieses Erleben später in die Handlung einbetten zu können.

... und außerdem hab ich einen Antagonisten erschaffen, der mich echt umgehauen hat, so schön war der! Über den tieferen Sinn dahinter werde ich noch nachdenken müssen ...

Und, nein! Ich hab den neuen James Bond noch nicht gesehen! Nervenzerfetzende Verfolgungsjagden krieg ich offenbar auch ganz ohne visuelle Vorbilder hin. Mal sehen, was mir heute wieder spielend den Schlaf raubt ...

Montag, 10. November 2008

Copyright

Ganz heiß ist mich beim Schmökern in Alices Blog gerade was angesprungen.
Ich hab auch eine Textzeile eines Songs in meiner Charlie-Geschichte! Sie ist zwar ziemlich zerfleddert und aufgrund von akutem Rauschzustand massiv verzerrt wiedergegeben, aber ich identifiziere sie selbst ganz eindeutig als Teil eines Songtextes der "Kaiser Chiefs".
Verdammt! Muss ich dafür jetzt auch die Erlaubnis dafür einholen, das in meinem Buch verwenden zu dürfen??
Wenn ja, wie krieg ich das hin????
Ich hab schon öfter in Romanen die Namen von Bands oder Songwritern gelesen, die es wirklich gibt. Haben die alle um Erlaubnis gefragt? Oder sollte ich die Textstellen ändern? Genügt es, wenn ich ein paar Worte austausche? Und wie ist das mit Markennamen? Meine Mädels sind sehr modebewusst - da geht nichts ohne "Nike", "Tommy Hilfiger" oder "Billabong". Muss ich die auch alle fragen?
Na servas - hoffentlich wissen die das beim Verlag.
An solche Sachen hab ich bisher noch nie einen Gedanken verschwendet, als ich noch unbedarft für die Schublade geschrieben habe ...

Montag, 3. November 2008

Sapper(p)lot!

Meine Figuren werden langsam immer lebendiger. Interessanterweise sind es diesmal die Erwachsenen, die sich in die erste Reihe drängen und mitten in meine Bemühungen, mich an Lisas wundervolles "Drei-Akt-Modell" zu halten, mit ihren Befindlichkeiten platzen. Weil diese aber wirklich spannend sind, lass ich sie einfach mal gewähren. Sie ahnen wahrscheinlich noch nicht, dass das meiste davon, was sie mir jetzt erzählen, wenn überhaupt nur indirekt in den Plot einfließen wird. Schließlich soll es ein Jugendkrimi werden und da haben die Erwachsenen nun einmal keinen Platz in der fußfreien Zone. Aber dennoch brauche ich all das Hintergrundwissen, das sie mir jetzt beim Brainstormen so freimütig zur Verfügung stellen. Ihre Geschichte wird zum Geländer, an dem meine Hauptdarsteller dann ihrem Weg gehen können - falls ich jemals Zeit haben werde, mich mit deren Geschichte zu befassen. Momentan prügeln sich die Großen wie die Kinder um meine Aufmerksamkeit.
Vielleicht meinen sie, damit als Jugendliche durchzugehen ;-)
Ich bin gespannt, wie lange sich die Jugend diese Midlifcrisis der Altvorderen noch anschauen werden. Ich erwarte jedenfalls jederzeit ein deutliches "Sapperlot! Jetzt kommen wir!"
Oder ist die Jugend von heute zu gut erzogen?

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Genau deswegen!

Es ist kurz nach 2 Uhr. Ich befinde mich in einem verwilderten Garten. Genauer in einem morbid angegammelten Pavillon, der wiederum in eben diesem verwilderten Garten steht. Ein Lichtermeer von flackernden Kerzen erzeugt Romantik, die sich in schmelzende Geigentöne übersetzt. Ein dunkelhaariges Mädchen. Ein rotblonder Junge. Ein scheuer Blick. Die Hand, die den Körper des anderen sucht.
Die Geigen intensivieren sich - und kippen plötzlich ins unerklärlich Bedrohliche.
Da ist noch jemand. Und der hat nichts Gutes im Sinn ...
Meine Finger versuchen den hetzenden Gedanken über die Tastatur zu folgen. Mein Wangen glühen. Meine Augen sehen hinter den anwachsenden Buchstabenfolgen die Bilder, meine Ohren hören, was ich aufzuschreiben versuche.
Das ist es, was aufputschender wirkt als ein Cocktail aus Koffein, Adrenalin und Serotonin!
Was mich die Zeit vergessen lässt und mit verklärtem Blick der verständnislosen Aufforderung, doch endlich ins Bett zu kommen, den Wind aus den Segeln nimmt.
Genau deswegen kann ich nicht aufhören, den Stimmen zu folgen, die mir ihre Geschichten erzählen und mich dazu drängen, mich wirklich und immer tiefer auf sie einzulassen.
Wer diesem Virus nicht verfallen ist, kann nur verständnislos auf die Uhr schauen. Wer aber selbst das Fieber kennt, weiß, warum es nichts Schöneres geben kann.
2 Uhr 30 - und kein bisschen müde - was nicht weiter verwundert. Jetzt, wo es grad spannend wird ...

Dienstag, 28. Oktober 2008

Endlich angefixt!

Ich kenn das noch aus der Zeit, als mein allererstes Auto so alt war, dass ich es abends prinzipiell nur bergab geparkt habe: Nach längerer Stehzeit (die damals allerdings schon nach wenigen Stunden in Kraft getreten ist) war das Ding nur durch beinmuskuläres "Anrennen" wieder in Gang zu bringen. Wie hab ich mich jedes Mal über das hustende Stottern gefreut, wenn der Motor knapp vor der ersten Steigung angesprungen ist!
So ähnlich ging es mir die letzten Tage mit meinem neuen Plot. Die schlichte Aufforderung meiner höchstgeschätzten Arschtreterin, doch einfach mal ein paar Schritte loszulaufen, brachte endlich den Karren in Bewegung.
Noch sind die Fragmente ungeordnet wie ein Haufen Post-its nach dem Lüften. Aber es gibt immerhin sechs Seiten, auf denen ich Ideensplitter, Szeneteilchen, Dialogansätze und Querverbindungen schriftlich festgehalten habe. So mancher Charakter hat sich alleine dadurch aufgetan, dass ich mich der Person zielgerichtet zugewendet habe.
Noch kenne ich viele zentrale Fragen nicht - geschweige denn die Antworten darauf. Der Plot ist zerfleddert, die Fäden alles, nur nicht rot. Aber ich spüre die Lava in mir brodeln. Die Kruste bebt und der Motor hustet. Noch ein paar steile Abhänge - und ich habe die Hoffnung, dass mein gutes altes Wägelchen wieder seinen Weg findet.
Es geht halt nix über altbewährte Methoden der Problembewältigung :-)

Freitag, 17. Oktober 2008

Zähflüssig

Es gibt Tage, die fühlen sich an, als müsste ich sie - bis zu den Waden in schwarzem Schlamm eingesunken - mühsam durchwaten. Die Ideen in meinem Kopf: zähflüssig. Die Umsetzung: zähflüssig. Sogar das Luftholen: zähflüssig.
Ich ringe um jeden Schritt und habe dabei das Gefühl, mich nicht fortzubewegen. Ich lese querbeet - Blogs, Foren, Bücher. Laufe im Regen durch den Tierpark - Abenddämmerung, geniale Geräuschkulisse, sensationell morbide Endzeit-Stimmung! Ich sauge Ideenbringer in mich rein - leuchtkugelförmige Glanzlicher an Möglichkeiten. Doch sie verflüchtigen sich mit dem Nebel des nächtlichen Herbstes, bevor ich sie mit Worten an mich binden kann.
Meine neue Protagonistin möchte mit mir reden, aber ich höre zu viele Stimmen, um mich auf ihre konzentrieren zu können. Da quasselt einer von einem Verbrechen auf einer Baustelle - doch wenn ichs genauer wissen will, zuckt er nur mit den Schultern und verschwimmt mit der aufkommenden Nacht. Ein Friedhof spielt eine Rolle. Und eine Jugend-Gang mit rassistischem Unterbau. Mein Mädel ist kämpferisch. Mutig. Aber auch ein bisschen zwischen den Welten. Sie ringt um das Gefühl der Heimat. Ist für die Neuen zu konservativ und für die Eigenen zu ausgeflippt. Ich möchte ihr jemanden an die Seite stellen, der sie unterstützt, von dem sie sich verstanden fühlt.
Ist es vielleicht ihr zähes Ringen, das meine Schritte so sehr lähmt? Beginne ich, in ihre Schuhe zu schlüpfen?

Sonntag, 12. Oktober 2008

Foren als Recherchequelle

Gerade habe ich was Interessantes festgestellt: Foren sind eine ausgezeichnete Quelle, um rasch und möglichst umfassend an wichtige Details für glaubwürdige Charaktere heranzukommen.
Während Ursula sich an der (sicher viel) lustige(re)n Spielefront herumtreibt, forsche ich für meine neue Krimi-Idee im Balkanforum. Ich suche nach authentischen Aussagen über das Leben als jugendlicher Flüchtling in Österreich.
Im Zuge das Balkankriegs vor fünfzehn Jahren sind viele Familien vor den Kriegsgräueln in unser Land geflüchtet. Ich suche nach den Kindern, die damals vielleicht gerade 2, 3 Jahre alt waren. Ich interessiere mich für ihre Schilderungen von dem Leben, das sie nun in ihrer neuen Heimat führen. Wie sie mit kulturellen, religiösen und innerfamiliären Spannungen zurecht kommen - oder ob es da eigentlich viel weniger Probleme gibt, als ich es mir so vorstelle.
Vor allem die Aussagen von jungen Mädchen brauche ich - denn meine neue Herzdame ist eine siebzehnjährige Bosnierin. Ich bin auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihren Spuren in die alte Heimat. Wie sehen ihre Träume aus? Womit hat sie zu kämpfen? Welche Rolle spielen familiäre Strukturen? Gerade die Rolle der Frau kann ja zu einem interkulturellen Spannungsfeld werden. Welche Regeln gelten mehr? Die unserer Gesellschaftsstruktur? Oder die, ihres Herkunftslandes?
Zu diesem Zweck habe ich mir einen Account zugelegt - und warte nun gespannt auf meine Freischaltung und die Antworten, die ich hoffentlich auf meine Fragen erhalte.
In der Zwischenzeit frage ich mich, wie ich es ohne Internet bewerkstelligen würde, an solche Informationen heranzukommen. Ich liebe Recherche in unserer vernetzten Zeit!

Freitag, 3. Oktober 2008

Abgesegnet

Meine hochgeschätzte Testleserin (jaja! Die strenge Frau R.!) hat mir das ok erteilt. Nun ist Charlie endgültig auf dem Weg in ihr (hoffentlich!) neues Zuhause. Puls und Nervenanspannung sind wieder einmal über Normalniveau. Andererseits aber fühle ich mich gut gerüstet. Wer so viel kompetente Beratung und Unterstützung im Rücken hat, sollte sich vor einer professionellen Beurteilung eigentlich nicht fürchten müssen.
Und in diesem Sinne flüchte ich mich die nächsten Tage auf die sonnige Seite der Weltkugel und trainiere das Oooohhhm in unterschiedlichsten Körperhaltungen. Welche zur Entspannung am besten geeignet ist, erfahrt ihr dann in einer Woche!

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Hach! Ich will auch!


Entspanntes Koala-Kuscheln - wer da nicht feststellt, dass er eigentlich total urlaubsreif ist, hat entweder den perfekten Job oder ist bereits kurz mal weg ...
Auch wenn ich gestehen muss, dass ich um nichts auf der Welt auf das geniale Treffen in Oberursel verzichten hätte wollen, spiele ich bei der Betrachtung dieses Fotos mit der Vorstellung, zumindest kurzzeitig einen Körpertausch mit meiner Tochter vorzunehmen.
Den 25 Stunden-Rückflug dürfte sie allerdings dann wieder selbst unternehmen :-)

Donnerstag, 25. September 2008

Neun von neun!

Eine wirkliche Überraschung war heute in der Post!
Meine Gute-Nacht-Geschichten, die ich als Überbrückungshilfe gegen akute Ungeduld verfasst und an die ich tatsächlich gar nicht mehr gedacht habe, wurden alle neun vom Verlag genommen. Dass ich den Vertrag überhaupt noch gefunden habe, bevor ich in Richtung Frankfurt abdüse, verdanke ich einem Zufall. Hätte ich nicht mein Flugticket gesucht (das in ausgedruckter Form nicht spektakulärer aussieht als eine dieser Rechnungen, die ich so gerne und geflissentlich übersehe), wäre ich nie über das weiße Kuvert gestolpert.
Ich sollte meinen Umgang mit der einlangenden Post vielleicht in Zukunft etwas überdenken ...

Montag, 22. September 2008

Fast ein Dejá vù

In einer nostalgischen Anwandlung hab ich ein bisschen in meinem Blog geschmökert. Vor genau einem Jahr stand da was von "Ich bin heute mit Charlie fertig geworden" :-)
Wenn das kein ganz außergewöhnliches Zeichen sein soll?
Denn eigentlich wollte ich ursprünglich oben in der Titelzeile dieses ein Wort schreiben - mit unzählichen Rufzeichen dahinter: FERTIG!!!!!!

Ich habe eben das letzte Glied in der Kette wieder geschlossen.
Die Kapitel (nach der Teilung des Showdowns auf 25 angewachsen) reihen sich wieder sauber aneinander, als hätten sie nie etwas anderes getan :-))
Ein erster Überflieger-Check hat mich nicht aufjaulen, sondern glücklich lächeln lassen.
Naja, dann schalte ich also eine Stufe höher und passe den Ball flach an Miss Controleye.
Ich bin auf ihre seitlich angebrachten Kommentare drahtseilig gespannt.

Von möglichen Stilblüten, Zwerchfellerschütterungen oder Eigentoren wird hier selbstverständlich berichtet - die treue Leserschaft will schließlich unter- und bei der Stange gehalten sein, nicht wahr?
:-))

Sonntag, 21. September 2008

Zöpfe flechten

Der Kreis ist nun fast wieder geschlossen. Das Showdown-Kapitel, das ich total aufgerissen und zerlegt habe, liegt in einem sauberen Zopf vor mir. Eine Flechte ist noch offen. Die mach ich (hoffentlich!) morgen fertig. Dann sollten sich die beiden Schlusskapitel wieder nahtlos anfügen.
Bei der Krankenhaus-Szene warten dann noch ein paar Adaptierungsarbeiten, damit auch die Oma noch einmal zu Wort kommen darf. Ich hab ihr nämlich nach langem Überlegen schweren Herzens die Beteiligung am großen Gemetzel gestrichen.
Auf einen süßen Dialog zwischen Charlie und ihr will ich aber dennoch nicht verzichten.
Für den werde ich also andernorts etwas zeitverschoben eine Bühne zimmern :-) Ich hab schon meinen Architekten beauftragt und ich habe das Gefühl, die Pläne sind bereits gut gediehen.
Ich kanns jetzt schon fast nicht mehr erwarten, was mein Kontrollauge zur neuen Frisur sagen wird.
Auf Haarspray werde ich aber sicherheitshalber noch verzichten.
Wer weiß, was sie noch alles umfrisieren will :-))

Samstag, 20. September 2008

Bauch und Kopf

Mein Kopf hat heute wieder viel Futter bekommen.
Ich könnte Meisterin D. stundenlang lauschen, wie sie von diversen Wende-, Höhe- und Tiefpunkten erzählt und mir anhand von Bildern aller Art die Dramaturgie einer richtig aufgebauten Geschichte erklärt.
Ich habe mich heute als eine bevorzugt Charaktergetriebene selbstidentifiziert, die immer zuerst ihre Protagonisten um sich schart und dann erst auf die Suche nach der passenden Handlung für ihre Küken geht. Sowas ist gut zu wissen. Denn die Erfahrung aus vorangegangenen Werken kann davon berichten, wie oft ich mich schon in Abläufe verrannt habe, die nie und nimmer zu der Figur gehört haben, die ich da durchschicken wollte. Schon im Vorfeld können solche Umwege also vermeiden werden.
Ich werde dieses theoretische Wissen hoffentlich bald einmal mit dem nächsten Plot dem Praxistest unterziehen.

Was mich aber wirklich so richtig narrisch gefreut hat, war die Tatsache, dass ich - ahnungslos und naiv, wie ich nun mal bisher war - bei meinem Krimi doch tatsächlich ganz instinktiv all diese Hoch-, Tief- und Wendepunkte an die richtigen Stellen gesetzt habe.
Dass manchmal der Bauch schon was weiß, wovon der Kopf null Ahnung hat, beruhigt mich irgendwie. Was nicht bedeutet, dass es nicht noch viel mehr beruhigen kann, dem Bäuchlein die Kopfrechnung zur Überprüfung an die Seite zu stellen :-)

Freitag, 19. September 2008

Zähes Ringen

So leicht die "neuen" Perspektiven waren, so schwer habe ich mit dem bestehenden Teil zu kämpfen gehabt. Mit dem Schlusssatz der Schlüsselszene bin ich sehr zufrieden. Der Teil davor muss sich morgen noch einmal bewähren.
Wie zäh die einzelnen Sätze mit mir gerungen haben, ist an der Uhrzeit dieses Posts deutlich zu sehen. Aber gewonnen hab immer noch ich :-)
Bis morgen jedenfalls ...

Mittwoch, 17. September 2008

Mehr drin - und trotzdem schneller?

Geht das denn?

Ich bin ja erst mittendrin im Ausfeilen und lass mir ausnahmsweise sogar Zeit dafür. Aber ich habe das Gefühl, dieses Kapitel 22 wird es in sich haben. Durch die verschiedenen Perspektivabrisse kriegen die Personen Stoff und Körper, obwohl ich ihnen meistens kaum Zeit zum Atmen gebe. Die Szenen wechseln schnell - und trotzdem enthält das Kapitel schon jetzt mehr Informationen, als im Ursprünglichen Platz hatte.
Ich bin gespannt, ob sich die Teile weiter so schön aneinanderschmiegen. Ich hab ein erstaunliches Phänomen entdeckt, das ich (wenn ichs ehrlich zugeben soll) zunächst gar nicht beabsichtigt hatte: Bis jetzt haben alle Schlusssätze der einzelnen Perspektivabschnitte einen perfekten Anschlusssatz in der neuen Perspektive gefunden. Ich war selbst überrascht, als ich es beim Durchlesen entdeckt habe - und ich werd es niemandem verraten ... Öhm ... ich glaub, dann sollte ich es besser nicht hier veröffentlichen :-)
Aber ihr haltet ja alle dicht, oder?

Montag, 15. September 2008

Schwindelfrei

Es ist schon immer wieder erstaunlich -
obwohl ich es jeden Mal erlebe, dass mit dem Schreiben plötzlich das Wissen um die Passform kommt, stehe ich doch immer wieder wie das Kind vor dem Weihnachstbaum und lege den Kopf in den Nacken, um seine Spitze sehen zu können.
Ich bin heute noch einmal das Gerüst durchgegangen, das ich bis zum Finalkapitel errichtet hatte.
Habe hier und da noch eine kleine Sprosse eingebaut, an einer Verbindung geölt, einen zusätzlichen Nagel eingeschlagen - bis ich das Gefühl hatte - Ja, bis hierher trägt die Konstruktion. Und auf einmal war es klar und logisch, in welchem Rhythmus die einzelnen Perspektiven einander für den Showdwn die Hand reichen mussten. In Stichworten hab ich das neue Raster gezeichnet, hab die Konstruktion aufgesetzt und sie im Geiste ablaufen lassen. Und es lief!
Und dann hab ich mir Lisas Liste hergenommen, in der sie die Informationsträger und ihre Nachrichten an den Leser zusammengeschrieben hatte. Meine Güte, herrschte da ein Getümmel - man konnte ja keinen klaren Gedanken fassen!
Die Informationen sind in der neuen Aufmachung im Grunde die gleichen geblieben - aber eine herrliche Ordnung ist eingekehrt, ohne dass irgendein Ereignis ein anderes übertönen oder auf seinen Einsatz warten muss.
Heute war der Augenblick, an dem ich auf dem Dachfirst das Bäumchen aufgesteckt habe.
Und ich hab gar nicht geschwindelt :-)

The day after

Wie in dem berühmten Film selben Titels gab es diesen wirklich großen, alles verändernden, helles Licht verbreitenden Knall. Und heute hab ich mich - noch total verstrahlt ... ähm, nein, da ist jetzt Schluss mit der Analogie! Wenn schon strahlend, dann vor Glück.
Ich habe den heutigen Tag damit zugebracht, eine weitere Perspektive in den Romanverlauf einzuflechten - und aus einer guten Ahnung ist die Gewissheit erwachsen, dass dieser Vorschlag einfach perfekt passt. In diesem neuen Strang kann ich Dinge erzählen, die ich bisher nicht unterbringen konnte, lege für den Leser eine neue Spur, die trotzdem nicht das verrät, was sie ihn glauben lässt und bereitet auch die Struktur des Textes stimmig auf die neue Gestaltung des Showdowns vor.
Nun muss ich für dieses Kapitel keine neuen Perspektiven aus dem Hut zaubern, sondern die Stränge lassen sich harmonisch fortsetzen.
Oh! Mein! Gott! fühlt sich das alles aufregend gut an!
Heute habe ich mich bereits bis zur Megabaustelle vorgearbeitet. Ich sehe das als Fingerübungen für die Kür, die mich die nächsten Tage erwartet. Dann wird sich zeigen, ob ich mit dem neuen Spielzeug auch wirklich umgehen kann.
Leutchen, schnallt euch an! Jetzt bläst ein neuer Wind - bombig!

Sonntag, 14. September 2008

Ecce canem!

War der erste Hund schon ein ziemliches Kaliber, so ernenne ich den zweiten zum unumstrittenen Rudelführer. Nicht nur, dass seine Beseitigung meinen Showdown um unzählige Erklärungsszenen erleichtert, gibt sie der ganzen Geschichte einen zusätzlichen Drive. Der Leser rauft sich die Haare ob der konsequenten Fehleinschätzungen meiner armen Lieblinge - und geht mir letztendlich trotzdem auf den Leim. Und das Schönste daran ist, dass er bis zur überraschenden Enthüllung der "wirklichen Wahrheit" unglaublich stolz drauf ist, genau zu wissen, was eigentlich Sache ist :-))
Das richtig gute Rätselraten wird also nicht durch eine rigorose Informationsdiät ermöglicht, sondern durch ein echt schmackhaftes Menü an Hinweisen, das gezielt dem Leser präparierte Wahrheiten verkauft. Dass am Schluss plötzlich ganz was anderes unter der silbernen Speiseglocke auf dem Teller liegt, macht erst die wahre Gaumenfreude aus.
Na dann: Mahlzeit! (Und ich hoffe, es gibt nicht "Hund à l'Orange" ...)

Freitag, 12. September 2008

Hausübung

Jetzt gehts also ans Eingemachte.
Wo gehen bei meinem Krimi die Bomben hoch und wo tickt der Zeitzünder?
Woher soll ich das wissen? versuche ich mich um einen Job zu drücken, der mit höchster Wahrscheinlichkeit mein stümperhaftes Bauchschreiben entlarvt.
Dass ich natürlich trotzdem tun werde, was die Meisterin mir aufgetragen hat (und mich masochistischerweise sogar darauf freue), ist ebenso klar wie die Tatsache, dass ich damit erst meinem Showdown die Chance auf den Big Bang gebe, der er sein soll.
Also werde ich den Kriminalfall in lauter einzelne Fragen aufdröseln und zitternd danach suchen, wo ich die entsprechenden Antworten darauf finde.
Mal sehen, wieviele Blindgänger unter den gelegten Bomben sein werden ...

Donnerstag, 11. September 2008

Tod dem Infohamster!

Heute hat der Bär gesteppt!
An der Dramaturgie, mit der Lisa an meinen begrabenen Hund ranging, kann ich mir tatsächlich eine Scheibe abschneiden. Den ganzen Tag hat sie uns mit hinführenden Details gefüttert, ohne das Geheimnis zu lüften. Sämtliche Teilnehmer dieses Workshops sind ab sofort an ihren kaum noch vorhandenen Fingernägeln zu erkennen!
Und dann ließ sie die Bombe platzen - und die machte so unverschämt selbstverständlich "Plop", dass ich mich gefragt habe, wie um Himmels Willen ich bisher überhaupt irgendetwas Brauchbares schreiben konnte.
Es war wie eine Befreiung - wenn der Grauschleier herunterrauscht und plötzlich eine klare Sicht auf die farbenfrohe Welt freigibt. Mein Hund hatte es sich zwar nicht auf Seite 3 oder 4, aber doch schon im 4. Kapitel gemütlich gemacht. Und so, wie Lisa uns hingeführt und es mit plastischen Beispielen dargebracht hat, kam es daher wie eine Offenbarung.

Die neue Anleitung für richtig spannendes Schreiben sieht also als einen der ersten Punkte das Ausrotten des Infohamsters und die feierliche Hunde-Exhumierung vor.
Hoffentlich rufe ich damit nicht sämtliche Tierschutzorganisationen auf den Plan!

Mutig in die neuen Zeiten

Noch herrscht bei mir ziemliche Verwirrung und das Wunschbild von "Spannung, Höhepunkt und Auflösung" liegt in einem zähen Nebel verborgen. Immerhin weiß ich schon, dass ich meine Charlie durch den Klimax (auch Katharsis, Katastrophe oder 6. Dramatugiepunkt genannt) stolpern lasse. Die Bezeichnung "Katastrophe" liegt mir grad am nächsten ...
Aber Lisa behauptet immer noch, dass ich keine Sorge haben muss - alles würde sich bald in Wohlgefallen auflösen lassen. Ich will ihr glauben und freu mich einfach in der Zwischenzeit über eine sehr liebe Mail von meiner Lektorin, in der sie davon spricht, dass Charlie kein Einzelkind bleiben soll.
Für meinen neuen Plot, der schon seit Wochen um meine Aufmerksamkeit buhlt, werde ich aber auf jeden Fall gleich von Anfang an Lisas wertvolle Tipps und Tricks zu Rate ziehen. Dann wird mir hoffentlich der nächste Klimax nicht zu einer Katastrophe geraten.

Dienstag, 9. September 2008

"Schwester, Skalpell!"

Die Obduktion schreitet voran.
Kurz hab ich überlegt, ob die Assoziation mit einer Leiche nicht zu drastisch wirken könnte. Aber im Grunde ist das gar nicht so daneben. Wie eine zähflüssige Masse ergießt sich das Monsterkapitel über den Seziertisch und wird fachmännisch in alle möglichen Einzelteile zerlegt:
- Wieviele Infoträger gibt es?
- Welche Info ist verschieb-, vorzieh- oder gar verzichtbar?
- Was drosselt das Tempo, wie kriegt mans wieder auf Touren?
- Wie funktioniert das richtig mit den unterschiedlichen Perspektiven?

Es ist kein blutiges Schlachtfeld - nein, das nicht. Aber die Anatomie meines Patienten könnte in keiner medizinischen Vorlesung besser klargelegt werden.
Ich fühle mich wie J.D. bei Scrubbs - ein Anfänger mit einem wirklich tollen Mentor und einem Team, das Mut machen kann :-))

Workshop, Tag 1

Jetzt ist es also endlich so weit: Mein Showdown ist zum Abschuss freigegeben!
Der Puls begibt sich dementsprechend in das obere Frequenz-Segment, während ich einen ersten Blick auf die Einträge werfe.
Puh - die ersten Posts beschränken sich auf lobenden Balsam. Sind ja doch alles Menschen, die wissen, wie man sich so in der Auslage fühlt. Noch dazu unter der Beobachtung von Wissenden!
Die Angst sinkt auf das übliche Normalniveau. Die Neugierde auf die angekündigten Fragwürdigkeiten der Szene lässt mich schnell weiterscrollen.
Und da sind sie wieder - beinahe ein Deja vu - die Fragen nach der Perspektive (ich weiß, liebste R., ich glaub es eh schon längst!), nach dem Erzähltempo - und gleich wertvolle Hinweise, wie die Atemschraube angezogen werden kann.
Klingt alles in allem nachvollzieh- und vor allem machbar.
Immer noch spukt mir aber der Ruf nach einem komplett anderen Aufbau im Kopf herum. Leider verweigert sich mir die dazupassende Vision. Die verschiedenen Erzählstränge flattern dabei wie zerrissene Fahnen im Sturm. Das Zopferlflechten will mir einfach nicht gelingen.

Also warte ich die nächsten Kommentare ab und geh mit einem wahnsinnig guten Gefühl schlafen. Zeit hab ich auf jeden Fall bis Ende September - so lange geht nämlich meine Lektorin noch mit einem "verspätet abgegebenen Monsterprojekt" fremd ;-))
Was mir wieder einmal total entgegenkommt ...
Ich bin eben doch ein Glückskind!

Sonntag, 7. September 2008

Glücksengerl

Wer sagt's denn, dass ich kein Glückskind bin?
Bereits zum zweiten Mal hab ich bei Alices Buchverlosung gewonnen!
Juhu! Und Danke tausend Mal an den entzückenden Engel, der Alice wie aus dem Gesicht geschnitten ist (was hier ganz eindeutig nachzuprüfen ist)
Wenn das kein gutes Omen ist?
Und wenn Alice es erlaubt, borg ich mir den Glücksbringer gleich mal für die kommenden Projekte. Das kann bestimmt nicht schaden :-))

Donnerstag, 4. September 2008

Ablenkungsmanöver

Willst du was finden, dann such ganz woanders.
Unter diesem Motto hab ich beschlossen, mich mit Mini-Geschichtchen auf andere Gedanken zu bringen. Und es macht nicht nur Spaß, es entkrampft auch ungemein.
Ich begebe mich also auf Ruths Spuren und schüttle ein bisschen am Miniaturen-Baum. Vier Winzlinge pro Abend sind zwar nichts gegen das Pensum der Großmeisterin, aber sie halten mein Hirn in Schwung und beschäftigen meine Finger.
Auch wenn es mir - wie immer - verdammt schwer fällt, mich kurz zu fassen :-)

Mittwoch, 3. September 2008

Auf der Hochspannungsleitung

Jetzt wird es endlich bald ernst!
Am Montag startet der Workshop und heute habe ich mein Sorgenkind in unserem Konspirations-Schuppen online gestellt. Das war für meine gespannten Nerven auch schon dringend nötig. Denn je länger ich darüber nachdenke, wie ich es wohl am besten schreiben könnte, desto dichter wird der Nebel.
Allein die Tätigkeit, den Text in mein Workshop-Abteil hochzuladen, hat Symbolcharakter.
Ich gebe ihn also hiermit aus meinen Händen, lasse ihn aus und atme einmal tief durch.
Die Fragen, die ich anschließend meinen Mitstreitern ans Herz lege, sind wie ein Inhaltsverzeichnis meiner Probleme mit diesem Textabschnitt. Sie so knapp formuliert schwarz auf weiß zu lesen, beruhigt mich fast.
Auf konkrete Fragen kann es schließlich gezielte Antworten geben.
Ich bin hochgespannt und hoffe, dass ich endlich von der Leitung steige.

Sonntag, 31. August 2008

Aus dem Tritt

Eigentlich lief die Überarbeitung bisher wirklich gut. Ich hatte ein Gefühl für die Geschichte, die Personen, den Zug der Handlung. Ich spürte mit jedem Überarbeitungsschritt die Sache runder und stimmiger werden. Ich war glücklich damit.
Bis zu dem besagten Auflösungs-Kapitel.
Jetzt steht die Maschine. Ich krieg keine Fuß mehr in den Karren. Die Verbindung ist abgerissen und ich fühle mich wie ausgesperrt. Als hätte man mir den Schlüssel zu meiner eigenen Geschichte geklaut und in irgendeinen reißenden Fluss geworfen.
Hilflos steh ich am Ufer und hab die Hände in den Hosentaschen.
Selbst wenn er (der Schlüssel) genau jetzt an mir vorübertreiben würde, könnte ich ihn gar nicht greifen - wegen der doofen Hände in den ...

Ich möchte mich am Kragen packen und ins Wasser werfen.
Nicht stehen und warten, dass mich bitte irgendjemand endlich anrempelt.
Verdammt, wo treibt sich mein Gespür für meine eigene Stimme herum? Fliegt es mit meiner Kleinen nach Australien? Oder ist es in der Donau ersoffen?

Ich geh jetzt und plakatiere eine Suchmeldung auf die umliegenenden Laternenmasten.
"Wanted! Platzpatrone für Knoten im Hirn gesucht!"
Mal sehen, ob ich einen Sprengmeister auftun kann ...

Mittwoch, 27. August 2008

Hängen und Würgen

Der Showdown entpuppt sich immer mehr als knallharte Herausforderung.
Eine schrecklich große Ansammlung von Leuten mit unterschiedlichstem Wissensstand und konträren Intentionen prallen aufeinander und sollen bei der Auflösung des Falls ihren Beitrag leisten. Noch ist es - ich zitiere wieder einmal meine brutal-ehrliche Karatekämpferin - "wie bei einem gediegenen Theaterstück, in dem alle, die wir brauchen, hübsch der Reihe nach auftauchen und sich mit ihrem jeweiligen Text dem Publikum stellen" (Zitat Ende).
Klingt ganz schön vernichtend.
Ich schätze, manchmal muss man brandroden, um fruchtbare Erde zu gewinnen.
Noch würge ich hustend an den Rauchschwaden und fächle mir Frischluft zu.
Aber ich kann (leider) die Einwände nachvollziehen und muss ihnen (noch mehr leider) zustimmen: In diesem Kapitel muss die Axt wüten und mich dazu zwingen, nach einem anderen Konzept zu suchen. Noch hab ich das sprichwörtliche Brett vorm Kopf. Aber Frau R. hat mir das Beil schon in die Hand gedrückt. Wollen wir hoffen, dass ich damit das richtige Holz treffe :-))

Freitag, 22. August 2008

Zwiegespräch

Eine typische Szene aus Überarbeitungsphase II gefällig?

R: Nein, Süße, bitte überleg noch mal. Das kannkannkann nicht sein, dass Charlie davon nichts erwähnt. Der Typ ist „die Polizei“, ob er ihr passt oder nicht ...
Ich: ... ja, schon, aber ...

R: Hier verschenkst du etwas, finde ich. Nach meinem Geschmack sollte schon beim ersten Anschauen dieser schwarz-weiße Fleck eine unterschwellige Erinnerung auslösen ... So kommt es etwas deus-ex-machina-mäßig rüber ;) ...
Ich: Ähm, verstehe ... gut ... das klingt einleuchtend ...

R: ... Dürfen es auch Stiefel sein?
Ich: Naja. Das ist bissi blöd, weil sie sich nämlich eigentlich fein gemacht hat ... zum Ausgehen, weißt du? Und da kommen die Stiefel vielleicht nicht so gut ...

R: Hier ist der Bezug unschön, bekommst du das besser hin?
Ich (stotter): Hoffentlich ...

R: Perspektive!!! Ich sags nur ...
Ich (in einem leicht trotzigen, aber schon im Ansatz zum Scheitern verurteilten Versuch, meiner Version eine Absicht abzuringen): Das wollte ich so ...

Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht: Ich liebe die Arbeit mit meiner Messerwetzerin! Auch wenn sie mich dabei oft ziemlich blass aussehen lässt ... Und jetzt will ich wieder etwas dazu tun, die Anmerkungen am Rand meines Textes weniger werden zu lassen.

Ich komm ja schon, liebste R., bin schon da ...

Mittwoch, 20. August 2008

Eine Runde schlapp

Eigentlich wollte ich der Messerwetzerin heute schon Kanibalennnahrung vorwerfen, aber dann kam mir ein Couchpotatoanfall in die Quere und ich hab den Abend mit meinem Sohn bei einer Staffel "Scrubbs" vor dem Fernseher verbracht.
Er meinte, das hätten wir uns verdient.
Und wisst ihr was? Ich habe ihm einfach so recht gegeben ...

Dienstag, 19. August 2008

Zwischenbestzeit!

Der erste Durchgang ist beendet.
Ich bin mit der Streckenführung, dem Material und dem Coaching sehr zufrieden. Manches (sehr wenig!) halte ich für allzu deutsche Gründlichkeit. Da werde ich mich der Diskussion stellen. Diskussionswürdig ist auch die prinzipielle Abneigung gegen allzu Tiefes aus meiner österreichischen Seele. Da gehts meinem Gefühl nach um Haltungsnoten - und die sind ja erfahrungsgemäß sehr subjektiv.
Meine allererste Testleserin darf also demnächst ihr (deutsches) Auge auf die neu präparierte Slalompiste werfen. Ich bin wirklich sehr auf ihre Beurteilung gespannt!

P.S.: Meine Zwischenzeiten sind doch immer wieder erstaunlich ähnlich ;-)
Scheint wohl mein Biorhythmus zu sein ... Das muss ich meinem Arbeitgeber einmal in einer ruhigen Minute erklären - die es leider nie geben wird ... Aber so ist das eben mit den Nachtslalomläufern :-)

Sonntag, 17. August 2008

Fleisch auf die Rippen

Wie vegetarisch meine Romanmannschaft bisher genährt war, fällt mir jetzt erst auf. Während sich meine Nebenfiguren nach und nach Gewicht und Rundungen anfuttern, legt auch Charlie noch an Glaubwürdigleit und Facettenreichtum zu.
Die zwei kniffligsten Stellen warten zwar noch auf Ausleuchtung, aber wenn sie sich dabei genauso ungeniert am Fleischtopf bedienen, hab ich keine Sorge, dass sie vielleicht verhungen könnten.
Eigentlich sollte ich es inzwischen schon wissen, aber es überrascht mich doch immer wieder: Es ist faszinierend, wieviel dem Hirn entsprungenes Personal zu erzählen hat, wenn man sie nur ausreichend füttert :-)
Na, dann Mahlzeit für den Endspurt!

Freitag, 15. August 2008

Figurentiefe und Beziehungskram

Ich hätte da einen Antrag - vielleicht wäre es sogar werbetechnisch eine geniale Idee für das eine oder andere Parteiprogramm (hinsichtlich der kommenden Wahlen): Es sollte viel mehr Feiertage geben! Endlich habe ich wieder ein bisschen Zeit für meine Herzensangelegenheiten.

Für heute hatte ich mir vorgenommen, mich um die mangelnde Figurentiefe der Nebendarsteller, bzw. um deren Behebung, zu kümmern. Tagelang habe ich mir darüber Gedanken gemacht, wie ich mich diesem Problem am zielführendsten nähern könnte.
Sollte ich ihnen Biografien schreiben? Rollenspiele veranstalten? Eine Familienaufstellung vielleicht?
Alles keine so schlechten Ideen, wie ich finde. Aber dafür, dass ich am 25. bereits mit ersten Ergebnissen aufwarten sollte, dauert mir die Umsetzung einfach zu lange. Vielleicht mach ich das in Stufe zwei der Überarbeitung - oder dann beim nächsten Roman ;-)

Ich habe mich also einfach in den Text fallen gelassen - neben mir die Anmerkungen der Lektorin, die ich inzwischen ohnehin schon auswendig weiß - und siehe da: die Lösung fand sich von selbst. Wo eine Beziehung unklar geblieben ist, habe ich das dazugeschrieben, was ich ohnehin schon über sie im Kopf hatte. Die Rollenspiele, die Biografien, die Familienaufstellungen waren fix und fertig in mir drin. Ich hab gerade meine "Nebenfiguren" bisher nur zu wenig zu Wort kommen lassen. Denen geht jetzt das Mundwerk wie geschmiert - schließlich haben sie sich auch schon lange auf ihren Auftritt vorbereitet.
Bisher war vor allem Charlies Schwester Melanie am Zug - und ich weiß, dass ich ihr noch ein bisschen Zeit und Raum zugestehen muss. Dann aber bin ich auf Charlies Eltern gespannt. So eindimensional, wie es scheint, sind ihre Verhaltensweisen bisher gar nicht. Ich persönlich weiß, dass sie zu ihnen passen. Was ihnen fehlt, ist der "Zwischenraum". Wenn Mel genug gequasselt hat, lass ich sie ans Ruder. Ich bin sicher, sie werden die fehlenden Puzzlesteine an die richtigen Stellen setzen ...
... Wenn ich nur noch einen oder zwei weitere Feiertage hätte! Die Partei, die mir Schreibzeit schenkt, die wähle ich! Versprochen!

Sonntag, 10. August 2008

Überabeitungsschrittchen

Die letzten Tage bin ich um den Text mit den Anmerkungen der Lektorin herumgeschlichen wie eine Katze um den heißen Brei. Eigentlich drängte es mich, gleich mit den Korrekturen anzufangen, aber gleichzeitig wollte ich auch auf den Workshop und auf Lisas kompetente Fittiche warten.
Trotzdem kreisten meine Gedanken ohne Unterlass um die angemäkelten Textstellen.
Heute habe ich es schließlich nicht mehr ausgehalten. Ich habe mich daran gemacht, der Geschichte einen Zeitraster überzustülpen. Was passierte an ganz genau welchem Tag, zu welcher Tageszeit, an welchem Ort? Konnte es so passiert sein? Oder habe ich die Tage durcheinander gebracht?
Das Ergebnis beruhigt mich. Zumindest in dieser Beziehung habe ich nicht gepfuscht. Sowohl Tages- als auch Uhrzeiten passen perfekt. Dass dieser Punkt trotzdem auf der Mängelliste zu finden ist, verunsichert mich jetzt nicht mehr so sehr. Wenn meine geschätzte Lektorin damit Probleme hatte, sich in der wilden Zeitabfolge zurechtzufinden, liegt es an mir, die Abläufe klarer herauszuarbeiten. Und das sollte mir nicht allzu schwer fallen. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich - der Spannung wegen - mit Informationen sehr sparsam umgegangen bin. Mich hier an die Grenze heranzutasten, gerade genug preiszugeben, ohne wirklich etwas zu verraten, macht mir großen Spaß.

Dienstag, 5. August 2008

WolkenWanderWege

Meine Post stapelt sich normalerweise immer so lange ungeöffnet auf dem Tischchen neben der Eingangstüre, bis die Chance auf Spannenderes als Rechnungen und Flugblätter zumindest theoretisch so weit angestiegen ist, meine Neugierde über den Realismus siegen zu lassen.
Das dicke Kuvert mit dem Absender "Thienemann" fiel diesbezüglich aus dem Rahmen. Das Kuvert hatte die Halbwertszeit einer Schaumrolle beim Kindergeburtstag!
Die Anmerkungen der Lektorin - schriftlich wie telefonisch - verstärken den Eindruck, wie sehr ich von dieser kommenden Zusammenarbeit profitieren kann. Der wissende - und dabei liebevolle - Blick von außen auf mein Herzblut-Werk macht mir keine Angst, sondern schärft meinen eigenen Zugang zu Bildern, Beschreibungen und Abläufen.
Ich muss das Kopfkino für die Zeit des Überabeitens vergessen und stattdessen nur mehr das sehen, was tatsächlich geschrieben steht. Jede Szene, die niemand außer mir verstehen kann, benötigt eine klarere Ausführung. Wenn ich bei einer Beschreibung als einzige die Bilder sehe, fehlt es offenbar an Licht.
Ich gebe zu, ich habe mich immer wieder dabei ertappt, bei manchen Kritikpunkten zu einem erklärenden "Ja, aber ..." Luft zu holen. Im gleichen Augenblick wusste ich, dass die Lektorin recht hat. Wenn ich was erklären muss, damit der Leser es versteht, funktioniert es nicht. So schlicht ist das.
Der atemberaubende Schwebezustand der ersten Euphorie verdichtet sich immer mehr zu dem noch viel atemberaubenderen Gefühl, nun einen Weg zu betreten, der mich permanent voranbringt. Als ginge ich auf Wolken, die einen trittsicheren Untergrund bieten.
Ein physikalisches WolkenWanderWegeWunder - wow!

Sonntag, 3. August 2008

Willkommensgruß der besonderen Art

Der Ende des Urlaubs hat normalerweise keinen sehr hohen Glücksfaktor.
Warum ich trotzdem noch N-I-E (und diesmal ist dieser Extremismus ausnahmsweise nicht meinem Hang zur Übertreibung zuzuschreiben!) mit einer solchen Pirouette die Schwelle zum Büro übersprungen habe, liegt am Inhalt meiner Mailbox.

Meine Charlie bekommt eine auf den Deckel!

Öhm --- nein --- so war das nicht --- sie bekommt EINEN DECKEL.
Genaugenommen sogar zwei: einen vorne und einen hinten. Einen Umschlag sozusagen ...
Ihr müsst verzeihen - ich bin ziemlich besoffen vor lauter Glück!
Charlie und Matt haben einen Vertrag bekommen - bei meinem absoluten Wunschverlag in meinem absoluten Wunschprogramm!
Solche Nachrichten lassen das Ende eines Urlaubs zum Startschuss ins Vergnügen werden!

Samstag, 26. Juli 2008

Arbeit vs. Urlaub

Wenn man immer das machen dürfte, wonach einem gerade am meisten ist, hätte ich die letzte Woche ausschließlich mit meinen Schreibaufgaben zugebracht und die Forschungsarbeit an einem neuen Plot vorangetrieben, der seit einigen Tagen in meinem Hirn sein Unwesen treibt.
Da ich aber leider nicht in der glücklichen Lage bin, meinen Gelüsten Folge leisten zu dürfen, habe ich stattdessen eher uninspiriert an Layouts gewerkelt und die Regenstunden gezählt.
Morgen aber brechen neue Zeiten an!
It's time for a holiday - und der führt mich, wie jedes Jahr, in die Berge Tirols.
Voriges Jahr ist in dieser Woche der Plot zu meiner Charlie entstanden. Für heuer lass ich meine neue Idee von der Leine. Wie praktisch, dass auch diesmal wieder mein Haus- und Hof-Polizist mit von der Partie ist. Er wird sich wundern, mit welchen Kriminalfragen ich ihm heuer auf die Nerven gehen werde.
Und wenn ich wieder zurück bin, finde ich vielleicht sogar schon das angekündigte und heiß ersehnte Lektoren-Feedback in meiner Mailbox!

Trotzdem muss ich der Tatsache ins Auge sehen, dass ich auch in der nächsten Zeit nicht damit werde rechnen können, demnächst nur noch auf meine Lüste hören zu dürfen...

Donnerstag, 17. Juli 2008

Problemzonen

Lisas Workshop wirft schon erste Schatten voraus.

Ich muss zugeben, dass meine Schreib-Technik bisher nahezu als an Authismus grenzend zu bezeichnen war. Über die familiären Hintergründe oder den Lebensraum meiner Figuren habe ich mir intuitive Gedanken gemacht, wenn sie mich während des Schreibens mit Fragen konfrontiert haben, auf die ich ad hoc Antworten zu finden hatte. So toll ausgefeilte "Sozialisations-Rahmen", wie Ruth sie momentan für ihre Protagonisten erstellt, gabs vielleicht in meinem Bauchraum, aber beileibe nicht auf Papier und griffbereit, wenns mal brenzlig wurde.
Mancher Haken, an dem sich meine Leutchen vielleicht den Fuß stossen, wäre sicher durch einen solches "Familienalbum" zu vermeiden. Und im Kampf mit der Perspektive könnte so mancher klug eingewebte Leitfaden im Vorfeld als Netzwerk dienen.

Schreiben ist nach wie vor für mich zu einem Großteil das richtige Gefühl für Wort und Bild zur rechten Zeit und meine Intuition will ich auch nicht aus seinem Zentrum verdrängen.
Aber ein geschärfter Blick auf manche Technik-Tricks kann als Handlanger nicht schaden.
Das Angebot auf ein paar Aufgaben in diese Richtung löst bei mir augenblicklich einen Pawlov'schen Reflex aus.
Ja! Bitte! Drück mich auf die Schulbank und lass mich an Werkzeugen feilen, die ich bisher nur zufällig und überraschend in die Hand bekommen habe und sie bestaunt habe, ohne ihre wahre Zauberkraft zu beherrschen und damit gezielt einsetzen zu können.

Ursulas Wunsch nach "Drumherumschreiben auf dem Weg zum Ziel" kann ich also nachvollziehen - und ich freu mich auf die Hausübungen, die mich erwarten.

Mittwoch, 16. Juli 2008

10.000 B.C.!

Nein, nicht der Film.
Damit habe ich den 10.000sten Blog-Besucher complementiert :-)
Als Abkömmling aus einer großen Familie mit Hang zu Großveranstaltungen gefällt mir die Vorstellung, von so vielen besucht zu werden - auch wenn ich weiß, dass ein Gutteil davon maschineller Natur ist.

Der Startschuss zum Workshop ist auch bereits gefallen und drei Zimmerchen unseres Workshop-Forums sind schon mit recht viel Text gefüllt. Es fühlt sich fast so an wie zu Weihnachten, wenn man es hinter der Türe rascheln hört und genau weiß, dass das, was sich dahinter verbirgt, viel Freude machen wird. Die gespannte Erwartung auf diese Textarbeit fühlt sich prickelnd an.

Dienstag, 15. Juli 2008

High Priority

Es gibt Tage, da treibt's mich vom Schreibtisch zum Kühlschrank, in den Garten, ins Haus zurück, an den Schreibtisch, um dort aus dem Fenster zu stieren. Ich fange tausend Sachen an - hätte auch dringend tausend Sachen fertigzumachen! - und bringe doch nichts zu einem befriedigenden Status.
Heute ist es wieder einmal soweit. Vor mir liegt ein Seitenspiegel, den ich mit Layout füllen sollte. Meine Gedanken fliegen aber in ganz andere Richtungen.
Ist meine Kurzgeschichte schon auf dem Weg ins Ötztal? In welchem Postcontainer liegt sie wohl gerade? Habe ich nichts vergessen, was als Teilnahmebedingung unverzichtbar wäre? Ist die Widmung, dich in in letzter Sekunde dazugeschrieben habe, aufdringlich oder ergreifend? Hat der Beamte am Schalter verstanden, dass das Kuvert unbedingt bis Ende dieser Woche in Tirol sein muss? Ist "High Priority" wirklich die Schnellste aller Möglichkeiten? Und wird die Jury die Gefühle zu fassen kriegen, die mich durch die Geschichte gejagt haben?
Und außerdem ist heute der 15. - Der Stichtag für Lisas Dramaturgie-Workshop! Jetzt geht es endlich bald los und ich bin schon ganz zappelig deswegen. Meine Leseprobe, das Exposé und der beantwortete Fragebogen sind weggeschickt. Ich bin neugierig, was als nächstes dran ist. Wie fein, wenn sich unser kleines Workshop-Wohnzimmer-Forum nun bald belebt. Ich freu mich schon so drauf ...
Eines ist glasklar: Meine "Priority" ist heute ganz offensichtlich nicht bei der Sache ... was für die Arbeit blöd, für mein Gemüt aber offenbar nötig ist.

Sonntag, 13. Juli 2008

Neues Leben

Ein kleiner Krümel stellt sich vor:
Mein Name ist Beni und ich bin 8 Wochen alt. Ursprünglich komme ich aus der Steiermark, aber seit gestern bin ich ein stolzer Mauerbacher! Ich habe schon das ganze Haus begutachtet und finde vor allem die Terrasse ganz besonders aufregend. Meine beiden kätzischen Mitbewohner sind zwar noch etwas skeptisch und finden mich wohl auch noch zu uninteressant zum Spielen, aber ich hoffe, ich kann sie bald dazu überreden. Denn ich bin in echt ein Entdecker und stecke voll guter Ideen! Sie werden schon noch sehen...

Lieber Beni, du bist wirklich ein Sonnenscheinchen. Nach dieser Zeit der Trauer und des Unglücks bist du ein Zeichen der Hoffnung und des Lebens. Das tut uns alles sehr gut und wir haben dich schon ganz fest ins Herz geschlossen. Schön, dass du nun zu unserer Familie gehörst!

Freitag, 11. Juli 2008

Abgeschlossen

Was ich in den sich immer weiter drehenden Gedanken nicht schaffen konnte, hat der Text zuwege gebracht. Ich habe die Geschichte abgeschlossen - im wahrsten Sinne des Wortes.
Mein Schlusssatz lautet:
"Als die letzten Spuren von ihren Händen gewaschen und im durchnässten Stoff ihres Kleides versickert waren, trat sie ins Haus zurück und schob den Riegel vor."
Damit will auch ich meinem, sich um sein Zentrum kreisenden Kummer einen Riegel vorschieben.

Heute feiert nicht nur mein Papa, sondern auch mein Blog Geburtstag.
Und heute kommt wieder neues Leben in mein Haus.
Ich fühle mich befreit - gerade, weil ich weiß, dass ich meine kleine Emmi nie vergessen werde.
Sie hat mir so viel geschenkt. Und dafür bin ich ihr dankbar. Ich bin froh, dass ich sie für eine kleine Weile (auch wenn sie viel zu kurz war) bei mir haben durfte.
Ich muss sie nun nicht mehr aus meinen Gedanken verdrängen, um es irgendwie aushalten zu können, dass sie nicht mehr da ist. Ab sofort darf sie wieder mitten unter uns sein.

Willkommen!

Donnerstag, 10. Juli 2008

Schritt für Schritt

Die Übersteigerung des Höllentrips, auf den ich meine Protagonistin Therese schicke, hilft mir tatsächlich, meine eigenen Verlustqualen zu abstrahieren und damit auf eine Ebene zu heben, die immer weniger mit meinem persönlichen Erleben zu tun hat.
Meine Gefühle vermischen sich mit denen von Therese, ich schreibe sie ihr auf den Bauch und in die Seele - und sie nimmt sie damit auf sich. Alles, was mich niederdrückt, lade ich ihr auf den Buckel - mache es damit "künstlich" und entferne es so von mir selbst.
Während ich darüber nachdenke, wie ich ihren Verlust in bildhafte Worte fasse, abstrahiere ich meinen eigenen Kummer.

Das Schreiben als Psychotherapie sollte es unbedingt auf Verschreibung geben.
Vielleicht könnte ich mit einem solchen Antrag sogar einen Beitrag zur Lösung der Krankenkassen-Misere leisten... zumindest meine eigene Misere bekomme ich damit aber deutlich besser in den Griff.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Der Versuch einer Übersprungshandlung

Wofür können noch die schlimmsten aller vorstellbaren Ereignisse gut sein?
In all ihrer Sinnlosigkeit habe ich einen Funken gefunden, an dem ich mich wärme: Ich verwende die knüppelharten Gefühlsprügel für eine Geschichte. Besser als in diesem Moment werde ich nie mehr den Gemütszustand einer Person nachempfinden können, die von Verlust, Tod und ungerechten Schicksalsschlägen gepeinigt wird.
Also hänge ich mich voyeuristisch dran. Versuche in Worte zu fassen, was mich sprachlos sein lässt. Tröste mich mit dem Trostlosen. Setze eine Handlung aus der Bewegungslosigkeit.
Und wenn meine Berg-und-Tal-Geschichte für die Ötztaler heile Welt zu schwarz ist, dann hat sie vielleicht die Dunkelheit von meiner Seele ein wenig gelüftet.
Weil sie mir ein Gerüst gibt, auf das die unendliche Frage nach dem Warum seinen Fuß setzen kann...

Montag, 7. Juli 2008

Warum?

Wieviel Schmerz kann eine Seele ertragen?

Gestern Nacht wurde unsere Kleinste, unser Nesthäckchen, unser weißer Wirbelwind von einem Auto überfahren.

Warum? Hast du mit Fritzi noch nicht genug gehabt?

Nur wenige Meter von zu Hause entfernt habe ich sie gefunden. Sie war noch warm. Und ich krieg dieses Bild nie mehr aus meinem Kopf heraus. Liebste Emmi - du bist aus dem Leben gerissen worden, das du in vollen Zügen gelebt hast. Du warst die Mutige, die Kluge. Die, die uns am meisten zum Lachen gebracht hat, wird nun von unseren Tränen zugedeckt.

Du fehlst überall.

Montag, 30. Juni 2008

Berg und Tal

Schon wieder ruft ein neues Thema für einen Kurzgeeschichten-Wettbewerb.
Noch dazu einer aus den österreichischen Landen.
Ich hab mich warm geschrieben, bin ziemlich scharf darauf, die Thermik unter meinen Flügeln zum nächsten Gleitflug auszunützen und das sehr nette Preisgeld sollte eigentlich auch dazu beitragen, dass die Ideen nur so zu sprudeln beginnen.

Voll motiviert setze ich mich also an die Tastatur - doch nichts geschieht.
Na gut, man sollte es nicht übertreiben mit der Erwartungshaltung. Also lehne ich mich zurück und schließe die Augen.
Berg und Tal.
Die Bilder, die mir dazu ins Hirn steigen, sind entweder kitschig, volkstümlich oder nicht jugendfrei.
Die Sennerin vom Königssee
winkt mit tiefem Dekoltée...
Seufz. Das kanns nun wirklich nicht sein!

Ich mache mich auf die Suche nach unvoreingenommenen Brainstrormern. Eine Gartenparty bei Freunden - gut besucht und zu fortgeschrittener Stunde entsprechend aufgeschlossen - scheint mir einen repräsentativen Querschnitt durch die österreichische Gebirgsseele zu sein. Aber wirklich Brauchbares krieg ich auch dort nicht zu hören. Bei der Erwähnung, dass es sich auch um ein fiktives Tal handeln kann, kommen wieder nur Anzüglichkeiten, die zwar zur Partystimmung entscheidend beitragen, meinen Ideen-Pool aber in keiner Weise auffüllen.

Mit den Berg- und Talfahrten meines Psychozustands wiederum könnte ich ganze Bücher füllen, aber ich fürchte, das geht auch am Thema vorbei.
Außerdem will ich eine richtig coole Geschichte. Originell. Witzig. Spannend. Mit Tiefgang. Vielleicht mit Metaphern und Parabeln. Auf jeden Fall außergewöhnlich und mit überraschendem Ende. Irgendwas halt, das außer mir niemandem einfallen würde! Ist doch klar! Sonst ist die Jury nicht beeindruckt.
Von Sennern und Kühen wollen die im Ötztal bestimmt nichts lesen!
Und auf die Idee, den Ötzi in der Geschichte zu verbraten, werden schon andere Teilnehmer vor mir gekommen sein.

Ich glaub, ich geb jetzt einfach mal Ruh und widme mich wieder den Vorbereitungen der nahenden Diamant-Hochzeit meiner Eltern. Da sprudeln die Ideen - und die Freude über das Gelingen des Festes ist mit keinem Preisgeld der Welt aufzuwiegen ...

Montag, 23. Juni 2008

Auf dem Weg

In diesen Minuten macht sich mein Beitrag auf den Weg nach Wuppertal.
Meine ganze Sorge dreht sich plötzlich so sehr um all die formalen Bedingungen, die einzuhalten sind, um überhaupt bis zur Jury vorgelassen zu werden, dass der Inhalt fast davon in den Hintergrund gedrängt wird.
Dabei bin ich schon ziemlich stolz auf mein jüngstes Kind!
So sehr poliert, geschniegelt und von allen Seiten beäugt wurde bisher kaum ein anderes vor ihm. Klar wünsche ich ihm einen tollen Start ins Literatur-Leben - und mir, dass ich mich nicht zu sehr in seiner Qualität getäuscht habe.

Jetzt kann ich auf jeden Fall nichts mehr für ihn tun als ihm das Beste zu wünschen und die Daumen zu drücken - bis das Ergebnis der Jury-Bewertung feststeht. Und das dauert ja noch einige Zeit... Was wieder einmal eine Phase des Wartens impliziert...
Aber ich habe ohnehin mit meiner Charlie noch ein heißes Date - da wird mir die Wartezeit bestimmt nicht zu lang :-)

Samstag, 21. Juni 2008

Intensiv überarbeitet

Das Thema der Kurzgeschichte ist schon harter Tobak.
Meine Lieblingstestleserin aber treibt mich immer noch weiter!
Inzwischen hab ich die Story schon dreimal überarbeitet - und ich habe das Gefühl, dass sie aus mir das Maximum herausgeholt hat - sowohl die Geschichte als auch die Testleserin.
Mehr wird nicht, lieber Vampir! Blutleer! Zumindest für heute ...
Denn all mein Blut steckt in und zwischen den Zeilen.

Eigentlich schreibe ich nur sehr selten etwas für Erwachsene.
Und ich muss sagen, dass es mich wirklich gefordert hat.
Aber genau das hat mir unheimlich gut gefallen - es scheint fast so, als ob sich in der ewiglangen Kreativpause ein Riesenhaufen an Gedanken und Formulierungssehnsucht angesammelt hatte, der sich nun auf einem Spielplatz austoben konnte, dem keine Grenzen gesetzt waren. Ich konnte mich in Andeutungen ergehen, Symbole ausreizen, Formalismen ausprobieren - und hatte dabei doch ein Ziel vor Augen. Das in einem der letzten Postings angesprochene "Schreiben um des Schreibens wegen" wäre mir bestimmt viel zu früh zu wenig geworden, um die Anstrengungen zu rechtfertigen, die ich nun mit dieser Kurzgeschichte getätigt habe.

Ich stelle fest, dass ich doch mehr ergebnisorientiert bin, als ich zunächst angenommen hatte.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Finish

Ich hab sie gestern noch fertig geschrieben.
Beinahe zwanghaft. Ich war nicht müde. Erst dann, um 4:26 Uhr. Es war wieder da, das Gefühl, etwas in einem Zug zu Ende bringen zu müssen. Weil ich den Faden nicht abreißen lassen wollte. Weil es sich von selbst erzählte. Weil ich nur die Finger auf die Tasten legen musste.
10.324 erste Lebens-Zeichen von meinem schreibenden Schizofreund!
Was für ein gutes Gefühl :-)

Mein Vampir wetzt schon die Messer.
Und ich freu mich richtig auf das Gemetzel!
Wie habe ich das alles vermisst!

Fortschritte

Es geht voran.
Heute bin ich auf 5.900 Zeichen gekommen.
Nicht meine Spitzenleistung, ich weiß. Aber für einen Versehrten-Marathon schon mal nicht so schlecht :-)

Allerdings bin ich mir mit der Beurteilung meines Textes überaus unsicher.
Das Gefühl für mein Schreiben ist noch nicht wirklich wiederhergestellt. Ich bin schon unheimlich stolz darauf, drei Seiten gefüllt zu haben - die knallharte Selbstkritik will sich da nicht so recht dazugesellen. Aber ich kenn da wen, der möglicherweise schon vampirisch darauf wartet, dass ich ihm/ihr Frischfleisch vorwerfe :-)

Trotzdem will ich die Geschichte zuerst ganz zu Ende bringen. Ich denke, das bin ich meinem gerade im Keimzustand befindlichen Selbstwertgefühl schuldig.
Ich habe das Gefühl, wenn ich wieder etwas wirklich fertig schreiben kann, dann kann ich mich auch der Kritik darüber aussetzen, ohne wieder in Selbstzweifel zu versinken.

Was mir auffällt:
Das Schreiben ist im Moment noch wie Aufstehen und Gehen nach langer Bettlägrigkeit.
Kein Rausch, kein Höhenflug - aber eine tiefe Zufriedenheit, die mich selbst immer wieder in Erstaunen versetzt.
Nach dem Motto: Unglaublich - es geht tatsächlich noch!
Jemand, der voll im Training steht, wäre über die paar Wackelschritte entsetzt.
Aber der Gelähmte, der sein Bett in die Hand nimmt, und zittrig auf seinen Beinen steht, erregt die wirklich große Begeisterung!

Also: Jetzt ist das Schreiben selbst das Ziel und erst in zweiter Linie das Ergebnis.
Wobei ich schon den Ehrgeiz in mir weiß, mir bald wieder neue, weitere Ziele zu stecken ...

Mittwoch, 18. Juni 2008

Von Bergen und Flöhen

Sonntag hat mir Ruth einen Floh ins Ohr gesetzt.
Da gibt es doch diesen Wettbewerb - und die Gewinner werden in Wuppertal geehrt, was wiederum bei Ruth um die Ecke sei. Und das wäre dann doch eigentlich die Gelegenheit auf ein persönliches Zusammentreffen...
Nicht, dass ich so vermessen wäre, anzunehmen, unter den Gewinnern zu sein, aber der Floh hüpft seitdem munter in meinem Ohr herum. Ja, er hat sich sogar schon einen Gang in die rechte Gehirnhälfte gegraben und synapst dort genüsslich vor sich hin
(fürs Bauernschnapsen hätte er gerne noch drei weitere Freunde, aber meine schizophrenen Teilpersönlichkeiten sind gerade anderweitig beschäftigt.)
Eine vage Idee hat er sich bereits um den Buckel geschnallt.
(Somit sind sie schon zwei, die in meinen Ganglien fuhrwerken.)
Und nun habe ich zufällig (schon wieder!) den perfekten Einstieg gefunden.
In meinem Notizbuch gammelte er vor sich hin. Vor Wochen hatte ich eine Sequenz geträumt und sie notiert, ohne zu wissen, was ich damit tun sollte. Gestern beim Blättern ist sie mich angesprungen und ich wusste, dass sie auf diesen Moment gewartet hatte.

Das Schreiben geht zwar noch recht holprig voran. Von dem Tempo, das ich pre-krisem an den Tag - und in die Nacht - gelegt hatte, bin ich noch Lichtjahre entfernt. Aber ich bin glücklich, dass die Worte sich wieder einfinden und zu Sätzen formen lassen, mit denen ich erst einmal zufrieden bin.
Diese halbe Seite, die ich heute zu Papier gebracht habe, bedeutet den berühmten ersten Schritt, mit dem ich mich wieder auf die Bergbesteigung mache. Es ist wie die Wiederbegegnung mit einem Freund, den man lange Zeit schmerzlich vermisst hat. Erst wird er misstrauisch beäugt, ob er denn wirklich noch "der Alte" wäre - ein bisschen verändert wirkt er schon! - aber dann erkennt man die altvertrauten Gesten, die liebgewonnenen Züge und den heimeligen Geruch von früher. Und das ist wirklich ein Glück!

Dienstag, 17. Juni 2008

Humor ist...

Ein deutscher Fußballfan (singt):
"Fußball ist kein Wintersport, lalalala..."

Hickersberger (Trainer "Hicke" und die tapferen Männer von Austro-Flake):
"Da waren die meisten von uns überrascht!"

Jetzt wird so manches klar, oder?
(Zitatcollage aus Ö3, die mir heute Lachtränen beschert hat)
Gemeinsam mit Ursulas "Fanzone", die seither (in der italienischen Phonetik) zu unserem Familien-Insider geworden ist, sind das meine absoluten Highlights zum Thema EM.

Sonntag, 15. Juni 2008

Technik. Macht. Spaß!

Ich bin ein G'schaftlhuber.
(Wer das jetzt nicht versteht, wird gleich draufkommen, was das ist :-) )
Ich organisiere gerne alles Mögliche - Feste, Treffen, Familienmessen ... Am meisten daran liebe ich die Möglichkeit, eine Basis zu schaffen, die den Bedürfnissen möglichst aller Beteiligten gerecht wird und die Abläufe vereinfacht.

An dem hier schon öfter (lobend) erwähnten Online-Workshop bei Lisa nehmen nun also neun hoffnungsfrohe (angehende) Autoren teil, die ziemlich über den Globus verstreut leben. Das stellt an sich - dem Internet sei Dank! - kein echtes Problem dar.
Aber wir brauchen eine Kommunikationsplattform, die einfach zu bedienen ist, die gemütlich und einladend wirkt und sozusagen als Wohnzimmer fungiert, in dem wir uns virtuell zusammensetzen können, um an unseren Werken zu arbeiten.

Mailen ist mühsam, einsam und recht unübersichtlich.

Eine echte Alternative ist ein Forum - nur für uns Workshopler!
Im Internet gibts dazu eine Menge unterschiedlich ansprechender Software-Angebote.
Schon beim dritten Versuch wurde ich heimisch :-)
Hausbesitzer - ganz ohne Kaufvertrag, Kaution oder Maklergebühren - der Traum eines jeden Wohnungssuchenden! Und auch das Einrichten entwickelt sich prächtig.
Ich muss zugeben, die Befugnisse, die mir als "Administrator" offen stehen, lassen mich leicht rauschig lächeln. Diese Macht hat etwas Göttliches. Ich bestimme über das Aussehen, schalte die zukünftigen Mitbewohner frei, bestücke unser Heim mit Bildern, Zimmern und Geheimkämmerchen und stehe als Hausmeister an der Tür, um die Freunde in ihre Kemenaten zu begleiten.

Schade eigentlich, dass das außer den Workshop-Teilnehmern niemand zu sehen bekommen wird - aber so ist das eben mit konspirativen Zusammenkünften :-))

Donnerstag, 12. Juni 2008

Gedanken über das richtige Timing

Da plätschern Wochen und Monate dahin, in denen augenscheinlich absolut nichts geschieht. Faszinierend, wenn sich herausstellt, dass sich unter der Decke der Reglosigkeit ganze Welten drehen und so plötzlich zum Vorschein kommen, als wäre Zauberei im Spiel.

Warum ist mir ausgerechnet jetzt dieser Workshop (mit sanftem Nachdruck) in den Schoß gefallen? Weil ich etwa schon gewusst habe, dass professionelle Arbeit an meinem Roman zur essenziellen Notwendigkeit werden könnte? - Hab ich nicht! Oder doch? Oder sonst irgendwer, der mein Leben besser überblickt, als ich selbst?

Ist es nicht so, dass man erst einmal ordentlich ausgehungert sein muss, um seine Reserven freizulegen? Hat sich mein Mordshunger also sein opulentes Festmahl erst verdienen müssen? Ja, hat ihn erst der Hunger zum besten Koch gemacht?

Thomas hat in einem seiner Kommentare schon davon gesprochen. Und auch Ruth und Petra haben mir ihr Lied davon gesungen. Offenbar braucht es immer wieder eine Portion Verzweiflung und eine Prise Krise, um dem Schreiben die rechte Würze zu geben.

Jetzt hoffe ich einmal, meine Küchenutensilien erst einmal beisammen zu haben.
Denn auch genussvollem Schlemmen sollte sein verdienter Platz (und ordentlich Zeit) eingeräumt werden.

Und darauf freu ich mich jetzt einmal.
Denn es ist noch viel zu tun.......

Up(to)date

Bevor Ruth einen Herzinfarkt bekommt :-)
So schnell kann sich die Grundstimmung ändern. Ein morgendlicher Telefonanruf führt die Behauptung aus dem Vorpost ad absurdum, ich hätte nicht viel zu meinem Glücksgefühl beizutragen. Das heißt, genaugenommen hab ja auch nicht ich, sondern eine liebe Lektorin eines tollen Verlags diesen Endorphinstoß bewirkt.

Meine Charlie-Leseprobe (UND das Exposé! *zu Frau Küper rüberzwinker*) haben den Programmdirektor überzeugt. Er war verärgert, dass er nicht gleich weiterlesen konnte - wenn das nicht das schönste Kompliment ist, das ich je zum Thema Schreiben bekam ...
Und ich soll mich gefälligst beeilen, den Rest rüberwachsen zu lassen - Meine Güte! Warum hab ich bloß die letzten Monate mit der Pflege meiner Depressionen verschwendet, statt Charlie auf Hochglanz zu bringen!?
Aber was soll's. Auf diese Weise habe ich wenigstens jetzt gleich die Gelegenheit, mein Vorbild Max zu bemühen und darauf zu vertrauen, dass schon alles seine Richtigkeit haben wird.

So viel Glücksgefühl innerhalb von 24 Stunden stellen den Kreislauf ernsthaft auf die Probe. Doch diesen Gesundheitscheck lasse ich mir nur zu gerne gefallen :-)

Stolz und glücklich ...


Weil ich momentan selbst zu dem oben genannten Gemütszustand nicht viel beisteuern kann, beschenken mich eben meine Kinder damit. (Wie gut, dass es sie gibt!)
Heute hat mein Sohn die Matura bestanden. Ohne einen 4er im Maturazeugnis! Sogar mit gutem Erfolg!

Wer die verschlungene Schulkarriere meines Filius mitverfolgt (und -gelitten) hat, wird meine an Fassungslosigkeit grenzende Begeisterung verstehen. "Ohne einen 4er" kam seit dem Ende der Volksschule nicht mehr vor. Er hat mit unserem Schulsystem gehadert, seit er begonnen hat, selbständig zu denken. Oder sollte ich besser sagen: Das System haderte mit ihm? Egal!
Wenn es jemanden gibt, der "trotzdem" zum Schulabschluss gekommen ist, dann ist das Max. Ich bin so stolz auf ihn, weil er sich nicht kleinkriegen hat lassen. Weil er sich nicht verbiegen hat lassen, obwohl ein bisschen "Anpassung" ihn schneller ans Ziel gebracht hätte. Weil er sich selbst und uns bewiesen hat, dass manches eben seine Zeit braucht und dass das Vertrauen, das wir in ihn gesetzt haben, bestens investiert war.
Ich kann von ihm lernen.
Trotz der Selbstzweifel und Ängste, trotz vielfachen Kopfschüttelns und Händeringens kämpfte er weiter - und bekam letztendlich seinen gerechten Lohn.
Ich weiß nicht, ob ich so viele Jahre Durststrecke und Verständnislosigkeit derartig unbeirrt wegstecken könnte - ich gerate ja schon in tiefste Depressionen, wenn ich ein halbes Jahr keine Erfolgserlebnisse habe. Und ich bin dabei lediglich dem Druck ausgesetzt, den ich mir selbst mache.
Daran will ich denken, wenn ich wieder einmal kurz davor stehe, "den ganzen Krempel" hinzuhauen.
Auf dich, Max! Du machst mich stolz und glücklich!

Mittwoch, 4. Juni 2008

Zufälle oder Folgerichtigkeit?

Ich hab mich doch gerade auf einen Kurztrip in mein letztes Jahr begeben.
Eines der bleibenden Highlights - so kam es mir beim Lesen wieder klar zu Bewusstsein - war die Reise nach Hamburg. Und dabei wiederum die Reise in Hamburgs Geschichte - Dank des wunderbaren "Stadtgeflüsters", in das wir (zufällig?) hineingestolpert waren.

Gestern nun, nach dem Schreiben an dem Blogeintrag, dachte ich plötzlich an mein Gästebuch. Weiß Gott warum! Ich hab seit Monaten dort nicht reingesehen.
Ich finde zwei Nachrichten (unter anderen sehr lieben, auf die ich dringend antworten sollte) aus Hamburg! Eine ist von der Leiterin des Mignon-Theaters, aus deren Initiative diese Stadtführung ins Leben gerufen worden war - und die zweite von "Jan Ellerbrook" (bzw. seinem Alter Ego, Sebastian Dunkelberg). Beide vermelden, wie sehr sie sich über meine Beschreibung und das damit verbundene Lob gefreut hatten.

So ein Zufall?
Auch nur Zufall, dass mir dieses Erkennen, wie viele tatsächlich bei mir "mit- und reinlesen", gerade in einer Dunkelzeit wie dieser ein bisschen neuen Schwung einimpft?
Und reiner Zufall, dass ich neue Zipfel an Sinnhaftigkeit für mein "Wassertreten" erkenne?
Oder vielleicht doch die Folge von meiner ersten neuen zaghaften Bewegung in Richtung "Frühlingserwachen"?

Was ich schreibe wird wirklich gelesen.
Ich erreiche mehr Menschen, als ich mir vorstelle.
Ich kann damit sogar Freude machen!
Wo waren sie doch gleich? All die Probleme, die mir die letzten Monate versumpft haben?

Ich weiß schon, dass das Verlassen der Höhle so einfach auch wieder nicht ist.
Aber rein schreibtechnisch fühlt sich die Vorstellung davon schon recht gut an :-)

Resumée und Aufbruch

In einem Monat feiern meine Eltern ihre Diamantene Hochzeit.
Vor 60 Jahren haben sie sich Liebe, Treue und Zusammenhalt versprochen - und sie haben einander nicht im Stich gelassen. Durch dicke und dünne, gute und miese Zeiten sind sie miteinander gegangen, haben fünf Kinder auf ihre wunderbar-unterschiedlichen Wege geleitet und ihnen vorgelebt, was es bedeutet, wirklich für einander da zu sein.

Selbst in dem Bemühen, ihnen etwas ganz Persönliches zu ihrem Festtag zu schenken, finde ich mich nun als die Beschenkte wieder.

Wir - die Kinder und Enkel - haben beschlossen, ihnen ein ganz "persönliches Buch" zusammenzustellen. Jeder von uns sammelt Geschichten, Gedanken, Bilder oder Gedichte, die wir dann zu einem Sammelband binden lassen. (Ich hoffe, die beiden lesen hier nicht mit!!)
Ich weiß, dass meine Mama meinen Papa seit Monaten löchert, er solle ihr doch meinen Blog einmal ausdrucken, damit sie ihn in Ruhe durchschmökern könne - was (zum Glück!) bisher noch nicht geschehen war.
Ich wähnte meinen Beitrag also als gesichert!
Und dachte, ich hätte dabei gleich einen beinahe peinlich simplen Part.

Dann aber verstand ich, warum mein Papa bisher in liebevoll-hartnäckigem Aufschieben Mamas Drängen ignoriert hatte: Einfach ausdrucken ist nämlich nicht!
1. sind die Beiträge in der "verkehrten" zeitlichen Abfolge
2. verlieren sie beim Drucken sämtliche Formatierungen und werden praktisch unlesbar
3. kann ich so einen Buchstabensalat unmöglich ruhigen (Grafiker-)Gewissens beisteuern.

Aber wozu verdiene ich mir mit Layout mein tägliches Brot?
Das wäre doch gelacht, wenn ich das Zeug nicht in eine ansprechende Form bekäme!
Seit zwei Tagen ackere ich nun also meine Ergüsse durch - und tauche dabei in ein Leben ein, das mir einen aufregenden Spiegel vorhält. Ich lese von Hochgefühlen und tiefen Löchern, Hoffnung und Enttäuschung, Mut und Verzweiflung, Stolz und Versagen.
Und ich spüre Anteilnahme, Freundschaft, Freude und Gemeinschaft.
Pünktlich zum Stichtag der Hochzeit wird es ein Jahr, dass ich dieses virtuelle Tagebuch begonnen habe.
Und es spiegelt sich das Leben darin - wie eine komprimierte Parallele zu der Partnerschaft, die bereits seit 60 Jahren hält.

Mein Resumée geht nur über einen Bruchteil von dem Zeitraum, den die beiden überschauen. Aber ich schöpfe aus der Beispielhaftigkeit ihres Gelingens meinen Atem.

Wieder einmal passen die Puzzleteile perfekt zusammen.
Ich habe mich zu Lisas Online-Dramaturgie-Kurs angemeldet.
Ich will nicht länger schlapp machen und mich einem selbstgemachten Druck beugen, der sich an Wunschträumen orientiert, die mir die Kraft zum nächsten Schritt rauben.
Das Geschenk an meine Mutter entpuppt sich als Augenöffner für mich.

Und ihre 60 Jahre Zuversicht und Beharrlichkeit können als Vorbild kaum übertroffen werden.