Samstag, 29. Dezember 2007

Träumereien

Die meisten meiner Geschichten-Ideen kommen mir im Traum. Oder finden dort eine überraschende Wendung. Oder besiegeln ihre Daseinsberechtigung. Ich zähle zu den Glücklichen (oder Gequälten?), die sich an ihre Träume auch noch nach dem Aufwachen erinnern können. Oft so lebendig, dass ich einige Momente brauche, um mir klar zu werden, in welcher Welt ich denn eigentlich wirklich zu Hause bin.
Bisher habe ich daraus lediglich meine privaten Konsequenzen gezogen.
Dass ich nun mit meinen Hirngespinsten jemandem zu Diensten sein konnte, bei dem ich ohnehin knietief in der Schuld stehe, finde ich nicht nur sehr praktisch und kostengünstig, sondern auch noch überaus beglückend.

Dabei hatte ich in der letzten Zeit ein gespaltenes Verhältnis zu meinen Nachtaktivitäten entwickelt. Ich wollte mich ihnen nicht mehr so vorbehaltlos ausliefern. Hab sie für unausgegorene Gedankensprünge verantwortlich gemacht, die mich mehr irregleitet haben als sie mir auf der roten-Fadensuche behilflich waren. Ich wollte sie schon zum Schweigen bringen und mich einer professionelleren Ideenschmiede befleißigen (Genaueres zu diesem Thema wollte mir leider nicht im Traum einfallen). Die Folge waren drohende Schlaflosigkeit mit Wälzattacken und Kisseninfights.
Nun aber bin ich wieder mit mir bzw. meinem aktiven nächtlichen Synapsen-Gewitter versöhnt.

Bunte Nacht, Leute ... wenn auch nicht sofort ...

Allen, die meine Schlafgewohnheiten kennen, käme der Vorsatz um diese Uhrzeit einfach nicht glaubwürdig vor :-)

Sonntag, 23. Dezember 2007

Frohe Weihnachten!


Es bleibt für mich ein Mysterium, wieso die Tage im Dezember in ihrer Annäherung an den 24. propotional immer schneller vergehen, als der Rest des Jahres!
Überraschenderweise schaffe ich es trotzdem jedes Jahr, die Wunschlisten meiner Lieben abzuarbeiten, Papier, Bänder und Schmückzeug wiederzufinden und einen Christbaum heranzukarren. (Wie jedes Jahr ist er schon wieder um gute 20 cm zu groß! In meinem Hirn muss noch das Größenverhältnis aus der Kindheit gespeichert sein... Zum Glück hab ich mir letztes Jahr einen elektrischen Fuchsschwanz gekauft...)

Ich freue mich (auch kindheitsbewahrt!) auf diesen Tag und dieses besondere Fest.
Ich freue mich auf meine Familie, das Weihnachtsmenü, das Singen vor dem leuchtenden Baum. Ich freue mich auf die bewegte Stimme meines Vaters, wenn er das Weihnachtsevangelium liest, obwohl er schon so schlecht sieht, dass er es mehr oder weniger auswendig erzählt.

Ich freu mich auf dieses Fest - genauso wie damals, als ich noch ein Kind war.
Und ich wünsche euch allen, die das hier lesen, genauso viel Freude an einem harmonischen, liebevollen Weihnachten!

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Festtagsmenü

Zu Weihnachten wird mehrgängig aufgekocht. Da gibts kalte und warme Vorspeise, Suppe und einen leichten Zwischengang (Erdbeer-Prosecco-Gelee an Mandarinenmousse) - zum kalorischen Erholen, bevor nach der Hauptspeise (bunte Spießchen mit Zucchiniröllchen) der Totalangriff auf das Ernährungsbewusstsein in Form einer Biskuitroulade mit heißen Himbeeren startet.

Jedes Jahr um diese Zeit versinke ich in Gusto-Heften, Rezepten aus Mutters altbewährten Kochbüchern und Erfahrungsberichten aus dem Internet und stelle das diesjährige Weihnachtsmenü zusammen. Dabei gilt es natürlich die höchst unterschiedlichen Vorlieben aller Familienmitglieder zu berücksichtigen. Schließlich sollen zu Weihnachten wirklich alle rundum glücklich und zufrieden sein.

Wenn dann die Speisekarte entworfen und mit weihnachtlichen Motiven versehen ist, kann ich es kaum mehr erwarten, meine Lieben um mich zu versammeln. Manchmal funkt mir aber auch ein Gedanke an diejenigen dazwischen, für die Weihnachten Stress, Einsamkeit oder verzichtbare Geschäftemacherei bedeutet. Mit ist klar, dass es mir ausgesprochen gut geht.
Zu blöd, dass es keine Konserven für diese schönen Bilder gibt, die ich mir dann in depressiven Momenten, die ich regelmäßig und ausgibig mit Klagen und Jammern zubringe, aufmachen könnte.
Ich sollte daran arbeiten, ein Album der schönen Begebenheiten anzulegen, auf das ich im Zweifelsfalle zugreifen kann. Wenn ich dafür ein Rezept finde, könnte es mich in vielen Beziehungen reich machen :-))

Montag, 10. Dezember 2007

Von Prinzessinnen und Krönchentorten





Da ist mein rosa Kunstwerk, mit dem ich die letzten 24 Stunden zugebracht habe.
Wenn eine Prinzessin Geburtstag hat, darf die Krone nicht fehlen - in diesem Fall gleich 22 - für jedes Lebensjahr eine. Und wie es der Zufall will, sinds auch 22 geladene Gäste, die an der Festivität teilnehmen dürfen. Da herrscht ein rechtes Gedränge - da pulsiert das Leben. Für mich ist das immer wieder Quell der Freude und energetisches Feuerwerk.
So sehr ich beim Arbeiten die Ruhe und Abgeschiedenheit brauche, so erfrischend wirken diese Zusammentreffen auf meine innere Ausgeglichenheit. Damit hält sich das Leben die Waage und lässt mich meine Prioritäten austarieren.
Bei dieser Form von kreativem Schaffen erhält man das Feedback sofort. Das tut manchmal ganz gut :-) Auch wenn eine Krönchentorte eine recht geringe Halbwertszeit hat, ist das Erfolgserlebnis ein herrlich Unmittelbares. Davon kann man beim Schreiben ja nur träumen...

Freitag, 7. Dezember 2007

Es wird lichter ...

Welche Wirkung positive Verstärkung haben kann, habe ich von klein auf in jeder Lernsituation erfahren. Dass lobende Worte von Menschen, denen ich ver- und vieles zutraue, einem Turbobooster gleichen, durfte ich heute erleben.
Die aufbauende, liebevolle Kritik meiner Testleserin hat ein Licht in mir entzündet. Hell wie die Weihnachtsbeleuchtung in den Einkaufsstraßen und die blinkenden Sterne an meinem Gartenzaun durchbricht Freude die Dunkelheit der langen Nächte. Noch sind die Knie weich und die ersten Schritte wie nach einer langen Krankheit unsicher. Aber ich spüre Boden unter den Füßen. Und das ist ein Gefühl wie Frühling.
Ich mag wieder schreiben. Für mich ist heute schon Weihnachten!

Unscharfe Grenzen


Wenn meine beiden Katzenkinder miteinander herumtoben, sieht das manchmal gar nicht liebevoll aus. Da wird gebissen, mit den Pfoten getreten, die Katzenleiber ineinander verkeilt über die Treppen gepoltert und so manches Ohr blutig gerissen. Da gibts schon mal jämmerliches Quiecken der Kleineren, wenn sie aus dem Schwitzkasten der halbwüchsigen Schwester nicht mehr herauskommt. Wer aber glaubt, sie würde daraus eine Lehre ziehen, irrt gewaltig. Keinen Augenblick später steigt sie wieder in den Ring, um sich eine erneute Schlacht zu liefern.
Wenn ich mir aber schon Sorgen machen und schlichtend eingreifen will, führen die beiden meine Ängste ad absurdum. Wo eben noch bis aufs Blut gestritten wurde, herrscht plötzlich Liebe, Eintracht und gegenseitige Körperpflege.
So kann man sich irren! Sind ihre Kämpfe nur Theaterdonner? Training für die Wildnis "draußen"? Lernen sie miteinander, um nachher für einander helfend da zu sein?

Sie zu beobachten gleicht manchmal einem Blick auf das Spiegelbild meines Lebens.
Da ist die Grenze zwischen "getreten und vom Schicksal geprügelt werden" und einer plötzlichen zärtlichen Umarmung auch recht oft ziemlich unscharf. Oder aber es kommt mir nur so vor und in Wirklichkeit spielen sich die Dramen ohnehin nur in meiner Phantasie ab. Manchmal scheint es, dass ich mir Sorgen um Dinge mache, die so gar nicht sind ...

Sonntag, 2. Dezember 2007

Ein anderes Wort für Glück

Das erste adventliche Zusammentreffen kommt mir gerade recht.
Drei Generationen - fast alle eher mehr als weniger stimmgewaltig - sitzen in der Runde. Da wird geherzt, umarmt, gegessen ... und gesungen. Die Oldies, traditionell im Alt und Bass unterwegs, sollten langsam Unterstützung erfahren. Sonst werden sie von den herangewachsenen Jungspatzen allzu sehr übertönt. Das bedeutet für mich nicht nur ein Nachrücken und Neu-lernen, sondern auch die Erkenntnis, den glockenhellen Part der jüngsten Gerneration überlassen zu müssen. Ich werde "Alt" - so und so.
Nach beinahe 40 Jahren wechsle ich die Tonlage. Lieder, die ich im Schlaf singen konnte, werden zu einer neuen Herausforderung. Ich muss wieder in die Noten schauen. Höre intensiver als jemals den Zusammenklang, die Harmonie der Stimmen. Schaue in die Gesichter, in denen sich Musik und die Freude daran wiederspiegeln - und erfahre selbst ein unbändiges Glücksgefühl, Teil dieser Harmonie sein zu dürfen.
Das ist meine Familie. Mein Ursprung. Mein Zuhause.
Was hab ich doch für ein großes Glück ...

Ildefonso-Würfel

Ich wollte gerne zuversichtlich sein. Mich selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen.
Aber ich fühle mich ganzheitlich leergefegt. Vom Haaransatz bis zu den Fußsohlen.
Meine unendliche Zeitverschwendung ergibt für mich keinen Sinn - außer, dass die Zeit vergeht.
Ich hasse diese Gelähmtheit. Die feuchte Kälte in meinem Hirn. Mein Unzufriedenheitstatus.
Da ist kein Feuer und nicht einmal Rauch.
Verdammt.
Wo ist die Lust, die Liebe und die Leidenschaft hinverschwunden?
Mein Kopf ist voll von unerquicklichen Erinnerungen an Ereignisse, die aus längst vergessenen Lebensabschnitten stammen. Wer rührt da mit riesigen Kochlöffeln in meinen dunklen Schichten? Fürst Ildefonso? Dann sollte er aber auch den hellen Nougat nicht vergessen!
Ich sollte mich einfach hinsetzen und sinnvolle Zeilen zu Papier bringen, statt mich vor dem Spiegel der Selbstzerstörung zu drehen. Das könnte helfen.
Aber ich traue mir keinen klugen Gedanken mehr zu.
Meine Tage schichten sich flach übereinander. Heller Nougat - dunkler Nougat.
Und das interessiert nun wirklich niemanden ...

Dienstag, 27. November 2007

Positives Denken

Wenn ich einen Parkplatz brauche - was für einen Öffi-Verweigerer wie mich nahezu immer der Fall ist - bestelle ich mir einen beim Universum. Ich glaube daran und es funktioniert auch tatsächlich (fast) immer. (Und wenn mal nicht, war ich wahrscheinlich mit meinen Gedanken wieder einmal auf zu vielen Wunsch-Kirtagen gleichzeitig unterwegs...)

Die Kraft der positiven Gedanken ist mir also durchaus vertraut.
Ich hab sie offenbar nur hin und wieder mal irgendwo verkramt - oder aber die Zeiten des Zweifels gehören zu meinem Komplettprogramm einfach dazu. Dann sollte ich sie mir ab und zu genauso beim Universum bestellen, wie meinen Parkplatz, den ich so dringend brauche, weil ich sonst wieder einmal zu spät kommen würde. Vielleicht sind diese Phasen der Verlassenheit die Atemzüge vor dem befreienden Lachen, das sich erst durch die Stille davor vom Dauergrinsen eines Clowns unterscheidet.

Dann hab ich jetzt also die letzten Tage sehr tief Luft geholt.
Mal schauen, wie die Töne klingen, die ich nun meiner Kehle entlocken kann :-)

Besinnliche Zeit

Oje! Jetzt gehts schon wieder los mit dem Weihnachsstress - stöhnen die meisten.
Ganz ehrlich: Ich liebe die Adventszeit.
Mit meiner Tochter werde ich wie jedes Jahr einen Adventkranz binden.
Ich freu mich auf die Sonntage, an denen ich mit meiner Familie traditionellerweise mehrstimmige Adventlieder singen, Tee trinken und Lebkuchen schnabulieren darf. Wir sind eine ziemlich große Familie. Wenn alle kommen, könnten wir locker zwei Fußballteams aufstellen - samt Ausstauschspielern, Trainern und Schiedrichter ;-)
Wenn sich da alle um die brennenden Kerzen scharen und ihre Stimmen erheben, geht das schon ans Herz.
Würde ich eine Chronik meiner Familie schreiben, wären diese Sonntage eine zentrale Drehscheibe im Jahreskreis. Seit ich mich erinnern kann, gabs beinahe keinen Adventsonntag, der ausgefallen wäre. Nicht immer waren alle da, aber immer wurde gesungen. Da ist halt mal der Bruder für den Bass des hustengeplagten Vaters eingesprungen. Oder die stimmbegabten Zwillinge unterstützten den Alt der heiseren Großmutter.

Freilich kenn ich auch die Hektik der Vorweihnachtszeit. Und hab wie jedes Jahr noch nicht mal einen Funken einer Idee, wer was von mir unter dem Baum vorfinden wird. Aber das alles fällt von mir ab, wenn wir zusammensitzen, essen, trinken und singen.
DAS sind die Stunden, die mir den Trubel um die "stille Nacht" so glänzend erscheinen lassen, wie damals, als ich durch den Spalt im Vorhang gelugt hab und mein heimlicher Blick am glitzernden Flügel eines Weihnachtsengels hängen geblieben ist.

Ich freu mich auf die Vorweihnachtszeit. Und ich bin glücklich, dass ich sie immer noch mit meiner vollständigen Familie zelebrieren kann. Das ist das schönste Geschenk.

Montag, 26. November 2007

Aufgeklaubt und zusammengepuzzelt

Novembernebelsonnenlichtmangeldepressionen schaffen es, nicht nur mich aus dem Tritt, sondern auch meine Schreib- und Blogstatistik massiv unter den Schnitt zu drücken.
Zehn Tage Einzelhaft - eingesperrt in trüben Selbsterniedrigungsgedanken - können schon schwer auf die Psyche gehen. Auch wenn es objektiv betrachtet keinen fassbaren Grund dafür gibt, schert sich die Flüsterstimme im Ohr einen nebelfeuchten Dreck drum.
So viel Schokolade gibts in meinem Haushalt nicht, um den akuten Endorphinmangel ausgleichen zu können.

Dieses Wunder vollbringen Hände, die sich mir ins schwarze Loch entgegenstrecken.
Stimmen, die durch die Nebel dringen.
Freunde, die einfach da sind und sich nicht durch mein Heulen abschrecken lassen.
Menschen, die diese Auf- und Niedergänge nicht nur nachfühlen können, sondern sie am eigenen Leib erfahren haben.
Ihr Voranschreiten, ihre Erfolge, ihr Zuspruch und ihre Freundschaft sind Sonnen, die den zähen Novemberdepressionsnebel durchdringen. Ihr Leuchten klaubt mein zerbröseltes Selbstwertgefühl auf und setzt es Stückchen für Stückchen wieder zusammen.

Euch will ich heute danken - noch ein bisschen schwankend, aber immerhin wieder auf den Beinen. Wie gut, dass es euch gibt...

Donnerstag, 15. November 2007

Zartbitter

Auf meinem Schreibtisch liegt eine Tüte. Schwarz - mit matt satinierten Streifen. Sie ist an einer Seite aufgerissen. Die Gier auf ihren süßen Inhalt wars, die sie nicht länger unversehrt gelassen hat.
Marzipankugeln. In dunklem Schokolademantel mit einem weißen Zuckerschleier drum herum.
In weniger als einer Stunde war die Tüte nur noch zur Hälfte gefüllt. Ob der Rest ein Morgen erlebt?
Zartbitter. Nach außen hin knackig-hart. Im Inneren kernweich.

Was passiert mit einer Seele, die verloren geht?
Schaut sie sich stundenlang Filmtrailer an? Blättert sie in Büchern auf der Suche nach dem Selbstbewusstsein, das so unerwartet, mir-nichts-dir-nichts in eine Marzipankugel eingeschlossen wurde? Und jetzt auf meinem Schreibtisch liegt. In einer Tüte. Schwarz - mit matt satinierten Streifen. Auf einer Seite aufgerissen von der Gier nach Trost und Kraft. Die eben noch unendlich schien. Und plötzlich zu einer Kugel geschrumpft ist. Eingeschlossen in einen dunklen Mantel mit einem Schleier drum herum, der viel zu hart ist für eine verlorene Seele...

Zensur

Ich habe versucht, ein paar Beiträge im Forum zu lesen - aber es nun mit brummendem Schädel und schmerzenden Augen aufgegeben. So schlimm hatte ich mir das mit der nun hautnah erlebten Zensur nicht vorgestellt.

Die Aktion hat mich aber auch weiterführend in eine sehr nachdenkliche Stimmung versetzt.
So brutal und augenscheinlich gibt es in unseren Breitengraden tatsächlich keine Beschränkungen der freien Rede und bevorzugten Lebensweise - Gott sei Dank! Aber trotzdem erlebe ich immer wieder eine andere, viel unterschwelligere Form der Zensur. Ich ertappe mich manchmal dabei, in "vorausseilendem Gehorsam" meiner Sprache, meinen Taten, ja sogar meinen Gedanken Fesseln anzulegen.

- weil ich nicht anecken will
- weil ich endlich sichtbaren, beweisbaren Erfolg haben will
- weil ich Verletzungen vermeiden möchte (eigene, aber auch fremde)
- weil ich auf manche brennende Frage eigentlich gar keine Antwort erhalten möchte

Mein innerer Zensor ist immer seltener weggeschaltet. Er verhindert die Ausreißer in meinem Gefühlskardiogramm. Sanfte gewungene Wellen sind das erwünschte grafische Endresultat.
Je älter ich werde, desto stärker hat er und ich mich im Griff.
Ist doch cool! Enttäuschungen tun nicht mehr weh. Träume fliegen nicht hoch genug, um auf dem Beton der Realität zu zerschellen. Beziehungen gehen nicht tief genug, um mit unerwarteten (W)Endungen Wunden zu reißen.

Aber bin es dann noch ich, der hier spricht?
Nur weil meine Sprache nicht jeder verstehen kann, muss ich sie ändern? Bis sie dann diejenigen verstehen, die mich in Wirklichkeit gar nicht erkennen können? Weil es nicht mehr ICH bin, der spricht?

Zensur tut viel mehr, als eine paar Worte aus dem Kontext löschen: Sie löscht den Sprecher, sein Denken, seine Erwartungen, sein Streben und Fühlen.
Ich will mich nicht länger zensurieren lassen. Schon gar nicht von mir selbst...

Mittwoch, 14. November 2007

Wartezeiten

Warten.
Für einen ungeduldigen Menschen wie mich ist das Folter in seiner schärfsten Form.
Ist die Qual des Ungewissen potenzierbar? Teilbar? Oder gar heilbar?
Ist es besser, wenn möglichst viele Eisen in den unterschiedlichsten Feuern brennen?
Und ist in diesem Fall geteiltes Leid wirklich halbes Leid?
Sind drei Chancen auf einen möglichen Erfolg dreimal so verrücktmachend?
Oder die Angst vor drei Niederlagen dreimal so schlimm?

Gerade habe ich meinen Schafkrimi abgeschickt.
Und Charlie liegt auf einem anderen Seziertisch.
In Kürze beglücke ich Brigitte - und dann heißt es "Warten".

Am besten, ich vertreibe mir die Wartezeit mit Schreiben.
Es hat sich herausgestellt, dass das gegen alles hilft - außer vielleicht gegen die Ungeduld :-)

Dienstag, 13. November 2007

Lieber feig und frei?

Am 15. November ist der "Writers in Prison"-Gedenktag.
(Näheres hier nachzulesen: http://www.pen-deutschland.de/htm/verein/charta.php)

Ich hab mir ein paar vom PEN-Club angeführte Fälle durchgelesen.
Ein Mann in Kuba wird seit Jahren im Gefängnis festgehalten, gefoltert, misshandelt - weil er das Regime kritisiert hat. Ein anderer wird in einer psychiatrischen Anstalt festgehalten. Eine Journalistin wartet in Gambia auf ihren Prozess, der ohne Angabe von Gründen seit Monaten immer wieder hinausgezögert wird...
Sie alle haben nichts anderes getan, als das, was wir hier von unseren Journalisten tunlichst erwarten: Sie haben genau recherchiert und ihre Ergebnisse veröffentlicht. Was hier im Idealfall in einem fundierten Artikel mündet, endet dort im Gefängnis.

Ich habe lange darüber nachgedacht.
Diese Menschen, die es wagen, ihre Meinung laut kundzutun, wissen genau, was sie dabei riskieren. Für immer hat sich das Bild in mein Hirm eingebrannt: Der junge Bursche auf dem Platz des Himmlischen Friedens, der sich vor den heranrollenden Panzer stellt. Ein Synonym für jeden, der sich mutig gegen eine Übermacht stellt, weil er seiner Überzeugung folgt.

Ich habe mich ehrlich gefragt:
Würde ich es wagen, aufzustehen, zu schreiben, zu sprechen, stehenzubleiben? Wenn ich damit rechnen muss, niedergeschlagen, mundtotgemacht, überfahren zu werden?
Wie gut haben wir es in den demokratischen Ländern!
Wir können seelenruhig feig sein - weil wir die Freiheit haben, alles sagen zu dürfen, was uns in die Quere kommt. Wäre der Schmerz, es nicht zu können, groß genug, um die Angst vor Verfolgung zu überwinden?
Ehrlich: Ich weiß es nicht.
Und ich bin unendlich froh und dankbar, mich nicht auf die Probe stellen zu müssen.

Sonntag, 11. November 2007

Gute Gene

Geht nicht gibt's nicht!
Also hab ich mich noch einmal dran gemacht, meine allzu gut versteckte Pointe aus dem Dickicht zu schneiden. Genau 9.000 Zeichen später hab ichs meiner Tochter zum Lesen gegeben.
Und siehe da: Sie hat's auf Anhieb verstanden und mir genau so nacherzählt, wie ich es gemeint hatte!
Also, entweder liegt das jetzt daran, dass ich's geschafft hab - oder wir haben eben nur ähnlich gelagerte Gene ...

Freitag, 9. November 2007

Richtig gut versteckt

Ist euch das auch schon mal passiert, dass euch beim Rasenmähen im Sommer ein buntes Ei von Ostern in die Hände gefallen ist? Das ist an sich ja nicht gerade ein "worst Case". So ein zu gut verstecktes Ei lässt sich verschmerzen.

Was aber, wenn einem das mit der Pointe von einer Geschichte passiert? Da hast du dir echt was Verzwicktes ausgedacht. Legst falsche Fährten, bis du sicher sein kannst, dass dir jeder folgt ... und dann erkennt der Leser die Auflösung nicht, weil sie einfach zu gut hinter all den Potjemkin'schen Dörfern versteckt ist!

So ein Schmarrn!
Ich wusste es, dass mir 9.000 Zeichen zu wenig sind ...

Donnerstag, 8. November 2007

Glaube, Liebe, Hoffnung

Mit diesen drei Begriffen verbinde ich meine Jugendjahre.
Wenn ich mich in diese Zeit zurückdenke, kann ich nicht sagen, was davon stärker ausgeprägt gewesen wäre, welches Grundgefühl häufiger für meine Entscheidungen ausschlaggebend war. In der Rückschau möchte ich behaupten: Es hat sich die Waage gehalten.

Diesen Cocktail mixe ich mir gerade eben wieder zu einem Beruhigungstrank. Das Zeug ist echt stark, kann ich euch sagen! Ich hoffe, man kriegt keinen Kater davon. (Katzenjammer wäre übrigens genauso schlimm ...)

Ich habs getan.
Alice, bitte nicht sauer sein! Ich habe deinen Ratschlag um ein Wimpernzucken zu spät gelesen.
Und ich kann ehrlicherweise auch nicht sagen, ob ich überhaupt der Versuchung widerstehen hätte können. Die Rutsche war bereits gelegt. Mein Anklopfen angekündigt. Nun ist der Stein im Rollen und was mir bleibt sind diese Drei:

- Glaube: Ja, ich will daran glauben, dass die richtigen Weichen zur richtigen Zeit gestellt werden. Was immer weiter geschieht ist das Richtige für das, was momentan im Zentrum meines Lebens steht
- Liebe: Welcher Autor liebt sie nicht, seine Kinder? Es ist wie im richtigen Leben: Erst rauben sie dir den Schlaf, dann bringen sie dich zum Lachen, zur Verzweiflung, in Wut und zur Begeisterung. Du bist ihnen ausgeliefert und du bist es mit Leib uns Seele gern. Doch das alles läuft letztendlich darauf hinaus, dass sie dich verlassen müssen, um ihre Liebe erst so richtig unter Beweis zu stellen. Ich habe nur Lieblingskinder. Und eines von ihnen hat sich heute auf den Weg gemacht.
- Hoffnung: Sie ist immer mit dabei. Sonst wäre ich schon längst irgendwo auf der Strecke liegengenblieben. Meine Hoffnung will ich in keine Worte fassen. Aber ich denke, jeder kennt sie sowieso am besten...

Ich glaube. Ich liebe. Ich hoffe.
Was könnte es Schöneres geben in genau diesem Augenblick?
Aber vielleicht bin ich auch einfach nur in meinen Jugendjahren stecken geblieben?

Mittwoch, 7. November 2007

Der nächste Streich

Es rockt und rollt :-)

Das letzte Mal hab ich das in meiner Schulzeit erlebt:
Wenn ich ein Verständnis-Problem hatte (in Mathe z.B. - war das ziemlich häufig der Fall ;-) ) und ich bin nach langem Suchen auf eine Möglichkeit gestoßen, wie diesem an sich unlösbaren Problem an den Leib zu rücken war, dann hab ich das wieder und wieder an immer neuen Beispielen verifizieren müssen. Und je öfter ich dabei Erfolg hatte, desto gieriger war ich auf weitere Beweise.

So ähnlich gehts mir jetzt mit der, hier schon bis zum Abwinken bejammerten Expo-Schwäche.
Nach dem gestrigen Synapsen-Gewitter wollte ich meine embryonalen Erkenntnisse an einem neuen Versuchskaninchen unter Beweis stellen.
Also musste ein neues Karnickel her!
Der Griff in die Schublade lieferte mir ein paar Hasen-Ohren in die Hand, die ich flugs zu einem Exposé schrumpfen ließ. Und weil ich so im Schwung war, hab ich auch gleich noch ein Anschreiben dazugebastelt.

Heiko hat heute in einem Thread die Schreiberei mit dem Tun eines Magiers verglichen.
Wollen wir unsere Leser überraschen, müssen wir ihre Aufmerksamkeit auf etwas lenken, das sie nicht bemerken lässt, woran wir in Wirklichkeit kochen. Und dann - tatäää! - ziehen wir den Braten aus dem Hut!

So ähnlich hab ich mich heute gefühlt.
Magic-Gabi auf der großen Showbühne des Lektoren-Einkochens!
Es hat mir Spaß gemacht (mehr als früher das Aufdröseln von Mathematik-Rätseln!)
Ob ich den Code allerdings geknackt hab, muss ich erst an den wirklich schwierigen Brocken unter Beweis stellen.
Aber auch Copperfield hat mal mit einem Karnickel angefangen. (Dass er nun lieber die hübschen Fräulein hat, ist eine andere Geschichte ;-) )

Dienstag, 6. November 2007

Neues von der E(kel)-Front

Ich bin ein Drückeberger, ich geb's zu.
Zu den Aufgaben, die bei mir akutes Abwehrverhalten und augenblickliche Übersprungshandlungen (wie Blumen gießen und Wäsche waschen) auslösen, zählt neben der monatlichen Steuererklärung seit Neuestem das Erstellen von Exposés. Das wächst sich noch zu einer Neurose aus. Ich spür's in meiner rechten Gehirnhälfte ...
Um dieser drohenden Gefahr vorzubeugen, hab ich zu einem Trick gegriffen, der sich als Angelhaken entpuppt hat: Einmal angebissen, lässt mich das Ding gar nicht mehr ins (Blumen- und Wasch-)Wasser zurück!

Das Charlie-Expo musste noch einmal neu überdacht werden. Mir schien das für den Einstieg eine leichte Übung zu sein. Im Grunde war es ja schon ziemlich zufriedenstellend - dachte ich. Ein paar Fäden rauszuziehen und an die Seite zu legen, sollte nicht die große Herausforderung darstellen.
Stimmt nicht. Ganz und gar nicht sogar.
Kaum etwas von dem, das schon abgesegnet war, passte in das neue Konzept.
Wollte ich tatsächlich nur den roten Faden spannen und das Hauptthema lediglich mit ein paar zusätzlichen Infos garnieren, musste ich alles neu überdenken. Was wiederum nach sich zog, dass ich mir vom konkreten Beispiel ausgehend ganz neue und grundsätzliche Gedanken über den Zugang zu meinem Elend machte.
Was mich dann aber letzendlich mit einem befriedigten Gefühl zurückgelassen hat.
Als ob in dem dunklen Kämmerlein, das für den Überblick zuständig war, ein Streichholz angezündet worden wäre.
Dann will ich doch hoffen, dass ich schnellstens eine Kerze finde, bevor das Flämmchen wieder erlischt :-)

Sonntag, 4. November 2007

Erkenntnisse ...

Heute war ein erkenntnisreicher Tag für mich.

- Ich hab erkannt, dass ich zwar rein technisch in der Lage bin, einen Text auf 9.000 Zeichen zu beschränken (8.999 um genau zu sein ;-) ), dass ich mit dem Ergebnis aber nicht glücklich bin. Bei so einem engen Rahmen gibts keinen Spielraum für bildhaftes Lautmalen, Haken schlagen, mit den Protagonisten spielen. Das ist es aber, was ich am Schreiben so sehr liebe. Ich werde die Geschichte trotzdem einreichen - schon allein deshalb, weil meine Nägel dafür draufgegangen sind. Um dem Plot aber gerecht zu werden, muss eine längere Fassung her - und auf die freu ich mich schon richtig.
Ich denke, wenn ich nicht von sehr simplen Plots überfallen werde, wird dieser Kurzkrimi ein einmaliges Erlebnis meiner Schreiblaufbahn bleiben.

- Die zweite Erkenntnis war schon schmerzhafter.
Fertig sein heißt nicht immer, tatsächlich "fertig" zu sein. Die alte Frage, wann denn ein Text fertig ist, hat mich heute ganz schön massiv eingeholt und auf eine Antwort gedrängt. Und wieder einmal hat es sich bestätigt: Solange noch die Chance besteht, seine persönliche handwerkliche Weiterentwicklung auf einen Text anzuwenden (und sei er noch so im Kopf und Gefühl abgeschlossen), ist es dringend angeraten, sie zu nützen - im Sinne der Liebe und Gerechtigkeit dem Werk und den potentiellen Lersern gegenüber. Auch wenns einen Kraftakt bedeutet, eine geschlossene Tür noch einmal aufzumachen.

- Die dritte Erkenntnis hat mir wieder mehr Spaß gemacht.
Ich kann der Brigitte so viele Manuskripte aufs Aug drücken, wie ich will :-)
Heißa! Das gibt ein dickes Paket, das ich mit Freuden schnüre - auch wenn es bedeutet, noch schnell ein paar von diesen unaussprechlichen Dingern fabrizieren zu müssen, die mit E (wie Elend) anfangen und genauso aufhören.

- Das bringt mich auch schon zu Erkenntnis Nummer vier:
Ich werde mich nicht darum drücken können, mich dem E-Ding zu stellen. Ich muss es ja nicht lieben, aber ich sollte es endlich einmal handwerklich beherrschen - ich mach mich also auf eine Domina-Beziehung gefasst. Wobei immer noch die Frage ungeklärt ist, wer von uns beiden die Peitsche in die Finger kriegt :-)

Zeichenbeschränkung

Meine Güte - 9.000 Zeichen sind einfach zu wenig, um einen Spannungsbogen ordentlich aufzubereiten, Köder auszulegen und überraschende Wendungen einzubauen.
Ich bin Wassermann - vielleicht fällt es mir deswegen so schwer, Grenzen einzuhalten und mich auf das Wesentliche zu beschränken.

Der Plot gefällt mir echt gut. Aber wie ich das alles mit 9.000 Zeichen unterbring, ist mir ein Rätsel. Ich bin jetzt bei 8.137 - und gefühlsmäßig werde ich gerade mal warm :-/
Ich glaub, ich schreib das Ding jetzt einfach fertig und schau dann, was ich rauskürzen kann, ohne ein Blutbad anzurichten. Sonst mach ich halt einen richtig langen Krimi draus und lass mir für den Wettbewerb was Einfacheres einfallen ;-)

Samstag, 3. November 2007

Määhhh!

Ich habe beschlossen, dass ein Exposé definitiv NICHT kreativ genug ist, um es an den Beginn eines neuen Monats auf die Prioritätenliste zu setzen. Stattdessen hab ich lieber für den Schafkrimi-Wettbewerb einen Plot entworfen. Das hat doch gleich viel mehr Spaß gemacht!

Es ist interessant, wie viele Schafzüchter es in Österreich gibt. Außerdem habe ich von bedrohten Schafrassen, bevorzugter Haltung und außergewöhnlicher Milch- und Fleischqualität gelernt. Von den schwarzen Schafen ganz zu schweigen :-)
Einige der manchmal sehr kreativen Rassebezeichnungen hab ich mir übrigens für die Familiennamen der Hauptdarstreller ausgeliehen - es würde mich interessieren, ob das irgendjemandem auffällt.

P.S.: Den Titel dieses Blogeintrags widme ich übrigens Ursula!

Von Pferden, Aufgaben und glücklichen Frauen

Eine Hand wäscht die andere - nicht nur bei der Mafia.
Hab ich Ruth kurz mal den Steigbügel halten dürfen, hat sie mir gleich eine ganze Mustangherde über die Weide getrieben. Schlappe 400 Seiten aufzubügeln und dabei nicht den Humor zu verlieren, halte ich für eine Meisterleistung. Da freu ich mich, wenn ich mich kurz einmal revanchieren durfte.

Meine Monatskreativität wird sich ohnehin noch kräftig ins Zaumzeug legen müssen.
Es wartet schon wieder ein Exposé - will ich doch eines meiner Babys der Brigitte an den Busen drücken. Geschichten hätte ich dafür ein paar zur Auswahl, Exposés aber gibts für keine Einzige von ihnen ... was mich jetzt nicht wirklich verwundert. Leider ist das aber ein Teil der zu erfüllenden Voraussetzungen.

Eine Frage wälze ich allerdings: Ist das Hervorwürgen eines Exposés überhaupt kreativ genug, um den Quell eines Monatsbeginns dafür zu verschwenden?? Oder ist diese fixe Idee ohnehin nur ein ausgemachter Schmäh ...

Mir muss es wurscht sein. Ein Exposé muss her, damit Brigitte mit mir zufrieden ist. Und was tut man nicht alles für eine glückliche Frau?

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Kreativer Rhythmus

Ich hab was Interessantes entdeckt: Offenbar hab ich einen kreativen Biorhythmus.
Immer am Anfang des Monats bin ich total aktiv, voller Tatendrang und Umsetzung desselben. Das schöpferische Potential steigert sich bin zur Monatsmitte und fällt dann zuerst ganz langsam ab, bis es sich gegen Ende des Monats nur noch siechend dahinschleppt und schließlich röchelnd schlapp macht.

Man kann das sehr deutlich an meinem Blog nachverfolgen. Man beachte die statistische Monatsauswertung. Juli, August: 16 Einträge. September: 17. Oktober: 19 (mit diesem hier).
Die Tendenz ist marginal steigend. Gehe ich aber ins Detail sehe ich meine Abschlussschwäche.
Zu Monatsbeginn rattern die Posts im Tagestakt. Zum Ende hin werde ich regelmäßig stumm.

Ich bin gespannt, ob da was dran ist und werde mich weiter beobachten. Diese Art von Statistik interessiert mich. Vielleicht ist es ja nur Zufall, aber vielleicht gibt es wirklich so was wie eine "kreative Menstruation"??

Sonntag, 28. Oktober 2007

Wanderbaustelle

Die letzten Tage habe ich mit einer alten Bekannten verbracht.
Um mir die Wartezeit auf Charlie und den Mondaman zu verkürzen, die beide bei Herzensmenschen zur Begutachtung liegen, und weil ein lieber Oberursler Freund eine sehr geniale Idee hat, habe ich eine alte Geschichte herausgekramt - und mich neu in sie verliebt.
Olivia und ihre Reise in das Land der Germanengötter hat mich sehr schnell wieder in ihren Bann gezogen. Manche Stelle kam mir inzwischen recht ungelenk und überabeitungsbedürftig vor. Doch die Quintessenz funktioniert immer noch.
Ich bin draufgekommen, dass ich bisher bei jeder meiner Geschichten eine gewisse Anlaufzeit brauche, bis sie läuft. Es ist eigentlich immer der Anfang, der die meiste Überarbeitung benötigt. Das ist natürlich einerseits blöd, weil die meisten am Anfang zu lesen anfangen (*zwinker*) und auch eventuelle Leseproben-Wünscher immer nach den ersten 20 bis 50 Seiten verlangen. Ich verstehe nun mein widerstrebendes Gefühl, warum ich eigentlich viel lieber ein paar Kapitel aus der Mitte verschicken würde. Aber es nützt ohnehin nichts. Will ich eine ordentliche Geschichte abliefern, muss sie schon von Beginn an funktionieren.
Ich bin also ziemlich radikal über den Anfang hergefallen.
Nun warte ich gespannt auf die nächsten Tage, in denen ich mir die Problemstellen noch einmal mit Abstand anschaue. Ob sie dann noch meinem kritischen Blick standhalten können?
Und wie werden Charlie und Teamor zu mir zurückkommen?

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Auf dem Prüfstand

Ich habe das große Glück, im Zuge meiner Forenzugehörigkeit eine Menge kompetenter Menschen kennen lernen zu dürfen. Einem solchen hab ich heute meine Charlie im Anriss und in expotischer Zusammenfassung zugetragen.
Meine Nerven liegen nun einen Hauch über dem Normalniveau ;-)
Aber wäre es anders, hätte ich wohl meinen Sinn für die Realität verlegt (um dieses mit Sehnucht überfrachtete Wort in einen glaubwürdigeren Zusammenhang zu bekommen).
Ich freu mich irrsinnig über ihre Bereitschaft, einmal "drüberzuschauen".
Den pumpenden Stein im Magen nehm ich dafür gerne in Kauf :-)

Montag, 22. Oktober 2007

Mauern von Jericho:

Achtung! Ich trompete!
Das Unglaubliche ist wahr geworden. Unter unermüdlicher, hilfreicher und liebevoller Überwachung und Unterstützung meiner tapferen Werkstätten-Mitstreiter erhebt sich Phönix aus der Asche. Das Grillhendel wirft seinen Kohlenstaubmantel ab und entpuppt sich als flugfähiges, ich wage sogar zu behaupten, als durchaus beachtliches Exemplar aus der Geflügel-Familie :-)
Die Hofhühner scharren bereits erwartungsvoll.

Ich selbst bin fast sprachlos.
Aus hilflosem Gestammel, einer traurigen Aneinanderreihung von verwirrenden Taten und Fakten wird nach nur wenigen Tagen intensiver Bearbeitung ein Exposé, das mir die Freudentränen in die Augen treibt. Ohne die genialen Hinweise, Fingerzeige und Räuberleitern der "Arbeitsgruppe 1" würde ich immer noch stammelnd vor unverständlichen Bruchstücken sitzen und mir die Haare raufen.

Mein heißer Dank geht an euch, die ihr mir so tatkräftig unter die Arme gegriffen habt.
Ich hoffe, ich kann mich zumindest ansatzweise dafür revanchieren.

Samstag, 20. Oktober 2007

Auf hoher See

Mir wird auf Schiffen immer übel. Es fehlt mir was im Ohr, hab ich mir sagen lassen.
In manchen Fällen hätte ich aber nur zu gerne noch viel weniger im Ohr. Dann müsste ich nicht hören, was so alles hinterrücks getratscht und gespeichelt wird. Auch wenn sich so manches Gerücht bei näherer Betrachtung als aufgeblasenes Hirngespinst entpuppt, drückt das Gewebe wie ein zu enger Kokon gegen meine Brust.
Ich würde gerne aussteigen. Aber noch ist die See zu rauh, das Schiffchen in der Talsohle und die Wellen wie Berge um mich aufgetürmt. Gebt mir noch ein bisschen Zeit. Dann will ich tapfer segeln, gegen jeden Schwindel, der mich (be)treffen könnte...

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Flügellahm

Ich dachte schon, dass mein Exposé eine lahme Ente ist.
Aber nach dem heutigen Tag ist es zu einem Grillhendl mutiert - und das ist noch zu freundlich ausgedrückt... Ganz ehrlich? Es ist ein Hahn am Mist...
Und dort ist es inzwischen auch gelandet. :-)

Ich entleibe mich deshalb aber nicht (gell, Ruth :-) Ich brauch mein Seelengefäß noch...)!
Im Gegenteil! Ich hab wieder mal eine Menge über meine Fähigkeiten und meine Grenzen gelernt. Und selbstverständlich kann ich nicht schlafen gehen, ohne wenigstens den Versuch gestartet zu haben, meinem gegrillten Gockel ein paar neue Flügel zu basteln.

Das Ding ist um fast zwei Seiten angewachsen - aber vielleicht brauchen Flügel ja eine gewisse Tragfläche... wer weiß?
Heute halte ich es noch unter Verschluss. Obwohl ich mir ehrlicherweise auch morgen nicht mehr Urteilsvermögen zutraue, als ich heute schon nicht hab.... Was bin ich doch froh über diese neue Exposé-Folterkammer! Meine masochistische Ader pulst! Fast so wie das Ding unter dem Bart meines Protagonisten.

Mal sehen, ob es hier irgendwann einmal heißt: Ente gut, alles gut!

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Startschuss

Heute ist der 17.!
Klar war ich die Erste, die ihr Exposé in die Arena geworfen hat. Den ganzen Tag hab ich schon darauf gewartet, dass es endlich Mitternacht wird ;-)
Ich bin neugierig, wie die Arbeit der ersten "G8-Gruppe" funktioniert.

Meine Mail-Misere verunsichert mich nachhaltig. Ich frage mich, wieviele Mails ich schon in ein Nirvana geschickt habe und davon ausgegangen bin, dass ihre Nichtbeantwortung als Absage zu werten sind? Wieviele Chancen hab ich schon vertan? Auf jeden Fall werd ich mir einen neuen Account zulegen. Ganz simpel. Nur mit meinem Vor- und Zunamen. Kein geniales Schnickschnack mehr!
Vielleicht ist eine .de-Adresse für .de-Verlage ohnehin besser geeignet. Wer weiß?
Den Österreicher in mir erkennt man schon noch früh genug ;-)

Montag, 15. Oktober 2007

Auf dem Weg

Gerade hab ich meine Strand-Meer-Möwen-Geschichte abgeschickt.
Unglaublich, wie lange ich an den paar Sätzen des Anschreibens herumgedoktert habe. Da hätte ich in der Zwischenzeit locker ein weiteres Abenteuer zu Papier bringen können.
Ich habe also schon wieder eine neue Erkenntnis gewonnen:
Anschreiben sind mindestens so blöd wie Exposés. Hoffentlich werden sie weniger wichtig genommen...

Apropos: Auf die Arbeit an meinem Exposé für Charlie freue ich mich schon total.
Mittwoch gehts los und ich erwarte mir mindestens ein Wunder - wenn nicht mehr :-)
Wir werden ja sehen...

Sonntag, 14. Oktober 2007

Ameisen im Hintern

Heute hatte ich ein supernettes über-Gott-und-die-Welt-Langzeitgespräch mit einer verwandten Seele. Im Anschluss daran hab ich noch einmal alle meine Kara-Geschichten durchgeschaut und dabei festgestellt, dass Kleinvieh auch Mist macht :-)

Ich hab schon einen ganzen Haufen Text auf meiner Festplatte angehäuft. Irgendwas davon muss doch endlich seinen Weg in die große weite Verlagswelt finden! Ich bin so kribbelig, als hätte ich ein Versprechen einzulösen, das längst überfällig ist. So heiß war der Drang nach draußen noch nie. Und die Gewissheit, dass sich in meinem Leben etwas Entscheidendes bewegen muss. Weil ich es aus tiefstem Herzen bewegen will...

Bin ich größenwahnsinnig? Maßlos selbstüberschätzend?
Oder helfen mir die Ameisen auf die Sprünge?

Freitag, 12. Oktober 2007

Zwischen den Stühlen

Wie geht es euch damit, wenn ihr spürt, dass ihr dabei seid, euch von einer Geschichte zu verabschieden?

Ich fühle mich in diesen Tagen immer ein bisschen verloren. Klar. Fertig ist sie noch lange nicht (wie man erst kürzlich nachlesen konnte ...), aber das Brennen lässt nach und eigentlich hätte ich sie gerne schon so weit, dass sie in die Welt hinaus gehen kann. Nicht, dass ich sie nicht mehr lieben würde! Im Gegenteil! Ich will sie am liebsten auf ein Banner heften und mit einem Flugzeug über die Menschheit ausschütten. Aber ich krieg dabei immer mehr das Gefühl, dass ich ihr mehr im Weg stehe, als dass sie mich braucht, um zu laufen.

In meine Träume mischen sich klammheimlich neue Ideen.

Sollte ich mich nicht erst ordentlich verabschieden, bevor ich an neuen Plots zu schmieden beginne? Es wäre noch genug zu tun. Anschreiben formulieren, Exposés in eine annehmbare Form bringen, durchatmen, das Hirn auslüften, die ganze Story noch einmal kritisch überprüfen - eben ein ordentliches Jausenpaket schnüren, damit sie auf dem Weg nicht verhungert.
Warum werde ich auf den letzten Metern ungeduldig, ja beinahe unwillig? Fehlt mir der letzte Kick zum professionellen Denken?

Oder geht es euch auch manchmal so, dass ihr euch wie zwischen den Stühlen fühlt?

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Möwen, Muscheln, Meergeschichten

Ich mag diese kleinen Einsprengsel.
Den ganzen Tag sitz ich an mehr oder weniger hochspannenden Texten, die ich, ohne mich weiter um deren Inhalt zu kümmern, in eine mehr oder weniger ansprechende Form verpacken darf. Layout heißt das. Und ich verdiene damit das Geld, das andere dann wieder von mir wollen.
Da kommt mir so ein kleiner Ausflug an einen sturmumtosten Strand gerade recht. Wenn die Phantasie Flügel bekommt und sich mit den Möwen durch die Lüfte tragen lässt, flieg ich mit und lass die Finger denken. Es geht in diesem Augenblick um nichts anderes als die Idee. Sie kriecht aus dem Ei, steckt ihre Nase in den Wind, begutachtet das Ambiente, freundet sich mit den Personen an - und hebt ab.
Das ist der Moment, den ich am meisten genieße: Wenn ich spüre, dass sie trägt. Am schnellsten komm ich an diesen Kick, wenn es nur eine kurze Geschichte sein muss. Ein Einfall genügt. Er darf sich schmückend mit Beiwerk umgeben, einen oder zwei Haken schlagen und dann zufrieden nach Hause zurückkehren. Vielleicht bringt er noch ein kleines Wortspiel mit, oder einen Schlussgag. Etwas, wo ich selber schmunzeln muss und mir denke "Ja, genau. Das ist der perfekte Schlusssatz".
Heute, mitten in den vielen fremden Texten auf meinem Schreibtisch ließ er sich nieder. Und ich hab ihn in die hohle Hand genommen wie einen Vogel, der mir sein Lied bringen will. Morgen lass ich ihn wieder fliegen. Mal schauen, wo er als nächstes landet.
Was ich mir für ihn wünsche?
Ein paar glatte, weiße Seiten und zwei Deckel drum herum :-)

Dienstag, 9. Oktober 2007

Möbius-Schleife

Wann ist ein Text fertig?
Diese Frage habe ich schon einmal mit einem ernst gemeinten Scherz beantwortet: Wenn mein Verleger sagt, dass er jetzt in der Druckerei ist...

So oft ich meinen Krimi durchlese, bessere ich daran herum.
Hier sitzt ein Ausdruck noch nicht so perfekt, dort könnte man etwas mit ein bisschen Bemühen eleganter sagen. Diese Wendung ist zu allgemein, jene missverständlich. Von meinem Matt hätte ich gerne noch mehr Hintergrund erzählt, Charlies Charakter könnte noch ein wenig Schärfe vertragen... Nimmt das denn nie ein Ende?

Heute habe ich sicher zehn verschiedene Schlussätze formuliert. Sie unterschieden sich nur marginal von einander. Ich glaub, ich hab jetzt einen stehen gelassen, der bereits in einer Frühphase genau so gelautet hatte. Oder so ähnlich. Oder doch um das entscheidende Bisschen anders?

Irgendwann kommt der Moment, wo ich mich dazu zwingen muss, es gut sein zu lassen.
Ich gehe davon aus, dass der noch nicht gekommen ist...

Sonntag, 7. Oktober 2007

2. Durchgang beendet

Heute war das Überarbeiten gleich noch einmal so schön.
Die Live-Diskussion mit meiner Perle hat noch einmal eine weitere Facette geschliffen, die der Story zusätzlich Pep verleiht. Es war auch gar nicht schwer, den Anmerkungen am Seitenrand Genüge zu tun - machten sie mir doch deutlich, wo noch etwas nicht ganz rund lief.
Ich fühle mich irgendwie euphorisch - als hätte ich einen Achttausender bestiegen :-) Nur dass mir dabei nicht die Atemluft ausgegangen ist. Im Gegenteil! Ich könnte gerade so richtig jodeln vor Freude!

Kopfzerbrechen macht mir jetzt immer noch das Exposé. Daran will ich aber gerade gar nicht denken. Lieber das Gefühl genießen, wieder einen Schritt abgeschlossen zu haben. Toll, wie oft man sich glücklich fühlen kann auf dem Weg zum Fertigwerden!

Überarbeitung, die Zweite

Es ist wie ein Zwiegespräch.
Ich lese die Kommentare und versuche eine Antwort darauf zu finden.
Manchmal erkläre ich mir damit selbst, was für einen, der nicht in meinem Kopf drin ist, nicht verständlich sein kann. Dann weiß ich auch, was ich ändern muss. Manchmal widerspreche ich - lächelnd, mit dem Gedanken, darüber noch einmal diskutieren zu wollen. Manchmal lache ich laut. Meistens über einen Ausdruck, den offenbar nur Eingeweihte verstehen. Bei vielleicht jedem Dritten denk ich mir - ach nein. Das verstehen die schon, wenn sie wollen :-)) Und das lass ich dann so stehen - mit dem Auftrag, einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.
Bei Seite 65 ist für heute Schluss.
Ich freu mich schon auf morgen. Dann darf ich mit meiner imaginär anwesenden Testleserin weiterquasseln. Das wird wieder spannend :-)

Samstag, 6. Oktober 2007

Durchgeschwitzt und abgelacht - eine Hommage an meine Testleserin

Ich hab schon eine wirklich tolle Testleserin...
Gestern hab ich ihr Charlie angehängt und heute kommt die kleine Göre reich beschmückt schon wieder zu mir nach Hause. Ich kann mich jetzt natürlich in dem Gedanken suhlen, dass sie nicht aufhören konnte zu lesen... Es könnte aber durchaus auch sein, dass sie mich nicht so lange meine Hemden durchschwitzen lassen wollte - weil sie ein herzensguter Mensch ist (ich tendiere zur zweiten Möglichkeit, will mir die erste aber auch nicht total selber ausreden! Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt :-) )

Ihre Kommentare haben mich zu Tränen gerührt - Lachtränen, wohlgemerkt! So pointierte, treffende und mit liebevollem Ton vorgetragene Arschtritte krieg ich am liebsten (gelle, Denis? Ich erinnere mich nur zu gern an ähnliche Nachtsessions dieser Ausprägung!).
Der nächste Überarbeitungsschritt wird mir Spaß machen - und ihre Hinweise den Plot an den entsprechenden Sch(w)achstellen schärfen.

Wer hier regelmäßig mitliest, ahnt wohl, wen ich mir da geangelt habe. Aber ich sags gleich: Ich brauch sie noch! Also lasst sie schön in Ruhe, bis ich fertig bin :-))

Vielen Dank, meine Liebe - für so viel Zeitaufwand, Einsatz und Feingefühl.

Freitag, 5. Oktober 2007

Die Exposé-Werkstatt

Heute hat sie das Licht der Welt erblickt!
Unsere private kleine feine Exposé-Bastelstube ist seit heute Abend online!
Ich kann euch gar nicht sagen, wie toll sich das anfühlt, eine Idee so schnell ins Leben kommen zu sehen. Ich hab gleich einmal kräftig umgerührt und meinen Senf abgegeben (ist ja auch viel lustiger, als mich mit meinem eigenen müden Entwurf abzuplagen ;-))

Außerdem musste ich mich ablenken.
Ich hab Charlie über die Schwelle in die kalte Welt hinausgestoßen... Ich fühle mich ein bisschen elend. Wie eine Rabenmutter. Obwohl ich weiß, in welch liebevolle Obhut ich sie übergeben habe, denke ich trotzdem die ganze Zeit an sie. Ob ich sie anrufen soll? Ob sie glücklich ist? Ob ich sie nicht doch lieber wieder nach Hause holen und selbst zu Bett bringen kann? Ihre Ziehmutter hat schon ganz lieb und beruhigend ihre sichere Ankunft vermeldet.
Aber gleichzeitig auch mit dem Rotstift gewunken!

Meine erste Testleserin! Ob sie weiß, wie mir der Magen grimmt?
Aber in Wirklichkeit bin ich auch total neugierig, wie meine kleine Charlie sich da draußen macht. So ist das eben, wenn die Kinder flügge werden....

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Fertig gebürstet

Ich bin durch. Der erste Durchgang ist geschafft.
Und ich bin mit dem Zwischenergebnis eigentlich recht glücklich. Klingt das jetzt blöd? Selbstzufrieden ? Schwächel ich bereits? Wo andere gerade mal zum ersten Überholen ansetzen?

Ich habe einige Ungereimtheiten gerade gerückt. Erklärungen angefügt, wo ich selbst vergessen hatte, wie es dazu kommen konnte. Wenn ich mir erst anhand meines Plots wieder einen Reim drauf machen konnte, hat wohl ein bisschen was im Text gefehlt :-)

Vielleicht war ich jetzt gegen Ende schon müde. Aber ab dem Showdown hab ich mich durch meinen Text gehetzt und wollte einfach nicht mehr von allen Seiten beleuchten. Ich wollte mich unterhalten. Und ich habe mich unterhalten. Das klingt schon wieder so verdammt eingebildet... Aber es hat wirklich Spaß gemacht. Vor allem, weils nun rund und verständlich war. Ich hab den Schluss schon ganz am Anfang ausgefeilt - vielleicht gilt das als Ausrede, dass ich jetzt nicht mehr viel zu meckern hatte.

Ich hab auf jeden Fall das Gefühl, dass ich jetzt ein vorsichtiges Feedack von "außerhalb" brauchen könnte.... vielleicht .... wenn ich morgen noch immer das Gefühl hab...

Ist da jemand...?

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Raspel und Feile

Die Überarbeitung schreitet langsam voran.
Ich hätte nicht gedacht, dass ein paar Stunden Workshop so einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen können. Szene für Szene durchleuchte ich nicht nur nach möglichen Logik- oder Sinnfehlern - ein neuer Suchfaktor drängt seit Neuestem auf Beachtung.

Beschreibe ich meine Figuren so, dass sie lebendig sind?
Bewegen sie sich von sich aus, oder führe ich sie nur am Faden?
Bleibe ich bei ihnen, oder zoome ich weg und betrachte sie dann nur mehr von außen?

Ich habe mich dabei ertappt, dass ich nun einen der Polizisten mit einem Stift spielen lasse, der zuvor nur als gelangweilt beschrieben war. Kaum kommt Bewegung ins Spiel, funktioniert es tatsächlich leichter und besser. Ich sehe dabei unsere Runde um den Tisch sitzen, lausche ihren Beispielen, höre die Kommentare - und lasse meine Szenen genau den gleichen Check durchlaufen.

Ein paar Stunden nur - mit einer unglaublichen Prägung.
Raspel und Feile haben ein neues Profil bekommen.

Montag, 1. Oktober 2007

Oberurselsche Mitbringsel

Ich bin wieder da!
Und hab einen genialen ersten Satz mitgebracht.
Der war der einzige, der den Workshop von Rainers "Figurenentwicklung" überlebt hat.
Und ich war glücklich darüber. Es hätte auch schlimmer kommen können :-)

Im Ernst: Ich fühl mich gedopt, vollgestopft mit Eindrücken, Lachen, Erinnerungen, neuen und vertieften Freundschaften. Hab eine Gruppe Menschen getroffen, die einander auf dem dornigen Exposéweg mit Heckenschere und Handschuhen zur Seite stehen wollen. Die Hoffnung, doch irgendwann einmal ein vernünftiges Exposé zustande zu bringen, flammt erneut auf. Genau das hab ich gebraucht, um in einer für mich momentan beunruhigenden und verunsichernden Situation Halt und Orientierung zu finden.
Freunde, die einen auf so wesentlichen Ebenen wie Herzblutschreiben verstehen, sind rar und wertvoll. Sie alle auf einem Haufen um sich zu haben, gleicht einer Fahrt mit offenem Mund durch das Schlaraffenland...

Mittwoch, 26. September 2007

Exposé-Gemetzel

Welcher böse Geist hat das Exposé erfunden?
Seit Stunden wühle ich in meinen Haaren, beiße mir auf die inzwischen wunden Fingerknöchel und schreibe und lösche und schreibe und lösche........

Muss ich wirklich die Spannung kaputt machen, indem ich am Schluss die Lösung aufblättere?
Wie auch immer ich es formuliere: Am Ende steht da ein schlechter Schüleraufsatz mit einem Haufen Aneinanderreihungen von aufklärenden Tatsachen. Wie ist es möglich, den Verrat der Spannung spannend zu machen? Es ist mir ein Rätsel.
Ich werde dieses verunglückte Ding nach Frankfurt mitnehmen. Dort soll der Meister aller Exposés - Peter D. (steht wohl für Dämonenbändiger!) - mir Erleuchtung bringen. Denn ich bin dazu offenbar nicht im Stande.
Schreiben macht Spaß. Doch das Exposé ist ein echter Spielverderber!

Realität versus Fiktion

Gestern fuhr ich an dem Haus mit dem grünen Hoftor und den goldenen Löwenkopf-Türklopfern vorbei, in dem sich Charlie lauschenderweise versteckt hatte. Wenige Meter davor hielt ein Polizist den Verkehr an. Ein weiterer sprang auf die Straße, gewichtig schritt er den Tatort ab, machte Fotos und rief einem Dritten etwas zu, das dieser eilfertig notierte.
Ich war mir nicht sicher, ob diese Szene nicht vielleicht doch nur meinem Roman entsprungen war. Der Polizeieinsatz jedenfalls war echt! Sicherheitshalber beobachtete ich alles genau und musste fürchterlich grinsen. Hätte mir einer der Beamten Beachtung geschenkt, ich glaube, ich hätte mich verdächtig gemacht.
Ich finde es schon sehr aufregend, dass Dinge, die vorher nur in meinem Kopf exisitiert haben, plötzlich Wirklichkeit werden. Ab sofort werde ich mich vorsichtiger durch die Schauplätze bewegen, an denen meine Charlie mit finsteren Gestalten zu kämpfen hatte. Man weiß ja nie...!

Freitag, 21. September 2007

Es ist vollbracht

So ganz hab ichs ja noch nicht realisiert.
Aber ich glaube, ich habe eben den letzten Punkt hinter den letzten Satz geschrieben.

Also - fürs Erste einmal!
Ab morgen geh ich mit der Eisenbürste drüber, dann mit dem Schwamm und zum Schluss kommt noch die Nagelfeile dran. Ja, und dann wird noch poliert und geschniegelt. Und dann...
Keine Ahnung, ob ich es dann schon herzeigbar finde, aber irgendwann wird das Bedürfnis nach Feedback die Angst vor einer Ablehnung überwiegen.
Und dann....

Aber jetzt darf ich mich einmal kurz auf dem Gefühl ausruhen, meine Geschichte zu einem wirklichen Ende gebracht zu haben. Charlie und ihre Freunde haben ganze Arbeit geleistet. Ich bin glücklich und stolz, dass sie mich zu ihrem Berichterstatter gemacht haben.
Ich fühle mich großartig - und fast nicht müde.
Aber zum Glück nur fast. Denn auf diesen speziellen Polster freu ich mich schon seit Tagen :-)

P.S.: Dass heute der Geburtstag meiner Mama ist, werte ich als besonders gutes Zeichen - ein echtes Stern-Zeichen also!

Donnerstag, 20. September 2007

Auflösung

Ich hab ein Problem. Genau genommen weiß ich nicht, ob es wirklich ein Problem ist. Aber es könnte eines sein.

Im Laufe der Geschichte habe ich eine Menge Samen ausgesät. Habe Fragen in den Raum gestellt und daran neue Rätsel geknüpft. Ein paar haben sich im Showdown aufgeklärt - die Hauptsaat sozusagen. Aber eine ganze Menge Nebenschauplätze sind bisher offen geblieben. Ich muss jetzt daran gehen, diese Fragen zu beantworten. Ich will ja keine unbefriedigten Leser zurücklassen. Nun stellt sich aber heraus, dass ich dazu eine Menge Background aufrollen muss. Die Ereignisse ruhen eigentlich alle in einer komplexen Vergangenheit, die zu erzählen noch einmal ein Buch benötigen würde - so stellt sich das zumindest gerade für mich dar.
Um die Familienverhältnisse meiner Hauptentführten klarzulegen und die Motive für Entführung und Lebenswandel greifbar zu machen, hab ich 2000 Worte und zehn Seiten gebraucht! Nicht, dass da nix los war - da gabs schon jede Menge Spannung und Action - aber eben nur in erzählter Rückschau. Und das war erst der Anfang! Ich schätze, dass ich für die noch verbliebenen Aha-Erlebnisse noch zweimal so viele Worte und doppelt so viele Seiten brauche.
Laufe ich damit Gefahr, den Zug aus der Story zu nehmen und meine Geschichte zu Tode zu erklären? Oder sind die Leser heiß drauf, die Zusammenhänge zu erfahren, obwohl die Hauptstory nun über der Bühne ist?

Habe ich ein Problem? Oder kann man das nicht verallgemeinern?
Ich werde wohl wieder einmal noch eine Nacht darüber schlafen müssen...

Montag, 17. September 2007

Marathon

Der Showdown hat mir heute alles abverlangt.
Auch wenn noch nicht alle Fäden verknüpft sind und so manche Frage auf ihre Beantwortung wartet, habe ich doch den Hauptstrang in einem furiosen Schlagabtausch zu Ende geführt.
Fast 7000 Wörter in einer Nacht. Das ist mein persönlicher Rekord - und eine Befreiung, die mich in Frieden zum Schlafen entlässt.

Wieviel davon wird morgen noch meine Zustimmung finden? Ich hoffe, die Quintessenz wirds überleben. Doch heute frage ich mich das ohnehin nicht mehr.

Charlie ist erschöpft. Wer kann es ihr verdenken.
Ich aber auch. Gemeinsam haben wir jetzt Erholung verdient.

Sonntag, 16. September 2007

Impressionen...


Das Fenster zur Welt hat auch Bilder! Und so sieht meine Welt gerade aus:

Es gibt eine Szene in meinem Krimi, da gehts um einen ziemlich angerammelten Schreibtisch. Was ich dabei im Kopf (bzw. Auge) hatte, davon könnt ihr euch jetzt ein Bild machen :-))

Endlich, endlich!

Nun ist sie im Kasten, meine Verfolgungsjagd!
Nachdem ich mich ja gestern so gründlich umgesehen hatte, war es heute ein Leichtes, sie durch die Gänge, hinter verbotene Zutritte und über Wendeltreppen in die Tiefe zu jagen. Einen überraschenden Gast hatte ich plötzlich auch - einen kleinen Jungen, der einen Puzzlestein in Händen hält, ohne seinen Wert zu kennen. Charlie ist selbst viel zu aufgeregt, um behutsam genug mit ihm umzugehen. So behält er sein wertvolles Wissen weiter für sich. Aber Dank seiner Unterstützung kommen sie wenigstens mit heiler Haut aus der Zwangslage heraus, in die sie sich hineinmanövriert haben.
Wenn sie wüssten, wer Freund und wer Feind ist, täten sie sich leichter. So aber schaden sie dem, der eigentlich auf ihrer Seite steht und liefern dem wahren Bösewicht immer neue Munition.
Manchmal sollten sie besser auf die Großmutter hören. Würden sie ihr erzählen, was sie herausgefunden haben, hätte sie bereits alles, um das Rätsel zu lösen. So aber muss sie weiter alleine recherchieren - was wertvolle Zeit kostet.
Und ich sitz da wie im Kino und lass sie rennen. Es macht Spaß, sie auf ihren Irrwegen dem Ziel trotzdem näher kommen zu lassen. Asymptotisch - aber doch nicht ganz. Denn schließlich werden sie es schaffen - im Gegensatz zur armen Geraden, die sich erst in der Unedlichkeit mit der Kurve schneidet ;-)

Samstag, 15. September 2007

Überraschende Recherche...

Jetzt weiß ich, warum Charlie und Matt mich partout daran gehindert haben, die eine Szene schon früher zu schreiben.
Ich hatte heute überraschend zwischen zwei Terminen zwei Stunden Zeit. Das Wetter war einladend und ich war ganz in der Nähe von jenem Bezirk Wiens, in dem ich das Hauptgeschehen meines Krimis angesiedelt habe.
Ohne darüber nachzudenken lenkte ich meinen Wagen in die Straße, in der ich selbst einige Jahre gewohnt habe. Das Haus mit den goldenen Löwenklopfern, das grüne Tor, der dicht bepflanzte Innenhof - alles war genau so, wie ich es in Erinnerung hatte. Lediglich bei der Hausnummer habe ich geschwächelt. Statt 45 stand da 48. Sonst hatte ich keinen Fehler gemacht. Mir klopfte das Herz wie Charlie, als ich das Tor aufdrückte und einen verstohlenen Blick hinein warf. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht so mutig war wie sie, noch weiter hineinzugehen.
Die Uhr im Visier ging ich die Wege ab, auf die ich meine beiden Helden schon seit zwei Tagen schicken wollte. Ich entdeckte ungeahnte Zusammenhänge, begegnete Menschen, die ich mir plötzlich gar nicht mehr aus der Szene wegdenken konnte und hatte auch gleich eine viel glaubwürdigere "Äktschn" vor Augen. Geräusche, auf die ich nie von selbst gekommen wäre, komplettierten die Szene. Ich lief mit offenen Augen durch den Park und brabbelte wie ein Authist halblaute Sätze vor mich hin.
Danke Charlie, danke Matt, dass ihr mir die Zeit geschenkt habt, mich auf euer weiteres Abenteuer so gründlich vorzubereiten, wie ihr es verdient habt. Ich weiß ja, warum ich euch so gerne bei euren Entscheidungen freie Hand gebe :-)

Freitag, 14. September 2007

Eigeninitiative

Eigentlich wollte ich heute die Szene über die Bühne bringen, in der Charlie und Matt in eine Falle tappen, die sie sich selbst gestellt haben. Genaugenommen war die gestern schon auf meinem Schreibplan, doch gestern wollten die beiden noch was anderes. Was mir auch Spaß gemacht hat. Ich wusste ja, dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist.
Ja und heute - da hatten sie plötzlich einen freien Vormittag, über den ich mir noch gar keine Gedanken gemacht hatte. Sie aber schon - offensichtlich :-)
Einfach genial, was die beiden aus den drei Stunden alles geholt haben.
Wozu hab ich mir eigentlich tagelang verzweifelt Gedanken darüber gemacht, wie ich dem Leser dieses und jenes wichtige Detail aus der Hintergrundgeschichte nahebringen kann? Gib ihnen ein paar Stunden und sie machen das schon für mich. Ich bin echt stolz auf sie.
Vor allem auf Matt, der sich von Tag zu Tag mehr zu einem Burschen mausert, auf den man sich verlassen kann. Er kommt ja erst langsam drauf, aber sein Selbstbewusstsein hat heute einen Riesenschritt nach vorne gemacht - obwohl er eigentlich eine Abfuhr kassiert hat.

Und ganz nebenbei hat sich auch die Frage um die Homosexualität des Täters von selbst beantwortet. Er steht eben dazu. Und macht überhaupt kein Problem draus. Also, warum sollte ich mir dann Sorgen machen?

Tja, und die Szene mit der Falle?
Hehe, die kommt eben morgen dran! Aber wirklich!
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und sie wird gut werden, davon bin ich immer mehr überzeugt. Ich muss sie nur machen lassen....

Mittwoch, 12. September 2007

Raum-Zeit-Gefühl

Kann sich eine ganze Geschichte mit anvisierten 200 Seiten innerhalb von 8 Tagen abspielen?
Ist das nicht Stress pur?
Doch, ist es. Aber mehr Zeit haben sie nicht. Ich würde sie ihnen schon geben, aber sie wollen sie gar nicht. Sooft ich die Storyline mit ihnen durchgehe, drängeln sie immer ärger. Wenn ich einen Baustein nach hinten verschieben will, um sie mal Luft holen zu lassen, schreien sie und lassen mein Gefüge krachen. Sie kämen schon genug zum Essen, Schlafen, mit lebenserfahrenen Menschen Reden und sich heimlich Verlieben.
Und die Schule kann ruhig mal ein bissl warten - meinen sie.
Und es scheint tatsächlich zu funktionieren - bis jetzt.

Der heutige Abend hat wieder Charlie und ihrem treuen Mitstreiter gehört - in Wirklichkeit und auch in der Geschichte. Sie haben eine Menge erfahren. Über den "Fall" und über sich selbst. In beiden Fällen kommen sie nicht 100%ig damit zurecht. Und in beiden Fällen erkennen sie das noch nicht.
Es hat mir Spaß gemacht, sie zu verwirren - und sie dabei im Glauben zu lassen, echt weitergekommen zu sein. Ganz schön boshaft, ich weiß. Aber sie wollen das so. Ich hab offenbar nicht nur einen Dickschädel...

Eine meiner bisherigen Lieblingsszenen ist heute entstanden.
Schade, dass ich davon nicht wirklich was erzählen darf, ohne zu viel zu verraten.
Aber eines kann ich sagen: Es ist eine ganz leise :-)

Dienstag, 11. September 2007

Raffen im Ideen-Pool

Kennt ihr das, wenn einem die Ideenfetzen um die Ohren fliegen und man wie diese Außerirdischen in ihren gelben Anzügen mit den riesigen Taschen im Windkanal nach möglichst viel Passendem rafft? Vorhin hab ich in Thomas' Zwischenleben-Blog gelesen, dass es ihm gerade ähnlich geht.

Heute hab ich viele Seiten vollgeschrieben und doch meinen Text nur um wenige Zeilen ausgebaut. Fischen war angesagt. Und ich fühle mich rundum satt und kugelig. Die letzte Lücke in der Aktionskette ist geschlossen. Aus dem Gewusel der abstrusesten Einfälle und Konstruktionen hat sich der rote Faden herausgelöst, der das Paket endgültig verschnürt. Der Spielplatz ist fertig bestückt. Nun kann ich meine Schätzchen wieder von der Leine lassen.

Ein paar Anpassungen waren noch nötig. Ergänzungen, die den Unterbau befestigen: Hier eine Rutsche aufstellen, wo sich die Story das Knie aufschlagen könnte. Dort ein Netz spannen, damit nichts aus dem Rahmen fällt. Und Samen streuen. Bis die Wiese blüht :-)

Heute war ich einkaufen. Im Supermarkt der Ideen. Geniales Sortiment - wirklich weiterzuempfehlen. Und morgen schau ich der Bande dann beim Spielen zu. Ich bin neugierig, ob ich richtig investiert habe....

Montag, 10. September 2007

Politische Korrektheit

Mich hat eine kleine Unsicherheit befallen. Plötzlich und aus heiterem Himmel.
Für die Logik in meinem psyhologisch durchwachsenen Kriminalfall brauche ich einen Täter, der homosexuell ist. Um richtig verstanden zu werden: Nicht seine sexuelle Vorliebe macht ihn zum Täter, aber es gäbe ohne sie gar keinen solchen Fall.
Ich hab es ausprobiert, die Story gedanklich anders durchgespielt. Sie war nicht mehr glaubwürdig. Stolperte. Das Profil und das Motiv stimmten nicht mehr.
Bisher habe ich mir deshalb keine Sorgen gemacht. Ich habe ja nicht eine sexuelle Neigung kriminalisiert, sondern lediglich ein Motiv daraus gezogen. Ist das jetzt politisch korrekt oder bringe ich meine Story damit in ein schiefes Licht?

Dieser Gedanke hat mich ein bisschen aus dem Konzept gebracht.
Dabei lief es gerade heute besonders geschmiert! Der Mitwisser, eigentlich ein Mittäter und durchaus nicht unschuldig an dem ganzen Geschehen, hat auf seine Art eine Seite offenbart, die eine überraschende Sympathie erzeugte - auch wenn er sie gleich darauf wieder in Grund und Boden stampfte - nicht ohne am Ende des Kapitels plötzlich nachdenkliche Töne anzuschlagen.
Ich mag Typen, die mindestens zwei Seiten haben und diese auch miteinander in Konkurrenz bringen. Dass er heute so zahm war, hat mich fast überrascht. Denn eigentlich hatte ich mir das erst für später gedacht. Aber er war ja von Anfang an ein ziemlicher Dickschädel.....

Sonntag, 9. September 2007

Magische Grenzen

Gerade habe ich das 20.000 Wort geschrieben. Dafür hab ich extra noch einen kleinen Nachsatz angefügt. Eigentlich hatte ich nämlich bei 19.995 Wörtern für heute Schluss gemacht. Mit dieser Ergänzung habe ich aber nicht nur zählend, sondern auch "er"zählend eine magische Grenze überschritten.

Charlies Freund ist nämlich schrecklich schüchtern. Und er würde es nie wagen, ihr zu sagen... Aber er hat es geschafft, sie zu beeindrucken. Und mit dem unscheinbaren Nebensatz gesteht er es sich zum ersten Mal ein, was er alles für sie tun würde - und noch viel mehr.
Ist das nicht ein Meilenstein für einen 17-Jährigen?

Heute habe ich seit langer Zeit wieder einmal den ganzen Tag mit Schreiben zugebracht. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich unbedingt so viel mehr an Leistung gebracht hätte - in einer produktiven Nacht schaff ich durchaus auch an die 3000 Wörter - aber es war merklich weniger kräfteraubend. Würde ich also tatsächlich irgendwann einmal meine Gesamtzeit aufs Schreiben verwenden können, kämen dabei höchstwahrscheinlich nicht mehr Geschichten heraus. Aber ich hätte dafür mehr Energien für was anderes daneben.

Auch das war für mich eine sehr aufschlussreiche Erkenntnis.

Samstag, 8. September 2007

Auf heißer Spur

Dank eurem aufmunternden Zuspruch hab ich Charlie und ihren technisch hochbegabten Schulfreund der Polizei hinterher geschickt.
Was ihr da alles zu Ohren gekommen ist, bestärkt sie einerseits in ihrem Verdacht, stellt sie aber auch andererseits vor ein neues Rätsel. Gibt es noch mehr, die in dieser Sache mit drinhängen? Und warum hat die Polizei nichts Verdächtiges gefunden?
Schließlich werden die beiden auch noch patschnass und Charlie drückt sich immer noch vor einem Gespräch mit den Eltern, das unumgänglich ist. Zuvor aber trinkt sie einen Tee mit der Großmutter und hält ein Schwätzchen, das weitreichendere Folgen hat, als sie selbst es zunächst weiß.

Die Perspektive war genial!
Sie hört Vieles, sieht Weniges und reimt sich Manches zusammen, das so stimmen könnte, oder auch nicht. Besser hätte ich es nicht planen können. Ich hab mit ihr gelauscht, mich empört, hektisch nach einem Versteck gesucht und das Herz kurz aussetzen gespürt, als die Entdeckung fast unumgänglich schien. Und ich habe erleichtert aufgeatmet, als die akute Gefahr vorüber war.
Dass damit noch nichts gewonnen ist, muss ich erst sickern lassen. Welche Folgen ihr Lauschangriff hat, ahne inzwischen nur ich. Aber ich habe ja auch das Konzept in der Hand ;-)

Donnerstag, 6. September 2007

Perspektivenkämpfe

Mein heutiges Pensum war schwer umkämpft.
Es geht um eine Szene, die ich jetzt schon seit drei Tagen unschlüssig beschnuppere - und nicht so recht an sie rankomme. Dabei ist sie (glaub ich zumindest bis jetzt) wichtig.
Die Polizei nimmt meine Charlie endlich ernst. Es könnte was an der Entführungstheorie dran sein, auf der sie beharrt. Neue Beweise bringen endlich Bewegung in die Beamtentruppe.
Dann aber kommt laut meinem Konzept die (erfolglose) Hausdurchsuchung.
Da nehmen sie aber Charlie natürlich nicht mit! (Machen die angeblich nicht so gern, dass sie Minderjährige an den Ort eines möglichen Verbrechens in Gefahr bringen, hab ich mir sagen lassen ....)
Was mich jetzt vor ein Problem stellt:
Woher kann sie wissen, was sich dort abgespielt hat, wenn sie nicht dabei sein darf? Und wie sag ichs dem Leser?
Perspektivwechsel? Eine Szene aus der Sicht der amtshandelnden Beamten? Ist das nicht billig und noch dazu verpönt?
Ich hab eine Hauptperson (Charlie) und zwei weitere, genauso wichtige Mädels, aus deren Sicht ich wechselnd erzähle. Und eine Stimme aus dem Off. Und noch vier sehr wichtige Haupt-Nebenfiguren, die aber keine eigene Erzählperspektive haben. Das sollte genug sein. Jetzt auch noch (einmalig?) eine vierte Perspektive einzuführen, widerstrebt mir. Ich könnte natürlich auch aus dem einen Bullen eine neue Bezugsperson machen. Eingeführt hätte er sich schon einmal ziemlich wichtig :-) Aber ist das dann nicht zu verwirrend?
Ich glaub, darüber muss ich noch eine Nacht schlafen - und vielleicht dann die ganze Szene wieder raushauen, an der ich mich heute stundenlang in Presswehen gewunden habe :-/

Montag, 3. September 2007

Temporärer Familienzuwachs



Der süße Findling wirbelt seit gestern ganz schön unseren Alltag durcheinander!

Steckbrief: weiblich, 8-12 Wochen alt, 1 kg schwer, frech, unwiderstehlich, immer hungrig und soooo lieb!
Der Meinung sind meine beiden "Methusalems" zwar gar nicht, aber ich habe ihnen einen "Glücksstecker" gekauft. Man tut ihn in eine Steckdose und dann funktioniert er wie ein Gelsenstecker. Aus einem kleinen Glasbehälter, gefüllt mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit, werden Feromone freigesetzt und legen sich als unsichtbare Glücksmoleküle über Herrchen, Frauchen und Katzengetier - seitdem schweben wir alle hier auf Wolke sieben :-)

Ob ich die nächsten Tage zum Schreiben komm, ist ungewiss, aber Ideen liefert mir der kleine Wirbelwind ohne Ende. Ich werde sie vermissen, wenn wir eine passende Familie für sie gefunden haben...

Samstag, 1. September 2007

Bilder suchen - stilecht fluchen!

Das world.wide.web. ist doch immer wieder voller Wunder und Antworten!

Was macht man, wenn man keine Ahnung von Russisch hat und dringend ein paar gefluchte Ausdrücke braucht? Na klar. Ab zu Google. Da gibts ein paar geniale Seiten, die dem Suchenden online und völlig kostenfrei Worte und sogar ganze Sätze in jede mögliche Sprache übersetzt. So auch ins Russische.
Fein! dachte ich und gab eine ganze Menge wunderbarer Ausdrücke ein.
Promt kam die Übersetzung. Aber eben in Kyrillisch... Nach jahrzehnteoften Urlauben auf diversen wunderschönen Inseln kann ich das griechische Alphabeth. Kyrillisch unterscheidet sich aber leider doch gravierend.

Zwei Tage lang hab ichs mit Analogien aus dem Griechischen versucht. Dann kam mir der Geistesblitz: Wer russische Übersetzungen anbietet, hat doch bestimmt auch die Kyrillische Zeichensprache auf Lager. Also noch einmal Google bemüht und natürlich sofort bei Wikipedia eine komplette Liste samt Aussprache und Druckschrift-Synonym gefunden.

Jetzt fluchen sie ganz stilecht und ich bin wieder um ein Eckerl klüger. Zumindest was Schimpfwörter anlangt, kann mir jetzt niemand mehr ein X für ein U vormachen - oder ein Ks für ein Y...

Donnerstag, 30. August 2007

Produktivität auf eigene Faust!

Heute haben sich weitere elf Seiten mit mehr als 2.000 Wörtern gefüllt.

Meine Leute kommen immer mehr in Fahrt, wie mir scheint. Der schweißtreibend gründlich durchdachte Plott ist zwar gnadenlos überholt - laut Plan sollte ich erst bei Kapitel 7 sein, tatsächlich hat sich eben mit geheimnisvollem Knarren die Tür zum 10. Abschnitt aufgetan - aber der logische Faden ist dafür um ein Vielfaches kunstvoller (und trotzdem reißfester, als das grobe Seil, das ich in theoretischer Sicherheitsmanie um die Handlung geschlungen hatte).

Auf mein unkontrolliert ansteigendes Schlafbedürfnis nehmen sie keine Rücksicht. Immer häufiger suche ich händeringend und augenrollend nach den richtigen Worten, die mir normalerweise irgendwo auf der Zunge liegen und sich nach einem Augenblick der Meditation auch freiwillig ausspucken lassen.
Ihr seid hochgradig anstrengend, rufe ich ihnen zu.
Aber ja! Gern geschehen, pfeifen sie mir ein fröhliches Liedchen zurück.
Und erzwingen Handlungswendungen, in denen ich sie als verantwortungsbewusster Schöpfer einfach nicht alleine zurücklassen kann. An Banalitäten wie Schlaf ist da nicht zu denken.
Und sie wissen es ja genau: Ich liebe sie dafür, dass sie mir um mindestens einen halben Schritt voraus sind. Und dass sie - im Gegensatz zu mir - nie müde werden, sich in Schwierigkeiten und mich dazu zu bringen, diese mit einem neuen Kniff wieder zu lösen. Damit verästelt sich die Handlung mehr und mehr, wird vielfältiger, undurchsichtiger und macht (es klingt fast wie ein Widerspruch) trotzdem den Weg zum Ziel immer zwingender.
Manches von dem, was ich beim Plotten nicht zu meiner Zufriedenheit lösen konnte, ergibt sich jetzt wie von selbst. Es bestätigt sich für mich, damit Recht getan zu haben, diese offenen Fäden einfach mal auf sich beruhen zu lassen.

Ich bin schon neugierig, welche Aha-Erlebnisse sie mir morgen bescheren.

Mittwoch, 29. August 2007

9.150 Wörter

Gerade waren die Schwestern noch mit der Mutter shoppen und die Stimmung nach den Pubertäts-Querelen endlich einmal gelöst, als dunkle Wolken aufziehen.
Eine böse Ahnung verdichtet sich und manch einer zeigt ein neues Gesicht. Aber ist das nun wirklich das Echte?
Ich könnte es wissen, aber manchmal bin ich mir plötzlich selbst nicht mehr so sicher.
Auf den ersten 43 Seiten haben mich schon manche unerwarteten Wendungen überrascht. Warum sollte das die kommenden angepeilten 150 Seiten plötzlich anders sein?
Der Weg ist klar, und den gehen sie auch alle brav. Aber mancher kann dabei auch die Seiten wechseln. So viel Freiheit gönn ich ihnen....

Dienstag, 28. August 2007

Stammel-Stummel

Im Urlaub hab ich Alices "Blackout" gelesen - zur Einstimmung und Inspiration für meinen Krimi-Ausflug. In einem Zug hab ichs verschlungen (Also, nein - nicht in der Bahn. Schon im Zimmer. Auf dem Bett liegend. Und teilweise sogar auf dem Balkon. In der Abendsonne. Aber OHNE PAUSE, meine ich. Weils so spannend war...)
Und ehrlich, ich bin total begeistert davon! Das Tempo, das Feeling fürs Setting, der Stil - federleicht, rassig und echt unterhaltsam. Natürlich hab ich ihr das auch in ihrem Blog geschrieben. Und auch, dass ich sie dafür bewundere, wie unkompliziert das Schreiben bei ihr wirkt. Ihre Antwort war tröstlich. Der Weg zum Einfachen geht auch bei ihr über Stock und Stein. Dass es ihr gelingt, schlussendlich die Unverkrampftheit so gut rüberzubringen, lässt mich hoffen und nicht aufgeben.
Es kann funktionieren.
Mit Einsatz, Geduld und Übung werden irgendwann auch aus meinen Stammel-Stummeln die richtigen Worte zu den Filmen, die ich zuvor in meinem Kopf ablaufen gesehen habe...

Montag, 27. August 2007

Brav, brav!

5.000 Wörter, 5 Kapitel, 24 Seiten - und kein Widerspruch.
Es scheint zu fuktionieren!

Meine Figuren entwickeln sich. Ihre Charaktere nehmen Formen an. Sie sprechen, fühlen, handeln immer deutlicher ihrem Typus entsprechend. An den Zwischentönen wachsen sie zu Persönlichkeiten heran, die sie sich selbst aussuchen. Immer besser werden sie von einander unterscheidbar. Das Schwarz-Weiß des Plots bekommt immer mehr Farbe und Nuance. Ich bin überrascht, wie genau sie wissen, wie sie sich präsentlieren wollen in ihrer Welt, die ich für sie geschaffen habe - und die sie sich nun ganz individuell einrichten dürfen.

Das ist die Phase am schreiben, die ich am meisten liebe.
Wenn ich nach dem Punkt am Ende eines Kapitels erst einmal staunend lese, was mir meine Leute zu erzählen hatten. Während des Schreibens selbst lass ich mich treiben, sehe Bilder vor mir entstehen, rieche, schmecke, fühle und höre - und versuche das alles in Worte zu fassen.
Dass diese ganz wo anders entstehen als in meinem wachen Bewusstsein, wird mir klar, wenn ich nach dem Punkt am Ende eines Kapitels staunend lese....

Sonntag, 26. August 2007

Der dritte Mann

Heute hab ich die ersten zwei Kapitel geschrieben - und ich musste feststellen, dass nicht nur die gespaltene Gabi in dem Stück die Fäden zieht, sondern dass es noch einen Dritten gibt. Und der überholt uns beide - mich und mich - ganz frech über links. Mit Vollgas. Ohne zu blinken. Und er weiß alles besser. Noch viel schlimmer, als ich selbst. So schlimm wie der kann ich gar nicht sein. Nicht in meiner Höchstform!

Dieser Dritte ist eigentlich gleich eine ganze Gruppe. Und die heißt "Protagonisten".

Noch nie hab ich eine Geschichte so genau durchgeplotten wie diese.
Ich habe mir Gedanken über die Glaubwürdigkeit, den Spannungsbogen, die Charaktere und die Schauplätze gemacht. Habe recherchiert, wann Tiroler Bergbahnen fahren, wie die Tickets ausschauen, und ab welcher Anzahl von "gerade noch lesbaren" Buchstaben Google das gewünschte Ergebnis ausspuckt.
Ich habe die angepeilte Auflösung von allen Seiten beleuchtet, meinen Protagonisten zur Begutachtung vorgelegt und schließlich grünes Licht bekommen.
Und dann das!

Kaum fange ich, meckert schon der Erste, dass er nicht der Bösewicht sein will.
Er erklärt mir des Langen und Breiten seine Motive, drängt sich derartig in den Vordergrund, dass er schon allein deshalb nicht mehr zum Buhmann abgestempelt werden kann, weil sich das doch sogar der naivste Leser denken muss - so arg, wie der mit dem Zaunpfahl winkt!
Und prompt hat er sein Ziel erreicht.
Ich muss meine Storyline ganz neu überdenken.
Er kann nicht der Bösewicht sein. Ich seh es ein. Er ist ein Getriebener seiner Leidenschaften. Aber nicht der eiskalte Drahtzieher.

Verdammt!
Was das bedeutet, weiß ich.
Alles noch einmal. Zurück zum Start.
Er weiß es auch. Und hat wohl ein klitzekleines schlechtes Gewissen. Aber auch dieses Grinsen im Gesicht, das mir zeigt, wie er es genießt, gewonnen zu haben.
Aber eines sag ich euch: Eine verlorene Schlacht bedeutet noch keinen verlorenen Krieg!
Ab sofort bin ich gewarnt. Noch einmal erwischt ihr mich nicht so unvorbereitet.

Also hol ich mir jetzt erst mal was Süßes und dann suche mir unter euch einen neuen Schuldigen aus. Und der braucht dann nicht glauben, dass er sich so aus der Affäre ziehen kann, wie der erste.
Der wars dann! Punktschluss!

Freitag, 24. August 2007

Na so was!

Heute hab ich wieder was ganz Neues für mich entdeckt: Ein Krimi plottet sich total anders!

Bisher hab ich meine Geschichten (wenn ich mich nicht grad wild drauflos von Ideenfetzen jagen hab lassen) kapitelweise und in chronologischer Abfolge aufbereitet, die einzelnen Erzählstränge zu einem spannenden Muster miteinander verwoben und alle Ereignisse einem Höhepunkt zustreben lassen, der sich dann mit Pauken und Trompeten erfüllte. Punktschluss. Und fertig war das Gerüst, an dem ich mich dann mehr oder weniger konsequent entlanghanteln konnte.

Aber so funktionierte das diesmal nicht.

Da gibt es die eine Gabi, die von Anfang an alles wissen sollte - die mit der Auflösung im Kopf. Und die andere Gabi, die mit ihren Mädels und Buben in den Geschichtendschungel geschickt wird. Die Indizien sammelt, auf falsche Fährten gehetzt wird und in Gefahren gerät, die sie nicht abschätzen kann - weil sie eben nur genau so viel Ahnung hat, wie der Schlauste aus ihrer Bande. Und auch wenn die ziemlich vief sind, die Überraschung zum Schluss sollte doch gelingen! Also DÜRFEN sie gar nicht einmal annähernd so hinter das Geheimnis steigen, dass die eine Gabi der anderen Gabi über die Schulter schauen kann.

So viel Schizophrenie kann einen schon aus der Ruhe bringen!

Ich hab mich also mal blöd gestellt. Naja, das klingt jetzt einfacher als es ist. Denn als Dodel kriegst du keine Geschichte zum Laufen. Irgendjemand muss ja doch im Hintergrund die Fäden ziehen, die Spuren legen und die Fallen im richtigen Augenblick zuschnappen lassen, um gerade so viel freizulegen, dass sie weitermachen können und dabei so viel zu verbergen, dass sie nicht zu früh auf die Lösung kommen.

Ich hab mich also zwischen den beiden Gabi-Welten durchlaviert, bis es mich endlich kalt erwischt hat. Chronologisch war da nichts mehr zu machen. Die beiden Gabis waren sich zu nahe gekommen, die, die alles wusste, konnte ihren Mund nicht mehr halten, was die andere, die das alles noch nicht wissen durfte, völlig aus der Bahn warf. Dieses dauernde Ermahnen, dass mich das alles noch gar nichts angeht, was in meiner zweiten Gehirnhälfte nach draußen drängt, machte mich total verrückt!

Dabei war die Lösung so einfach. Ich wundere mich, dass ich so lang gebraucht hab, um da draufzukommen.

Ich gab der Alleswisserin einen Stift in die Hand und setzte sie vor ein leeres Blatt Papier. Ein einziges Wort stand als Überschrift drauf:

"Auflösung".

Endlich durfte sie sich alles von der Seele schreiben.
Die Zusammenhänge, die Vorgeschichte, die wahren Charaktere hinter den Masken und Lügengespinsten... Nix mit Chronologie! Einfach drauflos!
Erstaunlich, wieviel die wirklich wusste, wovon ich selbst nicht die geringste Ahnung hatte.
Noch erstaunlicher, aus welcher Vielfalt und Dichte die Story plötzlich bestand.

Die Befreiung war körperlich spürbar. Und ab diesem Augenblick konnte die "unwissende" Gabi wieder durch ihre Geschichte laufen. Mit einem mitleidigen Lächeln schaute die Alleswisserin zu, wie die andere sich mühsam mit ihren Freunden aus dem fein gesponnenen Netz wurschtelte und endlich mit offenem Mund am Ziel stand, erschöpft, überrascht, kopfschüttelnd und glücklich, trotz einiger Blessuren das Abenteuer heil überstanden zu haben.

Ich frage mich nun: Muss man schizophren sein, um einen Krimi schreiben zu können?
Oder wird man es zwangsläufig?

Plot-explosiv

Nachdem ich jetzt zwei Tage lang im Trüben gedümpelt bin und mit der Story beinahe verhungert wäre, ist sie mir in den letzten drei Stunden regelrecht unter den Fingern explodiert.

Woran liegen, hängen, stehen und fallen Ideen eigentlich?

Wenn ich mich selbst beobachte, stelle ich fest, dass sie in Wellen kommen. Manchmal so klein, dass es fast nur ein Kräuseln auf der Oberfläche ist. Wenn ich dann ungeduldig bin, es nicht abwarten kann, bis das Bild zu mir kommt, dann stürze ich mich oft selbst in eine Krise. Als würde der Spiegel plötzlich blind, wirds finster in meinem Ideenpool. Zweifel befallen mich, Alben und Hämmer rauben mir mich selbst. Auch wenn ich mich überlisten will, auf beinhart ehrlich mache und zu meinen Hysterien voll stehe, kann ich mich kaum aus dieser Gefangenschaft befreien.
Aber ich hab immerhin kapiert, dass ich um Hilfe rufen kann.
Und der Riegel fällt.

In den vergangenen drei Stunden hat sich der Kreis geschlossen. Die Puzzlesteine haben sich zu Reihen gefunden. Noch fehlt hier und dort ein Stückchen aus dem Himmel oder dem Faltenwurf. Aber der große Brecher hat mich mitgenommen und jauchzend surfe ich auf seinem Wellenkamm.

Danke an die, die meine Hilferufe hören. Vielleicht freuen sie sich auch an meinem Jubel.

Dienstag, 21. August 2007

Albträume & Traumalben

Heute bin ich mit dem schrecklichen Traumbild aufgewacht, mein Verlag hätte mich wegen mangelnder Schreibqualität aus dem Programm gestrichen. "Tut mir leid, aber unsere neue Beraterin hat festgestellt, dass sowohl deine Texte als auch deine Illustrationen echt Sch..... sind", meinte der, dem ich blind vertraute, nur mit einem bedauernden Augenbrauenhochziehen.
Die Tränen in meinen Augen waren echt. Dass das alles nur ein Albtraum war, sickerte schmerzhaft langsam in mein schlafgelähmtes Bewusstsein. Den ganzen Tag hat mich dieser Kloß im Hals nicht freigegeben.
Es war aber doch wirklich nur ein Albtraum..... Oder?

Mein mangelndes Selbstbewusstsein mag sich aus der Tatsache rekrutiert haben, dass ich gestern den ganzen Abend vor dem blinkenden Curser gesessen bin und keinen einzigen Buchstaben auf das virtuelle Papier gebracht hab. Mein Krimi saß in irgend einer Falle fest, deren Ausmaße ich nicht einmal eingrenzen konnte.
Aber wozu hat man denn Kinder in die Welt gesetzt?
Beim Kochen hab ich meinem Mädel von meinem Problem erzählt, hab die Story vor ihr aufgerollt und den Faden gemeinsam mit ihr neu gewickelt. Schwupps - klapperten die Nadeln und der Pulli wächst wieder :-)
Was für ein ausgesprochenes Glück - im wahrsten Sinne des Wortes!
So schnell können aus Albträumen Bilderbücher voller Träume werden...

Sonntag, 19. August 2007

Mit viel Gepäck retour

Frisch aus den Bergen drängt es mich an die Tasten. In der vergangenen Woche ist ein komplettes Konzept für den vorsichtig angedachten Jugendkrimi entstanden - nicht zuletzt wegen der äußerst passenden Begleitung durch einen Polizisten, den ich gnadenlos nach außergewöhnlichen (Vor)fällen ausgefragt habe und der mir Ideen geliefert hat, mit denen ich eine ganze Krimi-Reihe füllen könnte.

Während die anderen sich mit Pik, As und Atut duelliert haben, kratzte mein Füller ganz altmodisch über kariertes Papier, kristallisierten sich Haupt- und Nebenstränge heraus, wurden Personen geboren, getauft und mit ihrem neuen Leben vertraut gemacht. Die spannende Phase des Selbständig-werdens erlebte (und erlebe) ich nun mit meinen virtuellen Kindern ein weiteres Mal, nachdem ich sie gerade erst in Natura an meinem tatsächlichen Sprössling verfolgen durfte.

Was für ein großartiges Gefühl!
Wenn in meinem Kopf Details, Namen, Situationen auftauchen, während ich beim Essen sitze, auf der Autobahn düse oder einfach nur aus dem Fenster schaue.
Das ist die Phase des kreativen Schaffens, die für mich zum faszinierendsten Teil des Schreibens zählt.
Plötzlich sehe ich den Typen, den ich gerade erst mit unscharfen Umrissen entworfen habe, agieren, höre ihn sprechen, er profiliert sich, bekommt Mimik, Hintergrund, Familie, Gefühle, Lieblingsmusik, Ursachen und Wirkung... Und es setzt sich fort und wächst - wie ein Schneeball, der einen Hang hinunterrollt.

Diese Schaffensphase lässt sich nicht in Zeichen fassen, noch nicht wirklich dokumentieren. Aber sie ist der wahre Samen, aus dem das Pflänzchen zum bunten Garten wird. Und ich freu mich schon aufs Wühlen in der Erde :-)

Freitag, 10. August 2007

Scherzfrage: Chinesisches Handicap beim Bergsteigen und Verändern?

Wanderbar:
Nachdem Marco sich so höflich in den Urlaub verabschiedet hat, will ich ihm nicht nachstehen. Soll mir doch keiner vorwerfen, ich würde sang- uns klanglos verschwinden und meine geschätzten Mitleser hier auf dem Trockenen sitzen lassen.

Das mit dem Trockenen ist ja laut Wetterbericht ohnehin nicht zu befürchten...

Frei nach dem Motto "Wanderbares Österreich" will ich mir eine Woche lang die Bergluft Tirols um die Nase wehen lassen, Sorgen, Stress und Sonderwünsche in den Wind schlagen und trotz gegenteiliger Wettervorhersage sommerliches Urlaubsfeeling heraufbeschwören.
Da gibt es eine Sommerrodelbahn, den "Fisser Flitzer", auf der geb ich mich ungehemmt dem Geschwindigkeitsrausch hin. Da wird das Kind in mir flächendeckend und mein Kobold kriegt glänzende Augen - ich hab ihn noch nie gefragt, ob vom Fahrtwind oder der abenteuerlichen Streckenführung wegen :-)
Ein paar Daten gefällig?
Länge: 2.200 m
Höhenunterschied: 370 m
Durchschnittliches Gefälle: 19 %
Fahrtdauer: 7-8 min
Da geht die Post ab, so viel steht fest! Und nachdem ich nie bremse, erwischen sie mich auch nicht mit dem Radar (Die Fotos werden dann in der Talstation verkauft - auch eine Methode, ein Strafmandat zu kassieren - wäre vielleicht mal eine gute Idee für die Polizei...)

Wandelbar:
Wenn sich das eigene Kind zu einem ernstzunehmenden Mitarbeiter mausert, muss Mama erst einmal ihre Erinnerungen an den süßen Tolpatsch von früher ad acta legen.
Der Ferienjob wirkt wie ein Turbo auf Söhnchens schreiberisches Talent. Dank einiger guter Kontakte zu Verlagen und Journalisten darf er seit Neuestem recherchieren, Pressekonferenzen beiwohnen und kleine Artikel in die Tasten klopfen, die nach einer strengen aber wohlwollenden Begutachtung durch den Chefredakteur als erste Meilensteine in der angestrebten Karriere eines Weltreisenden in Sachen Schrift zu werten sind. Erfahrungen sammeln, Veröffentlichungen vorweisen können, in der Praxis die Entstehung eines Magazins erleben dürfen - was gibt es Besseres?
Und ich werde mich schon daran gewöhnen, dass mein "Kleiner" flügge wird.
Es war ein Erlebnis, ihn dabei zu beobachten, mit welchem Ernst und Eifer er die Zeilen füllte.
Die Wandlung vom Kind zum Mann vollzog sich wie im Zeitraffer.

Und ich bin stolz auf ihn. Weil er sich darüber freuen kann, was er mit Worten erschaffen kann. Weil er vor Aufregung glüht, wenn er auf den Kommentar des Chefs wartet. Weil in seinem plötzlichen Kommunikationsbedürfnis die Erkenntnis aufflackert, was es bedeutet, zu arbeiten - und dabei Spaß zu haben.
Es ist schön, so nahe miterleben zu dürfen, wie der Samen aufgeht, den man so lange mit aller Liebe und Sorgfalt gehegt und aufgezogen hat.
Mein Sohn wird erwachsen.
Was für ein aufregender Moment!

P.S.:
Wer kennt diese Kreuzworträtsel, bei denen man um die Ecke denken muss, um aus der Fragstellung die richtige Lösung herauszufiltern? Ich liebe sie!
Ich bin neugierig, wer die Antwort auf meine (zugegebenermaßen nicht wirklich druckreife!) Scherzfrage herausfindet....
P.P.S.: Eigentlich ist sie leicht zu finden... Schwarz auf Weiß :-)

Mittwoch, 8. August 2007

Überarbeiten

Manche mögen es nicht.
Manche hassen es sogar regelrecht.
Ich liebe es.

Aus einer Geschichte, die ich mag, noch einmal das Stückchen mehr zu holen, das sie im Vergleich zu davor runder macht, gibt mir ein besonderes Glücksgefühl. Ich finde das Wieder-Aufrollen und sorgfältige Neu-Ordnen nicht weniger spannend, als jungfräulichen Gedanken zu folgen. Es hat den riesigen Vorteil, dass ich den gesamten Bogen kenne, mich auf keine ungewissen Abenteuer einlassen muss und die Ruhe habe, nichts zu versäumen oder zu verdrängen, wenn ich nicht schnell genug allen Gedankenfetzen hinterherjage. Überarbeiten ist stressfrei.
Statt dem Diktat meiner Haupt- und Nebendarsteller ausgeliefert zu sein, halte ich mit ihnen (meistens) gesittete Zwiesprache. Im Gegensatz zum Erstschreiben lassen sie mich nun endlich auch einmal zu Wort kommen und diskutieren nur manchmal mit mir, wenn sie parout nicht einsehen wollen, dass immer noch ich der Herr (pardon: die Frau) im Haus bin.
Und ich stelle mich diesen Widersprüchen gerne. Manches Mal haben sie ja recht. Ich hab alle Zeit der Welt. Es gibt nichts zu vergessen - nur aufzupolieren.

Olivia strahlt.
Ich glaube, sie genießt die Arbeit auch.
Sie ist zahm wie ein Lämmchen. Und folgt meinen Hinweisen mit einsichtigem Kopfnicken.
Stimmt ja. Ich habe doch noch einiges an Handwerklichem dazugelernt seit dem letzten Jahr. Auch wenn ich kein Regelgläubiger und schon gar kein Lammfrommer bin, was das "Malen nach Zahlen" betrifft, ertappe ich mich sowohl beim passiven als auch beim aktiven Schriftenkonsum dabei, über Ungereimtheiten zu stolpern, die mir früher einfach gar nicht aufgefallen sind.

Olivia vertraut mir also.
Und ich genieße dieses unverhoffte Zusammensein mit dem Mädel, das in mir viele Erinnerungen wach ruft. Ich bin überrascht, wie stark die Gefühle, die ich beim Schreiben hatte, mit dem Schriftbild verwoben sind. Ganze Welten erstehen wieder vor mir - aber das ist eine andere Geschichte, über die ich bestimmt auch noch philosophieren werde :-)

Dienstag, 7. August 2007

Biblische Wirklichkeit

Es gibt eine Geschichte in der Bibel, die mich schon als Kind, beim Schmökern in Anne de Vries' "Die Bibel unserer Kinder" immer total aufgewühlt und ratlos zurückgelassen hat.

Ein reicher Mann plant ein mega-cooles Fest. Nichts ist ihm zu teuer, er spart weder an den Köstlichkeiten, noch an der Ausstattung, fährt auf, was gut und teuer ist und lädt dazu alle seine Freunde ein. Aber was passiert? Einer nach dem anderen sagt ab - die Gründe dafür sind für mich ebenso fadenscheinig wie unverständlich. Und manche kommen gleich gar nicht, ohne sich zu entschuldigen. Was gibt es denn Wichtigeres und Besseres, als toll zu essen und zu trinken, zu tanzen und zu feiern und willkommen zu sein?
Wie auch immer - am Ende steht der Mann mit all seinen feinen Sachen und den aufwändigen Vorbereitungen alleine da.
Jedes Mal an dieser Stelle hats mir die Kehle zusammengeschnürt.
Wie muss der arme Mann sich fühlen? Da bemüht er sich und freut sich auf ein tolles Fest, kauft ein und kocht, richtet alles auf Hochglanz her und dann lassen ihn seine Freunde so schmählich und wortlos im Stich? Warum?
Es hat mich traurig gemacht - und auch ziemlich wütend.
Die Lösung, sich einfach Leute von der Straße zu holen und das Fest trotzdem zu geben, fand ich gewagt. Andererseits wars auch wieder lässig. Lässt er sich doch nicht die Laune verderben, sondern hat letztendlich das, was er sich gewünscht hat: Ein mega-cooles Fest. Und alle, die nicht gekommen sind, haben echt was versäumt!

Nur eine Geschichte?
Ein Gleichnis?
Was wollte der Autor damit sagen?

Genau das, was dortsteht.
Sei nicht traurig, wenn du "sitzen gelassen" wirst.
Und hol dir Menschen, die sich freuen, mit dir toll zu essen und zu trinken, zu tanzen und zu feiern und willkommen zu sein.

Ich habs gemacht.
Auch wenn trotzdem eine Spur Traurigkeit zurückgeblieben ist.
Aber auch die wird sich wieder auflösen.
Wenn ich eine Antwort auf mein "Warum?" bekommen kann, die ich seit meiner Kindheit mit mir herumschleppe.

Sonntag, 5. August 2007

Schriftsteller-Leben

Gerade habe ich ein Interview gelesen, das mich sehr berührt hat.

Der todkranke Schriftsteller Walter Kempowski sprach mit einem Journalisten der Frankfurter Rundschau über sein Leben, seine ganz persönlichen Schuldgefühle und Schicksalsschläge und das Gefühl, von den Entscheidenden des Literaturbetriebs ignoriert und im Stich gelassen worden zu sein.

http://www.fr-online.de/top_news/?em_cnt=1185119&em_cnt_page=1

Ich war schon nach den ersten Worten in seinen Bann gezogen. Obwohl ich (leider!) bisher keines seiner Werke gelesen habe, fuhr er mir sofort unter die Haut. Seine Art, auf die ihm gestellten Fragen in einer ehrlichen Brutalität zu antworten, hat mich umgeworfen. Was für eine Kraft und unerbittliche Liebe zum Wesentlichen seines Lebens, die er sich durch nichts und niemanden austreiben hat lassen. Ich hatte in jeder Zeile das Gefühl, dass dieser Mann seinen für ihn bestimmten Weg erkannt hat und unerschütterlich gegangen ist.

Welche Ungerechigkeiten, Gemeinheiten, Unerträglichkeiten ihm auch zwischen die Beine geworfen wurden - er hat alles angenommen und zu Humus für sein Leben gemacht.

Als eine seiner Eckpfeiler gab er seine schöne Kindheit und die Güte seiner Eltern an.
Wie wichtig doch die Geborgenheit im sicheren Hafen einer in sich ruhenden Familie ist...

Er denke im letzten Abschnitt seines Lebens "...An meine wunderbare Kindheit. Mein Vater war Monarchist, und meine Mutter war überzeugte Christin, eine sonderbare Mischung. ... Freundliche Eltern, ohne Gewalttätigkeiten."

Das strahlt für mich die Losung eines richtig geführten Lebens aus.
Wenn ich nicht wüsste, dass es überhaupt nicht wichtig ist, würde ich ihm gerne sagen, wie sehr er mich mit seinen Worten angerührt hat. Und wie intensiv sie in meinen Gedanken über das Leben und das Schreiben und das Sehnen nach Erfüllung wirken.