Samstag, 30. Mai 2009

Atempause

Die Überarbeitung ging ja diesmal wirklich ratz-fatz.
Im Grunde hab ich nur einen Abend gebraucht, um die wenigen Fragen im Text klarzustellen und mich von ein paar Sesseln, Pölstern, Türschnallen und Stiegen zu trennen. (Was mir ehrlicherweise immer noch schwer fällt. Interessant, wie sehr ich mich mit meiner Sprache identifiziere ...)

Heute Nachmittag hab ich meine Lieben wieder an den Verlag geschickt - und postwendend kam auch schon die Rückmeldung, auf die ich besonders gespannt war. Ich habe nämlich einen sehr spezifischen österreichischen Begriff in meinem Text, für den es eigentlich keine 100%ige "deutsche" Entsprechung gibt. Ich hatte lange überlegt, ob und wie ich ihn umschreiben sollte, mich aber dann dazu entschlossen, ihn drinnen zu lassen. Im Begleitmail hab ich das mit dem Lokalkolorit und der unverwechselbaren Bedeutung, den der Begriff bei uns hat, begründet. Und dass der Roman nun mal in Wien und nicht in Deutschland spielen würde.
Ich hab mich wirklich sehr darüber gefreut, dass meine Lektorin dieser Argumentation gefolgt ist und der Begriff nun im Text bleiben kann. Wie überhaupt ihre Mail an mich wieder von ganz besonderer Wärme getragen war.
Ehrlich: Ich bin gerade sehr, sehr glücklich ...

Für mich ist der zweite Krimi damit eigentlich so gut wie abgeschlossen. Ich weiß schon, dass da noch eine Menge zu tun ist. Auch dieses Mal möchte ich wieder eine Danksagung verfassen. (Da gibt es einige, ohne deren Input, Anfeuerung und Unterstützung der Roman nie was geworden wäre!) Es kommen noch weitere Korrekturdurchgänge, Klappentexte und Druckfahnen auf mich zu. Aber ich ertappe mich dabei, dass ich mich langsam von Mari, Alma und Noah abzunabeln beginne. Meine Gedanken kreisen bereits um die kommenden Projekte. Vor allem die Herausforderung der "beschwingten Beziehungsgeschichte mit Tiefgang" beschäftigt mich - oft bewusst und ständig im Untergrund. Ich spüre schon wieder diese freudige Unruhe, fiebere den "Neuen" entgegen, obwohl sie noch nicht einmal ein Gesicht haben, geschweige denn eine Geschichte.

Und trotz dieser inneren Getriebenheit empfinde ich genau diese Phase jetzt wie ein Atemholen.
Noch bevor Wehmut aufkommen könnte, weil ich von meinen vertrauten Figuren Abschied nehmen muss, lass ich mich von neuen Plänen kapern. Vielleicht ist es ja ein Trick, um mir die Trennung nicht zu schwer zu machen. Denn trotz der relativ kurzen Entstehungszeit sind mir meine Leute schon sehr ans Herz gewachsen. Sie waren Teil meines Alltags. Auf der Straße hab ich nach ihnen gesucht und ihre Züge in Passanten wiedergefunden, die mir zufällig über den Weg gelaufen sind. Ich habe nach ihren Geschichten gesucht und sie in meinen Alltag eingebettet.
Die "Neuen" haben das alles noch nicht.
Aber ich merke, dass ich bereits nach ihnen Ausschau halte ...

Dienstag, 26. Mai 2009

Schnappatmungsaktiv

Ich glaub, ich hab das Mail inzwischen zehnmal gelesen. Und kriegs immer noch nicht so ganz unter die Hirnrinde.

VIER Ausrufezeichen hinter dem Wort "begeistert".
DREI hinter "WUNDERBAR und weiter so".
So Sätze wie "Das Ganze ist Ihnen wirklich gelungen", "Ihr Text ist klasse" und "Der Plot liest sich schlüssig, Ihre Figuren handeln menschlich, sympathisch und überaus nachvollziehbar".

Das Feedback zu meinem Zweitling ist da. Ich hatte eine Liste erwartet. Ähnlich der von "Schachzüge". Vielleicht ein bisschen kürzer (die ganze Geischichte ist diesmal schließlich auch um einiges weniger lang). Und jetzt gehts lediglich um ein paar Austriazismen und "einige wenige Verständnisfragen". So viel Enthusiasmus setzt erst einmal mein Sprachzentrum außer Kraft - im Gegensatz zum Herz-Kreislaufsystem, das zu Höchstleistungen hochfährt.

Wenn ich morgen eventuell wieder Normalpuls habe, lass ich den völlig neuen Vorschlag sickern, doch einmal eine fröhlich-beschwingte Liebesgeschichte für Jugendliche anzudenken. Ob mir das liegt? Keine Ahnung! Aber schließlich hatte ich auch nicht gedacht, jemals einen Krimi zu schreiben ...

Sonntag, 24. Mai 2009

Schachzüge-Coverbild!

Jetzt kann man es also auch bei Amazon schon so richtig anschauen: Das Cover zu meinem ersten Jugendkrimi, der am 15. September beim Thienemann-Verlag erscheinen wird. (Und auch als Autor werden nun nicht mehr neben meinem Namen die beiden Grafiker angeführt, die in Wirklichkeit für die Covergestaltung verantwortlich sind ... Amazons Mühlen haben gemahlen :-)) )

Irgendwie finde ich es fast genial, wie lange ich mich noch darauf freuen kann, bis der Roman wirklich zu kaufen ist. Denn noch gibts keine Rezensionen, vor denen ich mich fürchten muss. Mein Baby liegt noch geborgen und sicher im Uterus der Verlags-Mutter und ich darf davon träumen, wie herzlich und liebevoll es wohl bei seiner Geburt empfangen wird - ohne meine Wunschvorstellungen mit der Realität messen zu müssen.

Als werdende Mutter habe ich ja schließlich auch brav die diversen Vorbereitungskurse besucht und bin zweimal die Woche zum Schwangerenturnen gegangen. Jetzt empfinde ich diese letzte Schonfrist wie ein Geschenk an mich und mein ungeborenes Kind. Die letzte Phase der Zweisamkeit, in der mich gleichzeitig Ungeduld und aufgeregte Angst durchfluten.

Aber immerhin wird es hübsch aussehen, mein Erstgeborenes. Auch wenn ich gerade dazu am wenigsten beigetragen habe :-)

Mittwoch, 20. Mai 2009

Vier Tage Gaudí

Morgen Früh (also, streng genommen heute!) sitz ich schon im Flieger Richtung Barcelona.
Hach! Vier Tage Ramblas, pulsierendes Leben, flanieren, Sonne sitzen, Seele baumeln ... und vor allem den Schöpfungen jenes Mannes auf Schritt und Tritt begegnen, dem unser Friedensreich (Gott hab ihn selig) doch nie das (Hundert)wasser reichen konnte.
Zu keiner Zeit hätte diese schon sehr lange gebuchte Reise (sie ist ein Weihnachtsgeschenk!) besser platziert sein können, als eben jetzt - ich empfinde sie wie eine Aufforderung, einmal so richtig durchzuatmen und nach all dem Stress der letzten Tage loszulassen.
Wenn ich wiederkomme, liegt genau so viel Abstand zwischen all den Jojo-Auf-und-Abs, dass ich ohne Druck aber mit frischem Schwung an die Arbeit gehen kann.
Soll noch einer sagen, dass da nicht irgendwo einer einen wirklich liebevollen Plan für mich bereithält ...

Samstag, 16. Mai 2009

Große Momente

Heute in der Früh kam der neue Thienemann-Katalog für das zweite Halbjahr 2009.
Es war fast so wie früher, wenn die Schularbeitshefte zurückgegeben wurden und ich mit Herzklopfen die erste Seite aufgeschlagen habe, um zu sehen, welche Note drin steht.
Die Jugendbuchabteilung war rasch gefunden ... und mein Cover ... what a feeling!

Den restlichen Tag habe ich damit zugebracht, meinen Mitmenschen mit einem dämlichen Grinsen den Katalog unter die Nase zu halten - gleich auf der entsprechenden Seite aufgeschlagen, selbstredend!
Und dazu gabs glücklicherweise auch noch extraviel Gelegenheit (ich kann jetzt natürlich nur von meinem Glück sprechen, das sich möglichweise von dem der anderen diametral unterscheidet ...). Trafen sich doch heute auch noch die Montségur-Ösis zu Speis, Trank und Gedankenaustausch - auch wenn ich beinahe nicht hingefunden hätte (bei der Vergabe des Orientierungssinns hab ich offenbar geschwänzt).

Ich muss mal fragen, ob ich jetzt schon das Cover im Blog veröffentlichen darf.
Damit ich auch virtuell mit dem "unter-die-Nase-halten" weitermachen kann. Wäre ja viel praktischer und hätte den noch weitaus größeren Vorteil, dass euch mein selig-verklärter Gesichtsausdruck erspart bliebe ...

Zu viel Tam-Tam um eine Abbildung in einem Katalog?
Schon möglich. Aber eben auch ein weiteres "erstes Mal" in meinem Leben.
Und das in meinem Alter :-)
Ich finde, da darf ich schon ein bisschen pubertär werden :-))

Mittwoch, 13. Mai 2009

Beschäftigungstherapie

Zum Schutz für meine Nägel und den Button, der zu meinem Mailserver führt, habe ich mich heute endlich dazu aufgerafft, ein erstes Layout für meine Homepage zu entwerfen.
Und - hey! Das macht echt Spaß!
Zuerst wollte ich ja nur ein Home-Seite basteln - mit hübschen Bildern, die sich verändern, wenn man mit der Maus drüberfährt. Dann aber hat mich der Ehrgeiz gepackt. Da steckt echt eine Menge Planungsarbeit hinter einem sinnvoll gestalteten Webauftritt. Noch dazu, wenn man damit gleich zwei Standbeine bedienen will.
Denn neben meinen schriftstellerischen Ambitionen gibt es mich ja auch als Grafik-Designerin - und die wartet schon viel länger als die hoffnungsfrohe Neo-Autorin auf eine ordentliche Repräsentanz im Internet ...

Nach einigen Stunden Gehirn-Jogging bin ich nun mit meinem Zwischenergebnis echt glücklich.
Wenn mein Web-Guru, dem ich die Umsetzung fürs Netz vertrauensvoll in die Hände lege, das so umsetzen kann, wie sich die kleine Gabi das vorgestellt hat, gibts einen hübschen "neutralen" Haupteingang und von dort dann die Abzweigungen zu Bild bzw. Sprache.
Für die "Unterbereiche" muss ich zwar noch ziemlich viele Platzhalter-xxxx mit sinnvollem Text füllen, aber damit werde ich hoffentlich auch noch zurecht kommen.

Ich freu mich auf jeden Fall schon riesig, wenn in Kürze unter meiner Web-Adresse keine irritierende Baustelle, sondern ein echt professioneller Web-Auftritt zu finden sein wird. Ich finde nämlich, dass ich das meiner Charlie zu ihrer baldigen Geburt schon schuldig bin.

Und die Wartezeit, bis die ersehnte Antwort vom Verlag eintrudelt, wird zu einer wirklich sinnvollen Beschäftigungstherapie ...

Sonntag, 10. Mai 2009

Erste Bewährungsprobe

Ich habs getan.
Mari, Alma und Noah sind - fein aufgemascherlt, geschnäuzt, gekämmt und im Sonntagsgewand - auf dem Weg ins Lektorat.
Nachdem meine hochgeschätzte liebste Testleserin und Schreibvertraute mir das "Go" erteilt hat, und ich mich selbst bis zur letzten Sekunde mit Feinschliffen und möglichen Ausdrucksverbesserungen hingehalten habe, kam der erlösende Tritt in den Allerwertesten wie gerufen.
Jetzt gibt es erst einmal nichts anderes für mich zu tun, als zu hoffen, dass meine Schützlinge sich in der rauen Welt bewähren und sie mit meinen besten Wünschen ziehen zu lassen.

Ach ja: Und ein bisschen versuche ich mich jetzt schon seelisch auf die laaange Frageliste vorzubereiten, die möglicherweise wieder auf mich zukommen könnte.

Aber irgendwie freu ich mich jetzt schon darauf!

Donnerstag, 7. Mai 2009

Sensible Rohheit

Ich erkläre hiermit den ersten internen Kontrolldurchgang für abgeschlossen.
Ich könnte jetzt natürlich auch die nächsten Tage und Wochen damit zubringen, mir den Text durchzulesen und an den Formulierungen zu feilen. Bestimmt würde ich jedes Mal wieder etwas finden, das man anders oder besser oder treffender ausdrücken könnte.
Aber ich spüre die wachsende Sehnsucht nach einer externen Stimme.
Nach der momentan einzigen externen Stimme, die ich an einen Text in diesem Grad der sensiblen Rohheit ranlasse.
Den Widerspruch zwischen "sensibel" und "roh" auf den Zustand meines Romans zu legen, finde ich gerade ganz besonders spannend. Die Doppelbedeutung, mit der neben "unfertig" eben auch noch das "Grobe" steckt, fasziniert mich. Gerade jetzt beim Schleifen und Polieren in einen "seniblen" Dialog zu treten, lässt mich vorfreudig hyperventilieren.

Mari, Alma und Noah stehen mir bei - für den Fall, dass ich in der Wartezeit bis zum Eintreffen des Feedbacks eine Mund-zu-Mund-Beatmung brauche :-)

Montag, 4. Mai 2009

Ein allererstes "Fertig"!

Genau jetzt - um 3:07 Uhr - habe ich meinen letzten Satz geschrieben.
150 Seiten sinds geworden, ca. 235.000 Zeichen.
Ich denke, das liegt in dem Bereich, den der Verlag angepeilt hat.

Ich horche in mich hinein.
Bin ich glücklich? - Ja, und wie!
Zufrieden? - Doch, schon auch. Irgendwie.
Ich hab meinen ganz persönlichen Zeitplan zwar ein bisschen überzogen (eigentlich wollte ich mit der Rohfassung wirklich ganz am Anfang Mai fertig sein - also am 1. Mai!) Aber der 4. ist auch nicht schlecht :-))

Vor allem aber bin ich mir bewusst, dass morgen das Überarbeiten losgeht.
Und darauf freue ich mich wirklich sehr!
Das meiste hat meine geniale Testleserin schon in der Mangel gehabt. Bevor ich ihr den Rest schicke, möchte ich ihre Anmerkungen umsetzen und einarbeiten. Das Baby soll hübsch sauber sein, bevor ich es ihr zum neuerlichen Auseinandernehmen überlasse.

Vor allem aber bin ich auf meinen Eindruck gespannt, den die letzten Seiten morgen auf mich machen. Wieder einmal bin ich mir so kurz nach dem Schreiben nicht sicher, ob diese Schlusskapitel im richtigen Verhältnis zu dem Rest stehen. War das Tempo bis zum Showdown von Hektik und Rasanz geprägt, so plätschern die letzten beiden Kapitel doch recht gemütlich dahin. Die übriggebliebenen Fragen werden aufgelöst und vor allem geht es um Beziehungen und Zwischenmenschliches. Ich habe ein bisschen Sorge, dass sich das alles zu sehr zieht. Ob da nicht die Luft draußen ist und ich mich allzu offensichtlich um einen runden Abschluss bemühe?

Mal sehen.
Im Wiederlesen spürt sich vieles oft überraschend anders an, als ich es beim Schreiben empfunden habe.

Übrigens: Meine gestrige Perspektivfrage zum Showdown habe ich heute für mich positiv beantwortet. Es hat sich richtig angefühlt. Und der kurze Schwenk auf die "andere Seite" gefällt mir heute sogar noch besser, als gestern.
So gesehen könnte vielleicht auch der ruhige Abschlussteil morgen noch mein Wohlwollen finden.
Und wenn nicht, dann wird mir was Besseres einfallen.
Hoffentlich ... :-)

Sonntag, 3. Mai 2009

Durch die Augen des Bösewichts

Ist es eigentlich legitim, seinen Showdown aus der Perspektive eines der Antagonisten zu erzählen?
Naja, ein Gesetz dagegen wird es wahrscheinlich nicht geben.
Also frage ich besser: ist es sinnvoll? Mag man das als Leser?

Er ist nicht der ganz Böse. Er ist einer seiner Handlanger. Der, den ohnehin schon Skrupel plagen. Der eigentlich aussteigen will und sich von der Polizei zum Werkzeug machen lässt. Er ist feige, hinterhältig und behandelt die Menschen in seiner Umgebung nicht gerade mustergültig.

Und jetzt ertappe ich mich dabei, immer mehr Sympathien für ihn zu entwickeln.
In dieser letzten Szene drängt er sich in ein Licht, das ich ihm so eigentlich gar nicht zugestanden hätte. Damals, im Planungsstadium. Jetzt führt er den Showdown an. Es liegt in seiner Verantwortung, ob meine beiden Helden gerettet werden können. Und er gibt sich dabei sogar überraschend souverän. Anfänglich auf jeden Fall. Letztendlich brechen die Ereignisse dann über ihn herein und er wird zum passiven Berichterstatter - und das auch noch aus einer wirklich desperaten Perspektive.
Aber irgendwie macht er mit seinem letzten Auftritt ordentlich Pluspunkte bei mir.

Nun frage ich mich: Will man das als Leser?
Steht es einem an sich fiesen Mitläufer zu, die entscheidende Szene auf seinen schiefbahnigen Leib geschrieben zu bekommen?
Ich werde darüber eine Nacht schlafen und mir diesen Showdown morgen noch einmal zu Gemüte führen ...