Sonntag, 29. August 2010

Küchentischgeplauder

Sie sprechen wieder mit mir!
Das war aber auch wirklich in allerletzter Sekunde. Denn schließlich beginnt morgen die Arbeit in der Exposé-Gruppe und mein Ding war bis eben noch in einem äußerst besorgniserregenden Zustand ... Wahrscheinlich habe ich inzwischen einen so verzweifelten Eindruck hinterlassen, dass sie über ihren Schatten gesprungen sind.
Zuerst ist Moses aufgetaucht. Ich hab grad in der Eierschwammerlsoße (Anm. des Übersetzers: = cremige Beilage aus Pfifferlingen) gerührt und beinahe vor Schreck den Kochlöffel in der sämigen Brühe verloren, weil er seinen wohlgeformten Zeigefinger eingetaucht und mit einem leisen Schmatzen anerkennend "Mmmhhhh" gemacht hat. Dabei hat er mir verraten, dass er selbst von der Kochleidenschaft getrieben ist und leider viel zu selten seine Nase in duftende Kräuter und spannende Gewürze stecken kann. Dabei hat er mir zugezwinkert, als ob ich daran was ändern könnte!
Naja - vielleicht hat sein Zwinkern ja auch gar nicht mir gegolten, sondern der hübschen Brünetten, die lässig am Türrahmen gelehnt und mit kritischem Prüfblick die Ausstattung meiner Kochnische abgecheckt hat. Nicht, dass sie sonderlich an der Herstellung meines Menüs interessiert war. Ich glaube, es trieb sie viel mehr die Suche nach ihrem ebenbürtigen Gesprächspartner in einer Diskussion, die offenbar bereits vor meinem Beisein begonnen hatte.
Gefühlsmäßige Defizite, protokollierte ich rasch und grinste sie an, bevor sie misstrauisch werden konnte. Mit einem festlich gedeckten Tisch und dampfenden Knödeln (=Klößen?) haben ich sie dann endgültig aus der Reserve gelockt. Mein Stift konnte nicht schnell genug über die weißen Seiten meines Tagebuchs flitzen, so freimütig ging sie aus sich heraus. Liebe geht halt doch durch den Magen!
Mein Moses hat das offenbar auch schon geschnallt. Auch wenn seine Anziehungskraft solch schnöde Hilfmittel eigentlich gar nicht nötig hätte. Wie sich herausgestellt hat, könnte er gleich unter mehreren Anwärterinnen wählen - wenn er denn wollte.
Die zweite, eine süße Kleine - dunkel, mit magisch strahlenden Augen - hat sich noch ein bisschen im Hintergrund gehalten. Das ist so ihre Art. Liebe drängt sich nicht vor. Sie ist ein Angebot ohne Ablaufdatum. Was ganz Besonderes halt.
Ich war regelrecht dankbar, dass sich mein Diabolo diesmal bedeckt gehalten hat. In meiner Küche wäre es sonst echt eng geworden. Und außerdem hätte er bestimmt wieder Zoff gemacht. Ich kenn ihn ja schon ein bisschen. Es hat schon genügt, nur in geheimnisvollen Andeutungen vorzukommen, um auch Mädels mit Gefühlsdefiziten aus der Bahn zu werfen. Er hat nichts verlernt ist der Phase des großen Schweigens ...

Jetzt hab ich fünfzehn vollgekritzelte Seiten und einen linken Mittelfinger, der erhebliche Druckstellen aufweist. Aber ich kann es kaum erwarten, das alles in meine Psychogramme zu übertragen, die ich von meinen Protas anlege, bevor ich sie endgültig auf einander loslasse. Wobei ich in diesem Fall befürchte, dass die auf meinen Startschuss nicht gewartet haben.

Aber was. Mir solls recht sein! Gibt es denn besseres, als aktive Protagonisten, die meine Gerichte mit aufregenden Details würzen?

Dienstag, 24. August 2010

Plotgerangel

Das hab ich jetzt davon.
Was als Überbrückungshilfe auf dem Weg zum Wiedereinstieg ins Schreiben gedacht war, verselbständigt (oder verselbstständigt??? Sieht extrem blöd aus, aber ist das nicht die neue Rechtschreibregel??) sich gerade in meinem Kopf. Jetzt hab ich nicht nur eine Geschichte, die mir durchs Hirn tobt, sondern die Mannschaft hat sich glatt verdoppelt. Diese mit Trick erschlichene Idee zeigt enorme Willenskraft. Wenn mein hübscher Todesengel nicht aufpasst, stieht ihm ein Mädel und ihr ausgeflippter Freund noch die Show!
Dabei sollte ich mich jetzt wirklich rasch auf den - wie ich hoffe - anspruchsvollen Plot konzentrieren, den ich in einer Woche in der Exposé-Gruppe auf die Füße stellen will. Um ihn dann nahtlos in der darauffolgenden Plot-Gruppe auf die gefällige Reihe zu bekommen. Deshalb habe ich auch heute tapfer damit angefangen, die herumschwirrenden (B)Engel an die Gerüst-Leine zu legen. Dabei haben sie mir erschreckend deutlich gemacht, wie wenig genau ich sie alle miteinander noch kenne - geschweige denn ihre verschlungenen Pfade, auf die ich bisher vielleicht grad mal die kleinen Zehen setzen durfte.
Noch bin ich nicht panisch. Nein. Nur leicht aufgescheucht. Unter normalen Umständen bin ich ein unerschrockener Ideen-Dompteur. Und wenn ich jetzt nicht wieder die Zügel aus den Händen gebe, sollte die Dressur immer noch zu schaffen sein.
Ja, wenn da nicht diese neue Idee wäre. Bei der alles schon so verlockend geordnet und easy rüberkommt ... Die mir ein süßes "Schreib mich doch als erstes" in Ohr und Achtfingersystem träufelt.
Aber sicher doch schreib ich dich! Nachher gleich! röchel ich zurück und seufze ob meiner eisernen Disziplin. Was eigentlich irrwitzig ist, denn für den neuen Plot gibts sowas wie eine Verlagsanfrage, während die Engel dagegen noch in den Sternen stehen (wo sie im Grunde genommen ja auch hingehören ;-))
Jaja, ich war noch nie dafür, mir irgendwas besonders leicht zu machen.
Noch dazu, wenn auf der anderen Seite ein herrlich sperriger Charakter darauf wartet, umworben und erlöst zu werden.
Sorry, Leute. Das Schwierige hat mich immer schon mehr gereizt, als die aufgeschüttelten Kissen. Und wenn ihr mit mir um den Startplatz rangeln wollt, nehme ich die Herausforderung an. Und weiß doch jetzt schon, wer dabei die Pole-Position inne hat :-))

Mittwoch, 18. August 2010

Seitensprung

Das beste Mittel, sich für einen unerreichbaren Angebeteten interessant zu machen, ist das Vortäuschen von Gleichgültigkeit. Das haben wir schon im zarten Kindergartenalter gelernt, als es noch um den besten Platz im Sandkasten oder das neue rote Kübelchen ging und nicht um so lebensentscheidende Dinge wie die große Liebe.
Das Rezept ist zwar fehleranfällig, aber manchmal erwachsen aus solchen Übersprungshandlungen sogar richtig brauchbare Ergebnisse.
So geschehen heute des nachts, als ich wieder einmal nicht schlafen konnte, weil mein schöner Engel mir immer noch die kalte Schulter zeigt. Also hab ich mich an den Computer gesetzt und einen Ratschlag befolgt, den ich (übrigens nicht zum ersten Mal) von einem Schreibkollegen erhalten habe: Schreib einfach irgendwas ...
Gesagt - getan.
Und jetzt halte ich einen kompletten Plot in Händen - für einen Liebes-Entwicklungsroman, den meine Lektorin bis Ende September haben wollte.
Danke, lieber Engel, fürs Zicken! Ohne dich hätte mich meine Verzweiflung nie in dieses gut versteckte Eck geführt, in dem wahrscheinlich schon seit Jahren diese Idee geduldig gewartet hat.
Soll noch einer sagen, dass ein Seitensprung was Verwerfliches ist ...

Dienstag, 17. August 2010

Um den Plot balzen

Sagt es etwas über die Qualität eines Plots aus, wenn ich wahre Balztänze aufführe, ohne ein sichtbares Zeichen, von ihm vielleicht doch irgendwann einmal erhört zu werden? Ist er nur besonders schüchtern, zickig - oder einfach nicht an mir interessiert? Wird daraus irgendwann die größte Liebe meines Lebens? Oder sollte ich ihn gehen lassen und mich nach einem neuen potenziellen Partner in spe umsehen?
Manchmal verrennt man sich ja auch in eine Sache. So sehr, dass alle Umstehenden schon die Hände ringen und einem zur Vernunft raten - die aber gerade am weitesten von allen guten Ratschlägen entfernt ist.
Das haben wir doch alle schon einmal erlebt: Da steht er (resp. sie - je nach Betrachter und Vorliebe) - der lebendig gewordene Traum aller Träume. Man denkt, dass man ohne ihn keine Minute mehr verbringen will. Dass sich alles erfüllt, für das man jemals Wimpern, Sternschnuppen oder Trippelzahlen in Autonummern geopfert hat. Und am Anfang schauts auch richtig vielversprechend aus. Hier ein scheuer Blick, vielleicht sogar ein Augenzwinkern. Das Paradies breitet sich bereits vorm inneren Auge aus und lockt mit bunten Farben.
Aber dann geht nicht so recht was weiter. Man kommt nicht in die Gänge. Das Gespäch verbbt, obwohl es gerade noch beginnenden Tiefgang abgedeutet hat. Man sitzt über halbfertigen Liebesbriefen und fragt sich, ob der Angebetete sie lesen wird. Ja, ob er es denn überhaupt wert ist, sich noch weiter dermaßen zu verausgaben.
Ein Blick auf sein außergewöhnliches Erscheinungsbild lässt zwar wider jede Vernunft das Herz gleich wieder höher schlagen, aber die Distanz ist gleichbleibend bis wachsend - je nach Gemütszutand und Selbsteinschätzung (die sich wiederum zur Entfernung des Angebeteten diametral sinkend verhält).
Nein! So schnell gebe ich nicht auf!
Mit ein bisschen mehr Strategie statt blinder Liebe lässt sich vielleicht doch ein Plan schmieden, der so attraktiv ist, dass er nicht widerstehen kann.
Mehr Handwerk - weniger Gefühlsduselei.
Für die ist dann wieder genug Zeit, wenn ich ihn erst in meinen Fängen hab ...

Sonntag, 15. August 2010

Nachhaltigkeit

Rund um den Erscheinungstag meines "Herzensromans" kommen viele Bilder wieder in mir hoch, und ich merke, wie nachhaltig ich von der Arbeit an diesem Roman immer noch beeinflusst bin. Die Geschichte hat was mit mir angestellt. Sie hat meine Aufmerksamkeit geschärft für das, was einzelne Menschen bewirken können, weil sie nicht wegschauen ...

Voriges Jahr im Mai - ich hatte gerade glücklich meinen zweiten Krimi bei Thienemann abgeliefert - rief mich meine Lektorin an. Sie hätte da mal eine Frage: Ob ich mir auch vorstellen könnte, eine Liebesgeschichte zu schreiben. Sie wäre von dem psychologischen Tiefgang meiner Protagonisten jedes Mal wieder begeistert ...
Ganz abgesehen davon, dass so viel Lob runter geht wie Öl - und nachdem ich mir (als eigentlich verhinderte Fantasy-Autorin) noch vor einem Jahr nicht einmal vorstellen konnte, jemals einen vernünftigen Krimi zu Papier zu bringen - brachte mich ihr Ansinnen nur kurz aus der Ruhe.
Klar! Gerne! Eine andere Antwort war nicht programmiert.
Also: nix wie mit offenen Augen durch die Gegend laufen und die im Mai gehäuft auftretenden Pärchen belauschen :-) Der Wiener Schmelztiegel von Altösterreichischen Überbleibseln aus den ehemaligen Kronländern, langjährigem Zuzug aus den Ost- und Südländern und der letzten großen Flüchtlingswelle während des Jugoslawienkriegs bietet ein unermessliches Potenzial an Beziehungsmöglichkeiten, die mich schon immer fasziniert haben. Der Krieg in Ex-Jugoslawien hat ja praktisch vor unserer Haustüre stattgefunden. Da wegzuschauen war so gut wie unmöglich. Und auch 15 Jahre nach seinem Ende finden sich in Gesellschaft, Politik und (Beziehungs-)Wirtschaft jede Menge spannender Spuren. Auf eine solche habe ich mich gesetzt - und dabei so viel Glück mit einzigartigen Begegnungen gehabt, dass ich immer mehr den Eindruck gewonnen habe, für genau dieses Buch einen Auftrag bekommen zu haben - von wem auch immer!

Da war dieser Krieg. Da ist immer noch so viel Zorn, Hass und Trauer. Und trotzdem finden sich dazwischen Blumen der Hoffnung. Mut. Lachen. Freude am Hiersein - und eine ganz besondere Liebe.
In dem Maße, in dem ich mich auf meine Protagonisten eingelassen habe, bin ich selbst freier geworden. Frei von Ängsten vor dem "Fremden", frei von Vorurteilen, frei von Ausgrenzung und Engstirnigkeit. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich eine von ihnen. Wenn ich das nur zu einem kleinen Teil in meine Geschichte hineinverpacken konnte, ist mir mehr geglückt, als ich mir zu Beginn vorgestellt hatte.
Ich fühle mich so reich beschenkt!
Und ich wünsche mir nichts mehr, als damit auch andere zu erreichen. Anzustecken mit dem Wunsch, ein kleines bisschen von dem wieder heil zu machen, was kaputt gegangen ist. Wieder mehr ein Mensch sein zu können, der auf andere zugeht, statt die Tür zuzuschlagen.
Das hab ich aus meiner Arbeit an dem Roman mitgenommen - und eine riesen Portion Wohlfühlen und Glück als On-Pack dazubekommen.
... auch wenn das jetzt ganz schön pathetisch klingt :-)

Freitag, 13. August 2010

Gedankenlasso

Die letzten Wochen hatte ich große Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. In manchen Stunden hatte ich sogar die Befürchtung, dass das Schicksal mich aus meinem eigenen Leben in eine Rolle gedrängt hätte, die mit meinen Vorstellungen, meinen Plänen und Träumen rein gar nichts mehr gemeinsam hat. Nach wie vor vollführe ich einen Eiertanz zwischen "müssen" und "nicht anders können". Ich schleiche mich über Umwege in meine heimlichen Nischen, die von meinem Leben noch übrig sind - und habe dabei das Gefühl, immer nur kleine Fetzchen zu rauben - ohne Ziel und mit dem erschreckenden Wissen um ihre Unvollkommenheit. Wie ein Ertrinkender, der nach allem schnappt, was so vor seiner Nase vorbeischwimmt.
Ich darf mich nicht wundern, dass meine Gedanken sich nicht ordnen lassen. Für einen stringenten Aufbau fehlen einfach zu viele Puzzleteile. Da stehe ich mit den Versatzstücken und drehe sie ratlos in den Händen.
Was hab ich mir dabei gedacht? Wo wollte ich mit dieser Idee hin? Und wer zum Teufel ist Ezekiel?
Wieder einmal sind meine Romanfiguren ein entscheidender Teil der Zuflucht, in die ich mein Rest-Sein zu retten versuche. Und die verstümmelten Informationen zu einem Plot, der immer wieder zum Greifen nah ist, bevor der Schicksalssturm in die Sandburg bläst, fange ich mir unermüdlich mit meinem Lasso ein.
Spielt doch alle verrückt, da draußen! Solange ich noch einen Stift halten (respektive eine Tastatur bedienen) kann, lass ich mich nicht unterkriegen!

Mittwoch, 11. August 2010

Die Angst des Autors vor miesen Rezensionen

Am Freitag ist es ja wieder einmal so weit: "Grenzenlos nah" kommt in den Buchhandel - und momentan fühle ich mich, als wäre damit die Jagdsaison eröffnet und ich höchstpersönlich zum Abschuss freigegeben.
Gestern hab ich meinen Schreib- und Plot-Durchhänger (zu Alice rüberwink!) dazu genützt, durch den virtuellen Buchladen namens Amazon zu stromern. Ganz masochistisch hab ich mich nach Buchprojekten umgeschaut, die in die Richtung meines neuesten Projektes gehen - nur um festzustellen, dass meine Idee gänzlich unoriginell und inzwischen in hundertfacher Abwandlung bereits geschrieben worden ist. Und nicht genug damit, habe ich auch noch in den dazugehörigen Rezensionen gewühlt. Da fand ich so Kommentare wie "ein mittelmäßiges Buch (fast) ohne neue Ideen" und "Netter Lesestoff für ein paar Stunden, doch ein fantastisches Buch ist es nicht" ... und das waren eigentlich noch die netten 3-Stern-Rezis. Die ganz schlimmen hatten dann schon wieder etwas Satirisches.

Nicht, dass ich davon persönlich betroffen war. Diesmal nicht.
(Auch wenn ich so ein ähnliches Erlebnis auch schon mal hatte.)
Aber ist das nicht genau mein Ziel? Endlich einmal ein Buch zu schreiben, für das sich möglichst viele Menschen tatsächlich interessieren? Für das sie sich zu Rezensionen aufraffen und diese ins Netz stellen?
Was denn nun? Darf ich dann wehleidig das Gesicht verziehen, wenn es nicht nur Lob regnet? Sondern auch (manchmal vielleicht sogar unqualifizierte) Schelte auf mich niedergeht? Was will ich?

In echt? Mein neuer Roman soll ein Renner werden. Die Auflage sich wie warme Semmeln verkaufen. Euphorische Rezensenten überschlagen sich vor Lob und Begeisterung ... naja, das volle Programm an irrationalen Wunschträumen halt ;-))

Ist nicht viel eher folgendes Szenario die Realität? Eines der rund hundertausend Neuerscheinungen pro Jahr im deutschsprachigen Raum erblickt das Licht der Welt, wird hoffnungsfroh in ein paar Regale eingeschlichtet und steht dann dort - bis zur nächsten Welle der neuesten Neuerscheinungen. Wenn es dazu eine Rezension gibt, kann man schon froh sein. Wenn die auch noch nicht ganz vernichtend ausfällt, ist ein Dankgebet fällig.
Ich frage mich ernsthaft, ob ich nicht gerade einen völlig falschen Dampfer genommen habe. Und deswegen so hirnentleert vor mich hindümple.

Sonntag, 8. August 2010

In Love with the Beast

Ich frage mich gerade, ob ich es bedenklich finden sollte, dass ich dabei bin, mich ein kleines bisschen in meinen Antagonisten zu verknallen. Letzte Nacht hab ich von ihm geträumt ... und heute hat er sein Leben vor mir ausgebreitet. Als wollte er, dass ich ihn kennenlerne. So wirklich. Wie jemand, der sich wünscht, von dem Menschen, der ihm wichtig ist, verstanden zu werden.
Du bist meine Erfindung! - rufe ich mich zur Ordnung - und ertappe mich dabei, mir seinen very sexy Körper vorzustellen.
Er achtet auf sich. Hält seinen Body in Schuss. Muss er auch. Schließlich ist er sein Überlebenskapital. Und ist dabei so herrlich geheimnisvoll. Wie ich Männer eben mag. Klug. Wortkarg. Gut gebaut. Konsequent. Und gleichzeitig inwendig so verletzlich wie ein Vögelchen im Nest. Er hats nicht leicht gehabt. Und er hat es sich auch nicht leicht gemacht. Ein Mann, der zu seinen Taten steht. Und sich dafür härter verurteilt als jedes Gericht der Welt.
Eine tragische Figur?
Vielleicht. Aber auch stark. Und brutal.
Wie hat Nikola im letzten Kommentar so schön geschrieben: Der Bösewicht ist zu jedem Verrat bereit. Weil ihm das Leben jede Moral abgekauft hat.
Das soll seine Taten nicht entschuldigen. Aber er bietet damit dem Leben seine ungeschützte Kehle. Wie ein Betteln um die gerechte Strafe.
Ehrlich: Wer kann so einem BeastyBoy widerstehen?
Ich offenbar nicht.
Ich seh schon. Da kommen noch ein paar schwere Z/Seiten auf mich zu :-))

Freitag, 6. August 2010

In der Haut des Antagonisten

Ich wundere mich immer wieder.
Der erste, an den ich mich bei einem neuen Projekt anpirsche, ist jedes Mal wieder der Bösewicht. Ich mag diese vielschichtigen, undurchsichtigen, spannenden Charaktere, die so viele Gründe auf Lager haben, warum sie so sind wie sie sind. Wie sie vom Leben gebogen und gebrochen wurden. Oder dass sie sich auch manchmal einfach nur nicht an die Spielregeln halten wollen. Das ist verdammt spannend. Und ich muss zugeben, dass ihnen oft der größte Anteil meiner Sympathie gehört.
Sie kämpfen am härtesten. Und ihre Chancen stehen einfach nicht so gut, wie bei den anderen, den Guten, den Helden der Geschichte. Das Leben ist nicht fair. Aber sie geben deswegen noch lange nicht auf! Am Eindringlichsten finde ich, wie sie sich auflehnen. Nicht akzeptieren, dass sie dazu geschaffen sind, das Gegengewicht darzustellen. Ja. Sie schnappen nach dem Herrl. Sie zeigen mir die Zähne. Oder die kalte Schulter. Oder ein überhebliches Grinsen. Aber niemals ist ihnen egal, was ich ihnen auf den Buckel lade.
Und ich kann nicht anders, als sie dafür wenn schon nicht zu lieben, so doch zutiefst zu bewundern.
Heute habe ich den ganzen Tag mit meinem Antagonisten verbracht. Ich habe ihn reden lassen. Habe die Kälte seiner Existenz in den Knochen gespürt. Und die Sehnsucht nach Liebe - versteckt unter einem Haufen von Regeln und Vorschriften und Gegebenheiten. Und ich hab ihn in den Traum von dieser Liebe hineinschnuppern sehen - und das Erschrecken vor den tiefen Gefühlen miterlebt, mit denen er weder umgehen kann, noch sie sich überhaupt zugesteht.
Noch glaubt er sich in seinem gewohnten Lebenstrott. Aber ich weiß es schon jetzt: Die Liebe wird ihn einholen. und er wird mit einem Glücksgefühl und aus freien Stücken daran scheitern ...
Oder auch siegen. Wie man's sehen will.
Genau das sind die starken Momente.
Ihnen in diesen Momenten nahe zu sein - dafür lohnt es sich, ihnen eine Weile genau zuzuhören.

Donnerstag, 5. August 2010

Instanzenfrage

Ich will.
Die letzten Blog-Einträge beweisen es anschaulich: Ein gewisses K(r)ampfverhalten prägt meinen Alltag und mein Denken. Solange es noch ohne das (r) ausgekommen ist, war es ein wichtiger Motor. Antrieb, Steuerung, Orientierung bei schwerem Seegang. Die Schlaflosigkeit hatte schließlich einen wichtigen und guten Grund.
Die letzten Tage aber hat sich das (r) immer mehr in den Vordergrund gedrängt. Und damit Sand ins Getriebe gestreut. Das Urteilsvermögen getrübt. Den Geruch von Unfähigkeit und Hilflosigkeit verbreitet. Und die Kraft, die aus der Bereitschaft erwachsen war, dem Schicksal eine breite Stirn zu bieten, gegen mich selbst gerichtet.
Als ich eben bei Christas Schreibteufelchen reingelesen habe, hat es in meinen Ohren geklingelt, wie eine ganze Rasselbande auf einer Glöckerlpartie.
Es ist verständlich, dass ich gerade bei meinem ersten Projekt "mit Agentur" am liebsten den ganz großen Wurf abliefern wollen würde. Und dass ich dabei auf den Markt schiele, bis mir die Augen im Kopf weh tun.
Aber es schießt sowas von am Ziel vorbei, wenn ich dabei meine eigene Stimme nicht mehr zu Wort kommen lasse - weil ich sie nicht für kompetent genug erachte, über Marktbedürfnisse und die ganz großen Erfolgsgeheimnisse Bescheid zu wissen.
Und wenn schon! Das ist ja auch nicht ihr Job!
Meine innere Stimme ist dazu da, mir zu erzählen, was mir auf der Seele (und unter den Fingern) brennt. Sie ist meine einzige Instanz, auf dich ich mich wirklich verlassen kann. Und genau das will ich wieder tun.
Jetzt.
Heute.
Mit meinem neuen Projekt.
Auf der nächsten neuen Seite in meinem Buch.
Denn etwas anderes - und besseres! - kann ich nicht tun.
Ich muss das schreiben, was in meinem Hirn entsteht.
Dem Film folgen, den mein Kopfkino abspult.
Ob das dann Top oder Flop wird - wer weiß das schon?
Kein Blick in die Kristallkugel, keine Prognosen, keine Zukunftsvisionen können so stark sein wie das Gefühl, eine Geschichte so zu schreiben, wie sie mir von meiner Vorstellungskraft diktiert wird.
Es wird immer nur so gut, wie sehr ich es schaffe, mir selbst beim Schreiben treu zu sein. Darauf kommt es doch an.
Und genau das will ich.
Wieder. Ab sofort.
Ich will.

Mittwoch, 4. August 2010

Ein-Schnitt

Heute Früh kommt mir ein Gedanke.
Beim Rundum-Blick über meinen Garten, in dem fleißige Menschen dem wuchernden Wildwuchs an den Kragen gehen. Überall liegen abgeschnittene Zweige. Frisch duftender Rindenmulch ist um die samstäglich gepflanzen Neuzugänge angehäuft. Wege und Terrasse von Nadeln und welkem Laub gesäubert.
Der Gedanke kommt wie ein Blitzschlag.
Wonach sehne ich mich? Was will ich mit und in meinem Leben erreichen? Komme ich jemals zur Ruhe? Ist Zufriedenheit der Anfang von Stillstand? Meine täglich neuen Kämpfe - führe ich sie für einen gepflegten Garten? Für den neuen Zimmerbrunnen im Vorraum? Für eine größere Küche? Ein ausgebautes Dachgeschoß?
Ist es das?

Der Gedanke wirkt nach. Während ich ins Auto steige und ins Büro fahre. Bei der Arbeit. In den Stunden, in denen ich darüber nachdenke, wie ich als nunmeriger Alleinerhalter die Lage im Griff behalte. Womit ich so viel Geld verdienen könnte, dass ich meine Wünsche und Träume erfüllen kann - oder auch einfach genug fürs tägliche Leben habe. Und für die Kreditraten. Und die monatlichen Zahlungen. Und die Kinder. Und mich.

Ich habe ein Leben. Geschenkt. Ohne Forderungen. Voll Potential, Möglichkeiten, Talenten, Freuden.
Der Wunsch nach einem radikalen Schnitt ist ganz kurz übermächtig.
Leben 2.0 - oder doch lieber dieses eine - meine - mit vollem Bewusstein und gebündelter Kraft?
Yes, we can ...

Montag, 2. August 2010

Versprochen - gehalten

Manchmal ist Schreiben wie Hundeerziehung: Für jeden Etappensieg gibts eine Belohnung. Die kleinen ernten ein aufmunterndes Kopftätscheln und an den Meilensteinen steht ein Hundekuchen.
Bis um acht Uhr war ich dann schon ganz schön satt.
Und aufgeputscht und erschöpft gleichzeitig.
Ich hab mein gestecktes Ziel erreicht. Vor mir liegt eine Liste mit den Personen und ein grobes Überblicks-Exposé. Wenn ich zu Mittag noch daran gezweifelt hätte, so habe ich es mir nicht anmerken und erst recht nicht durchgehen lassen. Kleine Ausflüge in den Garten zum Blumengießen und Unkrautzupfen waren gestattet aber streng limitiert.
Immer wieder musste ich an den wirklich herzerwärmenden Vortrag von Titus Müller denken, den er voriges Jahr in Oberursel gehalten hat. Da ging es auch um manch qualvolle Schreiberfahrung und die Tricks, mit denen er sich an den Schreibtisch überredete. Wir haben damals oft gelacht und mit den Köpfen genickt.
Stimmt. Schreiben ist nicht immer der Flow. Öfter eher eine Show - für den internen Zuschauer. Und manchmal ein echtes Martyrium.
Aber der Hundekuchen am Ende des Tages macht dann doch alles wieder gut :-)

Sonntag, 1. August 2010

Nichts geht

Schon wieder eine Nacht nichts geschlafen. Dabei hatte ich doch für heute so viel vor! Einen ganzen Tag Zeit, um an meinem Plot zu schmieden. Mit den Figuren auf Tuchfühlung gehen. In meinem Schreib-Tagebuch Beziehungsgespräche führen. Endlich Schreibzeit ohne Ablaufdatum!
Aber mein Kopf ist eine taube Nuss.
Meine Augen brennen.
Das neue Dokument mit dem klingenden Namen "Personen - Vitae" ist sowas von gähnend leer, dass das Weiß der Seite blendet.

Da! Jö! Willkommene Ablenkung! Die Waschmaschine piept. Wenigstens eine, die heute was weiterbringt. Ich darf aufspringen und meine inzwischen schon verkrampften Finger beschäftigen.
Aber wenn die Trommel ausgeräumt und das letzte Hemd im Trockner verschwunden ist, werde ich mich wieder vor die leere Seite setzen. Und sie anstarren, bis zum hundertsten enttäuschten Seufzer.
Ich hab eine Idee. Ich mache eine Stricherlliste. Für jeden Seufzer eine senkrechte Linie. Damit meine Füllfeder nicht austrocknet. Und dann hab ich wieder was zu tun. Stricherln zählen. Bis Hundert.

Und draußen scheint die Sonne.
Höhnisch.
Manchmal hasse ich meinen Hang zur Selbstverarschung.
Aber ich werde heute noch was schreiben.
Das schwöre ich hiermit feierlich.