Freitag, 28. Mai 2010

Grenzenlos nah

Endlich darf ich herzeigen, worauf ich mich schon so lange freue!
Im Online-Katalog von Thienemann ist meine Dreiecksgeschichte, die mich letztes Jahr so sehr in Atem gehalten hat, zum ersten Mal öffentlich sichtbar gemacht worden.
Und ich liebe dieses Cover einfach so sehr ...
So sehr ich während der Entstehungsphase gelitten habe, so glücklich und stolz bin ich auf dieses Buch.
Und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es seine Leser finden wird, die spüren, wieviel von meinem Herzen in dieser Geschichte verpackt ist.
Es ist gewidmet all den Menschen, die unter dem schrecklichen Krieg in Jugoslawien gelitten haben, die Freunde, Heimat und Familie verloren haben - und trotzdem so viel Kraft und Mut aufbringen, immer wieder neu anzufangen. Und es ist denen gewidmet, die ihnen so selbstlos und voll Liebe dabei unter die Arme greifen - wie die Mitarbeiter von Bauern helfen Bauern - ganz besonders Susi und Charlotte, ohne deren wertvolles Insiderwissen ich diese Geschichte nie hätte schreiben können.
Ich kann es kaum erwarten, meine Leute wiederzutreffen und ihnen zwischen den Buchdeckeln nahe zu sein - grenzenlos nah ...

Freitag, 21. Mai 2010

Vom Ende überrascht

ich bin grad ein bisschen irritiert.
Wenn es nach meinem Plotplan geht, hätte ich eigentlich noch ein bis zwei Kapitel an auflösenden Szenen ... dachte ich zumindest bis eben gerade.
Doch nun hab ich DEN Schlusssatz geschrieben. Er fühlt sich total richtig an. Alles passt. Und ich steh da und krieg den Mund nicht zu.

Kann es sein, dass meine Protas (wie schon ungefähr seit der Hälfte meines Romans) es wieder einmal besser wissen und ich mir das ganze geplante Restgeschwafel echt sparen kann? Ich forsche in meinem Hirn und meinen Unterlagen und je länger ich grüble, desto deutlicher scheint mir die Antwort zu lauten: He! Weniger ist mehr! Du musst nicht alles bis ins letzte Detail ausformulieren. Der Leser kann sich alles, was noch in der Schwebe und nur angedeutet ist, selbst dazudenken ...

Kann man sich auf so ein überfallsartiges Spontangefühl überhaupt verlassen?
Wenn ich mir die letzten Einträge so anschaue, bin ich geneigt, auch diese Verantwortung ruhigen Gewissens in die Hände meiner wunderbaren Figuren zu legen.
Aber sicherheitshalber werde ich noch eine Nacht drüber schlafen.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Schreiben als Therapie

So schnell kann das Leben einen Haken schlagen ... eine Weisheit, die jeder von uns in der Theorie gut kennt. Wenn sie dann aber in der Praxis zur brutalen Realität wird, bin ich doch immer wieder neu völlig unvorbereitet.
Warnsignale sind dazu da, um gehört zu werden. Stell ich mich taub (oder bin es gar tatsächlich schon), werden sie lauter und lauter - bis ich sie nicht mehr übergehen kann.
Die neue Hellhörigkeit bringt auch ganz neue Stimmen. Woher da plötzlich all diese Flügel, Hände und Trostworte selbst aus den entferntesten Ecken des Universums mich einhüllen, tragen und immer wieder neu aufrichten, ist das Wunder dieses Lebens, das ich eben erfahren darf. Ja, auch Wunder hält es bereit, dieses Leben. Nicht nur Donnerknall und schmerzhafte Prügel.
Und zwischen all dem Chaos und dem Funktionieren und dem Aufrechthalten passiert ein heilsames Ein- und Ausatmen. Und noch ein Geschenk, das mich beinahe zu Tränen rührt.
Da stehen sie, meine Protagonisten, und strecken mir ihre Hände entgegen. Ja. Sie auch! Und sanft träufeln sie mir ins Ohr, dass sie viel nachgedacht haben in der Zeit, in der das Leben mich geschüttelt und durch die Orkane des Universums getrieben hat. Und ob ich denn jetzt dieses ganz neue Ohr, das doch so plötzlich wieder so gut hören kann, auch ihnen einmal leihen wollte.
Ich wollte.
Erst war es schwer. Zu viel anderes schrie sich die Seele aus dem Leib.
Aber sie sind geduldig. Und sie kennen mich. Sie wissen, was ihnen von meinem Herz gehört. Und das hört. Gut. Meine Güte! Wie gut!
Sie haben ganze Arbeit geleistet.
Ich hab sie zurückgelassen im Wissen, dass ich allein nicht weiterkomme. Und sie haben die Fäden entwirrt und mir die Teile glatt und sauber in die Hände gedrückt. Aus meinem Chaos haben sie Ordnung gemacht. Und ich habe mich von ihnen zu einem Fleckchen Frieden führen lassen.
Dieses Glück muss man mal haben ...

Montag, 10. Mai 2010

Plot von der Leine

Ich habe es schon die letzten Tage bemerkt.
Meine Figuren machen sich vermehrt selbständig.
Ich habe alle Hände voll zu tun, sie immer wieder an den Plot zu erinnern, der doch so schlecht nicht ist, meine Lieben!
Nein, nein, eh nicht, gestrenge Plot-Hüterin - kommt dann postwendend zurück ... und schon laufen sie munter weiter.
Sie machen sich im Grunde gar nicht so schlecht. Als Plot-Grenzen-Ausreizer. Einen ihrer Änderungsvorschläge (ich bezeichne sie trotzdem so, auch wenn ich kaum Einspruchsrecht zu haben scheine - Autorenstarrsinn, würden sie sagen) habe ich ohne Widerspruch umgesetzt. Er war psychologisch mehr als überzeugend motiviert und hat am Plotgerüst auch nicht gerüttelt. Es war ein Tausch der Opfer, auf den ich gerne selbst gekommen wäre, so perfekt hat er den Entwicklungsbedarf bei meiner Klara offengelegt - und ihr entsprechend Daumenschrauben angesetzt.
Da war also von meiner Seite Dankbarkeit durchaus angebracht - und wurde auch wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Und heute haben mir gleich zwei meiner Leute ihre Meinung gegeigt.
Ist doch so viel passender! Das ist eine logische Folge von dem ... das siehst du doch ein, oder? Nur so wird er dazu gezwungen, aus seinem liebgewonnenen, ihm Sicherheit versprechenden Lebensplan auszubrechen ... oder hast du etwa Einwände?
Nein. hatte ich nicht. Ich staune nur immer wieder. Und frage mich, wozu ich mir die Mühe mache, die Handlungen meiner Protas im vorhinein zu motivieren und vorzubereiten. Wenn sie es doch dann, wenn es so weit ist, erst wieder besser wissen.
Nicht, dass ich deswegen beleidigt wäre. Das nicht. Ich frag mich halt nur, ob sie mich überhaupt noch brauchen.
Na klar doch! Schallt es mir fröhlich entgegen. Irgendwer muss doch die Finger auf die Tasten drücken, nicht wahr?
So als Schreibmaschine degradiert zu werden, könnte eigentlich schmerzen. Tief drinnen am Ego kratzen, oder so. Aber inWirklichkeit bin ich begeistert und dankbar, dass ich mit Leuten zusammenarbeiten darf, die mitdenken.
In welchem Job hat man schon solche wertvollen Mitarbeiter?
Na also.
Immer weiter so.
Ob es dann auch mal eine Gehaltserhöhung gibt, hab leider nicht ich zu entscheiden ... Von mir hättet ihr sie auf jeden Fall jetzt schon sicher.

Freitag, 7. Mai 2010

Für eine Handvoll Seiten

Eigentlich war das Kapitel auf Seite 199 fertig. Ich habe mein Plansoll erfüllt und spät genug wär's ja auch schon. Aber da winkt dieser neckische Zweier mit den beiden Nullen im Schlepptau ... und ich kann einfach nicht widerstehen.
Irgendwie ist es doch nur ein kleiner Schritt von der Zollergasse (wo sich meine Klara mit einem ebenso eindrucksvollen wie undurchsichtigen Drogenboss getroffen hat) in die Ahornergasse - wo angeblich das verdächtige Auto steht, mit dem nicht nur eine Entführung durchgeführt worden war ... aber davon weiß die Gute noch nichts. Könnte sie zwar, wenn sie über den Dingen stehen würde, aber wer tut das schon, wenn man doch gerade nicht nur mit unbekannten Feinden zu kämpfen hat und obendrein im Gefühlschaos steckt ...
Da den Überblick zu bewahren steht nur dem Plot-Erfinder und Besitzer der ganzen Wahrheit zu.
Soll ich denn gar keinen kleinen Vorteil davon haben, wenn ich mir schon nächtelang die Finger wundtippe?
Eben.
Und so springeich also im Trab über den 200er - und nähme den Schwung schrecklich gerne mit für die kommenden Seiten - wenn nicht der Blick auf die Uhr an das quälende Erwachen am nächsten Morgen gemahnen würde.
Also gut.
Dann gönne ich Klara noch eine Auszeit - in der sie sich hoffentlich ein bisschen mit ihren ach so unbekannten Gefühlen anfreundet - und versuche zu schlafen. Was nicht so leicht sein wird, mit all diesen Dialogfetzen und GEschichtenteilen, die erbarmungslos durch meinen Kopf toben.
Aber ich hab es ja so gewollt.
Wer A(utor) sagt, muss auch S(chlafmangel) sagen ... oder hab ich da jetzt was durcheinander gebracht?