Freitag, 31. Juli 2009

Der erste Satz

Jetzt geht es also wirklich wirklich los! Es ist doch immer wieder ein erhebendes Gefühl, ein neues Dokument zu eröffnen, es zu benennen - und dann den ersten Satz niederzuschreiben.

Seit Tagen lasse ich ihn mir schon auf der Zunge zergehen. Schiebe ihn herum, damit ich ihn von allen Seiten betrachten kann. Ich lerne ihn kennen, spüre ihm nach, ob er denn hält, was ich von ihm erwarte. Der erste Satz! Was lastet doch für eine Verantwortung auf seinen Schultern! Später einmal, wenn alles vorüber ist und das Werk gebunden m Regal steht - was werden da für Wunder von ihm erwartet ... Er soll den Suchenden überzeugen, den Schnupperer verführen, er soll reinziehen, umhauen, gefangen nehmen ... armer erster Satz!

Ich schreibe ihn also auf und erlöse ihn aus der Gefangenschaft meiner sich ständig wandelnden Gedanken. Er manifstiert sich in schwarz auf weiß. Und irgendwie fühlt er sich noch einmal anders an, als an den Tage zuvor, an denen ich ihn immer und immer wieder neu ausformuliert habe.

Zeile um Zeile reihen sich Geschwister an ihn. Ich spiele mit den Zeiten, bin aber dann doch feig und bleib beim Prätorium. Ich weiß, dass diese ersten Weichen einfach unheimlich viel Zeit kosten. Und ich nehme sie mir, auch wenn es mich drängt, gleich dem Plot zu folgen und Sira, Karim und Max auf die Schienen zu setzen. Der Zug rollt umso reibungsloser, je sorgfältiger die Streckenführung fundamentiert ist.
Jetzt, nachdem die ersten drei Seiten beschrieben sind, habe ich den Eindruck, dass diese Szene richtig schön lebendig ist. Karim und Sira haben sich warm getanzt. Ich gebe ihnen nun eine Nacht, in der sie lospreschen dürfen.

Und mir gönne ich eine Mütze Schlaf. Denn im Gegensatz zu ihnen muss ich morgen ja leider ins Büro ...

Mittwoch, 29. Juli 2009

Klarer Fall von Prokrastination

Ich habe mich heute lange mit einer Freundin unterhalten.
Über die Notwendigkeit von ständig steigendem Druck, der zur Leistungsverbesserung beiträgt. Der Vielfalt an Recherchemöglichkeiten, bevor man überhaupt daran denken kann, einen ersten Szeneentwurf zu wagen. Wie wichtig es ist, vorher genügend entsprechende Literatur gelesen, diskutiert und durchleuchtet zu haben. Und wie super es ist, dass es so viele Foren gibt, in denen man sich austauschen kann.
Eine gute Dreiviertelstunde habe ich mit ihr telefoniert. Und dann hat mein Magen geknurrt. Nach dem Essen war ich erschöpft und musste ein bisschen power-nappen.
Was hatte ich gesagt, war mein Abgabetermin? 1. Oktober?
Bis dahin ist ja noch unendlich viel Zeit ... und ich habe doch gerade heute die neue Lieferung von Amazon bekommen - mit so viel passender Rechercherliteratur ...

Ich weiß jetzt schon, wie der Blog-Eintrag in einem Monat aussehen wird.
Aber was hilft all die Klugheit gegen den hartnäckigen Befall von Aufschieberitis?

Samstag, 25. Juli 2009

Knoten auf!

Sira, Max uns Karim sind aus dem Urlaubsschlaf erwacht!
Der Abgabetermin (1.10.) hat sie wohl mindestens so aufgerüttelt wie mich.
Und - ja, doch, es scheint so, als hätten wir alle Spaß daran, in dieser Rakete Platz zu nehmen und uns in den Orbit zu katapultieren.
Außer der 3-Mann-Stammbesatzung steht zwar noch nicht so ganz fest, wer sonst noch als Stewardess, Koch oder Navigator mit an Bord sein soll, aber die Umlaufbahn ließ sich erst einmal ohne Einsprüche der Beteiligten festlegen.
Ursprünglich hatte meine Mannschaft ja aus sechs bis acht relativ gleichwertigen Akteuren bestanden. Noch kann ich mich nur schwer von den inzwischen degradierten Teilnehmern der Fahrt zur Gänze lösen. Ich denke schon, dass etwas Personal von Nöten ist, um für die Hauptdarsteller genügend Spiel- und Projektionsfläche zu schaffen. Auch wenn das Kammerspielartige in diesem Dreiecksverhältnis den Ton angeben soll, ist es schließlich kein in sich geschlossenes Theaterstück, sondern die Reise einer Gruppe Jugendlicher in ein krisengebeuteltes Land, das ihre persönlichen Krisenherde aufs Tapet bringt und ihre Suche nach dem für sie richtigen Lebensplatz widerspiegelt.
Sie ganz allein auf diese Fahrt zu schicken, wäre nicht nur unrealistisch sondern auch ermüdend.
Es wird eben auf die richtige Gewichtung ankommen. Diesbezüglich lege ich mir besser noch keine zu engen Fesseln an.
Jetzt freue ich mich erst einmal darüber, dass der Knoten geplatzt ist und die Reise endlich los gehen kann.

Freitag, 24. Juli 2009

Urlaubs-Rückkehr-Deja vu

Ich erinnere mich noch ganz genau daran, als ich im Vorjahr aus dem Urlaub zurückgekommen bin und in meinem Postfach die Zusage des Thienemann-Verlags für meine Charlie vorgefunden hab.

Was soll ich sagen? Heuer war es wieder so ...
Das Exposé zu meinem Liebesroman hat beim Programmdirektor Gefallen gefunden und das dazugehörige Werk soll im Herbst 2010 erscheinen! Ich bin atemlos glücklich und brauch wahrscheinlich noch ein bisschen, um zu realisieren, dass meine Bestellung beim Universum wieder einmal postwendend erfüllt worden ist.

Vielleicht sollte ich einfach öfter auf Urlaub fahren?

Samstag, 11. Juli 2009

Fahnen-Freuden, oder: Das schlechte Gedächtnis des Autors

Heute sind die Fahnen von Marijana und Co. eingetrudelt.
Ich bin fasziniert vor dem Text gesessen, den angeblich irgendein Teil von mir fabriziert hat - und habe mich an unglaublich viele Textpassagen überhaupt nicht mehr erinnern können! Aber erfreulicherweise hat mir gefallen, was ich vorgefunden habe. Deswegen hoffe ich stark, dass dieses Alter Ego mir weiterhin treu bleibt und die Arbeit tut, während das Ego ohne Alter mit seinen Gedanken offenbar grad an anderen Stränden auf Urlaub ist.

Wundern sollte ich mich allerdings nicht darüber, dass immer die neuesten Protagonisten die Vorangegangenen aus dem noch warmen Bett schubsen. Schließlich handelt es sich bei jedem von ihnen um einzigartige Diven - die ihren Alleinanspruch stellen und fürchterlich rumzicken, wenn sie Konkurrenz im Schlafzimmer vermuten.

Da muss ich wohl höllisch aufpassen - wo doch gerade nächtens immer so viele Passanten bei mir um Asyl ansuchen! Ich hab das Gefühl, dass es heute wieder eng unter der Decke werden könnte ... sind doch mit dem Korrekturlesen die Erinnerungen an Mari, Noah und die anderen intensiv aufgefrischt worden, während Sira und Max um ihren ersten Auftritt rittern. Wer da jetzt mit blauen Augen davon kommt, wird sich noch herausstellen ...

Mittwoch, 8. Juli 2009

Step by step

Schon wieder freu ich mich!
Die Arbeit hat sich gelohnt. Heute bekam ich grünes Licht vom Verlag für meine Liebesgeschichte.
Ab sofort dürfen Sira und ihre Wegbegleiter in die nächste Phase übertreten.
Unter dem großen Spannungsbogen gehen die Laternen an, die ihnen und mir Glanzlichter für die Einzelheiten setzen wollen. Ich freue mich schon auf die Überraschungen, die auf ihrem Weg warten werden.
Die Grellen und die Unauffälligen.
Die Dröhnenden und die Stillen.
Die Ohrfeigen und die Küsse.
Ich liebe sie alle!

Dass ich dafür noch einmal in den sauren Exposé-Apfel beißen musste, um auch beim Programmdirektor keinen weiteren Erklärungsbedarf zu wecken, habe ich gerne in Kauf genommen.

Eine Lehre nehme ich mir aber für ewige Zeiten zu Herzen: Bevor ich die neue Zusammenfassung abschicke, lasse ich sie noch einmal bei mir übernachten.
Sollte ich morgen immer noch finden, dass sie alles Essentielle enthält ohne zu langweilen, darf sie von mir aus durch die Leitung flitzen.
Diesen Spaß gönne ich meinem Exposé! Schließlich hab ich den ja auch :-)

Montag, 6. Juli 2009

Gehirnzellenwachstumsfo/ö/rdernd

Das hat man davon, wenn man sich von der strengsten aller Textarbeiterinnen die Peitsche geben lässt ... Heraus kommt die Forderung,
- sich nicht mit mittelmäßigen Wischi-Waschi-Lösungen zufrieden zu geben
- bis in die geheimsten Gedankengänge der Protagonisten vorzudringen
- Zusammenhänge aufzuspüren, die bestimmt irgendwo existieren, weil sie dem Plot erst den richtigen Zunder geben, die sichs aber irgendwo angenehm eingerichtet haben und für dessen Auffindung das Aussetzen einer Belohnung nicht reicht
- es einmal mit Geduld zu versuchen und dem Plot seine Reifungszeit zuzugestehen

Besonders der letzte Punkt in der Liste stellt für mich eine nahezu unerfüllbare Herausforderung dar. Wer mich kennt, wird ein wissendes Lächeln aufsetzen. Wetten werden noch angenommen, wann das nächste S.O.S. abgesetzt wird.
Dabei ist es ja nicht einmal so schwierig. Denn Nachdenken und Schreiben ist dabei ja nicht nur erlaubt, sondern durchaus erwünscht. Die einzige Taste, auf der meine Finger halt nicht nervös werden dürfen, ist der Button meines Mailprogramms, auf dem "Senden" steht.
Fürs erste habe ich den Kampf gewonnen.
Und jetzt geh ich schnell ins Bett, bevor mich der Drang überwältigt, mit dem ersten Ergebnis meiner heutigen Gehirnzellenwachstums-Kur gleich das Lektorat zu belästigen ...

Eigentlich bin ich aber total unschuldig.
Diejenigen, die es so wahnsinnig eilig haben, sind meine Protagonisten.
Die können es nämlich gar nicht mehr erwarten, einander in Super-Weichzeichner-Zeitlupe nach einem Gleitflug über die Blumenwiese in die Arme zu sinken ... Wenn die wüssten, wo sie bis dahin überall durch müssen, würden sie bestimmt weniger Stress machen.