Freitag, 30. Juli 2010

Hummeln im Hintern - oder wo?

Ich setze mich gerne selbst unter Druck.
Weil ich offenbar erst so richtig ernst mache, wenn ich einen (am besten kaum verwirklichbaren) Termin im Nacken habe.
So will ich bis zum Wochenende endlich ein brauchbares Konzept meiner neuen Romanidee zusammengeschrieben haben, um sie meiner Agentur zu präsentieren. Seit zwei Wochen trödel ich damit herum. Experimentiere immer wieder mal mit allen möglichen Entwicklungen der Story, korrigiere Einzelheiten, die jetzt wirklich noch nicht relevant sind und überlege, ob die Grundidee genug Stoff für einen Dreiteiler zu bieten hat - oder vielleicht doch besser als abgeschlossener Roman seine intensivste Wirkung entfaltet. Was ich in dem Stadium, in dem sich die Geschichte befindet, schon gar nicht festlegen kann.
Jetzt reicht's!
Ich habe heute meiner Agentin für spätestens Montag ein Grob-Konzept versprochen.
Also - eigentlich mir.
Und ich hab mich für die Exposé-Arbeitsgruppe angemeldet. Mit höchster Dringlichkeitsstufe. Weil ich sonst wieder viel zu viel Zeit hätte, um meine Figuren zu entwickeln und den Plotfaden zu spinnen.
Ich würde sie ja erst wieder nicht nützen und genau zwei Tage vor Start mit dem Denken anfangen. Wobei: das ist jetzt doch nicht ganz fair. Denken tu ich schon seit einem Monat. So intensiv, dass der Lärm in meinem Kopf an einen Hummelschwarm in Aufbruchsstimmung erinnert. Vielleicht will ich ja deswegen so schnell wie möglich Feuer unterm Hintern haben. Bis sich der Rauch verzieht, könnte ich wieder einmal in Ruhe schlafen. Und die Hummeln - von ihrem sicheren Nest vertrieben - schreiben mir in der Zwischenzeit den Plot.
Oh süßer Traum, der sich ebensowenig erfüllen lässt wie die selbst gewählten Deadlines!
So ganz ohne lustvolles Hadern mit den vielen Möglichkeiten, die mir jedes Mal in diesem Stadium der Entstehung als süße Versprechen um den Bart streichen, wäre ich doch auch unzufrieden. Gibt es denn was Spannenderes, als an Kreuzungen über alle möglichen Richtungen zu visionieren?
Ja: Die Entscheidung für einen Weg. Und das Starten.
Und damit das nicht ewig dauert, brauch ich einen Startschuss. Am besten mit Schmauchspuren am ... ja, genau da :-)

Donnerstag, 29. Juli 2010

Highlights des Tages!

Das Leben ist nicht nur gnadenlos. Es hält gleichzeitig so viel Schönes bereit. Völlig wertfrei. Nimms mit oder lass es liegen - dem Leben ist es egal. Der Seele nicht. Heute hab ich den Blick frei gemacht und geschaut. Und siehe ...
Hier eine (willkürlich aus dem Gedächtnis gerissene, unvollständige!) Liste der Highlights des 29. Juli (bis ca. 13:30 Uhr)

- endlich wieder einmal durchgeschlafen - ohne nennenswerte Albträume oder Schnarchattacken des Zimmergenossen

- zwei liebevoll schnurrende Katzen zur Begrüßung (zunächst aufgrund von normaler morgendlicher Post-Schlafblindheit nur akkustisch und sensorisch als weiche Streicheleiheiten um die Beine wahrgenommen)

- niemand will was von mir oder quatscht mich an (Was bin ich dankbar für die Stille des Morgens!)

- erstaunt-erfreuter Blick auf die sauber geputzten Löffelsteine im Garten, die ich das letzte Mal vor fünf Jahren in diesem unkrautfreien Zustand gesehen hab

- Vorfreude auf den zu erwartenden Großeinkauf beim Blumenmarkt am Wochenende, um die entstandenen Leerstellen in den Beeten wieder aufzufüllen

- überraschende Gelassenheit im Morgenstau auf der Stadteinfahrt (sehr sehr selten!!! Nicht der Stau, sondern die Gelassenheit ...)

- wärmende Sonnenstrahlen im Gesicht auf dem 10-Minuten-Fußweg ins Büro

- ab Minute 8 (ca.) ein genialer Einfall zur Lösung des Hängers am neuen Plot, gefolgt von massiver Schrittbeschleunigung und damit gesundheitsfördernder Steigerung des (normalerweise zu niedrigen) Blutdrucks

- eine Kanne Früchtetee und Müsli zum Frühstück (außergewöhnlich gut, obwohl eigentlich wie immer)

- eine Mail im Postfach mit dem bisherigen Höhepunkt des Tages: der Coverentwurf für meinen neuen Thriller (einfach nur ... MEGA!)

- anhaltendes WOW-Gefühl, begleitet von dümmlichem Grinsen und Herumzeigen des Ausdrucks im Büro

- Vorfreude auf das Wiedersehen am Abend mit einer alten Freundin, die ich das letzte Mal vor (mindestens) 20 Jahren gesehen und über Facebook wiedergefunden habe

Gelegentlich denke ich, dass ich mich jeden Tag derart beschenken lassen könnte - wenn ich denn nur die Sensoren freigeräumt hätte. So schön zugänglich wie die Beeteinfassungen in meinem Garten. Aber manchmal wächst das Unkraut halt so viel schneller als die Fähigkeit, es aus dem Weg zu räumen. Und manchmal denke ich mir, dass ich auch den Wildwuchs brauche - weil Wege zum Gipfel nicht immer ohne Hindernisse sind. Weil ich manchmal auch müde und faul bin. Und weil das Gefühl der Freude und des Staunens keinen Dauerauftrag erträgt, sondern Geschenke des Moments sind.
Die gesehen und angenommen werden wollen. Und deren Wirkung (auch) vom Kontrast lebt.
Das klappt halt nicht immer.
Aber umso schöner, wenn.

Sonntag, 25. Juli 2010

Ich will schreiben!

Mit Sicherheit hatte ich auch schon mal schlechtere Zeiten. Und ich sollte froh sein, dass es Hoffnung auf völlige Wiederherstellung gibt. Geduld und Zuversicht. Freude am Fortschritt. Dankbarkeit und Lust am Leben. Das wäre doch gerade am ehesten angebracht. Sagt man mir.
Und was tu ich, ich undankbares, ungeduligen und sonst noch allerlei un-Wesen?
Ich jammere. Ich stampfe mit dem Fuss auf. Und ich blockier mich selbst.

Aber ab sofort wird das anders!
Ich packe meinen Schopf und ziehe - ziehe - ziehe ...
und siehe - siehe - siehe!
Die Seiten in meinem neuen Schreibbuch füllen sich mit Buchstaben. Worte reihen sich aneinander. Zeile um Zeile schälen sich Gedankenbilder aus dem zähen Frustnebel. Antworten reihen sich an Fragen.
Dankbarkeit und Lust.
Jetzt weiß ich, was damit gemeint ist.
Ich kann wieder schreiben.