Freitag, 27. Mai 2011

Wenn Durchtauchen zur Überlebensstrategie wird ...

Wer mich kennt, weiß, dass ich immer ganz still werde, wenn mir das Leben über den Kopf zu wachsen droht. So gesehen ist der Umstand, dass mein letzte Eintrag bereits einen Monat her ist, ein deutliches Signal - vor allem für mich selbst.
Es wird Zeit, nicht länger den Atem anzuhalten. Auch unter Wasser kommt irgendwann einmal der Boden, auf dem ich mich abstoßen und wieder nach oben katapultieren kann. Und der Streifen Land, an dem ich wieder zu mir komme, ist genauso gut wie jeder andere - solange ich wieder neu anfangen kann. Und das kann ich!
Noch ringe ich um das alte Vertrauen in die Kraft der Selbstbestimmung meines Lebens. Den ersten Schritten fehlt die Sicherheit der Überzeugung. Aber ich ahne Boden unter den Füßen. Ich habe wieder Lust (aufs Schreiben, aufs Lachen, aufs Glück) - oder wenigstens eine Ahnung davon, wie es sich angefühlt hat. Vorher.
Der Warum-lädt-mir-das-Schicksal-mehr-auf-als-ich-tragen-kann-Gedanke verblasst, fliegt mir mit den Tropfen um die Ohren, die ich mir aus den Haaren schüttle. Der altbekannte (allzu sehr als Selbstverständlichkeit angenommene) Optimismus klopft wieder an und das gute warme Gefühl bahnt sich seinen Weg durch meine Adern. Ich kann es schaffen! Und es wird mit jedem Schritt realer.
Neben all der Trauer, dem Verlust und den Existenzängsten habe ich selbst in dunkler Tiefe immer wieder Lichtblicke erlebt. Meine Eltern, meine Kinder, die mich bedingungslos mit Liebe beschützen. Freunde, die mir die Hände hinstrecken. Die Nominierung von Infinity für die Segeberger Feder (eine Freude und Ehre, die mich überrascht und im exakt richtigen Moment erwischt hat). Meine Agentin, die mich darin bestärkt, mich nicht länger hängen zu lassen.

Ich erinnere mich an eine wunderschöne Geschichte, die ich vor vielen Jahren einmal in der Schule im Religionsunterricht gehört habe:
Ein Mensch schaut - Seite an Seite mit Gott - auf seinen Lebensweg zurück. Fußspuren führen durch den Sand. Meistens sieht der Mensch neben den eigenen Fußabdrücken ein weiteres Paar Abdrücke im Boden. "Das ist dein Schutzengel, der dich auf deinem Lebensweg begleitet", erklärt Gott. Doch in einem düsteren, steinigen Abschnitt seines Lebens entdeckt der Mensch nur eine einzige Fußspur. "Warum hast du mich gerade im schlimmsten Abschnitt meines Lebens allein gelassen?", fragt der Mensch und schaut Gott zweifelnd an. Gott aber legt ihm mit einem warmen Lächeln die Hand auf die Schulter. "Liebster, ich habe dich nicht verlassen, ich habe dich den ganzen steinigen Weg getragen."

An diese Geschichte musste ich die letzten Wochen oft denken. Und ich habe jetzt das Gefühl, langsam wieder selbst laufen zu können.