Samstag, 23. Juli 2011

Alles nur eine Frage der Konzentration?

Ich will endlich wieder schreiben. Wirklich! Es brennt unter den Nägeln. Es pocht in meinen Träumen. Es erzählt sich wirr in meinem Kopf ... und genau das ist mein momentanes Problem: Ich habe mindestens zwei Stories, die sich in meinem Hirn (und von dort im restlichen Körper) um den ersten Rang matchen. Da springen die Figuren wie eine aufgescheuchte Herde andrenalingedopter Junkies von Stock nach Stein, dass mir schon ganz schwindlig ist. Zouzu brüllt mir ihre Lebensbeichte ins linke Ohr und dröhnt dabei in ihr Saxophon, während Jovan alias Romeo so bedrängende Sätze murmelt wie "Was man sich nicht vorstellen kann, vor dem kann man sich auch nicht fürchten ..." Dazwischen stürzen sich Medina und Majuro von der U-Bahn ins Nachtleben und winken ungeduldig, weil ich immer nur "Komme ja gleich! Muss nur vorher noch schnell ..." hinter ihnen herhechel.
Wie soll ich da einen vernünftigen Gedanken fassen? Geschweige denn ein brauchbares Exposé verfassen, um mich dann endlich auf mein Stipendien-Projekt konzentrieren zu können?
Zweckdienliche Hinweise, Gedanken-Zwangsjacken oder Sprachfilter-Kompressionsgeräte werden händeringend entgegengenommen! Vielleicht im Austausch gegen eine Mütze voll Schlaf?

Montag, 4. Juli 2011

Mira-Lobe-Stipendium!

Hab ich schon einmal erwähnt, dass ich ein Glückskind bin? Zumindest weiß der, der an den Schicksalsfäden zieht, offenbar immer genau den rechten Moment, in dem ich gerade ganz dringend Zuwendung benötige.
Die letzten Monate waren ja nicht unbedingt von Erfolgserlebnissen geprägt. Einen Umzug, ein Bündel Existenzängste und gefühlte tausend Absagen später war ich kurz davor, dem Spruch, den ich hinter meinem Bildschirm kleben habe, eine neue Bedeutung zuzumessen:
"Wenn du ohne das Schreiben leben kannst, dann tu es!"

So schnell kann sich das Rad drehen. Jetzt kommt es mir völlig absurd vor, dass ich ernsthaft darüber nachgedacht - ja, sogar schon an (stümperhaften) Gegenmittelchen für mögliche Entzugserscheinungen experimentiert habe ("Blooming Gardens" hat zwar Suchtpotential, lässt einen aber de facto unbefriedigt weil chancenlos zurück).

Die Zuerkennung des Mira-Lobe-Stipendiums hat für mich also in mehrfacher Hinsicht ganz besondere Bedeutung.

- Allem voran ist es natürlich ein große Ehre! (Nicht nur, weil ich als Studentin der Pädagogischen Akademie vor beinahe 30 Jahren die Grande Dame persönlich kennenlernen und für meine Seminararbeit interviewen durfte, sondern weil ich weiß, wie hochkarätig die Jury ist, die über die Vergabe dieses Stipendiums befindet).

- Dann freut es mich gleich noch einmal so viel, dass damit ausgerechnet jene Plotidee geadelt wird, die von den bisher kontaktierten Verlagen (nach mehrfachen Leseproben und viel freundlicher Beurteilung) abgelehnt worden ist. Aus Gründen, die mich frustriert und demotiviert haben. Nicht mein Schreibstil, auch nicht die Grundidee, sondern eine diffuse Angst vor dem undefinierten "jugendlichen Lesegeschmack" war Auslöser für die Absagen.
Den Statements der Verlage zufolge wollen Jugendliche nicht mit politischen Fehlentwicklungen in der Ausländerpolitik konfrontiert werden, die für meine Geschichte lediglich der Auslöser für eine turbulente und Lebensweichen stellende Nachtaktion darstellt.
Ich hege die große Hoffnung, dass die Zuerkennung dieses Stipendiums die Karten noch einmal neu mischt und meiner Geschichte, an die ich so sehr glaube, eine neue Chance gibt. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass meine Protas, die mich schon völlig in ihren Bann geschlagen haben, doch noch in meinem Roman lebendig werden dürfen.

- Und natürlich ist die finanzielle Zuwendung, die mit dieser Ehre einher geht, auch ein Grund zur Freude. So haben mir meine beiden Protagonisten schon einen Vorschuss eingebracht, bevor ich ihnen noch den ganzen Platz einräumen konnte, der ihnen zusteht. Sie glauben offenbar auch an sich und ihre Geschichte :-)

Da sitze ich - das Glückskind - also nun vor dem Schreibtisch und hab kaum die Mundwinkel unter Kontrolle, während ich wieder und wieder auf das Blatt Papier neben mir linse, weil ich es immer noch nicht so recht glauben kann, was darauf geschrieben steht. Dabei kann ich es doch schon auswendig aufsagen: "Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu diesem Stipendium und wünsche Ihnen für Ihre literarische Arbeit viel Erfolg."

Das ist jetzt wohl ein klarer Fall für einen neuen Ehrenplatz an der Arbeitszimmer-Wand. Gleich neben dem Spruch über das Schreiben ...