Donnerstag, 30. April 2009

Zoomen und Peng!

Es regnet.
Und die Dämmerung beeinträchtigt die Sicht zusätzlich.
Umso wichtiger werden Geräusche, Schlaglichter, geschärfte Sinne.

Ich habe vor, meinen Showdown wie eine Kamerafahrt zu gestalten.
Erst schwenkt der Blick über die Szenerie. Man sammelt Eindrücke.
Da sind ein paar Männer. Man vermutet, wer sie sind. Aber weiß mans wirklich?
Es sind ihre Augen, durch die man die nächste Szene wahrnimmt.
Sie sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

Der Wechsel zu dem, der neu dazukommt, passiert mit einem Knall.
Peng! ist man in ihm drin. Atmet, keucht und kämpft mit ihm.
Hat Angst, weil man als einziger weiß, wovor man sich höllisch fürchten muss.

Und dann kommt der nächste Knall. Und Peng! ist man in der nächsten Figur drin.

....

So hab ich mir das vorgestellt.
Ich weiß noch nicht, ob ichs auch wirklich so durchziehen kann. Momentan bin ich grad im Begriff, das zweite Peng! zu kreieren. Und eigentlich schwebt mir dann noch ein großer Schluß-Peng! vor.
Aber ich werde mich wohl überraschen lassen müssen, ob das auch wirklich funktioniert.

Für heute gebe ich das Staffelholz an meinen internen Regiesseur weiter. Vielleicht bastelt er mir ja den entsprechenden Film in meinen Träumen. Dann hab ichs morgen richtig leicht :-)
Doch wenn nicht, hab ich beim Schreiben dann wenigstens mehr von der Überraschung ...

Mittwoch, 29. April 2009

Umbauarbeiten

Die letzten Tage habe ich mit ein paar Plotkorrekturen zugebracht, auf die mich meine Testleserin gestoßen hat. Dank ihrer Hinweise habe ich einige Logiklücken geschlossen, die meine rasante Vorgehensweise im Plot hinterlassen hatte. Dieser partielle Vorab-Feinschliff hat mir nicht nur ein paar Seiten mehr Lesestoff beschert, sondern auch noch zusätzlichen Zunder geliefert, bevor ich mich nun an den letzten Akt der Geschichte mache.
Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt allerdings wieder ein bisschen Anlauf nehmen muss, um wieder auf die Touren zu kommen, auf denen bisher mein Motor gedreht hat.
Das Überarbeiten verlangt nun mal ein völlig anderes Tempo - und ich habe mich ziemlich schnell an die beschauliche Ruhe gewöhnt :-)
Jetzt heißt es aber noch einmal Gas geben, bevor ich dann all das einarbeite, was bisher an Kommentaren zu meinem Text an den Rand gekritzelt steht ...

Mittwoch, 22. April 2009

Interessante Vergleiche

Ich gebe zu, dass ich ein bisschen nervös bin.
Irgendwie geht mir trotz des positiven Feedbacks und des wirklich guten persönlichen Feelings die Geschichte viel zu schnell über die Bühne. Ich bin erst auf Seite 108 und steuere bereits mit einem Höllentempo die Klimax an.
Ich schätze, in allerlängstens 20 Seiten sind sie soweit und das finale Gerangel geht über die Bühne.

Und weil mich diese Aussicht auf ein derart rasches Ende extrem verunsichert, habe ich mir mal meinen Erstling rangenommen. Der ist zugegebenermaßen von der Länge her oberste Obergrenze. Die Lektorin hat mich innigst ersucht, diesmal nicht über 2o0 - 220 Seiten hinauszugehen. (Bange Zwischenfrage: Ob sie mit 130 - 140 Seiten denn glücklicher sein würde???)
Also: Ich hab mir angeschaut, wo Charlie gerade auf Seite 108 war. Naja, war ja eigentlich klar, dass sie sich noch mitten auf dem Holzweg befand. Sonst hätte ich ja nichts mehr für die restlichen 150 Seiten zu schreiben gehabt.
Dieser Vergleich war also nicht wirklich zulässig.

Darum hab ich mir als nächstes die Kapitellängen vorgenommen.

Mein Aktueller hat ganz extem kurze Kapitel. Im Schnitt 5 Seiten. Weil aber auch ein paar ganz, ganz kurze 1 bis 2-Seiter dabei sind, ergibt sich daraus, dass keines der Kapitel mehr als 8 Seiten umfasst.
Das spricht für das Tempo. Was mir ja im Grunde gefällt.
Aber reicht das für einen Roman?
Ist man als Leser nicht am Ende erschöpft und fragt sich, wo denn eigentlich das Setting geblieben ist?
Oder hat man nicht mal dafür Zeit und hat diesen kleinen Happen schon verdaut, bevor er sich im Hirn festsetzen konnte ... ?

Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich meine beiden Romane sich anfühlen! Schon beim Schreiben.
Wie Kinder eben, die sich ja oft auch ganz und gar nicht ähnlich sehen ... und sich auch ganz unterschiedlich benehmen :-)

Ich zieh es jetzt einmal auf jeden Fall so durch. Ich kann ohnehin nicht anders. Dazu hetzen und drängen sie alle viel zu sehr, um jetzt noch die Bremse ziehen zu können. Und nebenbei bemerkt will ich ja auch gar nicht langsamer fahren :-)
Wenn ich dann wirklich fertig bin, habe ich immer noch Zeit und Gelegenheit, zu schauen, ob und wo etwas fehlt.

Schreiben ist doch wirklich immer wieder ein unglaubliches Abenteuer ...

Dienstag, 21. April 2009

Wind beneath my wings

Dass lobende Worte guttun, ist ja eine Binsenweisheit.
Wie sehr sie mich aber beflügeln, durfte ich gerade wieder aufs Herrlichste erfahren.
Dank der positiven Kritik meiner allerbesten (und superstrengen!) Testleserin habe ich heute mit viel Schwung den 100er überschritten.
Bei unserem letzten Wien-Montségur-Treffen hatten wir das als eine magische Grenze definiert. Ab dann hat man das Gefühl, dass mans wirklich schaffen könnte, den Roman fertig zu schreiben. Nun habe ich eigentlich auch vorher schon nicht daran gezweifelt. Aber ein schöne Sache ist es allemal!

Sonntag, 19. April 2009

Etappenziele

Eigentlich wollte ich heute die 100er-Marke knacken. Nun bin ich aber doch bei Seite 93 stehen geblieben.
Zu viel Hetze lohnt sich nicht. Und schließlich findet auch erst morgen der Wien-Marathon statt. Da hab ich die viel bessere Gelegenheit, mein angestrebtes Etappenziel in der guten Gesellschaft von vielen Tausend Gleichgesinnten zu erreichen: Sich einsetzen, alles geben und mit freudig geschweller Brust die Ziellinie überqueren. Ob nun stolpernd oder mit federndem Schritt spielt keine Rolle. Der Weg ist das Ziel und auf dem Weg zum Ziel begegnen einem viele schöne Dinge.

Ich habe ohnehin das Gefühl, mit viel zu viel Speed durch die Gegend zu rennen. Ich denke, dass ich nach dem Schwenken der endgültigen Zielflagge noch einige Details werde nachliefern müssen. Auf Seite 93 bereits im Anflug auf die Zielgerade zu sein, halte ich für kein ganz ausgewogenes Tempo :-)
Vor lauter Angst, zu langatmig und vielschichtig zu werden, habe ich derartig an der Temposchraube gedreht, dass nicht viel Zeit für den psychologischen Unterbau geblieben ist. Es gibt zwar durchaus leise Szenen, aber ich glaube, die gehören noch ein bisschen angefüttert.
Ich merke aber, dass ich momentan keinen Nerv dafür habe.
Ich brauche ewig, bis ich mit diesen Szenen zufrieden bin, während die Action mir nur so aus den Fingern fließt. Also mach ich jetzt mal Action - wenn mir nun mal gerade danach ist ...

Außerdem stimmt es so auch wieder nicht ganz. Die letzte Szene, die ich eben geschrieben habe, war eine von den ganz leisen. Und ich spüre sie bis in die Tiefenschichten. Ich will also nicht prejudizieren und lass es weiter kommen, wie es kommt.

Und morgen werde ich dann dreistellig :-)

Donnerstag, 16. April 2009

Kreativ-Extrem

Was manchen Menschen so einfällt, wenn sie viel Zeit haben, ist genial!
Und der Weg von der Idee zur Umsetzung gleich noch einmal so erstaunlich.
Auch wenn es jetzt nur sehr bedingt und ganz am (letzten) Rande mit Schreiben zu tun hat: Zum Lachen und Staunen ist es allemal :-)
Das muss man gesehen haben! Hier klicken

Dienstag, 14. April 2009

Schreibfeuerwerk

Trotz groß angelegten Familien-Osterfestspielen, bei denen vier Generationen mit Feuereifer und bei herrlichstem Sommerwetter auf Nesterlsuche gingen, habe ich auch auf dem Romansektor einiges weitergebracht.

Neuester statistischer Zwischenstand: 75 Seiten bzw. 120.000 Zeichen.

Plottechnisch gehts gerade ans Eingemachte. Einer aus der Nazibande gerät in einen schlimmen Gewissenskonflikt. Nicht alles ist so eindimensional, wie es ihm eingetrichtert wird. Gefühle drängen sich vor, wo strategische Aktionen gefordert wären.
Doch auch bei der anderen Fraktion stellen manche Gefühle die Freundschaft auf eine Probe. Noch steht das gemeinsame Ziel über allem anderen. Mal schauen, wie sich das weiterentwickelt.

Ich steh daneben und staune, was alles passiert. Und freu mich daran, wie schön sich die Puzzlesteine aneinanderreihen. Meine liebste Testleserin hat aus dieser Euphorie heraus gegen meine Gewohnheit den momentanen Zwischen-(Zu)stand zum Lesen bekommen.
Ich bin nun natürlich sehr auf ihren ersten Eindruck gespannt ...

Mittwoch, 8. April 2009

Worte, die Spaß machen

Heute habe ich 12 Seiten mit beinahe 3000 Wörtern gefüllt :-)
Das kann natürlich im Prinzip jeder Affe, wenn man ihn vor eine Tastatur setzt und ihn draufhämmern lässt.
Aber ich habe heute endlich wieder einmal das Gefühl gehabt, diesen wunderbaren Schreiblauf zu erleben, wo sich die Worte von selbst ergeben, die Figuren mich zu Details führen, die ich nicht gesehen habe und ich trotz aller Panik und Gefahr auch plötzlich über etwas kichern kann, das sie mir vor Augen führen.

Ein kleines Beispiel gefällig?
Ivo, ein bosnischer Flüchtling mit erstaunlich "arischem" Aussehen hängt an einer Nazi-Bande dran, um sie auszuhorchen. Er schleust sich in so eine Zelle ein, die sich in ihrem Vereinslokal trifft. Auf dem Weg zu der Adresse fällt ihm etwas auf, worüber er sich köstlich amüsiert.
Das Nazi-Lokal befindet sich nämlich in der Davidgasse.

Ich hab den Straßennamen gewählt, ohne darüber nachzudenken - weil ich die Gegend kenne und daher gut beschreiben kann. Aber Dank seines Lachanfalls hab ich die feine Spitze auch bemerkt - und mich einfach unheimlich darüber gefreut.
Es waren nur ca. 30 von den heute geschrieben 3000 Worten. Aber sie haben mich fröhlich gemacht - wie die anderen 2970 übrigens auch ...

Dienstag, 7. April 2009

Wesentliche Fragen

Während meine Mädels und Jungs immer tiefer in die Höhle des Löwen gejagt werden, versuche ich zu hinterfragen, ob ich dabei auch nicht die beiden wesentlichen Fragen aus dem Blick verliere:
- Was ist hier los? bzw. Mit wem haben wir es hier zu tun?
und
- Werden sie es schaffen?
So ich das richtig verstanden habe, erzeuge ich (unter anderem!) damit Spannung, wenn ich als Leser von diesen (einander abwechselnden) Fragen immer weitergetrieben werde.

Schon beim ersten Krimi ist es mir so verdammt schwer gefallen, aus dem Kopf des "Alles wissenden Autors" einerseits in die Sichtweise des Lesers und auf der anderen Seite in die Köpfe der Darsteller zu wechseln, um damit die richtige Dosierung von Zeit und Information zu überprüfen.
Ich weiß ja nun mal (was wirklich blöd ist!), wie das alles weiter - und ausgeht!
Die Szenen entwickeln sich (für mich viel zu) logisch vor sich hin. Wo bleibt das Uerwartete? Der Überraschungsmoment? Die angstvolle Frage: "Werden sie es schaffen?" oder "Was, zum Kuckuck, ist hier eigentlich los?"

Ich weiß, was los ist - und ich frage mich, ob man sich als Leser überhaupt diese Frage stellen wird.
Aber wenn ich besonders unsicher drauf bin, sage ich mir, dass ichs jetzt einmal einfach fließen lassen darf (ja, soll!) Und das Schöne ist: Es fließt wirklich! Ich habe das Gefühl, meine Protagonisten scheren sich alle einen feuchten Kehricht um das alles, worüber ich mir so den Kopf zerbreche - und lassen es einfach krachen!

Na dann: Immer nur weiter! Lasst euch von mir nicht stören!

Sonntag, 5. April 2009

Die Sache mit den Kommentaren

Ich liebe Kommentare.
Ich brauche Kommentare.
Ich wünsche mir Kommentare.
Und ich kommentiere selbst auch schrecklich gern.
Vielleicht hab ichs ja in den Genen und bin meinen generationenübergreifenden Lehrer-Wurzeln ausgeliefert. Auf jeden Fall tappe ich immer wieder gerne in die verlockende Falle, mit meinen gut gemeinten Kommentaren meinen Protagonisten die Durchschlagskraft zu entziehen.

Ich habe mich beklagt, dass sich zu wenig bewegt. Dass die Handlung sich schleppt und meine Leute nicht ordentlich Gas geben. Und dabei war ich selbst der Bremsklotz! Indem ich - als (leider nicht!) stille Beobachterin aus dem Off - ständig Erklärungen und sonstigen Senf zwischen die Gänge schmieren musste, kam die Maschine einfach nicht richtig in Schwung.
Meine wunderbare, immer erfrischend ehrliche Kontroll-Fee, der ich die ersten 20 Seiten zum Lesen gab, brachte es (wie erhofft!) auf den Punkt.
"Lass sie doch selbst reden und spar dir deine Kommentare."

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich kommentiere dann so schrecklich viel in meinem Text, wenn ich nicht darauf vertraue, dass Leser wie Darsteller verstehen können, worum es mir gerade geht. Wenn ich mich nicht ganz auf sie einlasse, durch ihre Augen sehe, in ihren Schuhen stecke, sondern immer noch erklärende Worte "nachschiebe", statt sie leben, reden, erfahren und leiden zu lassen - und auch mal zu riskieren, dass sie (und der Leser) hier und dort in die Irre laufen.
"Hab Mut zur Lücke", sagte meine Fee (nicht ganz wörtlich, aber sinngemäß ;-)). "Nicht alles muss von Anfang an schon klar sein. Manches ist viel spannender, wenn es sich erst langsam aus dem Nebel herausschält".

Genau diesen Kommentar hab ich gebraucht.
Das war ein guter Kommentar an der richtigen Stelle.
Ich spar mir ab sofort die meinen und freue mich daran, wie toll es läuft - wenn ich meinen Protagonisten erst mal endlich freien Lauf lasse ...