Mittwoch, 12. November 2008

Der Wolf im Schafspelz

Die Phase beim Plotten, in der sich die neuen Figuren (oft unaufgefordert - siehe Vor-Post) in mein Leben schleusen, ist immer voller Überraschungen.
Ich hatte mir für heute vorgenommen, an meiner Storyline weiterzustricken. Vorgeschichte - Haken - auslösendes Ereignis - die ersten Eckpunkte waren eigentlich schon seit längerem gut ausgelegt und ich wollte mich ein wenig der Fleischwerdung zuwenden. Der heutige Abend schien mir geradezu prädestiniert dafür. Keine Kinder im Haus, die nach Essen greinen, alle dringlichen Verpflichtung erfüllt - raus aus dem Hamsterrad, rein in die Kuschelklamotten - und los gehts!
Hatte ich mir so vorgestellt.
Die frühen Abendstunden ticken gegen die Späteren ... die erwartungsvolle Miene verzieht kräuselnd die Stirn ... die Finger aber klicken in den Blogs und Foren rum und wollen nichts mit meinen Plänen zu tun haben. Überraschend kommt dann doch auch noch ein Kind und greint nach Essen - und meine Figuren lümmeln derweil irgendwo auf dem Sofa und tun von der gestrigen Verfolgungsjagd auf erschöpft.
Das kann ich mir nun aber wirklich nicht gefallen lassen!
Wild entschlossen hole ich mein Worddokument aus dem Hintergrund nach vorne und schreibe
"Kapitel 4" auf die neue Seite. Prolog, Kapitel 1, 2 und 3 sind schon skizziert und suchen Anschluss.
Ich pfeif auf Logisches und lass den reden, der mir schon gestern den letzten Nerv geraubt hat: den Antagonisten (obwohl der ohnehin dauernd quasselt und ich eigentlich schon langsam genug von ihm hab!). Und was der mir erzählt, reisst mir den wohlproportionierten Kapitel1-bis-3-Ablauf in Stücke und fordert eine Neukonzeptionierung! Einfach so!
Und was soll ich sagen: Kapitel 1 wurde 2, schob das ursprüngliche zweite auf die vierte Stelle, verlangte dringend nach einem neuen Einstieg und ließ das ehemals letzte vorrücken. Hach! Und jetzt stimmen die Abläufe zusammen, Handlungen erklären sich logisch, ohne langmächtig eingeführt werden zu müssen und mein Bösewicht schlüpft grinsend in einen Schafspelz, den ihm sein Opfer auch noch mit bewunderndem Augenaufschlag hochhält.

Was ich daraus gelernt habe?
Hör auf, zu planen und lass sie reden -
frei nach den "Ärzten": Das ha'm sie immer schon gemacht :-)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Und jetzt darfste drei Mal raten, wer so was von obergespannt ist, ey...