Freitag, 28. November 2008

Zwischen zwei Atemzügen

Kennt ihr das? Dieses Gefühl der Schwerelosigkeit, gepaart mit der Ungewissheit, was kommt? Das Gefühl genau in diesem Moment, wenn man fertig ausgeatmet hat, aber noch nicht bereit ist, die Lunge neu zu füllen?
Da könnte alles passieren.
Genau in diesem Moment könnte das Leben enden und ich wäre ihm nichts schuldig.
Mit dem Einatmen kommt das Leben. Der Brustkorb wird weit und füllt sich prall mit Energie. Sauerstoffzufuhr sorgt für frische Gedanken. Wird weitertransportiert. Aufgenommen. Verwertet. Umgesetzt.
Dann wendet sich der Zug aufs Leben. Was nicht gebraucht wird, muss raus, bevor es Schaden anrichten kann. Platz wird geschaffen - für den nächsten Atemzug.
Im Zentrum des Nehmens und Gebens liegt aber dieser kurze Moment des Innehaltens.

An diesem Punkt sehe ich mich stehen.
Die Euphorie im Hyper-Sauerstoff-Zustand gleitet in ein ruhiges Ausatmen über. Ich horche in mich hinein. Überlege, ob mein Ross nicht doch zu hoch ist. Ob ich im "Kreislauf der Buchwerdung" so ankomme, wie ich mich positionieren wollte, oder ob meine Ansprüche (an wen doch gleich?) überzogen sind. Wirke ich womöglich überheblich? Unbelehrbar? Sturköpfig?
Einatmen - Ausatmen.
Ich zögere den Moment ein bisschen hinaus bis zum nächsten Atemzug.
Und genieße das Gleichgewicht, in dem der Kopf frei ist von dem Vergangenen und die Sinne sich für das Zukünftige bereit machen.

Der Versuch, im Gleichgewicht zwischen (nach)geben und (über)nehmen zu bleiben, ist der Versuch, den Augenblick zwischen den Atemzügen so bewusst wie möglich zu erleben.

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