Sonntag, 7. Dezember 2008

Köhlmeier-Lesung

Wann immer mich jemand nach meinem Lieblingsschriftsteller fragt, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Michael Köhlmeier!"

Angefangen hat alles vor ca. 15 Jahren mit einer langen Autofahrt in den Urlaub und zwei quengeligen Kindern im Fond. Eine gute Freundin hat uns "Die griechischen Sagen, erzählt von Michael Köhlmeier" auf insgesamt 10 CDs mitgegeben - und diese weise Voraussicht hat uns nicht nur vor einem innerfamiliären Super-Gau bewahrt, sondern den Grundstein für eine seither ungebrochene Liebe zu seinen (Hör)Büchern gelegt.

Vor fünf Jahren habe ich ihn dann einmal live erlebt.
Er erzählte Shakespeares "Sommernachtstraum" zur Musik von Mendelsohn-Bartholdy. Freihändig. Lebendig. Zum Verlieben schön.
Seitdem bin ich süchtig. Und verzweifelt auf der Suche nach mehr von seinen Auftritten.
Er aber machte sich (leider auch aus sehr traurigen persönlichen Gründen) überaus rar.

Und heute hat mir der Nikolo eine Lesung ins Sackerl gelegt!
Wr. Neustadt, Stadttheater. "Sagen aus Österreich". Michael Köhlmeier.

Meine Güte! Ich bin immer noch so high, dass sich die Gänsehaut nicht legt.
Ihn muss man einfach einmal live erlebt haben! Er liest nicht, er erzählt. Es sind seine Worte, seine Mimik, seine Gesten und die Art, wie er zwischen den Worten noch mehr sagt. In einem leisen Blick zur Seite, in einem Niederschlagen der Augen oder einer bewusst eingelegten Pause zwischen zwei Worten liegt eine ganze Welt an Aussagekraft.

Für mich ist er ein wahrer Nachkomme der "fahrenden Sänger". Seine Liebe zu Geschichte und Geschichten trägt er sichtbar wie ein Banner - und der Funke springt augenblicklich über.
"Die Geschichten laufen durch mich hindurch und kommen anschließend Köhlmeier-gefärbt wieder heraus" (Originalzitat - durch mich hindurchgelaufen und vielleicht ein bisschen Gfrerer-gedächtnisgeschwächt-gefärbt hier wieder herausgelaufen ;-) )

Sein lebendiger Vortrag, gespickt mit Augenzwinkern und feinem Humor, lässt spüren, wie sehr er nicht nur die Sprache liebt, sondern auch die Menschen, die er mit seinen Worten zum Leben erweckt. Egal, ob er Sagen, die Bibel oder eigene Geschichten erzählt. Allen gemeinsam ist sein zärtlicher Blick auf die Schicksale der Menschen, über die er sich nicht erhebt, sondern die er mitlebt, -leidet und -trägt.

Danke, lieber Nikolaus, für diesen einmalig schönen Abend!

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