Immer noch kreise ich um meinen neuen Plot und komm einfach nicht auf den Punkt. Schon wieder schiebt sich eine Figur in den Vordergrund, der ich bisher offenbar zu wenig Beachtung geschenkt habe. Heute Abend hat der kleine Bruder lautstark Meldung gemacht und neuerlich etwas verschoben, was für mich eigentlich als zentraler Auslöser schon sehr festgeschrieben war.
Seine Ideen hebeln meine Roman-Richtlinien aus den Angeln!
Ich bin schockiert und lehne ab. Doch weil ich seinen glasklaren, geduldig vorgetragenen Argumenten nicht wirklich etwas Überzeugendes entgegensetzen kann, lasse ich die neuen Bedingungen letztendlich doch zu.
Doch genau in diesem Moment drückt er mir wieder die Regie in die Hand.
"Super! Dann mach mal!" grinst er fröhlich und blitzt mich mit seinen blauen Augen an.
Stirnrunzeln und eine Flut von Fragenzeichen auf dem Plot-Papier sind die Folge.
Da fällt mir der Workshop ein, den ich beim letzten Montsegur-Treffen belegt habe.
"Plotten mit Tarotkarten".
Genial. Dafür habe ich alles da:
Eine Menge unbeantworteter Fragen, Karten und die Anleitung für eine umfassende Legeform.
Ich bin gespannt und schreibe meine erste Frage auf:
"Welche Rolle spielt Ivo für die Auflösung der Geschichte?"
Es kann so berauschend sein, wenn sich neue Fenster öffnen und die Geschichte plötzlich noch mehr Hintergrund und Tiefe bekommt! Seine erstarkte Präsenz wirft nicht mein Konzept um, sondern vertieft es und schafft eine Dynamik, die ich allein durch das Handeln der Mutter niemals so erreicht hätte. Er ist ihr Katalysator und gibt ihrem Tun den entsprechenden Hintergrund.
Mit der Beantwortung meiner zweiten Frage schenke ich mir dann auch gleich eine witzige Szene, auf deren Ausführung ich mich schon jetzt richtig freue. Ein bisschen setze ich mir damit selbst ein heimliches Denkmal - wie die Fresko-Maler der Rennaissance, die oftmals ihr Konterfei in eine Szene geschummelt haben - irgendwo lässig am Rand gegen eine Säule gelehnt :-)
So um einen Plot gekämpft hab ich eigentlich noch nie.
Aber so viele geniale Überraschungen hatte ich dabei auch erst selten.
Bücher lesen heute…
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Ich habe mir vorgenommen, die Roman-Reihe „M“ von Antonio Scurati zu lesen.
Sie wird von verschiedensten Stellen hoch gelobt. Enorm viel Recherche –
und Ro...
vor 1 Woche
1 Kommentar:
Wenn ich wüsste, wie das mit den Trackbacks oder diesen Dingern funktioniert, dann würde ich jetzt für Marco auf deinen Beitrag verlinken. Der
äußert sich nämlich ziemlich kritisch zum Plotten mit Tarotkarten. Ich verknüpfe einmal den Artikel mit meinem Namen.
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