Sonntag, 29. August 2010

Küchentischgeplauder

Sie sprechen wieder mit mir!
Das war aber auch wirklich in allerletzter Sekunde. Denn schließlich beginnt morgen die Arbeit in der Exposé-Gruppe und mein Ding war bis eben noch in einem äußerst besorgniserregenden Zustand ... Wahrscheinlich habe ich inzwischen einen so verzweifelten Eindruck hinterlassen, dass sie über ihren Schatten gesprungen sind.
Zuerst ist Moses aufgetaucht. Ich hab grad in der Eierschwammerlsoße (Anm. des Übersetzers: = cremige Beilage aus Pfifferlingen) gerührt und beinahe vor Schreck den Kochlöffel in der sämigen Brühe verloren, weil er seinen wohlgeformten Zeigefinger eingetaucht und mit einem leisen Schmatzen anerkennend "Mmmhhhh" gemacht hat. Dabei hat er mir verraten, dass er selbst von der Kochleidenschaft getrieben ist und leider viel zu selten seine Nase in duftende Kräuter und spannende Gewürze stecken kann. Dabei hat er mir zugezwinkert, als ob ich daran was ändern könnte!
Naja - vielleicht hat sein Zwinkern ja auch gar nicht mir gegolten, sondern der hübschen Brünetten, die lässig am Türrahmen gelehnt und mit kritischem Prüfblick die Ausstattung meiner Kochnische abgecheckt hat. Nicht, dass sie sonderlich an der Herstellung meines Menüs interessiert war. Ich glaube, es trieb sie viel mehr die Suche nach ihrem ebenbürtigen Gesprächspartner in einer Diskussion, die offenbar bereits vor meinem Beisein begonnen hatte.
Gefühlsmäßige Defizite, protokollierte ich rasch und grinste sie an, bevor sie misstrauisch werden konnte. Mit einem festlich gedeckten Tisch und dampfenden Knödeln (=Klößen?) haben ich sie dann endgültig aus der Reserve gelockt. Mein Stift konnte nicht schnell genug über die weißen Seiten meines Tagebuchs flitzen, so freimütig ging sie aus sich heraus. Liebe geht halt doch durch den Magen!
Mein Moses hat das offenbar auch schon geschnallt. Auch wenn seine Anziehungskraft solch schnöde Hilfmittel eigentlich gar nicht nötig hätte. Wie sich herausgestellt hat, könnte er gleich unter mehreren Anwärterinnen wählen - wenn er denn wollte.
Die zweite, eine süße Kleine - dunkel, mit magisch strahlenden Augen - hat sich noch ein bisschen im Hintergrund gehalten. Das ist so ihre Art. Liebe drängt sich nicht vor. Sie ist ein Angebot ohne Ablaufdatum. Was ganz Besonderes halt.
Ich war regelrecht dankbar, dass sich mein Diabolo diesmal bedeckt gehalten hat. In meiner Küche wäre es sonst echt eng geworden. Und außerdem hätte er bestimmt wieder Zoff gemacht. Ich kenn ihn ja schon ein bisschen. Es hat schon genügt, nur in geheimnisvollen Andeutungen vorzukommen, um auch Mädels mit Gefühlsdefiziten aus der Bahn zu werfen. Er hat nichts verlernt ist der Phase des großen Schweigens ...

Jetzt hab ich fünfzehn vollgekritzelte Seiten und einen linken Mittelfinger, der erhebliche Druckstellen aufweist. Aber ich kann es kaum erwarten, das alles in meine Psychogramme zu übertragen, die ich von meinen Protas anlege, bevor ich sie endgültig auf einander loslasse. Wobei ich in diesem Fall befürchte, dass die auf meinen Startschuss nicht gewartet haben.

Aber was. Mir solls recht sein! Gibt es denn besseres, als aktive Protagonisten, die meine Gerichte mit aufregenden Details würzen?

4 Kommentare:

Nikola Hotel hat gesagt…

Nein, gibt es nicht! Das klingt herrlich - nicht nur die Schwammerl! Obwohl, ich gestehe es freimütig, mein Magen jetzt knurrt. Ich lese übrigens gerade "Grenzenlos nah" und finde es superspannend, aber ich weiß jetzt schon, dass es viel zu schnell zu Ende sein wird.;-)
Liebe Grüße,
Nikola

Nikola Hotel hat gesagt…

Ich bin's nochmal. Habe Dein neues Buch gelesen und bin sehr begeistert. Die Rezension bei amazon ist verfasst und wird bestimmt morgen schon "sichtbar". Ich hoffe sie gefällt Dir!
Herzlich,
Nikola

teamor hat gesagt…

Ach, du Liebe, vielen Dank für dein Lob! Du weißt gar nicht, wie sehr das gerade jetzt meine Seele streichelt ...
Ich freu mich SEHR, dass dich meine Geschichte berühren konnte!
Hach ... so schön sollte jeder Tag beginnen :-)))
Sei herzlich umarmt!
Gabi

Nikola Hotel hat gesagt…

Dabei ist es eine ehrliche Rezension! Ich mag nämlich nicht schleimen. Dein Buch hat mir sehr gut gefallen und mich den ganzen Abend (und die halbe Nacht) gefesselt. Davon möchte ich mehr lesen!
Sei auch ganz herzlich gedrückt!
Nikola