Am Freitag ist es ja wieder einmal so weit: "Grenzenlos nah" kommt in den Buchhandel - und momentan fühle ich mich, als wäre damit die Jagdsaison eröffnet und ich höchstpersönlich zum Abschuss freigegeben.
Gestern hab ich meinen Schreib- und Plot-Durchhänger (zu Alice rüberwink!) dazu genützt, durch den virtuellen Buchladen namens Amazon zu stromern. Ganz masochistisch hab ich mich nach Buchprojekten umgeschaut, die in die Richtung meines neuesten Projektes gehen - nur um festzustellen, dass meine Idee gänzlich unoriginell und inzwischen in hundertfacher Abwandlung bereits geschrieben worden ist. Und nicht genug damit, habe ich auch noch in den dazugehörigen Rezensionen gewühlt. Da fand ich so Kommentare wie "ein mittelmäßiges Buch (fast) ohne neue Ideen" und "Netter Lesestoff für ein paar Stunden, doch ein fantastisches Buch ist es nicht" ... und das waren eigentlich noch die netten 3-Stern-Rezis. Die ganz schlimmen hatten dann schon wieder etwas Satirisches.
Nicht, dass ich davon persönlich betroffen war. Diesmal nicht.
(Auch wenn ich so ein ähnliches Erlebnis auch schon mal hatte.)
Aber ist das nicht genau mein Ziel? Endlich einmal ein Buch zu schreiben, für das sich möglichst viele Menschen tatsächlich interessieren? Für das sie sich zu Rezensionen aufraffen und diese ins Netz stellen?
Was denn nun? Darf ich dann wehleidig das Gesicht verziehen, wenn es nicht nur Lob regnet? Sondern auch (manchmal vielleicht sogar unqualifizierte) Schelte auf mich niedergeht? Was will ich?
In echt? Mein neuer Roman soll ein Renner werden. Die Auflage sich wie warme Semmeln verkaufen. Euphorische Rezensenten überschlagen sich vor Lob und Begeisterung ... naja, das volle Programm an irrationalen Wunschträumen halt ;-))
Ist nicht viel eher folgendes Szenario die Realität? Eines der rund hundertausend Neuerscheinungen pro Jahr im deutschsprachigen Raum erblickt das Licht der Welt, wird hoffnungsfroh in ein paar Regale eingeschlichtet und steht dann dort - bis zur nächsten Welle der neuesten Neuerscheinungen. Wenn es dazu eine Rezension gibt, kann man schon froh sein. Wenn die auch noch nicht ganz vernichtend ausfällt, ist ein Dankgebet fällig.
Ich frage mich ernsthaft, ob ich nicht gerade einen völlig falschen Dampfer genommen habe. Und deswegen so hirnentleert vor mich hindümple.
Bücher lesen heute…
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Ich habe mir vorgenommen, die Roman-Reihe „M“ von Antonio Scurati zu lesen.
Sie wird von verschiedensten Stellen hoch gelobt. Enorm viel Recherche –
und Ro...
vor 2 Wochen
13 Kommentare:
Liebe Gabriele Gfrerer,
ich ziehe als alter Mann, der viel Zeit hat, durch die Blogs der Autorinnen und Autoren.
Als Nichtautor und Nurleser lerne ich dabei sehr viel über das Leben, die Freuden und die Ängste dieser Branche.
Die Damen sind wesentlich mitteilsamer und trauen sich häufiger, ihre Sorgen und Ängste zu äußern. Da gibt es für mich als Leser nur eine Möglichkeit, durch Kommentare zu zeigen, dass es gelesen wird. Richtige Ratschläge kann ein Außenstehender ja niemals geben. Ein Schauspieler bekommt im Theater sofort nach der Vorstellung sein komplettes 'Feedback' - manchmal auch Applaus zwischendurch. Das motiviert und gibt Kraft.
Ich habe schon Autorinnen erlebt, die häufiger Feedback haben möchten, als es die überwiegend unpersönliche, virtuelle Welt bietet und die wenigen Kommentare in Blogs, die wenigen Leser, die sich zu einer Rezension bei Amazon aufraffen können, und aus diesem Grund häufiger Lesungen veranstalten. Aber jeder Mensch hat andere Wege, um Kraft zu tanken.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Freude und beneide Sie um Ihr Können. Sie müssen sich das immer vor Augen halten, dass Sie tausenden von Menschen Freude bereiten, auch wenn sich die meisten 'im Stillen' freuen. ;)
Gruß Heinrich
Ich kann dir das so gut nachfühlen, Gabi. Ich denke auch in diesen Tagen: Was ist, wenn mein neuer Roman wirklich erscheint? Wird er nicht einfach unbeachtet in der Flut der Neuerscheinungen untergehen? Ich kann nur immer wieder daggenhalten, indem ich sage: Natürlich ist alles schon mal dagewesen. Aber so wie du hat es noch niemand erzählt.
Liebe Grüße und genieße diese trotz allem doch spannende Zeit!
Christa
Liebe Frau Gfrerer,
wer Angst vor Lesermeinungen - auch negativen - hat, sollte vielleicht besser nicht Schriftstellerin werden. Gehört ein gewisses kritisches Echo nicht zum Schreiben dazu wie das Salz zur Suppe?
Ihnen dennoch nur positive Rezensionen wünschend
Vera Fuchs
Liebe Frau Fuchs,
ich bin gar nicht Ihrer Meinung. Wenn alle Menschen, die solche Ängste haben, den Beruf schmeißen würden, gäbe es es eine Unmenge großartiger Schriftsteller, Schauspieler, Musiker und Maler weniger.
Es ist vielleicht heute in der 'gnadenlos taffen' Zeit nicht üblich, öffentlich von solchen Ängsten zu sprechen. Das macht für mich die Gabriele Gfrerer menschlich und sympathisch und hat überhaupt nichts aber auch rein gar nichts mit ihrem Können als Autorin zu tun!
Gruß Heinrich
Liebe Vera,
dieser Kommentar ärgert mich kolossal! Angst steht in absolut keinem Verhältnis zum Können! Eine Menge großer Schriftsteller, Schauspieler, Maler, überhaupt Künstler kämpften in ihrem Leben mit der Angst nicht gut genug zu sein oder auch nur ihren eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Das mag man auf Sensibilität zurückführen oder Sinnlichkeit, bestimmt ist es kein schlechtes Zeichen, wenn man vor der Meinung seines Publikums Respekt hat. Würde aus Angst ein Schriftsteller nicht schreiben, gäbe es nur noch Frank Schätzing zu lesen.
Liebe Grüße,
Nikola
P.S. Mein hochgeliebter Fryderyk Chopin wurde sehr häufig von Selbstzweifeln gequält. Er dachte von sich, er wäre ein mittelmäßiger Pianist und seine Werke seien Schund. Nicht immer - aber manchmal. Und was wäre die Welt ohne Chopin?? Eine Wüste!!
Auch ich bin Schriftstellerin und auch ich gehöre zu denen, die Angst haben. Angst davor, den eigenen und auch den Ansprüchen anderer nicht zu genügen. Die Kunst ist es wohl, sich von dieser Angst nicht lähmen, sondern anspornen zu lassen. Dieser Angst zu begegnen und sie sich auch einzugestehen.
Liebe Gabi, mir geht es absolut genauso wie dir. Ich würde dir gerne sagen, du musst keine Angst vor Kritik haben, weil deine Geschichten einfach gut sind und umwerfend und liebenswert. Aber ich weiß auch, dass wir es nie allen Recht machen können und dass da immer auch die sein werden, denen das, was wir schreiben nicht gefällt. Das ist ihr gutes Recht, so vermessen sind wir ja gar nicht, dass wir glauben, allen gefallen zu können.
Was dir und mir auch Angst macht, ist die Gnadenlosigkeit, mit der manchmal Kritik geübt wird. Die Brutalität, mit der manche die Anonymität des Internets benutzen, ganz vergessend, dass auch hinter gedruckten Namen reale Menschen stehen.
Wie man sich vor solchen Verletzungen schützen kann, das weiß ich auch noch nicht.
Aber ich weiß, dass die Welt um wirklich gute Bücher ärmer wäre, wenn du dich von dieser Angst vorm Schreiben abhalten lassen würdest.
Ich drück dich!
Jutta
Lieber Heinrich, liebe Nikola -
liebe Frau Fuchs,
erst einmal freue ich mich wirklich sehr über das Echo, das das halblaute Nachdenken über meine Ängste und Wunschträume als schaffender Künstler ausgelöst hat.
DAss so viele bei meinem Blog mitlesen, begeistert mich!
Im Grunde haben diese Gedanken nicht viel mit dem eigentlichen Schaffensprozess - dem Schreiben - zu tun, sondern ich stehe der Resonanz zu meinen Werken jedes Mal sehr zwiespältig gegenüber.
Während des Schreibens gehe ich in meiner Geschichte auf. Ich bin in einem "geschützten Raum" - die Kämpfe, die ich ausfechte, bevor ein Buch in die Öffentlichkeit geht, finden immer auf Augenhöhe statt. Diskussionen spielen sich zwischen mir und Personen ab, deren Urteil ich vertraue. Personen, die mich persönlich kennen, denen ich nicht "egal" bin.
Mein Bedürfnis, zu schreiben, kann ich gar nicht mit der Angst vor möglicher schlechter Resonanz in einen Zusammenhang stellen. Sonst wäre dieser Drang nicht mehr mein ureigenes Sehnen, sondern ein fremdbestimmtes Kalkül. In so einem Spannungsfeld könnte ich niemals schreiben.
Wie Nikola sehe ich diese Angst vor einem "Verriss" eher als eine Persönlichkeitsfrage, denn als ein Qualitätskriterium. Nicht jeder Mensch ist mit dicker Haut und einem hohen Maß an Selbstbewusstsein gesegnet. Das sagt aber doch nichts über seine Fähigkeiten aus.
Ich danke euch sehr für eure Beiträge - und für eure mentale Unterstützung.
Herzlich
Gabi
Liebe Jutta,
da haben sich unsere Einträge gerade überschnitten :-))
Danke dir sehr fürs Mutmachen! Seit ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, mit meinen Geschichten an die Öffentlichkeit gehen zu wollen, war das Bewusstsein da, dass ich damit auch einer anonymen "Meute" meine ungeschützte Kehle darbiete.
Auch wenn die Vorstellung vielfach von der Realität überboten wurde, habe ich doch auch im Gegenzug eine Menge an Zustimmung und Bestärkung erfahren dürfen - nicht zuletzt von Menschen, die aufgrund eigener Erfahrungen einfach wissen, wie sich manches eben anfühlt.
Irgendwie neigt sich letztendlich doch die Waage mehr zum Positiven und schenkt Motivation für den nächsten Hochseilakt. Nicht zuletzt wegen einer Seilschaft wie diese hier.
Eine herzliche Umarmung
Gabi
Heute ist der grosse Tag. Ich drücke die Daumen! Ich wünsche einen wirklich guten, erfolgreichen Start. Und begeisterte Leser, die ihre Meinung dann in öffentlichen Rezensionen kundtun.
PS: Nach ungefähr fünf Anläufen mit angefangenen und dann wieder gelöschten Kommentaren zum Thema Rezension, gebe ich auf. Nur so viel: Ich bin nicht abgebrüht genug, sie mit einem Schulterzucken abzutun.
"Nach ungefähr fünf Anläufen mit angefangenen und dann wieder gelöschten Kommentaren zum Thema Rezension, gebe ich auf."
Ich nehme auch schon seit gestern immer wieder Anlauf und überlege, wie ich formulieren soll, was ich sagen möchte. Manche von euch kennen ja meine Einstellung zu Rezensionen schon und wissen, dass sie der von Frau Fuchs ähnelt, auch wenn ich in der Konsequenz nicht so weit gehen würde ;).
Als Leser jedenfalls bin ich froh über "schlechte" Amazon-Rezensionen, weil ich mir erst durch die Kombination von guten und schlechten Rezis ein echtes Bild von den besprochenen Büchern machen kann, und eine Vorstellung davon bekomme, ob sie etwas für mich sind oder nicht.
Als Autorin akzeptiere ich, dass es Menschen gibt, die mit meinen Romanen nichts anfangen können. Das geht schließlich jeder Kollegin und jedem Kollegen so, wie Nikolas Nebensatz über Herrn Schätzing sehr schön zeigt.
Wenn ich bei jeder schlechten Besprechung sofort meine berufliche Existenzberechtigung infrage stellen würde, hätte ich mit dem Schreiben aufhören müssen, lange bevor die Bücher erschienen sind, die ich selbst für meine besten halte.
Insofern plädiere ich bei allem Verständnis für künstlerische Sensibilität doch sehr für ein dickes Fell ;).
Christine
Oops! Fast vergessen!
Natürlich wünsche ich deinem neuen Roman aber auf jeden Fall grenzenlosen Erfolg, liebe Gabi!
Liebe Christine,
vielen Dank für deine Glückwünsche - und deine Gedanken zu dem Thema, das offenbar kaum einen kreativ Tätigen kalt lässt. Ich kenne dich ja als eine Autorin, die wirklich hart im Nehmen ist. Viel mehr, als ich mir - selbst mit dem dicksten Fell, dessen ich habhaft werden könnte - zutrauen würde.
Ich wollte mit meinem Blogeintrag aber gar nicht mein Autoren-Dasein oder das Schreiben an sich in Frage stellen. Mir ist absolut klar, dass ich niemals ein Buch schreiben kann, das ausnahmslos allen gefällt. Und dass ich es aushalten muss, in diesem Spannungsfeld zu leben - und weiter nach meinem Besten zu streben.
Mein Post war eher ein lautes Nachdenken - und ein Geständnis. Dass ich ein Träumer bin. Und dass ich an das Prinzip des Wünschens glaube - wenn auch mit der diffusen Angst im Nacken, vielleicht schon bald unsanft geweckt zu werden.
Insofern genieße ich das Prickeln und die Spannung zwischen Angst und hoffnungsvoller Erwartung.
Und das wird sich wahrscheinlich nie gravierend ändern ...
Herzlich
Gabi
Liebe Gabi,
dieses Träumen und Prickeln kenne ich auch. Das macht für mich den ganz großen Reiz dieses Berufs aus. Wo sonst kann man sich so große Chancen in leuchtenden Farben ausmalen?
In diesem Sinne wünsche ich dir ein sanftes Erwachen ;).
Christine
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