Dienstag, 9. Oktober 2007

Möbius-Schleife

Wann ist ein Text fertig?
Diese Frage habe ich schon einmal mit einem ernst gemeinten Scherz beantwortet: Wenn mein Verleger sagt, dass er jetzt in der Druckerei ist...

So oft ich meinen Krimi durchlese, bessere ich daran herum.
Hier sitzt ein Ausdruck noch nicht so perfekt, dort könnte man etwas mit ein bisschen Bemühen eleganter sagen. Diese Wendung ist zu allgemein, jene missverständlich. Von meinem Matt hätte ich gerne noch mehr Hintergrund erzählt, Charlies Charakter könnte noch ein wenig Schärfe vertragen... Nimmt das denn nie ein Ende?

Heute habe ich sicher zehn verschiedene Schlussätze formuliert. Sie unterschieden sich nur marginal von einander. Ich glaub, ich hab jetzt einen stehen gelassen, der bereits in einer Frühphase genau so gelautet hatte. Oder so ähnlich. Oder doch um das entscheidende Bisschen anders?

Irgendwann kommt der Moment, wo ich mich dazu zwingen muss, es gut sein zu lassen.
Ich gehe davon aus, dass der noch nicht gekommen ist...

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es scheint so :)

Ach, liebe Gabi, Charlie ist noch so jung, natürlich hast du das Gefühl, dass sie noch nicht perfekt ist!

Erst kommt der Moment, wo man das kleine Wunder vollbracht hat, und es in einem Anflug von Größenwahnsinn (mein Lieblingsmoment beim Schreiben übrigens) für vollkommen rund und einfach nicht zu toppen hält.

Na ja, und dann kommen die vielen anderen Momente, die - so meine Hoffnung - darin gipfeln, dass man sich mit der gedruckten Version zwischen zwei Buchdeckeln (Hardcover, genial illustriert)eines Tages zufrieden geben kann.

Ich wünsch dir die kürzeste Strecke zwischen dem ersten und dem letzten!

Ruth

Alice Gabathuler hat gesagt…

Tja, Gabi, so ist das nun mal. Und um deinen Spruch zu widerlegen: Selbst wenn du den Text 1000 Mal überarbeitet hast (ich bin so eine, die immer und immer und immer und immer wieder und nochmals und nochmals und nochmals durch den Text geht und schleift und feilt), ist er nicht fertig. Er ist nie fertig. Er ist nur gedruckt :-)

Wenn ich aus meinen Texte vorlese, muss ich zum Teil Passagen abändern, weil mich sie mich zu sehr ärgern und ich sie zu schlecht finde.

Ich persönlich liebe das Schleifen und Feilen fast mehr als das eigentlich Schreiben.

Alice

teamor hat gesagt…

Oja, ich liebe das Überarbeiten auch - es ist beinahe wie ein Tanz zwischen Liebenden. Man kommt sich nahe, dreht sich im Kreis, spürt die Anziehungs- und die Fliehkraft... Und die Harmonie, wenn man im selben Takt schwingt.

Es ist dann gar nicht so leicht, loszulassen und sich einem neuen Tanzpartner zuzuwenden. Obwohl ich auch die ersten Schritte mit dem wunderschönen Unbekannten und den Blick in die mysteriösen Augen sehr genial und aufregend finde :-))

In diesem Sinne dreh ich mich noch ein bisschen mit Charlie - liebäugle aber auch schon wieder mit den neuen Anwärtern, die mir bereits wieder zublinzeln. Ich fürchte, ich kann nicht lange treu sein....

Fröhlich zwinkernd
Gabi

Anonym hat gesagt…

Ehrlich?

Ihr tanzt beim Überarbeiten?

Ich mag das gar nicht. Es ist ein bisschen wie vor'm Zahnarzt. Man weiß, man muss durch, möglichst so schnell es geht und hinterher fühlt man sich besser.

Aber ich hasse den Angang, den Überarbeitungen für mich bedeuten, hasse die Verunsicherung, die entsteht, wenn ich mich frage, ob die neue Version nun wirklich die bessere ist und und und.

Irgendwann kommt dann meistens der Punkt, wo sich alle Nebel lichten und ich denke: Ja, so ist es besser. Aber bis dahin ist es wirklich nicht mein Ding.

Es kommt aber sicher auch darauf an, was man für ein Schreibtyp ist. Ich betrachte die erste Version eines Textes nie als Rohentwurf. Ich schreibe unendlich langsam und überlege teilweise endlos an Formulierungen. Da trennt man sich wahrscheinlich schwerer, als wenn man aus einem Rausch aufwacht und ein fertiges Romanmanuskript vor sich hat. :)

Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren...

Ruth

Alice Gabathuler hat gesagt…

Ich bin Langsamschreiberin, Gründlichschreiberin und Nochgründlichüberarbeiterin :-)))

2005 habe ich beim Novemberschreiben mitgemacht. gut 50'000 Wörter in einem Monat; eine ganze Geschichte samt Spannungsbogen. Gemacht habe ich das nur, um mir zu beweisen, dass ich auch schnell schreiben kann. Für mich ganz persönlich gelernt habe ich: Ich will nicht schnell schreiben. Ich will langsam schreiben und langsam überarbeiten.

Die erste Version fällt mir schwer, das Schleifen danach liebe ich sehr. Wann immer möglich lasse ich den Text zwischendurch "ruhen", weil ich mit Abstand immer wieder Neues finde.

Alice

teamor hat gesagt…

Ich bin ja der Rauschtyp :-)
Aber auch so einer kann sich oft nur schwer von seinen Formulierungen trennen... trotzdem überarbeite ich gern. Ich hab beim Erstschreiben oft die Angst, etwas zu vergessen, weil ich nicht schnell genug schreiben kann, wie die Geschichte in meinem Kopf vorandrängt. Das stresst mich oft - und ist auch der Grund, warum ich so schnell schreibe ;-)

Beim Überarbeiten fällt diese Sorge weg. Alles steht schon da. Nichts läuft mehr Gefahr, meinem schlechten Gedächtnis zum Opfer zu fallen. Das schenkt mir Ruhe und den Spaß am Tanzen.

Dennoch habe ich nicht die Geduld, allzu lange damit rumzufackeln. Es gibt einen Punkt, an dem ich glaube, dass ichs nur wieder schlechter machen kann, statt besser. Wenn der erreicht ist, atme ich erleichtert auf und stürze mich ins nächste Abenteuer :-))

Alles Liebe
Gabi