Sonntag, 31. August 2008

Aus dem Tritt

Eigentlich lief die Überarbeitung bisher wirklich gut. Ich hatte ein Gefühl für die Geschichte, die Personen, den Zug der Handlung. Ich spürte mit jedem Überarbeitungsschritt die Sache runder und stimmiger werden. Ich war glücklich damit.
Bis zu dem besagten Auflösungs-Kapitel.
Jetzt steht die Maschine. Ich krieg keine Fuß mehr in den Karren. Die Verbindung ist abgerissen und ich fühle mich wie ausgesperrt. Als hätte man mir den Schlüssel zu meiner eigenen Geschichte geklaut und in irgendeinen reißenden Fluss geworfen.
Hilflos steh ich am Ufer und hab die Hände in den Hosentaschen.
Selbst wenn er (der Schlüssel) genau jetzt an mir vorübertreiben würde, könnte ich ihn gar nicht greifen - wegen der doofen Hände in den ...

Ich möchte mich am Kragen packen und ins Wasser werfen.
Nicht stehen und warten, dass mich bitte irgendjemand endlich anrempelt.
Verdammt, wo treibt sich mein Gespür für meine eigene Stimme herum? Fliegt es mit meiner Kleinen nach Australien? Oder ist es in der Donau ersoffen?

Ich geh jetzt und plakatiere eine Suchmeldung auf die umliegenenden Laternenmasten.
"Wanted! Platzpatrone für Knoten im Hirn gesucht!"
Mal sehen, ob ich einen Sprengmeister auftun kann ...

Mittwoch, 27. August 2008

Hängen und Würgen

Der Showdown entpuppt sich immer mehr als knallharte Herausforderung.
Eine schrecklich große Ansammlung von Leuten mit unterschiedlichstem Wissensstand und konträren Intentionen prallen aufeinander und sollen bei der Auflösung des Falls ihren Beitrag leisten. Noch ist es - ich zitiere wieder einmal meine brutal-ehrliche Karatekämpferin - "wie bei einem gediegenen Theaterstück, in dem alle, die wir brauchen, hübsch der Reihe nach auftauchen und sich mit ihrem jeweiligen Text dem Publikum stellen" (Zitat Ende).
Klingt ganz schön vernichtend.
Ich schätze, manchmal muss man brandroden, um fruchtbare Erde zu gewinnen.
Noch würge ich hustend an den Rauchschwaden und fächle mir Frischluft zu.
Aber ich kann (leider) die Einwände nachvollziehen und muss ihnen (noch mehr leider) zustimmen: In diesem Kapitel muss die Axt wüten und mich dazu zwingen, nach einem anderen Konzept zu suchen. Noch hab ich das sprichwörtliche Brett vorm Kopf. Aber Frau R. hat mir das Beil schon in die Hand gedrückt. Wollen wir hoffen, dass ich damit das richtige Holz treffe :-))

Freitag, 22. August 2008

Zwiegespräch

Eine typische Szene aus Überarbeitungsphase II gefällig?

R: Nein, Süße, bitte überleg noch mal. Das kannkannkann nicht sein, dass Charlie davon nichts erwähnt. Der Typ ist „die Polizei“, ob er ihr passt oder nicht ...
Ich: ... ja, schon, aber ...

R: Hier verschenkst du etwas, finde ich. Nach meinem Geschmack sollte schon beim ersten Anschauen dieser schwarz-weiße Fleck eine unterschwellige Erinnerung auslösen ... So kommt es etwas deus-ex-machina-mäßig rüber ;) ...
Ich: Ähm, verstehe ... gut ... das klingt einleuchtend ...

R: ... Dürfen es auch Stiefel sein?
Ich: Naja. Das ist bissi blöd, weil sie sich nämlich eigentlich fein gemacht hat ... zum Ausgehen, weißt du? Und da kommen die Stiefel vielleicht nicht so gut ...

R: Hier ist der Bezug unschön, bekommst du das besser hin?
Ich (stotter): Hoffentlich ...

R: Perspektive!!! Ich sags nur ...
Ich (in einem leicht trotzigen, aber schon im Ansatz zum Scheitern verurteilten Versuch, meiner Version eine Absicht abzuringen): Das wollte ich so ...

Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht: Ich liebe die Arbeit mit meiner Messerwetzerin! Auch wenn sie mich dabei oft ziemlich blass aussehen lässt ... Und jetzt will ich wieder etwas dazu tun, die Anmerkungen am Rand meines Textes weniger werden zu lassen.

Ich komm ja schon, liebste R., bin schon da ...

Mittwoch, 20. August 2008

Eine Runde schlapp

Eigentlich wollte ich der Messerwetzerin heute schon Kanibalennnahrung vorwerfen, aber dann kam mir ein Couchpotatoanfall in die Quere und ich hab den Abend mit meinem Sohn bei einer Staffel "Scrubbs" vor dem Fernseher verbracht.
Er meinte, das hätten wir uns verdient.
Und wisst ihr was? Ich habe ihm einfach so recht gegeben ...

Dienstag, 19. August 2008

Zwischenbestzeit!

Der erste Durchgang ist beendet.
Ich bin mit der Streckenführung, dem Material und dem Coaching sehr zufrieden. Manches (sehr wenig!) halte ich für allzu deutsche Gründlichkeit. Da werde ich mich der Diskussion stellen. Diskussionswürdig ist auch die prinzipielle Abneigung gegen allzu Tiefes aus meiner österreichischen Seele. Da gehts meinem Gefühl nach um Haltungsnoten - und die sind ja erfahrungsgemäß sehr subjektiv.
Meine allererste Testleserin darf also demnächst ihr (deutsches) Auge auf die neu präparierte Slalompiste werfen. Ich bin wirklich sehr auf ihre Beurteilung gespannt!

P.S.: Meine Zwischenzeiten sind doch immer wieder erstaunlich ähnlich ;-)
Scheint wohl mein Biorhythmus zu sein ... Das muss ich meinem Arbeitgeber einmal in einer ruhigen Minute erklären - die es leider nie geben wird ... Aber so ist das eben mit den Nachtslalomläufern :-)

Sonntag, 17. August 2008

Fleisch auf die Rippen

Wie vegetarisch meine Romanmannschaft bisher genährt war, fällt mir jetzt erst auf. Während sich meine Nebenfiguren nach und nach Gewicht und Rundungen anfuttern, legt auch Charlie noch an Glaubwürdigleit und Facettenreichtum zu.
Die zwei kniffligsten Stellen warten zwar noch auf Ausleuchtung, aber wenn sie sich dabei genauso ungeniert am Fleischtopf bedienen, hab ich keine Sorge, dass sie vielleicht verhungen könnten.
Eigentlich sollte ich es inzwischen schon wissen, aber es überrascht mich doch immer wieder: Es ist faszinierend, wieviel dem Hirn entsprungenes Personal zu erzählen hat, wenn man sie nur ausreichend füttert :-)
Na, dann Mahlzeit für den Endspurt!

Freitag, 15. August 2008

Figurentiefe und Beziehungskram

Ich hätte da einen Antrag - vielleicht wäre es sogar werbetechnisch eine geniale Idee für das eine oder andere Parteiprogramm (hinsichtlich der kommenden Wahlen): Es sollte viel mehr Feiertage geben! Endlich habe ich wieder ein bisschen Zeit für meine Herzensangelegenheiten.

Für heute hatte ich mir vorgenommen, mich um die mangelnde Figurentiefe der Nebendarsteller, bzw. um deren Behebung, zu kümmern. Tagelang habe ich mir darüber Gedanken gemacht, wie ich mich diesem Problem am zielführendsten nähern könnte.
Sollte ich ihnen Biografien schreiben? Rollenspiele veranstalten? Eine Familienaufstellung vielleicht?
Alles keine so schlechten Ideen, wie ich finde. Aber dafür, dass ich am 25. bereits mit ersten Ergebnissen aufwarten sollte, dauert mir die Umsetzung einfach zu lange. Vielleicht mach ich das in Stufe zwei der Überarbeitung - oder dann beim nächsten Roman ;-)

Ich habe mich also einfach in den Text fallen gelassen - neben mir die Anmerkungen der Lektorin, die ich inzwischen ohnehin schon auswendig weiß - und siehe da: die Lösung fand sich von selbst. Wo eine Beziehung unklar geblieben ist, habe ich das dazugeschrieben, was ich ohnehin schon über sie im Kopf hatte. Die Rollenspiele, die Biografien, die Familienaufstellungen waren fix und fertig in mir drin. Ich hab gerade meine "Nebenfiguren" bisher nur zu wenig zu Wort kommen lassen. Denen geht jetzt das Mundwerk wie geschmiert - schließlich haben sie sich auch schon lange auf ihren Auftritt vorbereitet.
Bisher war vor allem Charlies Schwester Melanie am Zug - und ich weiß, dass ich ihr noch ein bisschen Zeit und Raum zugestehen muss. Dann aber bin ich auf Charlies Eltern gespannt. So eindimensional, wie es scheint, sind ihre Verhaltensweisen bisher gar nicht. Ich persönlich weiß, dass sie zu ihnen passen. Was ihnen fehlt, ist der "Zwischenraum". Wenn Mel genug gequasselt hat, lass ich sie ans Ruder. Ich bin sicher, sie werden die fehlenden Puzzlesteine an die richtigen Stellen setzen ...
... Wenn ich nur noch einen oder zwei weitere Feiertage hätte! Die Partei, die mir Schreibzeit schenkt, die wähle ich! Versprochen!

Sonntag, 10. August 2008

Überabeitungsschrittchen

Die letzten Tage bin ich um den Text mit den Anmerkungen der Lektorin herumgeschlichen wie eine Katze um den heißen Brei. Eigentlich drängte es mich, gleich mit den Korrekturen anzufangen, aber gleichzeitig wollte ich auch auf den Workshop und auf Lisas kompetente Fittiche warten.
Trotzdem kreisten meine Gedanken ohne Unterlass um die angemäkelten Textstellen.
Heute habe ich es schließlich nicht mehr ausgehalten. Ich habe mich daran gemacht, der Geschichte einen Zeitraster überzustülpen. Was passierte an ganz genau welchem Tag, zu welcher Tageszeit, an welchem Ort? Konnte es so passiert sein? Oder habe ich die Tage durcheinander gebracht?
Das Ergebnis beruhigt mich. Zumindest in dieser Beziehung habe ich nicht gepfuscht. Sowohl Tages- als auch Uhrzeiten passen perfekt. Dass dieser Punkt trotzdem auf der Mängelliste zu finden ist, verunsichert mich jetzt nicht mehr so sehr. Wenn meine geschätzte Lektorin damit Probleme hatte, sich in der wilden Zeitabfolge zurechtzufinden, liegt es an mir, die Abläufe klarer herauszuarbeiten. Und das sollte mir nicht allzu schwer fallen. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich - der Spannung wegen - mit Informationen sehr sparsam umgegangen bin. Mich hier an die Grenze heranzutasten, gerade genug preiszugeben, ohne wirklich etwas zu verraten, macht mir großen Spaß.

Dienstag, 5. August 2008

WolkenWanderWege

Meine Post stapelt sich normalerweise immer so lange ungeöffnet auf dem Tischchen neben der Eingangstüre, bis die Chance auf Spannenderes als Rechnungen und Flugblätter zumindest theoretisch so weit angestiegen ist, meine Neugierde über den Realismus siegen zu lassen.
Das dicke Kuvert mit dem Absender "Thienemann" fiel diesbezüglich aus dem Rahmen. Das Kuvert hatte die Halbwertszeit einer Schaumrolle beim Kindergeburtstag!
Die Anmerkungen der Lektorin - schriftlich wie telefonisch - verstärken den Eindruck, wie sehr ich von dieser kommenden Zusammenarbeit profitieren kann. Der wissende - und dabei liebevolle - Blick von außen auf mein Herzblut-Werk macht mir keine Angst, sondern schärft meinen eigenen Zugang zu Bildern, Beschreibungen und Abläufen.
Ich muss das Kopfkino für die Zeit des Überabeitens vergessen und stattdessen nur mehr das sehen, was tatsächlich geschrieben steht. Jede Szene, die niemand außer mir verstehen kann, benötigt eine klarere Ausführung. Wenn ich bei einer Beschreibung als einzige die Bilder sehe, fehlt es offenbar an Licht.
Ich gebe zu, ich habe mich immer wieder dabei ertappt, bei manchen Kritikpunkten zu einem erklärenden "Ja, aber ..." Luft zu holen. Im gleichen Augenblick wusste ich, dass die Lektorin recht hat. Wenn ich was erklären muss, damit der Leser es versteht, funktioniert es nicht. So schlicht ist das.
Der atemberaubende Schwebezustand der ersten Euphorie verdichtet sich immer mehr zu dem noch viel atemberaubenderen Gefühl, nun einen Weg zu betreten, der mich permanent voranbringt. Als ginge ich auf Wolken, die einen trittsicheren Untergrund bieten.
Ein physikalisches WolkenWanderWegeWunder - wow!

Sonntag, 3. August 2008

Willkommensgruß der besonderen Art

Der Ende des Urlaubs hat normalerweise keinen sehr hohen Glücksfaktor.
Warum ich trotzdem noch N-I-E (und diesmal ist dieser Extremismus ausnahmsweise nicht meinem Hang zur Übertreibung zuzuschreiben!) mit einer solchen Pirouette die Schwelle zum Büro übersprungen habe, liegt am Inhalt meiner Mailbox.

Meine Charlie bekommt eine auf den Deckel!

Öhm --- nein --- so war das nicht --- sie bekommt EINEN DECKEL.
Genaugenommen sogar zwei: einen vorne und einen hinten. Einen Umschlag sozusagen ...
Ihr müsst verzeihen - ich bin ziemlich besoffen vor lauter Glück!
Charlie und Matt haben einen Vertrag bekommen - bei meinem absoluten Wunschverlag in meinem absoluten Wunschprogramm!
Solche Nachrichten lassen das Ende eines Urlaubs zum Startschuss ins Vergnügen werden!