Donnerstag, 20. Mai 2010

Schreiben als Therapie

So schnell kann das Leben einen Haken schlagen ... eine Weisheit, die jeder von uns in der Theorie gut kennt. Wenn sie dann aber in der Praxis zur brutalen Realität wird, bin ich doch immer wieder neu völlig unvorbereitet.
Warnsignale sind dazu da, um gehört zu werden. Stell ich mich taub (oder bin es gar tatsächlich schon), werden sie lauter und lauter - bis ich sie nicht mehr übergehen kann.
Die neue Hellhörigkeit bringt auch ganz neue Stimmen. Woher da plötzlich all diese Flügel, Hände und Trostworte selbst aus den entferntesten Ecken des Universums mich einhüllen, tragen und immer wieder neu aufrichten, ist das Wunder dieses Lebens, das ich eben erfahren darf. Ja, auch Wunder hält es bereit, dieses Leben. Nicht nur Donnerknall und schmerzhafte Prügel.
Und zwischen all dem Chaos und dem Funktionieren und dem Aufrechthalten passiert ein heilsames Ein- und Ausatmen. Und noch ein Geschenk, das mich beinahe zu Tränen rührt.
Da stehen sie, meine Protagonisten, und strecken mir ihre Hände entgegen. Ja. Sie auch! Und sanft träufeln sie mir ins Ohr, dass sie viel nachgedacht haben in der Zeit, in der das Leben mich geschüttelt und durch die Orkane des Universums getrieben hat. Und ob ich denn jetzt dieses ganz neue Ohr, das doch so plötzlich wieder so gut hören kann, auch ihnen einmal leihen wollte.
Ich wollte.
Erst war es schwer. Zu viel anderes schrie sich die Seele aus dem Leib.
Aber sie sind geduldig. Und sie kennen mich. Sie wissen, was ihnen von meinem Herz gehört. Und das hört. Gut. Meine Güte! Wie gut!
Sie haben ganze Arbeit geleistet.
Ich hab sie zurückgelassen im Wissen, dass ich allein nicht weiterkomme. Und sie haben die Fäden entwirrt und mir die Teile glatt und sauber in die Hände gedrückt. Aus meinem Chaos haben sie Ordnung gemacht. Und ich habe mich von ihnen zu einem Fleckchen Frieden führen lassen.
Dieses Glück muss man mal haben ...

2 Kommentare:

Jutta Wilke hat gesagt…

Liebe Gabi,
ich freue mich wirklich sehr, dass dir deine Protas in der jetzigen Situation so nahe sind. Und auch darüber, dass du so viele Hände und Trostworte erfahren durftest. Doch es sind nicht die Hände von Freunden und Protas alleine, die dich tragen. Es ist auch deine unglaubliche Stärke, die dich zu dem macht, was du bist: Eine ganz tolle Frau! Du schaffst das! Und bitte vergiss eins nicht: Auch tolle Frauen, ja selbst starke Frauen dürfen einmal schwach sein, dürfen jammern und klagen und sich fallen lassen. Du siehst ja, es sind immer ein paar Hände zum Auffangen da. Mute dir nicht zu viel zu. Pass auch auf dich auf in diesem schwierigen Tagen.

(((((drück)))))
Jutta

teamor hat gesagt…

Vielen, vielen Dank, liebe Jutta, für deinen Beistand und deine Ermutigungen. Das mit dem Jammern hab ich, glaub ich, die letzten Tage ohnehin ganz gut hingekriegt. Und nachdem sich so vieles schon gut gelöst hat, bin ich auch sehr zuverseichtlich, dass der Rest nachfolgt.
Ohne die vielen helfenden Hände, Gedanken und Worte wäre ich aber nicht so leicht dabei über die Runden gekommen.

Herzlichen Dank
Gabi