Dienstag, 26. Januar 2010

Die Post bringt allen was!

Ein bisschen was hab ich schon geahnt, als ich das schmale braune Kuvert mit dem Thienemann-Pickerl drauf aus dem Postkasten gezogen hab. Und die Finger haben gierig an dem Verschluss gezerrt, der sich nicht und nicht aufreißen lassen wollte - so, als wollte es mich noch in letzter Sekunde auf eine Geduldsprobe stellen, die ich sowieso immer nur verlieren kann.
Einen Vergleich zum allerersten Mal "Vorab-Exemplar-Auspacken" will ich jetzt nicht anstellen, denn das wäre unfair. Mein Liebster hat mich gefragt, welches der beiden Cover ich denn schöner finde - und auch darauf gibt es keine gerechte Antwort. "Schachzüge" wird immer mit diesem einzigartigen Herzklopfen verbunden sein, das es eben nur beim allerersten Mal geben kann. Aber "Störfaktor" kanns schon auch!
Irgendwie ist es nur zwischen dem Ersten (weils das Erste ist) und dem Dritten (weil es mich so irre in Trab gehalten hat) ungerechterweise ein bisschen untergegangen. Das ist wie mit den braven Kindern: sie nerven nicht und drängen sich nicht auf, weil sie ruhig ihren Weg gehen und nicht ständig nach Zuwendung und Hilfe greinen. Weil sie von selbst wissen, wo sie hinwollen und das Ziel erreichen, ohne großen Wind zu machen. So ist es mir mit meinem Zweitling gegangen. In einer unkomplizierten Rasanz hatte ich es in wenigen Wochen "runtergeschrieben". Korrekturen gab es kaum und alle waren glücklich und zufrieden damit.
Und wie ich es jetzt so in meinen Händen halte, kann ich mich selbst fast nicht mehr daran erinnern, was genau ich damals geschrieben hab ... Eigentlich spannend! Dann kann ich es lesen, als wäre es was Neues :-)
Eine kurze Schonfrist haben wir noch miteinander - nur wir zwei. Erscheinungstermin ist der 19. Februar. Zwei Tage nach meinem Geburtstag! Ein schöneres Geschenk kann ich mir eigentlich kaum vorstellen ...

Montag, 25. Januar 2010

Geschichtenrad im Kopf

Gerade hab ich im Facebook geschrieben, dass eine aufmunternde Mail meiner Lektorin das Geschichtenrad in meinem Kopf in Gang gesetzt hat.
Immer, wenn ich ein Projekt abgeschlossen habe, entsteht in mir ein Vakuum. Ich habe für ein paar Tage (Wochen?) das Gefühl, leergeschrieben zu sein. Würden mir jemals wieder neue Geschichten einfallen?
Sicher doch. Da war doch diese Idee, die mir schon dauernd während der Überarbeitungsphase reingequatscht hat ... sie wäre doch viel interessanter, als zum x-ten Mal dieses Aufgewärmte ... schreib mich endlich auf, hat sie geraunzt, sonst troll ich mich zu einem anderen ... genervt hat sie mich, die tolle Idee, und ich musste sie ständig vertrösten.
Ach - und jetzt macht sie einen auf Schmollen. Kleine Bröckchen wirft sie mir zu und kichert meckernd, weil ich ratlos die Puzzlesteine in den Händen drehe und mich hilfesuchend nach ihr umdrehe. Dabei hatte sie mir schon ganze Sequenzen im Traum geschickt - in Polycolor und mit Filmmusikhintermalung. Wo war doch gleich dieser Zettel, auf den ich ... ach ... das war dann wohl auch nur geträumt ... Keine Zettel. Keine Notizen. Keine Ahnung, was ich damals mit dieser Idee wollte.
Aber das Geschichtenrad dreht sich. Ich kann es rattern hören. Dann nehm ich jetzt ganz schnell meinen neuen Notizblock und lass die Gedanken frei in die Feder fließen.
Schreiben ist Malerei im Kopf.
Und mit Bildern kenn ich mich aus.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Titel-pepper?

Ich hatte mir für meine jüngste Steißgeburt wenigstens einen rasanten Titel gewünscht. Seit Wochen habe ich Ideen gewälzt, in Wörter- und Synonymbüchern geschmökert, meine Mitmenschen gequält und Ideen gesammelt. Bestimmt über 50 Vorschläge hab ich im Lauf der Zeit an meinen Verlag geschickt.

Jetzt steht er fest. Und ist irgendwie anders, als ich dachte.

Auf den ersten Blick etwas unspektakulär. Hmmm ... Irgendwie hatte ich mir mehr Pfeffer erhofft. Etwas, was die Hand automatisch zum Buch greifen lässt, weil der Titel so - ja was - ist?
Wovon wird denn eigentlich das Buch-Kaufverhalten beeinflusst?
Titel? Cover? Umschlagtext? Autor?
Für mich ist es wichtig, welches Bild in meinem Kopf entsteht, sobald mein Blick auf ein Buch fällt. Habe ich gleich einmal eine Vorstellung von dem, was mich erwarten könnte? Wird meine Neugierde geweckt und weiter angefüttert, wenn ich erst einmal hingegriffen habe? In wievielen Bruchteilen von Sekunden spielt sich all das ab, das mich dann dazu bringt, das Buch tatsächlich mit nach Hause zu nehmen?
Ich bin ein Spontanentscheider. Mich muss ein Buch gleich überzeugen, oder es wird nix mit uns beiden. Als optischer Mensch springt mich natürlich zuerst das Coverbild an - aber darin eingebettet sehr wohl auch ein Titel - wenn er in meinem Kopf Synapsenfeuer fängt.
Ich versuche mir vorzustellen, was bei mir feuern täte, wenn ich meinen Titel ... Hmmm ...
Aber ich geb ihm noch eine Chance. Über Nacht.
Was bleibt mir auch anderes übrig?
Und vielleicht ist ja dann das Cover ... Hmmm ...

Bei diesem Roman ist aber sowieso schon bisher alles anders gewesen, als ich es erwartet hatte. Warum also sollte mich nicht auch die Titelentscheidung letztendlich eines Besseren belehren?
Und überhaupt ... ich sollte eigentlich inzwischen kapiert haben, dass auf mein Urteil nicht unbedingt Verlass ist. Zumindest was diesen Roman betrifft. Also dann.

Alles wird gut. Ohmmm ...

Sonntag, 17. Januar 2010

Hochschaubahn

Schon als Kind wollte ich nie mit der Hochschaubahn fahren. Mir ist dabei immer so speiübel geworden, dass ich dachte, ich müsste gleich sterben, oder so ... Dass das richtige Leben oft gar keine Eintrittskarten verlangt, sondern wahllos Gratisfahrten verteilt, habe ich in den letzten zehn Tagen gelernt - und zwar nicht gerade magenschonend.
Erst gabs bei amazon eine wenig schmeichelhafte Rezension von zwei Jugendlichen (Achtung! Zielgruppe! *megakatzenjammer*!), mit der es im Höllentempo abwärts ging, dass mir Hören und Sehen vergangen sind. Und von wirklich ganz unten - noch tiefer als Talsohle - hat mir die Nachricht meiner Lektorin die tonnenschweren Steine aus der Magengegend direttissima ins Weltall katapultiert - auf dass sie dort zu Sternenstaub verpuffen und als Sternschnuppen Träume wahr werden lassen mögen.
Meine Überarbeitung ist geglückt! Mein Herzenskind ist zu Hause angekommen. Ich habe meine Stimme und mein Gleichgewicht wieder.
Die Beine fühlen sich noch puddinggefüllt an. Der Magen rebelliert - diesmal aus Begeisterung, wieder festen Boden unter den Füßen zu wissen. Und ich frag mich, ob ich jemals wieder in den Prater gehen kann, ohne mit einem Augenzwinkern an der Hochschaubahn vorbeizukommen und ihr zuzuraunen: "Ich mag immer noch nicht mit dir fahren. Aber die Wirklichkeit überholt dich allemal." Und wer weiß, vielleicht steig ich ja einmal ein - nur, um mir zu beweisen, dass ich mir keine Angst mehr einjagen lasse ...

Dienstag, 5. Januar 2010

Zum 3. Mal fertig!

Sogar in meiner kühnsten Euphorie-Phase hätte ich gestern noch nicht gedacht, dass es so schnell so weit sein könnte. Aber tatsächlich hab ich eben den letzten Punkt unter das endloseste aller meiner jemals verfassten Manuskripte gesetzt. Ich wage kaum zu hoffen, dass nun wirklich wirklich wirklich damit Schluss sein könnte - aber zumindest bis zum Feedback der Lektorin darf ich mich dem süßen Glücksgefühl hingeben, das Unmögliche doch noch möglich gemacht zu haben und ein paar letzte Tage FERIEN genießen zu können.
Morgen drucke ich mir die 233 Seiten einmal aus und versuche, mit kritischem Blick auf Sinn-, Logik- und Tippfehlersuche zu gehen und dabei auch mögliche Überbleibsel aus den diversen Vorfassungen aufzuspüren, die ich irgendwo mitkopiert haben könnte. Es ist schon verdammt schwer genug, überhaupt noch den Überblick zu haben, was ich wo in welcher Fassung geschrieben habe. Aber ich hoffe, ich kann noch die nötige Konzentration aufbringen, um dem Bogen der aktuellen Letztversion eine Spannung abzugewinnen :-)
Jetzt geh ich aber zum ersten Mal seit über einem Monat wieder mit einem rundum glücklichen Gefühl ins Bett.
Fast geschenkt - wenn auch ziemlich teuer ...

Montag, 4. Januar 2010

Von Tod- und Blut-Linien

Heute habe ich zum ersten Mal die Hoffnung, dass die wörtliche Übersetzung des Begriffs "deadline" für mich nicht zur schaurigen Realität wird.
Vor lauter Freude über mein hypothetisch neu gewonnenes Leben hab ich mich doch gleich dazu hinreißen lassen, ein geniales Weihnachtsgeschenk einzulösen: Am Nachmittag habe ich an einer Führung durch Wiens Innenstadt teilgenommen, die unter dem griffigen Titel "Die Geheimnisse des Da Vinci Codes in Wien" eine wirklich spannende Reise von der besten Kopie des Letzten Abendmahls in der Minorittenkirche über die Spuren der Blutlinie Christi bei den Habsburgern bis zu Freimaurerlogen und geheimen Treffen der Brüder des Goldenen Vließ geboten hat. Dan Brown hätte sich viel Recherchearbeit und ein paar logische Bocksprünge erspart, hätte er gleich hier in Wien mit der Spurensuche zu seinem Buch begonnen!
Nachdem dann endlich das letzte Gefühl aus meinen tiefgefrorenen Füßen gewichen war, hat mich auch die bittere Kälte nicht mehr von den spektakulären Schilderungen ablenken können. Meine Synapsen haben auf jeden Fall wie wild gefeuert und wenn es beim nächsten Projekt plötzlich um einen mysteriösen Mordfall in einer Wiener Kirche geht, könnt ihr sicher sein, dass DaVinci seine Finger im Spiel dabei hatte :-))

Der Tapetenwechsel hat sich dann auch sofort positiv auf meine inzwischen haßgeliebte Dreiecksgeschichte ausgewirkt. Die Überarbeitung ist inzwischen so weit gediehen, dass ich gute zwei Drittel im Kasten und sogar den Schluss im Griff hab, der mich bis heute Nachmittag noch etwas unrund gemacht hat.
Da borg ich mir doch frech einen Titel von Reinhard Fendrich - und buchstabiere ihn auch gleich noch ein wenig neu:
Es lebe der Spurt - vor allem, wenns der End-Spurt ist ...