Samstag, 12. April 2008

Gigolos Gähnen

Dem sanften Hinweis, dass mein Blog im Moment zum Gähnen ist, habe ich nichts entgegenzusetzen. Außer vielleicht die Tatsache, dass mein ganzes Leben momentan aus Gähnen besteht. Aber nicht etwa, weil mir so langweilig wäre, sondern weil ich nie, nie, niemals auch nur an einem einzigen Tag genug Schlaf bekomme.

Ich kenne diesen Zustand aus besseren Zeiten.
Damals resultierte der Schlafmangel aus quellenden Ideen, Schreibtaumel, Höhenflügen der Lust - wenn schon nicht physisch, so doch auf jeden Fall psychisch. Himmlisch war dieses Schlafdefizit!

Aber die Zeiten sind nicht besser.
Das, was mir den Schlaf raubt, ist Arbeit, kein Privatissimum.
Und je länger dieser Zustand andauert, desto ferner rückt die Vorstellung, jemals wieder Schreiben zu können.
Ja - KÖNNEN. VERMÖGEN. ZUSTANDE BRINGEN.

Ich kann nicht mal mehr darüber nachdenken.
Ich finde mich lächerlich dabei. Ich habe keine Ahnung, wie ich jemals denken konnte, dass ich schreiben KANN. Mit meinen Ideen und Vorstellungen habe ich mich lächerlich gemacht.

Ich war der Gigolo meiner Wunschträume.
Am Morgen danach beweist der Blick in den Spiegel, dass die Schminke alt ist und die Haut darunter fleckig. Falten, Doppelkinn und feuchte Augen. Das ist übrig von der hochgestylten Braut der Nacht.
Die Unschuld ist verloren und der Freier, der sie genommen hat, längst über alle Berge.
Es ist Zeit für einen anständigen Job - am besten im Büro. Mit fixen Arbeitszeiten und Sozialversicherung. Auch wenn das dem Flatterteil in mir nicht schmecken mag.
Auch wenn ich so ein Leben dann erst recht wieder zum Gähnen finde.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kann es sein, dass die Braut nicht ihr ganzes Eheleben hindurch feiern und tanzen kann? Irgendwann kommt das, was man Alltag nennt.

Aber zu sagen, dass das Tanzen und Feiern nicht echt war, nicht gut, nicht schön, nicht angemessen - das finde ich unzulässigen Verrat!

Du wirst weiterschreiben. Wenn erst Mal ein Quentchen Luft zum Holen da ist. Ich weiß es.

Und bis dahin: Verrat mir nicht die Braut...

Ruth

teamor hat gesagt…

Meine Liebe!
Eine Braut ist sie ja leider nicht - eher eine Tochter der Nacht. Und die hat es leider nie zum ehrwürdigen Status einer Ehefrau gebracht. Das spricht an sich ja nicht gegen ihren Charakter - aber halt massiv gegen ihren Weitblick ;-)

Ich will meine Schöpfungen ja nicht verraten - aber sie schönzureden wirkt ab einem gewissen Abnützungsgrad halt dann eher lächerlich als treu.

Aber sollte dir ein halbblinder heiratswilliger alter Trottel über den WEg laufen, schick ihn doch zu mir. Vielleicht kann ich ihn mit ein paar Kamelen dazu überreden, ein (nämlich das sehende) Auge zuzudrücken und sie doch noch ehrbar zu machen....

Herzlich tiefschwarz lachend
Gabi

Ursula hat gesagt…

Liebe Gabi!

Mein Kopf ist zwar seit ein paar Tagen so dumpf, dass ich nicht sicher bin, ob ich dich richtig verstanden habe, aber wie auch immer: Es ist eine Phase. Ehrlich. Ich glaube, fast jeder von uns Federschwingern hat Tage, Wochen oder Monate, in denen er sein Geschreibsel für vergebliche Liebesmüh hält. Das wird vergehen. Glaub mir. Spätestens, wenn wieder eine bestechende Idee dich von hinten überfällt und danach brüllt, niedergeschrieben zu werden. Und das wird passieren :-))
Bis dahin schicke ich dir einen Haufen tröstlicher, bakterienverseuchter Knuddler.

Anonym hat gesagt…

Welcome to the club!

Knuddler,
Ed

Anonym hat gesagt…

Gabi (und auch Ed!): So was will ich überhaupt nicht hören!!!!!

Ich glaub, ich muß mal nach Wien und ein ernstes Wörtchen mit euch reden *fauch*

Herzlich,
Jan

Anonym hat gesagt…

Das hab ich ja jetzt wohl nicht wirklich gelesen.
Nur gut, dass ich demnächst sowieso einen Wien Besuch eingeplant habe und ganz speziell in Mauerbach aufkreuzen werde. Dann schnapp ich dich und schleif dich durchs Kloster und bequatsche dich so lange mit meiner Geschichte, bis du händeringend drum betteln wirst, wieder eigene Ideen zu Papier bringen zu dürfen.
Spaß beiseite - bleib locker.. das wird schon wieder. Geh für mich zum Heurigen, trink ein Glaserl oder auch zwei und sieh es gelassen. Wir sind Künstler, keine Maschinen. Ich schick dir mal ein Riesenpaket Energie nach Mauerbach!

Gruß
Jutta

Anonym hat gesagt…

Liebe Kollegin,
au eigener Erfahrung: Mit Doppelkinn (na ja, ich muss noch etwas üben) schreibt sich's doppelt. Und in Falten passen so viel mehr Ideen als in ein glattes Gesicht!

Ansonsten habe ich diese Anfälle nach dem bürgerlichen Leben auch öfter mal. Aber dann schreibe ich stattdessen gequält drauflos und sage mir: "Siehste, das fühlt sich doch ganz anders an als bei Aldi an der Kasse!"

Ich habe mich heute in einer Gärtnerei zum Unkrautziehen beworben. Ernsthaft. Jetzt kann ich mir jeden Tag, bevor es zu dieser Katastrophe kommen könnte, sagen: "Noch schmerzen nur die Finger vom Tippen, noch belaste ich meine Bandscheiben nicht..."
Und ganz ehrlich - die Stundenlöhne in der bürgerlichen Wirtschaft sind ja auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Das wird wieder. Spätestens dann, wenn du dich kleinbürgerlich und rück- und alters- und zahnversichert langweilst ;-)

Grüßle von Petra