Sonntag, 7. Februar 2010

Plotten - Phase eins

Wenn ein neuer Roman entsteht, gibt es zu allererst den Urknall - die explosionsartige Geburt einer Idee, die bevorzugterweise dann über einen hereinbricht, wenn man am wenigsten damit rechnet. Unter der Dusche, beim Einkaufen, beim Joggen, beim Friseur ...
Diesesmal hats mich in einem Zustand der Totalerschöpfung erwischt, als ich - absichtslos durch das Netz surfend - auf eine Eingangsbestätigung wartete, die das letzte Hindernis zwischen mir und dem heiß ersehnten Bett darstellte.
Eine Kurzmeldung brannte sich durch den Dämmerzustand meines Bewusstseins. Da war sie - die Schneeflocke, die eine Lawine in Gang setzte.
So angestrengt ich nach dem Zündfunken gesucht habe, so nebenbei ist er mir zugeflogen.

Ich liebe diese Phase, in der noch alles möglich ist. Noch ist keine Richtung festgelegt und jeder Einfall kann ein entscheidender Wegweiser sein. Ich verliebe mich, verwerfe, nehme den Faden neu wieder auf, drehe an der Richtung, schreibe, schreibe, schreibe in mein wunderschönes, neues, jungfräuliches Notizbuch ... alles, was mir durch den Kopf geht. Laufe durch das Haus - meine Motorik setzt auch den Motor im Hirn unter Strom. Quatsche meine Mitbewohner an und erkenne daran, wie sie ebenfalls Feuer fangen, dass der Funke Zunderqualität hat.

Der Mund wird mir trocken vor Aufregung.
Und die Seiten füllen sich. Noch völlig unstrukturiert, ungezügelt und frei.
Und dann schälen sich die ersten Geschichtenstränge heraus.
Ich muss mich kurz zwingen, mich einem von ihnen zuzuwenden, um ihn weiterzuspinnen.
Die anderen scharren inzwischen an der Hirnrinde. Ich habe jetzt keine Angst mehr, dass sie sich verdrängen lassen. Ich kann jetzt beginnen, den ersten Faden aufzurollen. Er webt den Unterbau. Die Hintergrundgeschichte. Das Geschehen vor dem eigentlichen Geschehen. Das, was es dann im tatsächlichen Roman wahrscheinlich nicht einmal zu einer eigenen Szene bringen wird. Das aber das Fundament darstellt, auf dem die Protagonisten ihr Spiel beginnen.
Was sie erleben, hat ihren Ursprung in der Vorgeschichte, die ich jetzt gerade zusammentrage.
Sie ist der Keller - von außen nicht zu sehen, voller Geheimnisse, Ursachen und Begründungen.
Erst wenn ich weiß, wer meine Personen wie am Schnürchen führt, kann ich beginnen, sie aufzuwecken.

Stufe eins ist gezündet.
Der Countdown läuft.

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