Vor dem Einschlafen gehen mir immer noch die letzten Eindrücke vom Schreiben durch den Kopf. Ganz ohne Zensor und Vorbehalt fließen die Gedanken zwischen den Welten meiner Protagonisten. Da laufen oft die spannendsten Filme ab und wenn ich nicht schon so im Dusel wäre, würde ich am liebsten aufspringen und alles mitschreiben, was sich da abspielt. Aber das ist wahrscheinlich das Geheimnis dabei. Könnte ich in diesem Zustand schreiben, wäre es mit der Traumspinnerei auch schon vorbei.
Gestern vor dem Einschlafen ist mir aber wirklich eine heiße Szene für den Einstieg gekommen. Mit genauen Formulierungen und Stimmungsbildern und allem Pipapo. Ich habe versucht, mir die Worte einzuprägen. Wenigstens den Anfang! Der hat sich wirklich nach einem echt coolen ersten Satz angehört - habe ich mir gedacht - glaube ich jedenfalls.
Heute in der Früh waren dann tatsächlich noch Spurenelemente davon in meinem Hirn zu finden. Ich also aufgesprungen und zum Block hingerast. Im Bademantel und voll zerzaust. Aber schon beim dritten Wort war ich mir nicht mehr sicher. Wie war das? Hatten sie Schnürschuhe? Oder schwere Stiefel? Gehen die Typen im Gleichschritt und überqueren sie die Straße? Ich habe aufgeschrieben, was mir in den Sinn gekommen ist, aber an das heranzukommen, was ich in der Nacht gefühlt habe, davon war ich meilenweit entfernt.
Nach der Arbeit habe ich mich dann an den Prolog gemacht.
Ich war bereits vom Tagesstress ernüchtert genug, um ohne Flausen im Kopf ans Werk zu gehen.
Wenn ich jetzt noch einmal durchlese, was ich geschrieben habe, bin ich nicht unzufrieden oder enttäuscht. Aber diese Nörgel-Stimme, dass ich das irgendwie besser hinkriegen sollte, lässt sich nicht abstellen.
Vielleicht ist das ja genauso, wie mit den angeblich genialen Problemlösungen, die einem das Hirn im Schlaftaumel vorgaukelt. Bei hellichtem Tag besehen halten die alle nicht, was sie versprochen haben.
Dann wil ich jetzt schauen, was mir das Traummännlein diese Nacht beschert - und morgen daraus wieder das beste machen, zu dem ich im Wachzustand fähig bin.
Bücher lesen heute…
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Ich habe mir vorgenommen, die Roman-Reihe „M“ von Antonio Scurati zu lesen.
Sie wird von verschiedensten Stellen hoch gelobt. Enorm viel Recherche –
und Ro...
vor 1 Woche
5 Kommentare:
Liebe Gabi,
deine geniale Schilderung der genialen Nachtideen hat hohen Wiedererkennungswert! Was für ein Glück, dass sich zumindest Bruchstücke ins grelle Tageslicht retten lassen.
Christine
Liebe Gabi,
es gibt sogar Techniken für diese Nachtarbeit! Hilfreich ist z.B. ein Block am Bett, auf dem man vor dem Einschlafen, aber nach dem Wachträumen nur Stichworte notiert, nicht alles. Die Schlüsselbegriffe führen dann am nächsten Tag leichter zu den Erinnerungen, vor allem, wenn man das trainiert.
Und wenn die vergessene Idee gar zu prachtvoll war, kann man sich in sogenannte "kreative Trance" versetzen lassen und alles sprudelt wieder hoch ;-)
Aber wer weiß, so herrlich, wie du hier sprudelst, in voller Inspiration, schleichen sich deine Nachtgedanken vielleicht längst heimlich ein?
Feine Träume wünscht
Petra
Liebe Gabi,
um diese Momente festhalten zu können, habe ich mir vor einigen Jahren ein kleines Diktiergerät gekauft, das ich immer unter dem Kissen liegen habe. Ich habe da schon ganze Dialoge drauf gesprochen, manchmal auch nur Stichworte. Und am nächsten Tag bin ich oft bass erstaunt, was für tolle Einfälle das waren - obwohl ich mich an nichts mehr so richtig erinnern kann.
Ideen 'aufschreiben', hat den Nachteil, das man Licht machen muss und der Zauber der fließenden Gedanken gleich wieder futsch ist...
Mein Tipp für dich: Panasonic RR-QR 170
Gutes Vorankommen wünscht dir
Hermien
Das ist ja eine super Idee nicht nur für Gabi! Danke, wird gleich ausprobiert.
Schlafwandlerische Grüße,
Petra
Stimmt! Und so ein kleines Wunderding hab ich mir inzwischen auch schon zugelegt :-)
Ab sofort werden alle nachtaktiven Momente zumindest akusteisch für die Nachwelt festgehalten - zumindest bis zum nächsetn Morgen, an dem ich mir dann diese Spinnereien anhören und auf Brauchbarkeit untersuchen muss ...
Auf jeden Fall bin ich nun gerüstet!
Hab ganz herzlichen DAnk, liebe Hermien, für deine guten Tipps :-)
Ich geh jetzt träumen!
Gute Nacht
Gabi
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