Mittwoch, 8. August 2007

Überarbeiten

Manche mögen es nicht.
Manche hassen es sogar regelrecht.
Ich liebe es.

Aus einer Geschichte, die ich mag, noch einmal das Stückchen mehr zu holen, das sie im Vergleich zu davor runder macht, gibt mir ein besonderes Glücksgefühl. Ich finde das Wieder-Aufrollen und sorgfältige Neu-Ordnen nicht weniger spannend, als jungfräulichen Gedanken zu folgen. Es hat den riesigen Vorteil, dass ich den gesamten Bogen kenne, mich auf keine ungewissen Abenteuer einlassen muss und die Ruhe habe, nichts zu versäumen oder zu verdrängen, wenn ich nicht schnell genug allen Gedankenfetzen hinterherjage. Überarbeiten ist stressfrei.
Statt dem Diktat meiner Haupt- und Nebendarsteller ausgeliefert zu sein, halte ich mit ihnen (meistens) gesittete Zwiesprache. Im Gegensatz zum Erstschreiben lassen sie mich nun endlich auch einmal zu Wort kommen und diskutieren nur manchmal mit mir, wenn sie parout nicht einsehen wollen, dass immer noch ich der Herr (pardon: die Frau) im Haus bin.
Und ich stelle mich diesen Widersprüchen gerne. Manches Mal haben sie ja recht. Ich hab alle Zeit der Welt. Es gibt nichts zu vergessen - nur aufzupolieren.

Olivia strahlt.
Ich glaube, sie genießt die Arbeit auch.
Sie ist zahm wie ein Lämmchen. Und folgt meinen Hinweisen mit einsichtigem Kopfnicken.
Stimmt ja. Ich habe doch noch einiges an Handwerklichem dazugelernt seit dem letzten Jahr. Auch wenn ich kein Regelgläubiger und schon gar kein Lammfrommer bin, was das "Malen nach Zahlen" betrifft, ertappe ich mich sowohl beim passiven als auch beim aktiven Schriftenkonsum dabei, über Ungereimtheiten zu stolpern, die mir früher einfach gar nicht aufgefallen sind.

Olivia vertraut mir also.
Und ich genieße dieses unverhoffte Zusammensein mit dem Mädel, das in mir viele Erinnerungen wach ruft. Ich bin überrascht, wie stark die Gefühle, die ich beim Schreiben hatte, mit dem Schriftbild verwoben sind. Ganze Welten erstehen wieder vor mir - aber das ist eine andere Geschichte, über die ich bestimmt auch noch philosophieren werde :-)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hehe!

Grade gestern Nacht habe ich ein langes kapitel übr Notwendigkeit und Spaß des Überarbeitens geschrieben. Wie der erste Satz nur ein Stück Holz ist, das man selbst erschafft, und man dann, mit Arbeit, einen scharfen Pfeil draus macht, möglichst hochwertig, um seine Leser ganz präzise dort zu treffen, wo man sie treffen will.

Lustig, dass uns das Thema beide gleichzeitig so umgetrieben hat. :)

Liebe Grüße,
Marco!