Sonntag, 23. August 2009

Schachzüge in echt!


Die Unterschrift auf dem ersten Vertrag war schon ein Wahnsinnsgefühl.

Dann die ersten Fahnen.

Das erste Coverbild und die erste Ankündigung im Verlagskatalog.

Was für ein Wahnsinns-Endorphinausstoß aber produziert wird, wenn man das allererste Vorabexemplar in den Händen hält, das hab ich mir trotzdem noch immer nicht vorstellen können - bis zum vergangenen Freitag.


Wie es da in der Hand liegt - die Seiten mit Worten bedruckt, die auf meinem Computer, in meinem Büro, aus meinem Hirn entstanden sind - das ist ein Gefühl, das unbeschreiblich ist. Also lass ich Bilder sprechen ...

Ich bin überdrüberwahnsinnig glücklich!

Mittwoch, 19. August 2009

Dreistellig

Heute habe ich die 100er-Marke überschritten. Über diesen ersten wirklich ernstzunehmenden Marker auf dem Weg zum Fertigwerden freue ich mich immer ganz besonders. Ich glaube, ich sagte das schon einmal in irgendeinem meiner Posts zu einem meiner Vorgängerprojekte: Wenn ich die Hunderter-Schwelle überschritten habe, bin ich mir zum ersten Mal sicher, dass ichs wirklich schaffe, damit auch fertig zu werden.

In diesem Fall war meine Freude gleich doppelt. Mit dem gestrigen "Schwellen-Kapitel" habe ich auch ein feines Bindeglied gefunden, das ich als Puffer zwischen zwei sehr mächtigen Ereignissen noch vermisst hatte. Ich hab gespürt, dass da noch was fehlte, bevor ich Karim in seine schwerste Schlacht schicken konnte. Und gestern Nacht kam die leise Stimme, die nicht nur Sira die Augen geöffnet, sondern sich selbst auch gleich noch ein bisschen interessant gemacht hat. Zumindest hoffe ich sehr, dass die Leser ab diesem Zeitpunkt neugierig darauf sind, welche Altlasten aus ihrem jungen Vorleben die Arme daran hindern, den tollsten Hecht im Karpfenteich für sich zu rekrutieren ... wo der doch eindeutig Interesse bekundet hat!

Das sehr nette Telefongespräch mit meiner Lektorin hat schließlich meiner guten Laune noch das Schlagobershäubchen aufgesetzt.
Manche Tage sind einfach bilderbuchverdächtig!

Dienstag, 18. August 2009

Erstes Mal Ausgang

97 Seiten,
147.495 Zeichen.

Dieser Zwischenstand wagt sich jetzt also zum ersten Mal vors unbestechliche Gericht.
Wie immer bin ich supernervös, wenn meine verdammt gute und verdammt strenge Testleserin ihre Finger auf mögliche Baustellen legt - oder (Gott bewahre!) gar feststellt, dass ich mich irgendwo verlaufen habe (schlimmstenfalls schon zu Beginn!).
Aber ich sehne ihn auch herbei - den Moment, an dem ich endlich aufhören kann, mich selbst mit Fragen fertig zu machen, wie z. B. der, ob womöglich gar das Grundkonzept nicht hinhaut.

Die Frage nach meiner Fähigkeit, so etwas selbst beurteilen zu können, ist abgewiesen, Euer Ehren!
ICH glaube ja, dass es hinhaut! Sonst hätte ich nicht mit dem Schreiben begonnen. Aber die Betriebsblindheit ist ja eine nur allzu gut bekannte Geißel. Und eine zweite Meinung zu hören, finde ich einfach unglaublich (ent)spannend. (Je nachdem, wie zerpflückt es zurückkommt ;-))

Na also. Dann macht euch auf den Weg, ihr Lieben - und schnuppert ein bisschen Freiluft ... Wie gefährlich das für euch sein kann, werden wir erst sehen ;-)

Sonntag, 16. August 2009

Unter Strom

Statistischer Zwischenstand: 80 Seiten.
Psychischer Zustand: Unter Strom.

Die drei machen es sich (und mir) nicht gerade leicht. Ihre Gefühle fahren Hochschaubahn - und ich mit ihnen. Jetzt hab ich bald den Midpoint erreicht, an dem sich Karim trotz aller Eskapaden selbst versichert, dass er schon richtig unterwegs ist. Sira stellt sich die Frage nur halbherzig und Max ist zu feig, sich endlich zu outen. Oder vielleicht auch zu feinfühlig? Man kann das so oder so sehen - je nachdem, wie wohlwollend man ihn betrachtet.
Jetzt gerade - auf Seite 80 - war er seinem Ziel so nahe wie noch nie. Und gleichzeitig wieder so fern, dass er heulen könnte. Ich heule mit ihm. Aber ich kanns ihm nicht abnehmen. Das muss er schon selbst tun. Sagen, was er will und sich damit zumindest eine Chance eröffnen. Denn wenn er nichts riskiert, hat er schon verloren.

Für Tom kommt der Schlag der Erkenntnis im nächsten Kapitel. Auf das freu ich mich schon, seit ich diese Szene vor Augen habe! Dass Max für alles unendlich viel länger braucht, hab ich ihm ja leider so auf den Leib geschrieben. Ich hoffe, er hasst mich nicht dafür.

Als Trost sei ihm versprochen, dass er zumindest eine wirklich romantische Liebesszene bekommt.
Die ist ihm sicher. Der Rest liegt zumindest im Bereich des Möglichen. Aber ich will ihm nicht zu viel verraten. Sonst lehnt er sich gleich wieder zurück und wartet, bis der Kuchen an ihm vorbeischwimmt. Ein bisserl was hat er von einem Schlaraffenland-Gläubigen :-)
Aber ich mag ihn trotzdem sehr!

Mittwoch, 12. August 2009

Wirklich zufrieden

Kaum hab ich genug geklagt, läufts auch schon.
Heute gehe ich mit einem guten Gefühl ins Bett. In einem Zug hab ich neun Seiten geschrieben. Die Perspektiven haben sich so schön gefunden, dass ich richtig Herzklopfen hab, so freu ich mich, dass sich genau in diesem Kapitel ein kleiner Kreis in den großen fügt.
Ich arbeite ja mit 3 gleichberechtigten Perspektiven. Schön brav wechseln sie einander ab. Und nun kommen sie zu ihrer ersten Station. Das schöne Bild der Erinnerung zerbricht an der Realität - und alle drei spüren es auf ihre eigene, so unterschiedliche Art. Ich könnte jetzt behaupten, ich hätte es so angelegt und mein Plan ginge nun auf. Aber tatsächlich haben sie es sich selbst so erschrieben. Es war auf einmal gar nicht anders möglich, als den Schwenk von einem über den nächsten bis zur Dritten zu nehmen - wie ein Zug, der durch ein Tunnel fährt: Am anderen Ende taucht plötzlich eine ganz neue Landschaft auf. So habe ich meine Tunnels durchquert. Erst saß der eine am Führerstand. Doch am anderen Ende lenkte plötzlich der nächste das Gefährt ...
Ich freu mich wie ein kleines Kind, das was viel Tolleres zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, als es sich eigentlich gewünscht hat. In diesem Sinne freue ich mich schon auf morgen - wenn ich die nächsten Überraschungspakerln aufmachen darf.

Dienstag, 11. August 2009

48 Seiten und schrecklich viel Selbstkontrolle

Es ist Zeit für einen neuen Zwischenstand.
Ich habe das Gefühl, dass ich diesmal auf den richtig brutalen Schreibrausch noch warten muss. Ich ringe - mal mehr, mal weniger zäh - um die stimmigen Formulierungen. Viel mehr, als jemals zuvor. Vielleicht kann ich es auch einfach nicht mehr. Mich ganz hingeben und es laufen lassen. Weil mir bei jedem Satz immer wieder jede Menge Alternativmöglichkeiten in den Sinn kommen, die ich gegeneinander abwägen und nach ihrer perfekten Passform überprüfen muss. Da hat es ein Rausch schon ganz schön schwer, gegen so viel "Störgeräusche" anzukommen.

Aber meine Figuren machen mir dennoch sehr viel Spaß! Vor allem die Nebenfiguren, Tom und Lea, haben einen herrlich eigenen Kopf. Sie entwickeln sich gut und ich denke, sie fühlen sich auch sehr wohl in der Geschichte. Freundschaften entstehen - eigentlich viel unverkrampfter, als ich es beim Planen befürchtet hatte.

Trotzdem habe ich ständig ein prüfendes Auge über dem Ganzen.
Ist es denn noch genug Liebesgeschichte und nicht zu viel "Drumherum"? Verliere ich die Dreiecksbeziehung eh nicht aus dem Blick? Weil es doch so viel zu beobachten gibt und jede Figur so gerne alles von sich erzählen würde! Krieg ich es hin, die Stimmung auch in wenigen Worten fassbar zu machen, um möglichst nicht vom zentralen Thema abzuschweifen? Wie beschreibe ich eine Gegend, in der ich noch nie war und die ich nur von Bildern und (wenn auch sehr ausführlichen!) Schilderungen kenne? Kann ich da trotzdem die richtige Atmosphäre schaffen?

Oft beende ich meinen Schreibtag mit dem Gefühl, das Zeug am nächsten Tag wahrscheinlich zum Großteil in die Tonne treten zu müssen. Selten bin ich wirklich zufrieden, wenn ich den Computer abdrehe. All die oben angeführten Fragen summen mich in einen traumdurchtränkten Schlaf. Interessanterweise genügen am nächsten Tag oft kleine Korrekturen - fast immer sind es Schilderungen, die ich in Dialoge umwandle und sie damit näher an die Figuren bringe - um mich mit der Szene auszusöhnen. Es kommt mir so vor, als müsste ich erst den Rahmen abstecken und ihn dann in einem zweiten Durchgang an die Körper meiner Leute maßschneidern.

Solange das so funktioniert, will ich mich nicht beschweren. Es ist halt ein sehr ungewohntes Vorgehen, das ich so noch nie erlebt habe. Trotzdem hoffe ich jeden Tag, wenn ich mich wieder voll Enthusiasmus an den Text setze, dass es nun endlich zu "flutschen" anfängt. Ich habe so viele Szenen im Kopf, die noch aufs Niederschreiben warten.
Wenn die nur endlich an der Reihe sind, dann gehts aber los!, denke ich mir.
Mal sehen, ob das auch stimmt ...

Mittwoch, 5. August 2009

3 Kapitel - 3 Perspektiven

Im Gegensatz zu früher hat sich das Schreiben für mich doch ziemlich verändert.

Als ich noch unbedarft und frei von jeglichem theoretischen Wissen um Plot, Spannungsaufbau oder Dramaturgiepunkte vor mich hin fabuliert habe, wusste ich noch nicht einmal, was eine Perspektive beim Schreiben eigentlich ist. Ich schrieb die Gedanken auf, wie sie mir so durch den Kopf geschossen sind. Mal von der einen Warte aus, dann wieder von der anderen - je nachdem, wer gerade mehr zu sagen oder zu denken hatte. Das war ein sehr unbelastetes Schreiben. Es ging irgendwie auch schneller und leichter von der Hand. Ich liebte schöne Formulierungen (naja, das tu ich ehrlich gesagt immer noch :-)) und ordnete ihnen so manche Szene unter. Um in Beschreibungen von Landschaften, Gefühlen oder Stimmungen schwelgen zu können, habe ich schon mal Spannungsbogen oder Logik für den speziellen Fall zurecht gebogen.

Ich habe ja schon lange nichts mehr von den Texten gelesen, die ich damals so geschrieben habe - früher, als es in meinem Leben noch kein Schreibforum, keine Workshops und keine Autorenfreundschaften zu viel gebildeteren Menschen, als ich es jemals sein werde, gab. Aber ich bin sicher, dass ich wohl öfter den Kopf schütteln und die Hände ringen werde ob so viel Missachtung sämtlicher Regeln der Schreibkunst.

Andererseits war es schon auch eine schöne Schreibzeit.
Ich war viel weniger selbstkritisch. Ich war einfach überzeugt davon, dass ich richtig gut schreiben kann - schließlich weiß ich doch auch, was ich gerne lese! Wieso sollte ich dann nicht so etwas auch niederschreiben können. Mit diesem Rüstzeug machte ich mich an das Werk. Und es hat richtig viel Spaß gemacht! Wenn sich mal irgendein logisches Problem ergeben hat, hab ich einfach eine passende Lösung dazuerfunden - und schon ging es munter weiter. Kein Plan, kein Plot, kein Gedanke an einen Spannungsbogen, einen Anfang, einen Höhepunkt und ein Ende. Das kam schon alles irgendwie.

Wie komme ich jetzt um Himmels Willen von meinen ersten 3 Kapiteln, die ich heute fertig bekommen hab, zu diesen ausschweifenden Überlegungen über die chaotischen Anfänge meiner Schreibzeit?
Tja. Der Gedankengang war ebenso geradlinig wie rückführend.
Bei meinem aktuellen Roman habe ich einfach all das im Vorfeld beackert, was ich am Anfang meiner Schreibtätigkeit noch nicht einmal gekannt habe.
Ich weiß, wer wann welche Perspektive bekommt. Habe die Dramaturgiepunkte bestimmt und mich von ihnen in der Kapitelplanung leiten lassen. Ich kenne alle Stationen, die meine Portagonisten durchlaufen werden. Weiß, wo sie sich wann warum wie fühlen und habe ihre Reiseroute im Routenplaner gecheckt. Ich könnte mir sogar ausrechnen, wieviele Seiten am Tag ich schreiben muss, um rechtzeitig zum Abgabetermin mit dem Roman fertig zu sein.
Aber das alles ändert im Grunde gar nichts daran, dass ich mich darauf freue, wann sie mich zum ersten Mal überraschen und an meinem sauberen Plan rütteln werden. Denn in diesem Moment werde ich wissen, dass meine Figuren so lebendig in mir sind, wie es die Chaoten waren, die mir zu Beginn meiner Schreiblaufbahn die Texte diktiert haben.
Der Unterschied ist dann nur der, dass ich weiß, an welcher langen Leine ich sie laufen lasse. Und dass ich sie zurückpfeifen kann, wenn sie meine Pläne nicht erweitern, sondern aus dem Konzept reißen wollen.
Bisher sind sie aber ganz brav und gesittet. Doch ich habe ja auch erst 3 Kapitel ...

Montag, 3. August 2009

Neuer Zwischenstand: 16 Seiten

Es geht langsam voran.
Heute habe ich mich bei meinem Sohn über den richtigen Fußball-Jargon schlau gemacht. Mein Notizbuch ist jetzt voll mit strategischen Zeichnungen, Männchen und strichlierten Linien, an denen die diversen Feldspieler entlanglaufen - wenn sie es richtig machen. Dazu gibt es so kryptische Angaben wie "Einer drauf!" oder "Lochpass" und "auf der 6er Position stehen".
Die Szene habe ich sehr schnell zu Papier gebracht, denn morgen weiß ich bestimmt nicht mehr, was mit all den Kreisen und Buchstaben gemeint ist, die mein schlauen Büchlein füllen - auch wenn ich es heute selbst hineingeschrieben habe.
Wer jetzt aber meint, dass mir die schnelle Umsetzung zur Ehre gereichte, der irrt leider. Der Experte schnaubte durch die Nase und malte mit seinem gelben Textmarker an schrecklich vielen Stellen herum, als ich ihm den Abschnitt zur Prüfung vorgelegt habe. Ich bin ja nur froh, dass ich mich mit meinem Halbwissen über Fußball nun nicht mehr blamieren kann - dem Expertentum sei Dank!
Aber eines ist sicher: Es gibt kaum etwas Strengeres als den hauseigenen Kritiker.
Und das ist wahrscheinlich gut so ...

Samstag, 1. August 2009

Kapitel 1

Ich habe lange nicht geglaubt, dass ich Karim jemals so tiefgreifend zu fassen kriege, dass ich ihm eine eigene Perspektive zugestehen kann. Und jetzt hat er sogar das erste Kapitel bekommen.
Er ist ein schrecklicher Macho. In echt würde ich so einen Typen niemals ertragen können. Aber dabei ist er auch irgendwie liebenswert naiv. Er glaubt an die ehernen Gesetze des Patriarchats. Und er hat einen (für mich absolut zweifelhaften!) Spaß daran, sich auch mal dafür zu prügeln. Es hat was von den Rangkämpfen in einem Löwenrudel. Auch dort sind die Weibchen im Grunde die Klügeren, die für den inneren Zusammenhalt der Gruppe sorgen - und wissen, dass ihre Männchen das halt einfach brauchen, sich stark und überlegen zu fühlen. Ihnen zur rechten Zeit über den Kopf zu streicheln erspart viel Streit und Diskussion.
Dass es in einem Menschenrudel nicht ganz so einfach funktioniert, werden die beiden im Laufe ihrer Reise nachdrücklich lernen. Noch aber sind die Rollen gut verteilt und mein Karim sieht keine Wolke an seinem heilen Weltenhimmel ...

Ich bin ebenso zufrieden - in Anbetracht der Tatsache, dass ich gerade am Anfang eines Romans immer ganz besonders stundenlang an einzelnen Sätzen und Formulierungen herumfeile, obwohl ich mir bewusst bin, dass wahrscheinlich gerade das erste Kapitel noch vielen weiteren Änderungen ausgesetzt sein wird und ohnehin kaum ein Satz so bleibt, wie er zu Beginn geschrieben steht, klingt es nach dem ersten Durchlesen schon recht rund.

Ich spüre, wie ich warm laufe. Die nächsten Tage werden Max gewidmet sein. Danach hab ich meine Stammmannschaft um mich versammelt. Und dann lass ich sie so richtig auf einander los :-)