Donnerstag, 24. Juni 2010

Geschafft!

"With a little help from my friends ..."

Anfangs dachte ich, dass an dem Manuskript ja eigentlich gar nicht so viel zu korrigieren wäre. Hier eine Formulierung - dort ein nicht ganz konsequent zu Ende gedachtes Psychogramm. Ein paar tiefere Einblicke in die Beweggründe und Reaktionen meiner handelnden Personen ... und dann noch diese eine wichtige alles entscheidende flammende Rede ... und gut isses.

Aber die Tage vergingen und gut waren einzig und allein die Lachattacken, die sich aus diversen deutsch-österreichischen Sprach-Missverständnissen ergeben haben (eines davon reizt mich immer noch zu gröhlendem Herausprusten! *tränenlach* Schade, dass es nur für eingefleischte Ösis verständlich ist ...)

Der Rest war alles andere als gut - und am schlechtesten waren die Ausreden, die ich mir täglich neu aus dem Finger gesaugt habe. Zäh wie im Keller vergessenes Schmieröl zogen sich die Seiten hin. Und die Befürchtung, dass Ende Juni schneller da sein würde als meine verschollene Energie, wurde tagtäglich mehr zu einer schrecklichen Gewissheit.

Und dann kam das:
Am Tiefpunkt meiner Selbstzerfleischung läutete es an der Tür und eine nette Dame von Fleurop stand mit einem Blumenstrauß vor mir. Lächelte und drückte mir das duftende Paket - gemeinsam mit einem Kuvert - in die Hand.
Von wem das sei? Ratloses Schulterzucken und der Hinweis auf die Karte. Freunde?

Oja! Freunde! Und was für welche!
So viel Zuspruch, Kraft und Energieladung, dazu noch Inspiration und Ruhe - und eine Riesenportion an Zuneigung und Verständnis ... die Überraschung war perfekt! Und es hat geholfen!
Umgeben von Blütenduft und motivierenden Wünschen löste sich der Knoten in meinem Kopf. Wie nach langer Krankheit, wenn man zum ersten Mal wieder aufstehen darf, tasteten sich die Gedanken voran, schälte sich das Gefühl für den roten Faden aus dem Nebel und vorsichtig, ein bisschen unsicher und immer wieder vergewissernd über die Schulter linsend, fing die Geschichte wieder zu laufen an.

Der größte Brocken - diese drohende, wie ein Damokles-Schwert über mir schwebende Rede - rückte in Reichweite. Und auch hier haben mir meine Freunde die Räuberleiter gemacht. Sieben Stunden habe ich mit jedem Satz gefochten. Und von den guten Tipps gezehrt, die ich bekommen habe. Gestern um 3 Uhr MEZ war ich dann durch. Alle Baustellen waren geschlossen. Alle Anliegen begutachtet. Alle offenen Fragen beantwortet. Und der nächste-Tag-Kontrollblick ist zufrieden ausgefallen.

Ich habs geschafft.
Ich bin geschafft.
Und unendlich dankbar und glücklich.

Jetzt gönne ich mir einmal eine kurze Phase der Erholung.
Aber dann starte ich wieder durch!
Mit frischer Energie und unter neuen Vorzeichen: Denn ab dem nächsten Projekt segle ich mit einem neuen Partner durch die Literaturlandschaft. Die Literaturagentur Schmidt & Abrahams hat mich unter ihre Fittiche genommen. Ein großer Schritt, den ich mir sehr lange und gründlich überlegt habe. Und mit dem ich sehr zufrieden bin.

Ganz nach dem Motto: "With a little help from my friends" ...

Mittwoch, 16. Juni 2010

Rauschen im Leerlauf

Heute regnet es.
Das gleichmäßige Geräusch hat normalerweise was Beruhigendes. Nicht aber, wenn es alles andere übertönt, das eigentlich gehört werden sollte. Mein inwendiger Geräuschpegel hat Ähnlichkeiten mit diesen Vuvuzelas, die einen auf Schritt und Tritt zudröhnen. Aus offenen Fenstern, Gaststätten, Autoradios. Das Hornissengesummse ist aber nichts gegen das Rauschen, das meinen Kopf ausfüllt. Kein klarer Gedanke kann sich durch den klebrigen Klangteppich einen Weg bahnen. Müde! Müde! jammert es mir entgegen, sobald die Traumklumpen bröckeln und der neue Tag sein Recht einfordert. Und wieder zerbricht der erste schwere Lidschlag die Hoffnung, dass ich diesmal vielleicht ausgeschlafen und mit neuer Kraft gefüllt sein könnte.

Bis Ende Juni sollte ich meinen Roman überarbeiten. Es ist nicht viel, was zu tun ist. Aber ich krieg den Gang nicht ins Getriebe. Schon die Hand zum Schaltknüppel zu führen, erscheint mir wie die Besteigung eines Zehntausenders. Morgen. Morgen. vertröstet mich die stimmlose Hoffnung aus engem Hals. Aber morgen ist wie heute.
Und heute regnet es.

Dienstag, 8. Juni 2010

Korrekturen als Kuschelkonkurrenz

In einer absoluten Rekordzeit kamen der Lektoratsbrief und daran angeschlossene Korrekturwünsche aus dem Verlag zurück. In vorbildlicher Sandwich-Konstellation.
Als Unterlage wohltuendes Lob. Bestrichen mit einigen kritischen Anmerkungen (Liebevoll. Verpackt. Aber eindeutig). Abgedeckt mit einem aufmunternden "Hopp auf!"
Wunderhübsch verpackt mit Freundlichkeiten wie "Tolles Projekt!" und "Da steckt Zündstoff drin." - Was aber auch sofort suggeriert, dass es daran doch noch einiges zu zündeln gibt.
Die Botschaft ist angekommen!
Da wird jetzt also die nächsten Tage weniger mit neuen Ideen gekuschelt, als an den alten gefeilt.
Und der Wunsch nach Zeitmanipulation bekommt neue Nahrung.
Welch grausames Schicksal, das Ungeduld mit Sekundenzeigern paart ...

Dienstag, 1. Juni 2010

Auf die Reise geschickt

Auch beim vierten Mal ist das Kribbeln im Bauch nicht kleiner, in dem Moment, in dem ich auf den Senden-Knopf drücke und meine Lieben auf die Reise schicke.
Trotz aller Widrigkeiten habe ich es geschafft, pünktlich zum Termin fertig zu sein. Um ehrlich zu sein verdanke ich das ja weniger meinem eigenen Durchhaltevermögen, als der hervorragenden Arbeitsmoral meiner genialen Protagonisten - doch das wissen nur sie und ich ... und die regelmäßigen Besucher meines Blogs ;-))
Dann halte ich jetzt die Luft an, bis die erste Reaktion eintrudelt - und lasse mich in der Zwischenzeit von Versicherungskram, Krankenhausbesuchen und diversen Brotjob-Endproduktionen in Beschlag nehmen (wer hat den Spruch erfunden, dass man immer so viel aufgebrummt kriegt, wie man gerade noch tragen kann? Ich hasse ihn! Das musste hier jetzt mal an dieser Stelle ganz deutlich gesagt sein!)

Viel spannender finde ich, dass mich heute Abend eine neue Romanidee heimgesucht hat. Mit der geh ich jetzt kuscheln.

Manchmal beneide ich mich selbst um diese aufgeregte Zufriedenheit, die mich während des Weges von der Idee bis zum Versenden des fertigen Manuskripts immer wieder überfällt.