Meine liebe Freundin und Autorenkollegin Claudia Toman hat eine Frage in den Raum gestellt, die meinen Momentanzustand so perfekt trifft, dass ich der Versuchung nicht widerstehen kann, mich ihr heute noch anzunähern, obwohl ich vermute, dass sie gar nicht so leicht zu beantworten sein wird:
Angenommen, ihr könntet durch eine Art Zeitloch (King nennt es Kaninchenbau) an einen Punkt der Vergangenheit zurück und es wäre möglich, etwas zu verändern:
1. Welcher Punkt wäre das?
2. Was würdet ihr verändern?
3. Warum würdet ihr es verändern?
4. Wie würdet ihr das tun?
Wer gerade mit seinen Lebensumständen im Clinch liegt, dem schießen schnell einmal so Gedanken durch den Kopf wie "ich wünschte, ich hätte letztes Jahr nicht diese spontane Entscheidung getroffen ..." oder "wäre ich doch nur vorher geduldiger gewesen, statt gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten ..." - um ein paar x-beliebige Fehlentscheidungs-Möglichkeiten aus dem vollen Angebot des Lebens zu schöpfen.
Wenn ich nun aber genau eines, nämich das entscheidende Ereignis herauspicken muss, dessen Veränderung die Waagschale des Schicksals nachhaltig zu meinen Gunsten verändern könnte, erfordert das eine ganz grundsätzliche Gewissens- und Vergangenheitserforschung.
- Wo war denn die Weggabelung, an der ich die Abzweigung zum Jackpot verpasst habe?
- Woher nehme ich überhaupt die Sicherheit, dass für jeden das große Los bereit steht?
- Wer sagt mir, dass nicht genau jetzt, genau hier und genau auf dieser Route das Glück auf mich wartet, wenn ich nur noch ein paar Schritte weitergehe?
- Was will ich denn überhaupt mit meinem Leben anfangen? Wozu bin ich hier?
Je mehr dieser "W-Fragen" auf mich einprasseln, desto schwerer fällt es mir, ein Ereignis aus meiner Vergangenheit herauszufiltern, das dafür zuständig wäre, warum ich heute mit meinem Leben nicht glücklich und zufrieden sein sollte.
Kann nicht genau diese Person, die aus den vergangenen Entscheidungen und Erlebnissen zu dem "Ich" geworden ist, das mich heute ausmacht, die Träume verwirklichen, die ich im Herzen trage? Könnte es eine andere besser? Eine, die ich wäre, wenn ich an einem Punkt meines Lebens am Rad des Schicksals drehen könnte?
Ich gebe es ehrlich zu: Es gab immer wieder Momente in meinem Leben (und die liegen gar nicht so lange zurück), zu denen ich mir gewünscht habe, nicht zum hundertsten Mal in die gleiche Falle getreten zu sein. Nicht wieder einmal zu unüberlegt gehandelt und zu kurzsichtig entschieden zu haben. Und ich befürchte, es werden noch jede Menge dieser Momente nachkommen. Und wenn nicht die gleichen, dann finden sich bestimmt neue Tretminen.
Also je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer wird meine Entscheidung:
Nein danke! Ich verzichte! Ich krabble aus dem Kaninchenloch zurück so schnell ich kann. Und plumpse in mein patschertes Leben - weil es meines ist und ich es kein bisschen anders haben will. Weil ich nicht riskieren wollte, auch nur einen Menschen nicht mehr antreffen zu können, mich auch nur einmal nicht genauso verirren und wiederfinden zu lassen. Und weil ich überzeugt davon bin, dass ich ja doch von jedem x-beliebigen Punkt aus dem Zeitloch wieder genau auf meinem Hintern landen würde - und genau so soll es auch sein.
#no_way_out Adventskalender Linkliste
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30. November: *Buchtrailer *(Originalbuchtrailer aus dem Jahr 2013)
1. Dezember: *Prolog*
1. Dezember: *Kapitel 1 & 2*
vor 22 Stunden