Dienstag, 30. Juni 2009

Mehr-Fronten-Fortschritte

Weil ich mich gerne davon überzeugen hab lassen, dass ein Arbeitstitel auch ohne Bestsellerpotential auskommt, war das Mail an meine Lektorin nur eine logische Konsequenz.
Die Antwort kam postwendend. Sie freue sich über meinen ansteckenden Feuereifer und würde so schnell wie möglich feedbacken. Und übrigens: Der neue Krimi ist bereits im Satz - 208 Seiten - und verdiene ein Extra-Bravissimo!
Das Ausschütten der Glückshormone dürfte in den hörbaren Bereich vorgedrungen sein :-)
Und der Endorphin-Überschuss ist nahtlos in die Feder geflossen. All die Menschen, die zu diesem Endstadium beigetragen haben, wollen gebührend bedankt sein!
Ich fürchte, mit meiner Danksagung habe ich ihren gerade gewonnen Glauben daran, dass ich mich ja doch kurz fassen kann, (so der nicht bisher doch nur eine aufkeimende Hoffnung gewesen ist), wieder nachhaltig erschüttert.
Mit manchem muss man eben leben ...

Wie nenn' ichs nur?

Das Kind braucht dringend einen Namen.
Neugierig soll er machen. Und seinen Charakter treffend bezeichnen, ohne platt zu wirken.
Nachdem das Exposé mit freundlich-lobenden Worten für den Versand freigegeben wurde, scheitert die Verlangsübergabe an dem simplen Umstand, dass sich mir bisher kein g'scheiter Titel aufgedrängt hat.

Schlimmster Nebeneffekt des namenlosen Zustands: ohne Arbeitstitel gibts keinen neuen Unter-Ordner auf der Festplatte. Was einem organisatorischen Supergau Tür und Tor öffnet!
Schließlich kann unter dem schlichten Namen "Neuer Ordner" sonst was abgespeichert werden ... da den Überblick zu wahren oder sich gar Inspiration zu erhoffen, kommt dem Versuch gleich, "Stille Post" mit Gehörlosen zu spielen.

Eine Nacht geb ich mir noch. Wenn mich bis morgen kein Gehirnsturm aus den Schuhen weht, wird das Baby notgetauft auf die Reise gehen müssen. Und ich tröste mich mit der an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitstitel ohnehin so gut wie nie die Hürde auf das endgültige Cover schaffen, sondern bei der Vertreterkonferenz dann in ein griffiges "Trallala* küssen besser" geändert werden ...

*je nach Bedarf hier Franzosen, Spanier oder vielleicht Bulgaren einsetzen!

Sonntag, 28. Juni 2009

Nächste Hürde: Exposé

Nach intensiven Diskussionen mit meiner Mahnstimme habe ich mich heute an einen ersten Exposé-Entwurf gemacht. Auf den ersten Blick bin ich damit ziemlich zufrieden. Ich hoffe, damit den Schwerpunkt der Geschichte wieder richtig ins Zentrum geschoben zu haben. Wenn ich es dann auch noch schaffe, dieser Intention im Romanverlauf gerecht zu werden (was gefühlsmäßig einen Hochseilakt werden könnte und mir ein Höchstmaß an Fingerspitzengefühl abverlangen wird), könnte das wirklich was werden ...
Das Brennen in meinem Bauch drängt mich trotz der Gefahr, daran zu scheitern, es wenigstens zu versuchen ...

Samstag, 27. Juni 2009

Ein erster Meilenstein

Den frischen Wind vom gestrigen Gespräch noch in den geblähten Segeln, bin ich eben glücklich im ersten Hafen eingelaufen. Der Plot hat sich genauso rasch entwickelt, wie ich es mir nach dem Rundum-Input von gestern erhofft hatte.

Die Gespräche mit meinen Protas waren wirklich spannend.
Max war zuerst ein bisschen schüchtern - und dann hat er sich typisch männlich verhalten. Nix reden und eingeschnappt sein. Dass wir das alle leider zu gut kennen, hat ihn auch nicht unbedingt mit mir versöhnt. Wer liebt es schon, mit dem eigenen Spiegelbild geschlagen zu werden?
Aber auch die anderen haben einige Selbsterkenntnis auf sich nehmen müssen.
So gesehen war ich sehr gerecht - oder besser, das Leben war gerecht. Denn ich bin nur der Chronist. Regie führen sie schon alle schön selbst.
Das zu erkennen ist der schönste Teil an den Spiel.

Endorphine sind schon eine feine Sache!

Donnerstag, 25. Juni 2009

Glühen

Mit roten Ohren, 20 vollgekritzelten Heftseiten und einem Gefühl, als ob mir mein Körper gerade um zwei Nummern zu klein wäre, sitze ich da und spüre dem Gespäch nach, das ich gerade mit einer ganz besonderen Frau geführt habe.
Charlotte war genau dort, wo ich meine sechs jungen Freunde hinführen will - noch bevor sie zu Freunden geworden sind. Sie hat mit den Menschen gesprochen, denen auch Sira, Max und die anderen begegnen werden. Sie hat das gespürt, gehört, gerochen und gesehen, was meine Mädels und Jungs so nachhaltig verändern wird. Und was sie zu Freunden macht, die einander tiefer verstehen, als sie es sich jetzt vorstellen können.
Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl in mir konservieren, in eine Dose stecken und bei Bedarf daran schnuppern, wenn ich irgendwo vielleicht ins Stocken gerate. Im Moment breitet sich meine Geschichte wie ein Lauffeuer in mir aus, entrollt freigibig die Landkarte ihrer Struktur, wartet nur darauf, dass ich sie niederschreibe.
Tja ... dann werden als nächstes wohl meine Finger glühen :-)

Sonntag, 21. Juni 2009

Vorsichtiges Herantasten

Ich habe etwas beschlossen, das mir nicht nur vernünftig, sondern sogar einzig zielführend erschient.
Ich verzichte jetzt einmal auf den ersten Satz und nähere mich der Story durch die Hintertür.
In meinem dicken blauen Buch finden sich inzwischen seitenweise handschriftliche Aufzeichnungen von Einzelszenen, die ich geträumt habe oder die mir sonstwo zwischendurch zugeflogen sind und die ich nicht vergessen will, Charakterstudien zu meiner, inzwischen auf sechs Personen angewachsenen, sehr inhomogenen Protagruppe, Überlegungen zu ihren Wants und Needs, ihren Motivationen, blinden Flecken und unterschiedlich mühseligen Lebensbedingungen.
Zwischen, über und hinter all dem stehen umfangreiche Rechercheergebnisse, mit denen ich die psychologische Ebene der Geschichte unterfüttern will - was sich als schwieriger herausstellt, als ich es mir vorgestellt hatte, weil ich dabei immer wieder Gefahr laufe, in die "Bequemlichkeit" eines Reiseberichts abzugleiten - wo ich doch diesbezüglich einen Riesenpool an Berichten zur Verfügung habe, während ich mir meine Protas aus dem Hirn und Bauch saugen muss.
Aber es macht Spaß!
Wie hat Petra im letzten Kommentar schon prohezeiht? Mit ein bisschen Leidenschaft gibt sich keiner von uns zufrieden - am wenigsten meine hormongeplagten Protagonisten :-)

Dienstag, 16. Juni 2009

Pre-Roman-biestig

Was für ein Glück, dass ich allein zu Hause bin!
Also - Glück für alle, die normalerweise um diese Zeit in meiner Nähe wären. Weniger Glück für mich, die jetzt gern jemanden ansudern wollen würde.

Warum legt sich der Beginn einer neuen Geschichte bei mir immer so schrecklich quer, dass ich Magendrücken, Sodbrennen und Ameisen im Hintern gleichzeitig zu haben glaube?
Vor mir türmt sich ein Pool von Einzelereignissen, ich wühle in packenden Berichten, Bilder laufen vor meinem inneren Auge ab, dass ich einen Film drehen könnte.
Und ich krieg kein Wort aufs Papier!

Ich quäle mich seit Tagen und Nächten damit herum, nachzugrübeln, ob mir meine neue Prota letztens gesagt hat, sie würde Sina oder vielleicht doch Sira heißen. Und ob sie wirklich so konservative Ansichten zum Thema Ehe, Familie und Religion hat, wie ich es ihr zuschieben will, oder ob sie es schafft, mich von ihrer Aufgeschlossenheit zu überzeugen, die sie doch von ihren bosnischen Freunden so unterscheidet.
Und dann ist da Max, der seine Unsicherheiten hinter einem rauhen Schweigen und patzigen Antworten versteckt und dabei verrückt ist vor Verliebtsein in die unnahbare Sina oder Sira oder wie immer sie jetzt wirklich heißen will ... die wiederum meint, sie könnte doch bestimmt nur mit einem von "ihresgleichen" glücklich werden.
Und Lea ist eine Lustige, Vorlaute, immer gut aufgelegt, immer locker und will nach der Schule Medizin studieren und in der dritten Welt Gutes tun - und in Wirklichkeit ... hat sie auch so eine Leiche im Keller. Genauso wie der verwöhnte Tom ...

Hach! Ich seh sie alle vor mir!
Warum kann ich nicht endlich den ersten Satz schreiben und den Bann endlich brechen?
Muss das jedes Mal so eine Steißgeburt sein??

Samstag, 13. Juni 2009

Mitten ins Herz

Für meinen "Liebesroman" (den ich eigentlich viel lieber einen "herzlichen Beziehungsroman" nennen will) habe ich gestern eine Anfrage an die Gründerin der Initiative "Bauern helfen Bauern" geschickt - und schon heute eine Antwort erhalten, die absolut ins Schwarze getroffen hat.
Genau das ist es! Das, was in den begeisterten Schilderungen der Begleiterin der Jugendreisen in das ehemalige Kriegsgebiet auf dem Balkan an Gefühlen und Erfahrungen rüberkommt, habe ich für meine Geschichte gesucht. Eine Bilderflut stürzt auf mich ein. Erobert mein Herz im Sturm. Wenn ich das schaffe - diese Gefühle zu erzeugen, die sich in mir beim Lesen des Erfahrungsberichts einstellten, dann habe ich genau den Roman geschrieben, der mir vorgeschwebt ist, als mir die Lektorin den Vorschlag für diese Geschichte zum ersten Mal gemacht hat.
Zusätzlich bekam ich eine weitere Adresse, an die ich mich mit Fragen wenden darf.
Ich kann es kaum erwarten, mit der Dame in Kontakt zu treten.
Ich fühle mich wie auf dem wippenden 10m-Brett kurz vor dem Absprung in die verheißungsvollen Fluten.
Noch ist diese neue Welt, die ich erschaffen will, wie vor dem Urknall - eine brodelnde Masse, dicht bis zum Bersten. Was daraus entstehen wird?
Ich bete, dass ich das alles einfangen und in Worte fassen kann, was mir momentan gerade die Brust sprengt.

Dienstag, 9. Juni 2009

Doppelfreude!

Heute hab ich gleich zwei Mal Grund zum Jubeln gehabt:
1.: Meine Homepage ist fertig geworden und ich bin total glücklich damit
Und 2.: In der Post war der Vertrag für Mari, Alma, Noah & Co.

Irgendwie haben beide Ereignisse eine ganz besondere Bedeutung für mich. Auf dem Weg zur Professionalität ist das erste eine lang ersehnte Visitenkarte und das zweite eine Bestätigung, dass Charlie keine Eintagsfliege war.
Und das gibt mir so viel Energieschub, wie normalerweise nur der Verzehr von einer ganzen Tafel doppeltgefüllter zartschmelzender Schokolade :-)))

Freitag, 5. Juni 2009

Müde am laufenden Möbiusband

Die Verkühlung hat sich gefühlsmäßig in der Hirnregion verkapselt und zielt offenbar auf ein längeres Sommergastspiel ab. Meine interne Abwehrpolizei fühlt sich inzwischen in dem selben Maße überfordert, wie mir konzentriertes Arbeiten schwerer fällt. Am liebsten würde ich den ganzen Tag nur konsumieren, was andere, brillante Geister hervorgebracht haben - und dabei den Totstellreflex perfektionieren. Aber nicht einmal das krieg ich auf die Reihe ...
An eine konzentrierte Plot-Arbeit ist nicht zu denken. Es reicht grad, um die Routine-Handgriffe meines Brotjobs vorzutäuschen. Da lohnt sich halt das beinahe 20jährige Training :-)
Dabei wühlen sie schon in meinen Eingeweiden - die Neuen - und verlangen nach Namen, nach Augen, Ohren, Händen und Füßen - um endlich loslegen zu können mit ihrem Leben, das ich doch selbst noch gar nicht kenne.
Ich glaub, ich werde noch schnell ein paar Samen streuen, bevor ich mich wieder verkrieche. Wer weiß, vielleicht blüht der Garten, wenn ich wieder aus der Viren-Geiselhaft entlassen bin!