Donnerstag, 30. August 2007

Produktivität auf eigene Faust!

Heute haben sich weitere elf Seiten mit mehr als 2.000 Wörtern gefüllt.

Meine Leute kommen immer mehr in Fahrt, wie mir scheint. Der schweißtreibend gründlich durchdachte Plott ist zwar gnadenlos überholt - laut Plan sollte ich erst bei Kapitel 7 sein, tatsächlich hat sich eben mit geheimnisvollem Knarren die Tür zum 10. Abschnitt aufgetan - aber der logische Faden ist dafür um ein Vielfaches kunstvoller (und trotzdem reißfester, als das grobe Seil, das ich in theoretischer Sicherheitsmanie um die Handlung geschlungen hatte).

Auf mein unkontrolliert ansteigendes Schlafbedürfnis nehmen sie keine Rücksicht. Immer häufiger suche ich händeringend und augenrollend nach den richtigen Worten, die mir normalerweise irgendwo auf der Zunge liegen und sich nach einem Augenblick der Meditation auch freiwillig ausspucken lassen.
Ihr seid hochgradig anstrengend, rufe ich ihnen zu.
Aber ja! Gern geschehen, pfeifen sie mir ein fröhliches Liedchen zurück.
Und erzwingen Handlungswendungen, in denen ich sie als verantwortungsbewusster Schöpfer einfach nicht alleine zurücklassen kann. An Banalitäten wie Schlaf ist da nicht zu denken.
Und sie wissen es ja genau: Ich liebe sie dafür, dass sie mir um mindestens einen halben Schritt voraus sind. Und dass sie - im Gegensatz zu mir - nie müde werden, sich in Schwierigkeiten und mich dazu zu bringen, diese mit einem neuen Kniff wieder zu lösen. Damit verästelt sich die Handlung mehr und mehr, wird vielfältiger, undurchsichtiger und macht (es klingt fast wie ein Widerspruch) trotzdem den Weg zum Ziel immer zwingender.
Manches von dem, was ich beim Plotten nicht zu meiner Zufriedenheit lösen konnte, ergibt sich jetzt wie von selbst. Es bestätigt sich für mich, damit Recht getan zu haben, diese offenen Fäden einfach mal auf sich beruhen zu lassen.

Ich bin schon neugierig, welche Aha-Erlebnisse sie mir morgen bescheren.

Mittwoch, 29. August 2007

9.150 Wörter

Gerade waren die Schwestern noch mit der Mutter shoppen und die Stimmung nach den Pubertäts-Querelen endlich einmal gelöst, als dunkle Wolken aufziehen.
Eine böse Ahnung verdichtet sich und manch einer zeigt ein neues Gesicht. Aber ist das nun wirklich das Echte?
Ich könnte es wissen, aber manchmal bin ich mir plötzlich selbst nicht mehr so sicher.
Auf den ersten 43 Seiten haben mich schon manche unerwarteten Wendungen überrascht. Warum sollte das die kommenden angepeilten 150 Seiten plötzlich anders sein?
Der Weg ist klar, und den gehen sie auch alle brav. Aber mancher kann dabei auch die Seiten wechseln. So viel Freiheit gönn ich ihnen....

Dienstag, 28. August 2007

Stammel-Stummel

Im Urlaub hab ich Alices "Blackout" gelesen - zur Einstimmung und Inspiration für meinen Krimi-Ausflug. In einem Zug hab ichs verschlungen (Also, nein - nicht in der Bahn. Schon im Zimmer. Auf dem Bett liegend. Und teilweise sogar auf dem Balkon. In der Abendsonne. Aber OHNE PAUSE, meine ich. Weils so spannend war...)
Und ehrlich, ich bin total begeistert davon! Das Tempo, das Feeling fürs Setting, der Stil - federleicht, rassig und echt unterhaltsam. Natürlich hab ich ihr das auch in ihrem Blog geschrieben. Und auch, dass ich sie dafür bewundere, wie unkompliziert das Schreiben bei ihr wirkt. Ihre Antwort war tröstlich. Der Weg zum Einfachen geht auch bei ihr über Stock und Stein. Dass es ihr gelingt, schlussendlich die Unverkrampftheit so gut rüberzubringen, lässt mich hoffen und nicht aufgeben.
Es kann funktionieren.
Mit Einsatz, Geduld und Übung werden irgendwann auch aus meinen Stammel-Stummeln die richtigen Worte zu den Filmen, die ich zuvor in meinem Kopf ablaufen gesehen habe...

Montag, 27. August 2007

Brav, brav!

5.000 Wörter, 5 Kapitel, 24 Seiten - und kein Widerspruch.
Es scheint zu fuktionieren!

Meine Figuren entwickeln sich. Ihre Charaktere nehmen Formen an. Sie sprechen, fühlen, handeln immer deutlicher ihrem Typus entsprechend. An den Zwischentönen wachsen sie zu Persönlichkeiten heran, die sie sich selbst aussuchen. Immer besser werden sie von einander unterscheidbar. Das Schwarz-Weiß des Plots bekommt immer mehr Farbe und Nuance. Ich bin überrascht, wie genau sie wissen, wie sie sich präsentlieren wollen in ihrer Welt, die ich für sie geschaffen habe - und die sie sich nun ganz individuell einrichten dürfen.

Das ist die Phase am schreiben, die ich am meisten liebe.
Wenn ich nach dem Punkt am Ende eines Kapitels erst einmal staunend lese, was mir meine Leute zu erzählen hatten. Während des Schreibens selbst lass ich mich treiben, sehe Bilder vor mir entstehen, rieche, schmecke, fühle und höre - und versuche das alles in Worte zu fassen.
Dass diese ganz wo anders entstehen als in meinem wachen Bewusstsein, wird mir klar, wenn ich nach dem Punkt am Ende eines Kapitels staunend lese....

Sonntag, 26. August 2007

Der dritte Mann

Heute hab ich die ersten zwei Kapitel geschrieben - und ich musste feststellen, dass nicht nur die gespaltene Gabi in dem Stück die Fäden zieht, sondern dass es noch einen Dritten gibt. Und der überholt uns beide - mich und mich - ganz frech über links. Mit Vollgas. Ohne zu blinken. Und er weiß alles besser. Noch viel schlimmer, als ich selbst. So schlimm wie der kann ich gar nicht sein. Nicht in meiner Höchstform!

Dieser Dritte ist eigentlich gleich eine ganze Gruppe. Und die heißt "Protagonisten".

Noch nie hab ich eine Geschichte so genau durchgeplotten wie diese.
Ich habe mir Gedanken über die Glaubwürdigkeit, den Spannungsbogen, die Charaktere und die Schauplätze gemacht. Habe recherchiert, wann Tiroler Bergbahnen fahren, wie die Tickets ausschauen, und ab welcher Anzahl von "gerade noch lesbaren" Buchstaben Google das gewünschte Ergebnis ausspuckt.
Ich habe die angepeilte Auflösung von allen Seiten beleuchtet, meinen Protagonisten zur Begutachtung vorgelegt und schließlich grünes Licht bekommen.
Und dann das!

Kaum fange ich, meckert schon der Erste, dass er nicht der Bösewicht sein will.
Er erklärt mir des Langen und Breiten seine Motive, drängt sich derartig in den Vordergrund, dass er schon allein deshalb nicht mehr zum Buhmann abgestempelt werden kann, weil sich das doch sogar der naivste Leser denken muss - so arg, wie der mit dem Zaunpfahl winkt!
Und prompt hat er sein Ziel erreicht.
Ich muss meine Storyline ganz neu überdenken.
Er kann nicht der Bösewicht sein. Ich seh es ein. Er ist ein Getriebener seiner Leidenschaften. Aber nicht der eiskalte Drahtzieher.

Verdammt!
Was das bedeutet, weiß ich.
Alles noch einmal. Zurück zum Start.
Er weiß es auch. Und hat wohl ein klitzekleines schlechtes Gewissen. Aber auch dieses Grinsen im Gesicht, das mir zeigt, wie er es genießt, gewonnen zu haben.
Aber eines sag ich euch: Eine verlorene Schlacht bedeutet noch keinen verlorenen Krieg!
Ab sofort bin ich gewarnt. Noch einmal erwischt ihr mich nicht so unvorbereitet.

Also hol ich mir jetzt erst mal was Süßes und dann suche mir unter euch einen neuen Schuldigen aus. Und der braucht dann nicht glauben, dass er sich so aus der Affäre ziehen kann, wie der erste.
Der wars dann! Punktschluss!

Freitag, 24. August 2007

Na so was!

Heute hab ich wieder was ganz Neues für mich entdeckt: Ein Krimi plottet sich total anders!

Bisher hab ich meine Geschichten (wenn ich mich nicht grad wild drauflos von Ideenfetzen jagen hab lassen) kapitelweise und in chronologischer Abfolge aufbereitet, die einzelnen Erzählstränge zu einem spannenden Muster miteinander verwoben und alle Ereignisse einem Höhepunkt zustreben lassen, der sich dann mit Pauken und Trompeten erfüllte. Punktschluss. Und fertig war das Gerüst, an dem ich mich dann mehr oder weniger konsequent entlanghanteln konnte.

Aber so funktionierte das diesmal nicht.

Da gibt es die eine Gabi, die von Anfang an alles wissen sollte - die mit der Auflösung im Kopf. Und die andere Gabi, die mit ihren Mädels und Buben in den Geschichtendschungel geschickt wird. Die Indizien sammelt, auf falsche Fährten gehetzt wird und in Gefahren gerät, die sie nicht abschätzen kann - weil sie eben nur genau so viel Ahnung hat, wie der Schlauste aus ihrer Bande. Und auch wenn die ziemlich vief sind, die Überraschung zum Schluss sollte doch gelingen! Also DÜRFEN sie gar nicht einmal annähernd so hinter das Geheimnis steigen, dass die eine Gabi der anderen Gabi über die Schulter schauen kann.

So viel Schizophrenie kann einen schon aus der Ruhe bringen!

Ich hab mich also mal blöd gestellt. Naja, das klingt jetzt einfacher als es ist. Denn als Dodel kriegst du keine Geschichte zum Laufen. Irgendjemand muss ja doch im Hintergrund die Fäden ziehen, die Spuren legen und die Fallen im richtigen Augenblick zuschnappen lassen, um gerade so viel freizulegen, dass sie weitermachen können und dabei so viel zu verbergen, dass sie nicht zu früh auf die Lösung kommen.

Ich hab mich also zwischen den beiden Gabi-Welten durchlaviert, bis es mich endlich kalt erwischt hat. Chronologisch war da nichts mehr zu machen. Die beiden Gabis waren sich zu nahe gekommen, die, die alles wusste, konnte ihren Mund nicht mehr halten, was die andere, die das alles noch nicht wissen durfte, völlig aus der Bahn warf. Dieses dauernde Ermahnen, dass mich das alles noch gar nichts angeht, was in meiner zweiten Gehirnhälfte nach draußen drängt, machte mich total verrückt!

Dabei war die Lösung so einfach. Ich wundere mich, dass ich so lang gebraucht hab, um da draufzukommen.

Ich gab der Alleswisserin einen Stift in die Hand und setzte sie vor ein leeres Blatt Papier. Ein einziges Wort stand als Überschrift drauf:

"Auflösung".

Endlich durfte sie sich alles von der Seele schreiben.
Die Zusammenhänge, die Vorgeschichte, die wahren Charaktere hinter den Masken und Lügengespinsten... Nix mit Chronologie! Einfach drauflos!
Erstaunlich, wieviel die wirklich wusste, wovon ich selbst nicht die geringste Ahnung hatte.
Noch erstaunlicher, aus welcher Vielfalt und Dichte die Story plötzlich bestand.

Die Befreiung war körperlich spürbar. Und ab diesem Augenblick konnte die "unwissende" Gabi wieder durch ihre Geschichte laufen. Mit einem mitleidigen Lächeln schaute die Alleswisserin zu, wie die andere sich mühsam mit ihren Freunden aus dem fein gesponnenen Netz wurschtelte und endlich mit offenem Mund am Ziel stand, erschöpft, überrascht, kopfschüttelnd und glücklich, trotz einiger Blessuren das Abenteuer heil überstanden zu haben.

Ich frage mich nun: Muss man schizophren sein, um einen Krimi schreiben zu können?
Oder wird man es zwangsläufig?

Plot-explosiv

Nachdem ich jetzt zwei Tage lang im Trüben gedümpelt bin und mit der Story beinahe verhungert wäre, ist sie mir in den letzten drei Stunden regelrecht unter den Fingern explodiert.

Woran liegen, hängen, stehen und fallen Ideen eigentlich?

Wenn ich mich selbst beobachte, stelle ich fest, dass sie in Wellen kommen. Manchmal so klein, dass es fast nur ein Kräuseln auf der Oberfläche ist. Wenn ich dann ungeduldig bin, es nicht abwarten kann, bis das Bild zu mir kommt, dann stürze ich mich oft selbst in eine Krise. Als würde der Spiegel plötzlich blind, wirds finster in meinem Ideenpool. Zweifel befallen mich, Alben und Hämmer rauben mir mich selbst. Auch wenn ich mich überlisten will, auf beinhart ehrlich mache und zu meinen Hysterien voll stehe, kann ich mich kaum aus dieser Gefangenschaft befreien.
Aber ich hab immerhin kapiert, dass ich um Hilfe rufen kann.
Und der Riegel fällt.

In den vergangenen drei Stunden hat sich der Kreis geschlossen. Die Puzzlesteine haben sich zu Reihen gefunden. Noch fehlt hier und dort ein Stückchen aus dem Himmel oder dem Faltenwurf. Aber der große Brecher hat mich mitgenommen und jauchzend surfe ich auf seinem Wellenkamm.

Danke an die, die meine Hilferufe hören. Vielleicht freuen sie sich auch an meinem Jubel.

Dienstag, 21. August 2007

Albträume & Traumalben

Heute bin ich mit dem schrecklichen Traumbild aufgewacht, mein Verlag hätte mich wegen mangelnder Schreibqualität aus dem Programm gestrichen. "Tut mir leid, aber unsere neue Beraterin hat festgestellt, dass sowohl deine Texte als auch deine Illustrationen echt Sch..... sind", meinte der, dem ich blind vertraute, nur mit einem bedauernden Augenbrauenhochziehen.
Die Tränen in meinen Augen waren echt. Dass das alles nur ein Albtraum war, sickerte schmerzhaft langsam in mein schlafgelähmtes Bewusstsein. Den ganzen Tag hat mich dieser Kloß im Hals nicht freigegeben.
Es war aber doch wirklich nur ein Albtraum..... Oder?

Mein mangelndes Selbstbewusstsein mag sich aus der Tatsache rekrutiert haben, dass ich gestern den ganzen Abend vor dem blinkenden Curser gesessen bin und keinen einzigen Buchstaben auf das virtuelle Papier gebracht hab. Mein Krimi saß in irgend einer Falle fest, deren Ausmaße ich nicht einmal eingrenzen konnte.
Aber wozu hat man denn Kinder in die Welt gesetzt?
Beim Kochen hab ich meinem Mädel von meinem Problem erzählt, hab die Story vor ihr aufgerollt und den Faden gemeinsam mit ihr neu gewickelt. Schwupps - klapperten die Nadeln und der Pulli wächst wieder :-)
Was für ein ausgesprochenes Glück - im wahrsten Sinne des Wortes!
So schnell können aus Albträumen Bilderbücher voller Träume werden...

Sonntag, 19. August 2007

Mit viel Gepäck retour

Frisch aus den Bergen drängt es mich an die Tasten. In der vergangenen Woche ist ein komplettes Konzept für den vorsichtig angedachten Jugendkrimi entstanden - nicht zuletzt wegen der äußerst passenden Begleitung durch einen Polizisten, den ich gnadenlos nach außergewöhnlichen (Vor)fällen ausgefragt habe und der mir Ideen geliefert hat, mit denen ich eine ganze Krimi-Reihe füllen könnte.

Während die anderen sich mit Pik, As und Atut duelliert haben, kratzte mein Füller ganz altmodisch über kariertes Papier, kristallisierten sich Haupt- und Nebenstränge heraus, wurden Personen geboren, getauft und mit ihrem neuen Leben vertraut gemacht. Die spannende Phase des Selbständig-werdens erlebte (und erlebe) ich nun mit meinen virtuellen Kindern ein weiteres Mal, nachdem ich sie gerade erst in Natura an meinem tatsächlichen Sprössling verfolgen durfte.

Was für ein großartiges Gefühl!
Wenn in meinem Kopf Details, Namen, Situationen auftauchen, während ich beim Essen sitze, auf der Autobahn düse oder einfach nur aus dem Fenster schaue.
Das ist die Phase des kreativen Schaffens, die für mich zum faszinierendsten Teil des Schreibens zählt.
Plötzlich sehe ich den Typen, den ich gerade erst mit unscharfen Umrissen entworfen habe, agieren, höre ihn sprechen, er profiliert sich, bekommt Mimik, Hintergrund, Familie, Gefühle, Lieblingsmusik, Ursachen und Wirkung... Und es setzt sich fort und wächst - wie ein Schneeball, der einen Hang hinunterrollt.

Diese Schaffensphase lässt sich nicht in Zeichen fassen, noch nicht wirklich dokumentieren. Aber sie ist der wahre Samen, aus dem das Pflänzchen zum bunten Garten wird. Und ich freu mich schon aufs Wühlen in der Erde :-)

Freitag, 10. August 2007

Scherzfrage: Chinesisches Handicap beim Bergsteigen und Verändern?

Wanderbar:
Nachdem Marco sich so höflich in den Urlaub verabschiedet hat, will ich ihm nicht nachstehen. Soll mir doch keiner vorwerfen, ich würde sang- uns klanglos verschwinden und meine geschätzten Mitleser hier auf dem Trockenen sitzen lassen.

Das mit dem Trockenen ist ja laut Wetterbericht ohnehin nicht zu befürchten...

Frei nach dem Motto "Wanderbares Österreich" will ich mir eine Woche lang die Bergluft Tirols um die Nase wehen lassen, Sorgen, Stress und Sonderwünsche in den Wind schlagen und trotz gegenteiliger Wettervorhersage sommerliches Urlaubsfeeling heraufbeschwören.
Da gibt es eine Sommerrodelbahn, den "Fisser Flitzer", auf der geb ich mich ungehemmt dem Geschwindigkeitsrausch hin. Da wird das Kind in mir flächendeckend und mein Kobold kriegt glänzende Augen - ich hab ihn noch nie gefragt, ob vom Fahrtwind oder der abenteuerlichen Streckenführung wegen :-)
Ein paar Daten gefällig?
Länge: 2.200 m
Höhenunterschied: 370 m
Durchschnittliches Gefälle: 19 %
Fahrtdauer: 7-8 min
Da geht die Post ab, so viel steht fest! Und nachdem ich nie bremse, erwischen sie mich auch nicht mit dem Radar (Die Fotos werden dann in der Talstation verkauft - auch eine Methode, ein Strafmandat zu kassieren - wäre vielleicht mal eine gute Idee für die Polizei...)

Wandelbar:
Wenn sich das eigene Kind zu einem ernstzunehmenden Mitarbeiter mausert, muss Mama erst einmal ihre Erinnerungen an den süßen Tolpatsch von früher ad acta legen.
Der Ferienjob wirkt wie ein Turbo auf Söhnchens schreiberisches Talent. Dank einiger guter Kontakte zu Verlagen und Journalisten darf er seit Neuestem recherchieren, Pressekonferenzen beiwohnen und kleine Artikel in die Tasten klopfen, die nach einer strengen aber wohlwollenden Begutachtung durch den Chefredakteur als erste Meilensteine in der angestrebten Karriere eines Weltreisenden in Sachen Schrift zu werten sind. Erfahrungen sammeln, Veröffentlichungen vorweisen können, in der Praxis die Entstehung eines Magazins erleben dürfen - was gibt es Besseres?
Und ich werde mich schon daran gewöhnen, dass mein "Kleiner" flügge wird.
Es war ein Erlebnis, ihn dabei zu beobachten, mit welchem Ernst und Eifer er die Zeilen füllte.
Die Wandlung vom Kind zum Mann vollzog sich wie im Zeitraffer.

Und ich bin stolz auf ihn. Weil er sich darüber freuen kann, was er mit Worten erschaffen kann. Weil er vor Aufregung glüht, wenn er auf den Kommentar des Chefs wartet. Weil in seinem plötzlichen Kommunikationsbedürfnis die Erkenntnis aufflackert, was es bedeutet, zu arbeiten - und dabei Spaß zu haben.
Es ist schön, so nahe miterleben zu dürfen, wie der Samen aufgeht, den man so lange mit aller Liebe und Sorgfalt gehegt und aufgezogen hat.
Mein Sohn wird erwachsen.
Was für ein aufregender Moment!

P.S.:
Wer kennt diese Kreuzworträtsel, bei denen man um die Ecke denken muss, um aus der Fragstellung die richtige Lösung herauszufiltern? Ich liebe sie!
Ich bin neugierig, wer die Antwort auf meine (zugegebenermaßen nicht wirklich druckreife!) Scherzfrage herausfindet....
P.P.S.: Eigentlich ist sie leicht zu finden... Schwarz auf Weiß :-)

Mittwoch, 8. August 2007

Überarbeiten

Manche mögen es nicht.
Manche hassen es sogar regelrecht.
Ich liebe es.

Aus einer Geschichte, die ich mag, noch einmal das Stückchen mehr zu holen, das sie im Vergleich zu davor runder macht, gibt mir ein besonderes Glücksgefühl. Ich finde das Wieder-Aufrollen und sorgfältige Neu-Ordnen nicht weniger spannend, als jungfräulichen Gedanken zu folgen. Es hat den riesigen Vorteil, dass ich den gesamten Bogen kenne, mich auf keine ungewissen Abenteuer einlassen muss und die Ruhe habe, nichts zu versäumen oder zu verdrängen, wenn ich nicht schnell genug allen Gedankenfetzen hinterherjage. Überarbeiten ist stressfrei.
Statt dem Diktat meiner Haupt- und Nebendarsteller ausgeliefert zu sein, halte ich mit ihnen (meistens) gesittete Zwiesprache. Im Gegensatz zum Erstschreiben lassen sie mich nun endlich auch einmal zu Wort kommen und diskutieren nur manchmal mit mir, wenn sie parout nicht einsehen wollen, dass immer noch ich der Herr (pardon: die Frau) im Haus bin.
Und ich stelle mich diesen Widersprüchen gerne. Manches Mal haben sie ja recht. Ich hab alle Zeit der Welt. Es gibt nichts zu vergessen - nur aufzupolieren.

Olivia strahlt.
Ich glaube, sie genießt die Arbeit auch.
Sie ist zahm wie ein Lämmchen. Und folgt meinen Hinweisen mit einsichtigem Kopfnicken.
Stimmt ja. Ich habe doch noch einiges an Handwerklichem dazugelernt seit dem letzten Jahr. Auch wenn ich kein Regelgläubiger und schon gar kein Lammfrommer bin, was das "Malen nach Zahlen" betrifft, ertappe ich mich sowohl beim passiven als auch beim aktiven Schriftenkonsum dabei, über Ungereimtheiten zu stolpern, die mir früher einfach gar nicht aufgefallen sind.

Olivia vertraut mir also.
Und ich genieße dieses unverhoffte Zusammensein mit dem Mädel, das in mir viele Erinnerungen wach ruft. Ich bin überrascht, wie stark die Gefühle, die ich beim Schreiben hatte, mit dem Schriftbild verwoben sind. Ganze Welten erstehen wieder vor mir - aber das ist eine andere Geschichte, über die ich bestimmt auch noch philosophieren werde :-)

Dienstag, 7. August 2007

Biblische Wirklichkeit

Es gibt eine Geschichte in der Bibel, die mich schon als Kind, beim Schmökern in Anne de Vries' "Die Bibel unserer Kinder" immer total aufgewühlt und ratlos zurückgelassen hat.

Ein reicher Mann plant ein mega-cooles Fest. Nichts ist ihm zu teuer, er spart weder an den Köstlichkeiten, noch an der Ausstattung, fährt auf, was gut und teuer ist und lädt dazu alle seine Freunde ein. Aber was passiert? Einer nach dem anderen sagt ab - die Gründe dafür sind für mich ebenso fadenscheinig wie unverständlich. Und manche kommen gleich gar nicht, ohne sich zu entschuldigen. Was gibt es denn Wichtigeres und Besseres, als toll zu essen und zu trinken, zu tanzen und zu feiern und willkommen zu sein?
Wie auch immer - am Ende steht der Mann mit all seinen feinen Sachen und den aufwändigen Vorbereitungen alleine da.
Jedes Mal an dieser Stelle hats mir die Kehle zusammengeschnürt.
Wie muss der arme Mann sich fühlen? Da bemüht er sich und freut sich auf ein tolles Fest, kauft ein und kocht, richtet alles auf Hochglanz her und dann lassen ihn seine Freunde so schmählich und wortlos im Stich? Warum?
Es hat mich traurig gemacht - und auch ziemlich wütend.
Die Lösung, sich einfach Leute von der Straße zu holen und das Fest trotzdem zu geben, fand ich gewagt. Andererseits wars auch wieder lässig. Lässt er sich doch nicht die Laune verderben, sondern hat letztendlich das, was er sich gewünscht hat: Ein mega-cooles Fest. Und alle, die nicht gekommen sind, haben echt was versäumt!

Nur eine Geschichte?
Ein Gleichnis?
Was wollte der Autor damit sagen?

Genau das, was dortsteht.
Sei nicht traurig, wenn du "sitzen gelassen" wirst.
Und hol dir Menschen, die sich freuen, mit dir toll zu essen und zu trinken, zu tanzen und zu feiern und willkommen zu sein.

Ich habs gemacht.
Auch wenn trotzdem eine Spur Traurigkeit zurückgeblieben ist.
Aber auch die wird sich wieder auflösen.
Wenn ich eine Antwort auf mein "Warum?" bekommen kann, die ich seit meiner Kindheit mit mir herumschleppe.

Sonntag, 5. August 2007

Schriftsteller-Leben

Gerade habe ich ein Interview gelesen, das mich sehr berührt hat.

Der todkranke Schriftsteller Walter Kempowski sprach mit einem Journalisten der Frankfurter Rundschau über sein Leben, seine ganz persönlichen Schuldgefühle und Schicksalsschläge und das Gefühl, von den Entscheidenden des Literaturbetriebs ignoriert und im Stich gelassen worden zu sein.

http://www.fr-online.de/top_news/?em_cnt=1185119&em_cnt_page=1

Ich war schon nach den ersten Worten in seinen Bann gezogen. Obwohl ich (leider!) bisher keines seiner Werke gelesen habe, fuhr er mir sofort unter die Haut. Seine Art, auf die ihm gestellten Fragen in einer ehrlichen Brutalität zu antworten, hat mich umgeworfen. Was für eine Kraft und unerbittliche Liebe zum Wesentlichen seines Lebens, die er sich durch nichts und niemanden austreiben hat lassen. Ich hatte in jeder Zeile das Gefühl, dass dieser Mann seinen für ihn bestimmten Weg erkannt hat und unerschütterlich gegangen ist.

Welche Ungerechigkeiten, Gemeinheiten, Unerträglichkeiten ihm auch zwischen die Beine geworfen wurden - er hat alles angenommen und zu Humus für sein Leben gemacht.

Als eine seiner Eckpfeiler gab er seine schöne Kindheit und die Güte seiner Eltern an.
Wie wichtig doch die Geborgenheit im sicheren Hafen einer in sich ruhenden Familie ist...

Er denke im letzten Abschnitt seines Lebens "...An meine wunderbare Kindheit. Mein Vater war Monarchist, und meine Mutter war überzeugte Christin, eine sonderbare Mischung. ... Freundliche Eltern, ohne Gewalttätigkeiten."

Das strahlt für mich die Losung eines richtig geführten Lebens aus.
Wenn ich nicht wüsste, dass es überhaupt nicht wichtig ist, würde ich ihm gerne sagen, wie sehr er mich mit seinen Worten angerührt hat. Und wie intensiv sie in meinen Gedanken über das Leben und das Schreiben und das Sehnen nach Erfüllung wirken.

Im Namen der Liebe

Eben habe ich eine meiner älteren Geschichten wieder ausgegraben, die seit geraumer Zeit bei einem nicht unbekannten Verlag zur Begutachtung liegt. Ich wollte wissen, ob sie mir immer noch taugt und wie ich mich seit dem letzten Jahr weiterentwickelt habe.

Vor ziemlich genau einem Jahr hab ich die "Olivia" für einen Wettbewerb ans Ende der Welt zu den Göttern des Nordens geschickt. Habe meine Liv mit deren göttlichen Launen und allzu menschlichen Unzulänglichkeiten ringen lassen. Und ihr schließlich zur Rettung der Welt ihre Bestimmung offengelegt.

Als hätte ich es für den heutigen Tag als Bestätigung gebraucht, dass wir Menschen einander gerade dort am schlimmsten treffen, wo Gefühle uns verletzlich machen, las ich von ihren Irrwegen, Kämpfen, Hoffnungen und guten Vorsätzen. Kämpfte mit Wölfen und Tränen. Und fand mich selbst im Spiegelbild des armseligen Fensters, in das Olivia jeden Tag beim Heimkommen ihren sehnsüchtigen Blick warf.

Doch. Sie fährt immer noch. Finde ich zumindest. Ohne als überheblich dastehen zu wollen.
Klar gibts inzwischen ein paar Stellen, die ich vor allem perspektivisch optimieren würde. Aber die Story berührt mich. Und das Tempo ist gut.

Kann ich nach einem halben Jahr eigentlich noch darauf hoffen, vom Verlag einen positiven Bescheid zu bekommen? Oder bedeutet das Schweigen, dass sie mich ad acta gelegt haben? Sollten sie nicht wenigstens höflichkeitshalber auf meine Anfragemails antworten? Oder ist das nicht üblich?

Ich würde Liv gerne in eine gute Obhut geben. Denn ich mag die Idee. Und ich mag auch die Charaktere, die da durch den eisigen Norden stapfen und mehr als Menschenmögliches tun, um die endgültige Vernichtung allen Lebens zu verhindern. Ich mag diese Facette am Menschsein. Wie wir nicht nur einander schmerzhaft verletzen, sondern auch selbstlos einander beschützen - und beides im Namen der Liebe.

Donnerstag, 2. August 2007

Energieräuber

Sie sind überall.

Die Schwarzseher, die einen Funken Hoffnung mit der Schuhspitze austreten und dabei einer Wahrheit das Wort reden, die das Glas immer halb leer sein lässt.

Die Schmarotzer, die allem, was sich bewegt, ihre Krakenarme um die Beine schlingen und sich mitschleppen lassen, weil ihnen die Fantasie für eigene Ziele fehlt.

Die Labyrinthdenker. Die Worthülsenredner. Die Zauderer und Nabelverliebten. Die Will-haben-Neidgenossen.

Und alle riechen ihre unfreiwilligen Energiespender meilenweit gegen den Wind.
Wie die Zecken lassen sie sich aus den Bäumen herabfallen und saugen sich fest.
Lassen erst von ihren Opfern ab, wenn diese sich blutleer und mit schwerem Zungenschlag fragen, wo denn all der Schwung aus dem unerschöpflich gewähnten positiven Denken geblieben ist.

Manchmal möchte ich mich schütteln wie ein nasser Hund.
Und einen Schirm aufspannen, der mich auf die Insel trägt, die ich dann gerne wäre.
Nein. Nicht Ibiza. Die hat Nick Hornby schon vergeben.
Aber vielleicht Atlantis.
Die wird von den Schwarzsehern gemieden. Die behaupten nämlich, sie wäre schon längst untergegangen...

Mittwoch, 1. August 2007

Nerven oder in Erinnerung rufen?

Gerade hab ich eine weitere Mail an die Buchhandlungen, die ich vor einiger Zeit kontaktiert habe, "nachgeschoben". Oft überliest man ja in der Flut der reinkommenden Nachrichten genau die eine, die wichtigste Information :-)

Ich musste mich wieder einmal dazu überwinden.
Es gibt für mich nichts Unangenehmeres, als das Gefühl, zu nerven.
Aber ich weiß auch, dass beim Marketing falsch verstandene Zurückhaltung nichts verloren hat. Wenn ich was verkaufen will, muss ich damit an die Öffentlichkeit. In meinem Kämmerlein wird mich niemand hören.

Also: Eine freundliche aber überzeugte und überzeugende Botschaft verfasst und ab die Post!
Hinweis auf das Interview im Börsenblatt nicht vergessen - der Knabe-Verlag ist nun auch in Österreich kein No-Name mehr! Jeder Buchhändler, der lesen kann (was ich ja hoffen will!), muss ihn inzwischen kennen. Nur keine falsche Bescheidenheit!

Dieses Doping als Mantra im Kopf mache ich mich noch einmal stark. Mit einem Lächeln, das ich zwischen die Zeilen packe, als Symbol für meine ungebrochene Freude über das, was ich "meinen" Knaben zu verdanken habe und ihnen mit meinem Einsatz ein Stück vergüten will, formuliere ich mein Erinnerungsschreiben.

Und siehe da: Keine fünf Minuten später kommt schon eine Antwort.
So schnell hab ich mit einer Bestätigung wirklich nicht gerechnet.
Dieses Schulterklopfen bedeutet mehr, als nur die Anfrage um Konditionen und Lieferbedingungen. Es ist der Motor für alle weiteren Schritte, die ich nun immer leichter gehen kann.

Denn ich weiß, dass ich mit ein bisschen nerven im Verhältnis zum psychischen Aufwand eine Menge bewegen kann.
Auch wenn ich mich weiterhin dazu durchringen muss.
Denn es gibt für mich nichts Unangenehmeres, als das Gefühl, jemandem ungebeten auf die Nerven zu gehen...