Samstag, 28. Juli 2007

Alteisen?

Gestern hab ich von einem Verlag erfahren, der eine neue Jugendkrimi-Reihe plant und dafür Autoren aus Österreich und der Schweiz sucht.
Fein! Dachte ich. Den Verlag kenn ich, da liegt schon ein anderes Projekt von mir zur Begutachtung. Und Krimi wär mal eine ganz neue Richtung, in die ich noch nie gedacht habe. Das wäre doch eine Herausforderung, an der ich mein Schreiben weiterentwickeln könnte.
Ein kleiner Zusatz stutzte meine Flügel, bevor ich noch zu hoch geflogen war.
"Wir suchen vorzugsweise Autoren zwischen 20 und 30."

Oups. Das sitzt.
Da bin ich lang schon drüber.

Warum eigentlich? Können die das besser? Weil sie noch nicht so lange aus der Jugendszene draußen sind? Wissen die mehr, was ich erst recherchieren müsste? Aber was ist denn so schlimm dran, wenn ich mir Wissen erwerbe und dafür vielleicht in der Bearbeitung schon etwas gereifter bin? Bin ich tatsächlich so weg vom Fenster? Oder wird das nur allgemein angenommen? Traut man einer Mitvierzigerin nicht mehr zu, "den Puls der Zeit" zu fühlen?

Ich hab trotzdem eine Mail geschrieben. Alleine, um mir zu beweisen, dass es darauf nicht ankommen kann, welches Geburtsdatum in meinem (österreichischen!) Pass steht. Und auch deshalb, um mich selbst unter Zugzwang zu setzen.

Kann ich auch Krimis schreiben?

Ich hatte heute eine interessante Diskussion mit einer alten Schulfreundin (Geburtstagstreffen. Na gut. Davon hatten wir in unserem hohen Alter ja schon einige! Und: Jaja, ist natürlich auch schon eine Weile her, unsere Schulzeit ;-) ).
Es mag sein, dass unsere behütete Jugendzeit das radikale Gen in uns nicht zum Anklingen gebracht hat. Wir waren nie in Gangs, hatten keine Mistkübel angezündet und keinen alten Mutterln die Handtaschen entrissen. Unsere Schul- und Jugendzeit war unspektakulär. Nichts, was in einen Krimi hineinpassen würde.
Aber vielleicht kann genau das die Tür zu einem ganz neuen Zugang zum Thema sein?
Ich bin ein Alien. Hab keine Fixierungen im Bezug auf die dunkle Seite der Seele. Also kann ich auch keine Klischees bedienen. Was ich in diese Richtung denke, ist alles Neuland.
Was ich entdecke, sehe ich ohne Vorurteile. Und doch bin ich durchaus in der Lage, mir eine Meinung darüber zu bilden.

Ich muss keine Arien singen, um eine Oper schreiben zu können.
Und Beethoven war bei seiner 9. Symphonie bereits stocktaub. Und doch sagen viele, sie wäre seine beste.

Also: Die Rentnerchance lebt!
Auch Altmetall wird noch heiß begehrt. Es gibt sogar richtige Banden, die sich auf den Diebstahl dieser wertvollen Altstoffe spezialisiert haben. Ehrlich!
Erfahrung und so manches Lebenswissen macht weiter zurückliegende Jugend durchaus wett.
Diesen Handschuh nehm ich an!

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