Freitag, 20. März 2009

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Wenns nicht funktioniert, soll man nicht klammern.
Das gilt für Beziehungen genauso wie für Romanideen.

Ich hab grad meinen letzten Szenenplan, an dem ich hunderte (vornehmlich Nacht-)Stunden herumgedoktert und gefeilt und gebogen und gerungen habe, in die Tonne getreten. Ratz-fatz. Weg damit. Alles Mist.

Meine Figuren stehen wieder nackt vor mir und stellen mir die Frage, wo sie jetzt hin sollen.
Ja, meine Lieben, das frag ich mich auch.
Ich spiel euch mal den Ball zurück und versuche, wirklich hinzuhören. Offenbar haben wir die letzten Wochen aneinander vorbeigeredet. Oder ich hab euch einfach niedergebügelt und in ein Korsett gequetscht, dass sonst jemandem gepasst hat - aber nicht euch. Übrigens: Mir auch nicht. Wenn ich ehrlich bin - und das muss ich jetzt wohl oder übel sein. Ehrlich, nämlich. Mit einem getonnten Konzept und einem waidwund zaghaften Versuch, in ganz ganz neue Bahnen zu denken, ist es nicht sinnvoll, sich was vorzumachen.

So tief ich vor ein paar Stunden war, so unvorstellbar wäre es für mich, jetzt die Flinte ins Korn zu werfen.
Dazu hab ich Marijana, Noah und Co schon viel zu tief unter der Haut.
Ich habs blöd angefangen und mit dem Kopf durch die Wand weitergetrieben. Mit den besten Absichten. Aber längst schon ohne mich.

Die Suche wird also wohl zu allererst dort beginnen müssen: Wo hab ich mein Selbstvertrauen und damit das Gespür fürs Schreiben verloren. Aber weiter von vorne als jetzt kann ich sowieso nicht anfangen. Wenns mit rechten Dingen zugeht, liegen demnach irgendwo auf dem Weg zum Ziel auch meine Fähigkeiten.
Also: Augen auf, Ohren auf - Gabi kommt! ( ganz ohne Helm und ohne Gurt ... ;-))

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Gabi,

so ähnlich ist es mir mit meinem letzten Roman gegangen. Da habe ich auf halber Strecke gemerkt: Das passt alles hinten und vorne nicht!!!
Hab Panik und eine Sehnenscheidenentzündung bekommen und den Termin verschieben müssen.

Ohne Druck lief es dann plötzlich so, dass ich selbst spürte: Das ist jetzt richtig.
Und heute bekam ich eine Mail, dass es erste total begeisterte Rückmeldungen gibt.

Also: tief durchatmen, auf den Bauch hören und dann das Ganze noch mal von vorn ;-). Immerhin hast du jetzt den großen Vorteil, dass du deine Figuren schon kennst.

Alles Gute,
Christine

Anonym hat gesagt…

Liebe Gabi -

Ich glaube auch, dass es jetzt, nachdem es einmal wirklich daneben gegangen ist, wieder aufwärts geht. Vor allem, weil man DENKT, es klappt nicht. Dann läufts ja oft sehr schnell wieder.

Wahrscheinlich ist der Kopf nicht mehr so präsent, sondern eher der Bauch.
Und wenn ich das richtig verstanden habe, sitzt bei dir das Schreibzentrum an diesem Ort: dem Bauch. Lass ihn ran, den Guten, er wird das schon schaukeln. Wetten?

Jetzt sehe ich gerade, dass ich so was ähnliches geschrieben habe wie Christine. Aber das bestätigt uns beide ja nur ;-).

Daumendruck,
Katja

teamor hat gesagt…

Ihr Lieben!

Ja, das stimmt wohl ganz genau, was ihr schreibt. Ich hab meinen Bauch nicht rangelassen - oder gerdacht, der darf jetzt noch nicht, erst später ... Und ich weiß es jetzt mit totaler Sicherheit: Ich bin wirklich ein ganz, ganz mieser Vorausplaner. Dieser Versuch ist ordentlich in die Hose gegangen. Was aber natürlich nicht heißt, dass ich ÜBERHAUPT nicht planen will! Ich kriegs nur nicht hin, in der Theorie so ein detailiertes Gerüst aufzustellen. Da verzettel ich mich und verirre mich zwischen hunderttausend Ideen, die ich dann letztendlich auf einem Haufen vor mir liegen habe und krampfhaft versuche, aus den Einzelteilen ein harmonisches Ganzes zusammenzuschustern. Das klappt bei mir leider nicht. Mir reicht es offenbar schon, wenn ich einen groben Überblick hab - nur ja nicht zu viele Details! Dann kann sich die GEschichte organisch beim Schreiben entwickeln.
Das bedeutet natürlich mit Sicherheit, dass ich mehr Überarbeitungszeit einplanen muss - aber umgekehrt bin ich leider schauderhaft gescheitert...

Ich danke euch sehr für euren Zuspruch! Ich bin ohnehin schon wieder frohen Mutes. Denn die Ideen aus der Nachtsitzung haben bis heute nicht nur gehalten, sondern schon munter weiter ausgetrieben. Und es ist erstaunlich, wie viel ich plötzlich genau zu diesem Thema von überall herhöre ...

Ihr werdet aber sicherlich erfahren, wie sich das alles weiterentwickelt - demnächst hier, in diesem Theater ;-))

Herzlich - und schon wieder im Feuereifer
Gabi

Anonym hat gesagt…

Ach, Gabi, wie schön, das zu lesen :-)! Das gehört halt dazu, dieses Ausprobieren, was für einen selbst funktioniert und was nicht.

Ich wünsche dir viel Spaß - und Erfolg - mit "deiner" Arbeitsweise,

Christine,
die auch immer viiiiel Überarbeitugszeit braucht.

Alice Gabathuler hat gesagt…

Liebe Gabi, das Buch, das du in meinem Blog gerade gelobt hast, habe ich in einer ersten Version absolut und total in den Sand gesetzt. Und es ist so, wie Christine schreibt: Scheitern kann befreien. Luft holen und nochmals ran.

PS: Ich trete auch gerade eine Menge in die Tonne. Habe ebenfalls wunderbare Figuren. Und eine SUPER Ausgangsidee. Nur bei den Details klemmt es so gewaltig, dass ich nach immer neuen Varianten suchen muss.

Wir packen das!

Alice

teamor hat gesagt…

Ja, liebe Alice, davon bin ich überzeugt :-)
Und es ist einfach nur tröstlich, wenn du erzählst, wie du bei "Mordsangst" gerungen hast - ich finde es sehr aufbauend, zu sehen, dass man es dem Endergebnis offenbar nicht anmerkt, wie schlimm der Autor bis zu seiner Geburt gerungen und gekämpft hat. Und das ist ja schließlich das, worauf es ankommt: Eine Geschichte, die packt und den Lesern Freude macht. Wieviele Umwege man dafür gehen muss, ist in Wirklichkeit völlig egal. Hauptsache, wir glauben daran, es über die Ziellinie zu schaffen!

Herzlich
Gabi

Anonym hat gesagt…

"Das klappt bei mir leider nicht."

Warum denn "leider", liebe Gabi?
Eine Menge sehr berühmter Schriftsteller können und wollen das nicht - und finden es völlig normal.
Dass es Leute gibt, die auf den Millimeter plotten und vorplanen, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben in Internetforen gehört. Aber es ist keineswegs die Norm.

Glaub mir, du hast da eine Begabung, die mancher Vorplotter gern hätte!

Liebe Grüße,
Petra