Dienstag, 3. März 2009

Familienrat

Mit den beiden Jugendlichen, Marijana und Noah, habe ich gestern die schriftliche Kontaktaufnahme abgeschlossen. Wie schon bei den anderen Familienmitgliedern zuvor, gab es für mich auch bei ihnen wieder Einblicke in ihr Seelenleben, die ich vielleicht geahnt, aber sicher nicht so zu fassen gekriegt hätte, wenn ich sie sofort in einen Handlungsstrang eingebunden hätte.
Dank dieser völlig zweckungebundenen Therapie-Sitzungen haben sie die Chance gehabt, von sich zu erzählen. Es durfte dabei auch ruhig mal ein bisschen ausschweifend werden - sie hatten keine Richtlinien und niemanden, der sie in eine bestimmte Richtung drängen wollte. Ehrlicherweise muss ich zu geben, dass ich das jedes Mal versucht habe. "Wenn sie schon was erzählen, wäre es doch super, wenn es gleich in die Plotrichtung passen tät", hab ich mir im Stillen gedacht und mir Szenen überlegt, in denen ich sie gerne agieren gesehen hätte. Ich hatte mir auch die passenden Anfangsworte zurechtgelegt, um ihnen gleich mal mit dem Zaunpfahl zu winken, wohin der Hase laufen sollte.
Aber kaum saß ich vor der Tastatur, kam es auch schon zur blitzartigen Machtübernahme.
Von meinen sanften Überredungsvorsätzen blieb mir nicht einmal die Erinnerung. Sie bestimmten, worüber sie nachdenken wollten. Und es war gut so.
So habe ich Einblicke in ihre Motivationen, Schwachstellen und Träume genommen, die sich auf diesem Umweg mit Sicherheit trotzdem auf den Plot auswirken werden. Nicht in der Form, dass die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen würde, aber durch die Tatsache, dass die Personen, die ich aufeinander loslasse, mit einen Weitwinkel-Hintergrund an die Sache herangehen.

Mein nächster Programmpunkt wird also die Erstelllung eines argumentierbaren Exposés für meine Lektorin sein. Und ich hoffe, dass mir mein Familienrat dabei ebenso hilfreich zur Hand geht, wie bei ihren Selbstreflexionen. Schon aus Eigennutz wünsche ich mir einen gelungenen (Ent)Wurf. Ein überzeugendes Exposé bedeutet nämlich endlich den Startschuss zum Loslegen!
Und das können wir offenbar schon alle kaum mehr erwarten ...

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