Mittwoch, 10. März 2010

Arbeit in der Plot-AG

Die letzten Tage hat mein Kopf Rauchzeichen gegeben - mein neuer Thriller-Plot wurde in der Montsegur-Plot-Arbeitsgruppe den Röntgenblicken von fünf Kollegen ausgesetzt. Zwei Tage lang prasselten gezielte Fragen auf mich ein und ich habe versucht, sie alle zur Zufriedenheit zu beantworten. Ich war überrascht, wieviel ich von der Geschichte schon wusste, obwohl ich erst einen Bruchteil davon schriftlich festgehalten hatte. Je mehr Fragen kamen, je weiter und tiefer die Durchleuchtung voranschritt, desto sicherer fühlte ich mich. Desto deutlicher schälten sich Zusammenhänge und Details aus dem vagen Bild, das ich in meinem Kopf hatte. Desto plastischer wurden die Figuren, ihre spezifischen Verhaltensweisen und gegenseitigen Abhängigkeiten.
Ein absoluter Höhepunkt war für mich schließlich die Diskussion, die sich um meinen "Antagonisten" entspann. Wünscht sich der Leser - speziell in meiner anvisierten Zielgruppe ab 14 - einen personifizierten Bösewicht, der am Ende gefasst, bestraft und zur Rechenschaft gezogen wird? Braucht er einen Stellvertreter, an dem Gerechtigkeit geübt werden kann? Bleibt ein schales Gefühl zurück, wenn einem klar wird, dass das System, gegen den die tapferen Helden zu Felde gezogen sind, in Wirklichkeit unbesiegbar (weil nicht in Einzeltäter auflösbar) ist?
Wie lasse ich die Story ausklingen? Offen - mit der Erkenntnis, dass sich Widerstand zwar punktuell lohnt, generell aber eine Veränderung der Zustände nicht zu bewerkstelligen ist? Oder behaupte ich optimistisch, dass David auch gegen Goliath gewinnen kann, wenn er nur hartnäckig und gevieft genug ist? Dass sich das System sehr wohl kippen lässt, indem man es mit seinen eigenen Waffen schlägt - nämlich indem man ein kollektives Gewissen erzeugt, das genau die gleiche Eigendynamik bekommt, wie es sich zuvor die Gegenseite zunutze gemacht hat: Ein Spiel mit vielen kleinen Rädchen, die ineinander greifen, ohne die Gesamtheit je erkennen zu können/oder auch zu wollen.
Ein spannender Gedanke, der noch nicht zu Ende gedacht ist. Aber der Samen ist gelegt und ich weiß, dass er im Laufe der Schreibarbeit bestimmt aufgehen wird.
Ich kann es jetzt kaum erwarten, mit dem Schreiben anzufangen.
Doch zuvor gilt es noch, die Lesung am Freitag vorzubereiten und für meinen Sohn eine Geburtstagstorte zu entwerfen ... auch eine Arbeit, die viel Kreativität und Kombinationsgabe erfordert. Aber diese Disziplin hab ich ja jetzt die letzten Tage ganz besonders trainieren können :-))

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