Montag, 19. September 2011

Schimpforgien

Wenn man so in Jugendbücher hineinliest, die aus dem nicht-deutschsprachigen Raum als Lizenz zu uns gelangen, stelle ich immer wieder fest, um wie viel entspannter da mit der Sprache umgegangen wird. Da wird hemmungslos geflucht, Schimpfworte locker aus der Hüfte geschossen - wenn ich mir vorstelle, das in einem meiner Manuskripte verwenden zu wollen, sehe ich schon das große Kopfschütteln und den Rotstift des Lektorats vor meinem geistigen Auge.
Woran das liegt? Darüber haben wir auch im Schreibforum schon so manche Diskussion geführt - besonders, weil uns deutschsprachigen Autoren ja nicht gerade selten der Erfolg der Lizenzen unter die Nase gerieben wird.
Wenn man "der Jugend aufs Maul schaut", wird schnell deutlich, dass offenbar ein massives Loch zwischen "Real life" und "moralisch vertretbarer Buchsprache" klafft. Was witzigerweise ohne mit der Wimper zu zucken eingekauft (und von der Zielgruppe ja ganz offensichtlich auch angenommen) wird, übersteht beim deutschsprachigen Autor nur selten das Lektorat.
Wie ich jetzt gerade wieder auf dieses Thema komme?
Ich habe in meinem aktuellen Projekt eine Protagonistin, die von ihrem Leben ziemlich angepisst ist - und das auch immer wieder ungeschönt zum Ausdruck bringt. Ich halte es für unabdingbar, sie in der Sprache reden zu lassen, die ich auf der Straße von genau solchen Typen höre. Ob das aber das Lektorat passieren wird, wage ich nicht zu prognostizieren.
Aber vielleicht erlebe ich ja eine Überraschung und die Botschaft der fremdsprachigen Erfolge ist auch hierzulande angekommen. Noch schreibe ich munter vor mich hin, ohne irgendeinem Verlag verpflichtet zu sein.
Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ...

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