Samstag, 13. März 2010

Der versprochene Lesungsbericht

Vorab lass ich mal Bilder sprechen, weil sie meinen Schwebezustand so schön unterstreichen:
Kurz und bündig: Es war einfach nur genial!
Da soll einer noch mal sagen, Jugendliche wären nicht begeisterungsfähig ...
Es waren ca. 60 Schüler (3 Schulklassen) und der Rahmen im kleinen Saal vom Palais Auersperg war einfach nur schön. Die Jungs und Mädels (13 - 14 Jahre alt) sind im Halbkreis auf Treppen gesessen - wie in einer Arena - und sind tatsächlich an meinen Lippen gehangen. Ich hab aber auch nicht soo viel vorgelesen, mehr davon erzählt, wie es mir beim Schreiben und v.a. beim Suchen nach einem Verlag gegangen ist.
Als Gag hab ich ihnen die ewiglange Korrekturliste, die ich damals von meiner Lektorin bekommen hab (11 Seiten!) an einandergeklebt und vor ihren Augen ausgerollt. Da haben sie alle aufgestöhnt! In dem Augenblick hab ich gewusst, dass sie ganz bei mir sind. Sie waren einfach nur entzückend, haben toll mitgemacht, meine Fragen beantwortet, gelacht, wo sie lachen sollten, bei der Liebesszene geseufzt, die Daumen gedrückt und "ooooch" gemauzt, als ich fertig war.
Überraschenderweise bin ich mit meinem Programm beinahe perfekt in der Zeit durchgekommen. Nur den vorgesehenen Cliffhanger zum Schluss konnte ich nicht mehr lesen. Aber meinem Eindruck nach hat das nicht wirklich was gemacht. Ich schätze, sie wollen so auch schon wissen, wie die Geschichte ausgeht ;-))
Eine ganz besondere Begegnung mit jungen Menschen (und einigen sehr netten Erwachsenen, über deren Bekanntschaft ich mich auch sehr gefreut habe!) - in einem ganz besonders liebevoll bereiteten Rahmen! Ich freue mich riesig, dass es nach Aussagen des Veranstalters auch für mich ein nächstes Mal geben wird.

Donnerstag, 11. März 2010

Erste Lesung!

Morgen habe ich meine erste Lesung vor nicht selbsteingeladenem Publikum.
Ich bin gespannt-aufgeregt-lampenfiebrig.
Es ist anzunehmen, dass beim Publikum die Freude darüber, nicht Mathe, Englisch oder Geometrisch Zeichnen zu haben, die Erwartung an meine Vortragsqualitäten überwiegt. Trotzdem ist es mein Ehrgeiz, bei ihnen mehr Eindruck zu hinterlassen, als die Erinnerung an einen schulfreien Vormittag.
Mein Programm umfasst 11 - 12 Punkte (höchstwahrscheinlich wird bei Punkt 6 drei Viertel der Zeit um sein und ich werde mein Konzept ins Eck schmeißen und ohne dramaturgische Überleitung meinen geplanten Cliffhanger vorlesen - uff!).
Dabei möchte ich ja eigentlich nicht allzu viel lesen. Ich gehe davon aus, dass Dreizehn- bis Vierzehnjährige diese Kunst schon ganz gut selbst beherrschen. Vielmehr möchte ich sie anhand meiner "Schachzüge" hinter die Kulissen schauen lassen: Wie entsteht ein Roman? Ist es damit abgetan, eine gute Idee zu haben, mit den Fingerknöcheln zu knacken und haufenweise leere Seiten mit Buchstaben zu füllen?
Ich will ihnen anschaulich vor Augen führen, dass nach dem Schreiben die eigentliche Arbeit erst anfängt. Ich stelle mir vor, dass sie über die lange Liste lachen, die ich als Korrekturfahne bekommen hab (ich habe die zehn A4-Seiten zu einem meterlangen Papierstreifen zusammengeklebt. Ich bin auf die Reaktionen wirklich sehr gespannt, wenn ich die Liste vor ihren Augen aufrolle!)
Ich lese ihnen die Stellen vor, an denen ich am meisten geschwitzt und die mir am besten gefallen haben. Und bin gespannt, ob sie mir auch etwas von ihren Vorstellungen erzählen, die sie von einem "Schriftsteller" haben.
Ich weiß jetzt schon, dass ich nie mit den 50 Minuten auskommen werde.
Aber ich habe wenigstens ein Konzept. Und das ist mehr, als ich noch am frühen Abend hatte. Das beruhigt irgendwie ungemein ...
Erfahrungsbericht folgt dann morgen!

Mittwoch, 10. März 2010

Arbeit in der Plot-AG

Die letzten Tage hat mein Kopf Rauchzeichen gegeben - mein neuer Thriller-Plot wurde in der Montsegur-Plot-Arbeitsgruppe den Röntgenblicken von fünf Kollegen ausgesetzt. Zwei Tage lang prasselten gezielte Fragen auf mich ein und ich habe versucht, sie alle zur Zufriedenheit zu beantworten. Ich war überrascht, wieviel ich von der Geschichte schon wusste, obwohl ich erst einen Bruchteil davon schriftlich festgehalten hatte. Je mehr Fragen kamen, je weiter und tiefer die Durchleuchtung voranschritt, desto sicherer fühlte ich mich. Desto deutlicher schälten sich Zusammenhänge und Details aus dem vagen Bild, das ich in meinem Kopf hatte. Desto plastischer wurden die Figuren, ihre spezifischen Verhaltensweisen und gegenseitigen Abhängigkeiten.
Ein absoluter Höhepunkt war für mich schließlich die Diskussion, die sich um meinen "Antagonisten" entspann. Wünscht sich der Leser - speziell in meiner anvisierten Zielgruppe ab 14 - einen personifizierten Bösewicht, der am Ende gefasst, bestraft und zur Rechenschaft gezogen wird? Braucht er einen Stellvertreter, an dem Gerechtigkeit geübt werden kann? Bleibt ein schales Gefühl zurück, wenn einem klar wird, dass das System, gegen den die tapferen Helden zu Felde gezogen sind, in Wirklichkeit unbesiegbar (weil nicht in Einzeltäter auflösbar) ist?
Wie lasse ich die Story ausklingen? Offen - mit der Erkenntnis, dass sich Widerstand zwar punktuell lohnt, generell aber eine Veränderung der Zustände nicht zu bewerkstelligen ist? Oder behaupte ich optimistisch, dass David auch gegen Goliath gewinnen kann, wenn er nur hartnäckig und gevieft genug ist? Dass sich das System sehr wohl kippen lässt, indem man es mit seinen eigenen Waffen schlägt - nämlich indem man ein kollektives Gewissen erzeugt, das genau die gleiche Eigendynamik bekommt, wie es sich zuvor die Gegenseite zunutze gemacht hat: Ein Spiel mit vielen kleinen Rädchen, die ineinander greifen, ohne die Gesamtheit je erkennen zu können/oder auch zu wollen.
Ein spannender Gedanke, der noch nicht zu Ende gedacht ist. Aber der Samen ist gelegt und ich weiß, dass er im Laufe der Schreibarbeit bestimmt aufgehen wird.
Ich kann es jetzt kaum erwarten, mit dem Schreiben anzufangen.
Doch zuvor gilt es noch, die Lesung am Freitag vorzubereiten und für meinen Sohn eine Geburtstagstorte zu entwerfen ... auch eine Arbeit, die viel Kreativität und Kombinationsgabe erfordert. Aber diese Disziplin hab ich ja jetzt die letzten Tage ganz besonders trainieren können :-))

Mittwoch, 3. März 2010

Mindestens zwei neue Gründe, warum ich nach dem Schreiben verrückt bin ...

Grund 1:
Von einer lieben Kollegin kam heute die Info, dass in der neuen Ausgabe von "1000 und 1 Buch" eine richtig gute Besprechung von "Schachzüge" wäre. In der Rubrik "atemlos - spannende und gruselige Literatur" schreibt Erich Perschon unter anderem:
"Der Autorin ist ein Jugendkrimi gelungen, der nicht nur aktuelle gesellschaftliche Problemfelder und jugendgemäße Familien- und Beziehungsaspekte anspricht, sondern auch in knappen Zügen einzelne persönliche Schicksale entwickelt und aufdeckt, eine spannende mehrsträngige Handlungsentwicklung mit einer gekonnten, anspruchsvollen Erzähltechnik verbindet und somit dem Motto der Labyrinthe-Krimi-Reihe "Spannung pur" durchaus gerecht wird."
Die Freude ist entsprechend. Luftsprung, Jubel und Herzrasen inklusive.

Grund 2:
Bei "bücherkinder.de" gibts eine wirklich überaus nette Rezension zu "Störfaktor", über die ich mich ganz besonders freue - kommt sie doch direkt aus dem Munde der Zielgruppe:
"Störfaktor" ist ein toller Thriller, dem es an Action und Spannung wirklich nicht mangelt. Besonders gut gefallen hat mir auch, dass der Roman auf neonationalsozialistischem Hintergrund beruht, der überhaupt der Auslöser für das Abenteuer der Protagonisten ist. Durch diesen Bezug zu einem, noch immer sehr aktuellen Problem, wird der Roman sehr vielschichtig und noch spannender. Zwar gibt es hin und wieder einige unlogische Dinge und an manchen Stellen ist die Geschichte etwas holprig, aber insgesamt hat mir "Störfaktor" sehr gut gefallen. Ich vergebe 4 Sterne."

Ohne jetzt besonders lang nachdenken zu müssen, würden mir natürlich noch jede Menge andere Gründe einfallen, die meine Schreibbesessenheit fundamentieren würden. Diese beiden hebe ich heute exemplarisch hervor. Denn so sehr ich beim Schreiben auf mich allein gestellt bin, so deutlich ist mir heute vor Augen geführt worden, dass dieses Alleinsein in dem Augenblick zu Ende geht, in dem sich jemand von dem in der Stille Entstandenen angesprochen fühlt.
Wenn das kein Grund zur Freude ist?

Dienstag, 2. März 2010

Vermischtes

In vielen Magazinen gibt es diese Rubrik. Unter "Vermischtes" kommt das ganze Zeug, das sich nirgendwo richtig zuordnen lässt. Passt nicht zu den Celebrities, hat nicht wirklich was mit Sport, Essen oder Humor zu tun und von "Was die Welt bewegt" ist es auch Lichtjahre entfernt.
Trotzdem hat es was ... man kanns nicht einfach so übergehen ... und wer weiß, vielleicht entpuppt es sich ja dann als die Sensation und man hätte es dann als einziges Magazin nicht mal erwähnt! Könnte nicht mal behaupten, der Erste gewesen zu sein ... ders ja immer schon gewusst hat ...
Genau für diese schwierigen Fälle hat ein findiger Kopf die "Vermischtes"-Rubrik erfunden.
Und irgendwie fühle ich mich dort gerade bestens positioniert.
Gestern hab ich nach ausführlichen Diskussionen mit dem in der Ferne weilenden Brainstorm-Coach (Skype sei Dank!) den grob gezimmerten Szenenplan für mein Thriller-Projekt zu einem glücklichen Vorab-Ende gebracht.
Seit heute läuft die Plot-AG, für die ich meine mürrische Muse motivieren konnte.
Und ich spüre Panik aufkommen. Dabei bin ich noch nicht mal an der Reihe.
Gestern war ich noch ganz beglückt. Beschwingt hab ich mir noch ein, zwei Thriller reingezogen - bis drei Uhr morgens. Weil ich zu aufgekratzt war, um gleich schlafen zu gehen. Es hat sich gut angefühlt. So einzigartig! Fast schon was für die "Promi"-Rubrik!
Doch heute ... "Vermischtes" scheint schon zu hoch gegriffen. Unendlich viele logische Fehler tun sich auf wie schwarze Löcher, die den Plot verschlingen. Sie werden ihn zerpflücken. Da wird kein Stein auf dem anderen bleiben ...

Aber ist das nicht das Feine an dieser Rubrik? "Vermischtes" - ist doch nur dazu da, um sich kurz mal von seinen Wichtigkeiten abzulenken. Und es tut keinem weh, wenn sich morgen niemand mehr daran erinnert. Aber wenn doch ... Ha ... dann haben wir es ja immer schon gewusst!

Freitag, 19. Februar 2010

Eine Kiste voll Freude

Total pünktlich zum Erscheinungstag sind auch bei mir die Belegexemplare meines zweiten Labyrinthe-Krimis eingelangt.
Die Aufregung hat zwar schon ein bisschen was Routiniertes - was mir irgendwie leid tut, weil sich gerade dieses schmerzlos geschlüpfte Küken eigentlich einen besonderen Tusch verdient hätte - aber dafür sickert das Glücksgefühl mit ruhiger Gelassenheit in alle Ritzen meines Bewusstseins.
Verglichen mit meinem Erstling empfinde ich "Störfaktor" als eine Leistungs-Steigerung. Ich kann mich erinnern, dass ich zunächst einen gewaltigen Fehlstart hingelegt hab - aber wenn mich mein Hang zur Verklärung nicht fehlleitet, ging mir die Story, nachdem ich mich endlich hab finden lassen, ziemlich glatt von der Hand.
Gerade wird bei Montsegur darüber nachgedacht, ob es denn für einen Autor unablässig wäre, sich selbst immer übertrumpfen zu müssen, um mit seiner Leistung zufrieden sein zu können.
Ich habe darüber noch nicht wirklich intensiv nachgedacht, denn was weiß ich denn schon, was daraus wird, wenn ich mich gerade mit einem neuen Stoff zusammenraufe? Ob mich das wilde Pferd abwirft, oder sich zähmen lässt, stellt sich ja immer erst am Ende heraus - und die Beurteilung, ob es sich dann als Rennpferd oder gemütlicher Klappergaul entpuppt, wird letztlich von anderen getroffen.
Ich gehe an jede neue Geschichte mit dem gleichen Enthusiasmus und dem Willen ans Werk, mit ihr eins zu werden, mich von ihr einnehmen und hinreißen zu lassen. Wenn ich es mir recht überlege, bin vielleicht sogar ich am Ende das gezähmte Wesen!
Aber in einer Liebesbeziehung kann man ja sowieso meistens nicht so genau feststellen, wer nun die Zügel führt. Schön soll es sich anfühlen ... und das tut es. Ganz besonders an diesen Kisten-Tagen ...

Mittwoch, 17. Februar 2010

Exposé-Geschummel

Wie sich ein Glas Wein bei mir auf einen Exposé-Bastel-Versuch auswirkt?
Ausufernd!
Eine knackige, höchstens ein- bis zweiseitige Zusammenfassung meines neuesten Thrillers hatte ich im Sinn gehabt. Doch schon nach der ersten halben Seite war mir klar, dass mir dazu noch der entscheidende Überblick fehlt. Um eine Story auf das Wesentliche einzudampfen, muss ich erst einmal Wesentliches und vor allem ganz viel Drumherum um jenes auszufilternde Wesentliche zur Verfügung haben. Doch dass dem noch ganz und gar nicht so ist, haben mir meine Figuren recht schnell klar gemacht - genau genommen die zwei, die ich von Anfang an hatte. Die anderen gesellten sich erst munter dazu, als ich die Zügel schießen hab lassen und das hehre Ziel aufgegeben habe, mich kurz fassen zu wollen.

Was das Glas Wein damit zu tun hat, das mir mein Liebster um eine Minute nach Mitternacht vor die Tastatur gestellt hat?
Naja - einerseits wars eine entzückende Aufmerksamkeit und andererseits hat es mich von den letzten hemmenden Erwartungen befreit, mich selbst schon wieder links und rechts gleichzeitig überholen zu können.
Ich werde jetzt zwar sicher nicht zum regelmäßigen Weintrinker mutieren. Aber genau heute wars ein willkommenes Entkrampfungsmittel.
Und mein Exposé schreib ich dann wieder nüchtern ...

Sonntag, 7. Februar 2010

Plotten - Phase eins

Wenn ein neuer Roman entsteht, gibt es zu allererst den Urknall - die explosionsartige Geburt einer Idee, die bevorzugterweise dann über einen hereinbricht, wenn man am wenigsten damit rechnet. Unter der Dusche, beim Einkaufen, beim Joggen, beim Friseur ...
Diesesmal hats mich in einem Zustand der Totalerschöpfung erwischt, als ich - absichtslos durch das Netz surfend - auf eine Eingangsbestätigung wartete, die das letzte Hindernis zwischen mir und dem heiß ersehnten Bett darstellte.
Eine Kurzmeldung brannte sich durch den Dämmerzustand meines Bewusstseins. Da war sie - die Schneeflocke, die eine Lawine in Gang setzte.
So angestrengt ich nach dem Zündfunken gesucht habe, so nebenbei ist er mir zugeflogen.

Ich liebe diese Phase, in der noch alles möglich ist. Noch ist keine Richtung festgelegt und jeder Einfall kann ein entscheidender Wegweiser sein. Ich verliebe mich, verwerfe, nehme den Faden neu wieder auf, drehe an der Richtung, schreibe, schreibe, schreibe in mein wunderschönes, neues, jungfräuliches Notizbuch ... alles, was mir durch den Kopf geht. Laufe durch das Haus - meine Motorik setzt auch den Motor im Hirn unter Strom. Quatsche meine Mitbewohner an und erkenne daran, wie sie ebenfalls Feuer fangen, dass der Funke Zunderqualität hat.

Der Mund wird mir trocken vor Aufregung.
Und die Seiten füllen sich. Noch völlig unstrukturiert, ungezügelt und frei.
Und dann schälen sich die ersten Geschichtenstränge heraus.
Ich muss mich kurz zwingen, mich einem von ihnen zuzuwenden, um ihn weiterzuspinnen.
Die anderen scharren inzwischen an der Hirnrinde. Ich habe jetzt keine Angst mehr, dass sie sich verdrängen lassen. Ich kann jetzt beginnen, den ersten Faden aufzurollen. Er webt den Unterbau. Die Hintergrundgeschichte. Das Geschehen vor dem eigentlichen Geschehen. Das, was es dann im tatsächlichen Roman wahrscheinlich nicht einmal zu einer eigenen Szene bringen wird. Das aber das Fundament darstellt, auf dem die Protagonisten ihr Spiel beginnen.
Was sie erleben, hat ihren Ursprung in der Vorgeschichte, die ich jetzt gerade zusammentrage.
Sie ist der Keller - von außen nicht zu sehen, voller Geheimnisse, Ursachen und Begründungen.
Erst wenn ich weiß, wer meine Personen wie am Schnürchen führt, kann ich beginnen, sie aufzuwecken.

Stufe eins ist gezündet.
Der Countdown läuft.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Leseempfehlung

Heute mach ich mal Werbung für den neuesten Thriller meiner hochgeschätzten Kollegin Ursula Poznanski. Erebos nennt sich das Werk - und es hat mich inhaliert. Vorgestern am Abend habe ich es mir auf dem Sofa bequem gemacht und nur die Notwendigkeit, meinem Job wenigstens mit körperlicher Anwesenheit Genüge zu tun, hat mich davon abgehalten, es in einem Rutsch fertig zu lesen. Ich konnte es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen, um endlich das Geheimnis zu lüften, warum die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit, Vorstellung und Tatsachen immer mehr verschwimmen. Woher der geheimnisvolle Bote all die Dinge weiß, die eine computergesteuerte Spielfigur nicht wissen kann. Und zu welchen Handlungen Nick noch bereit ist, nur um im Spiel zu bleiben.
Und die Auflösung hat mich umgehauen. So perfekt logisch! So wunderbar insziniert! Aus so unendlich vielen kleinen Fährten zusammengesetzt, die atemberaubend gelegt und makellos recherchiert worden sind. Da sitzt jedes Detail und die Puzzlesteine purzeln wie geschmiert an die vorgesehenen Stellen - und ergeben ein Gesamtwerk, das nicht den kleinsten Makel aufweist.
Ich bin beeindruckt. Begeistert. Überwältigt. Aber nicht überrascht. Denn nicht umsonst ist Ursula schon einmal für ihr Schreiben ausgezeichnet worden - und ich bin sicher, es war nicht das letzte Mal.

Dienstag, 26. Januar 2010

Die Post bringt allen was!

Ein bisschen was hab ich schon geahnt, als ich das schmale braune Kuvert mit dem Thienemann-Pickerl drauf aus dem Postkasten gezogen hab. Und die Finger haben gierig an dem Verschluss gezerrt, der sich nicht und nicht aufreißen lassen wollte - so, als wollte es mich noch in letzter Sekunde auf eine Geduldsprobe stellen, die ich sowieso immer nur verlieren kann.
Einen Vergleich zum allerersten Mal "Vorab-Exemplar-Auspacken" will ich jetzt nicht anstellen, denn das wäre unfair. Mein Liebster hat mich gefragt, welches der beiden Cover ich denn schöner finde - und auch darauf gibt es keine gerechte Antwort. "Schachzüge" wird immer mit diesem einzigartigen Herzklopfen verbunden sein, das es eben nur beim allerersten Mal geben kann. Aber "Störfaktor" kanns schon auch!
Irgendwie ist es nur zwischen dem Ersten (weils das Erste ist) und dem Dritten (weil es mich so irre in Trab gehalten hat) ungerechterweise ein bisschen untergegangen. Das ist wie mit den braven Kindern: sie nerven nicht und drängen sich nicht auf, weil sie ruhig ihren Weg gehen und nicht ständig nach Zuwendung und Hilfe greinen. Weil sie von selbst wissen, wo sie hinwollen und das Ziel erreichen, ohne großen Wind zu machen. So ist es mir mit meinem Zweitling gegangen. In einer unkomplizierten Rasanz hatte ich es in wenigen Wochen "runtergeschrieben". Korrekturen gab es kaum und alle waren glücklich und zufrieden damit.
Und wie ich es jetzt so in meinen Händen halte, kann ich mich selbst fast nicht mehr daran erinnern, was genau ich damals geschrieben hab ... Eigentlich spannend! Dann kann ich es lesen, als wäre es was Neues :-)
Eine kurze Schonfrist haben wir noch miteinander - nur wir zwei. Erscheinungstermin ist der 19. Februar. Zwei Tage nach meinem Geburtstag! Ein schöneres Geschenk kann ich mir eigentlich kaum vorstellen ...