Freitag, 30. Oktober 2009

Sichtbares Zeichen

Ich habs gerade erst entdeckt: Seit 26. Oktober haben meine Schachzüge eine erste Kundenrezension! Und das Schönste daran: Ich kenne den Verfasser nicht - oder kann das zumindest nicht auf den ersten Blick sagen. So haben diese ersten fünf Sterne nicht den Geruch eines Gefälligkeits- oder Freundschaftsdienstes. Und das macht mich wahnsinnig glücklich!
Ich musste es natürlich gleich laut vorlesen - und hab dabei ordentlich rote Ohren gekriegt vor Begeisterung.
Was bin ich froh, dass die erste sichtbare "nicht-familiäre" Reaktion so positiv ausgefallen ist! Mir ist bewusst, dass es durchaus auch anders hätte kommen - oder - was beinahe genauso schlimm gewesen wäre - völlig ohne irgend einen Kommentar hätte bleiben können.
Ich fühle mich, als wäre ein Bann von mir genommen ... was auch immer noch weiter passiert, der erste Ruf aus dem unsichtbaren Pool namens "Leserschaft" war ein freundlicher. Und das macht mich ordentlich glücklich!

Montag, 26. Oktober 2009

Reisefertig

Die Arbeit an diesem Roman hat viel von mir gefordert.
Abgesehen von meinem zweiten Anlauf (für den er nichts kann), habe ich das letzte Monat meine Sozialkontakte auf ein Minimum beschränkt, meine Familie auf Tiefkühlkost-Selbstversorger umgestellt, meine Schreibzeit gegen den Morgen ausgedehnt und meinen Arbeitgeber mit plötzlichen Einschlafattacken zur Verzweiflung gebracht.

Aber es hat sich sowas von gelohnt!
Heute liegt er (virtuell) vor mir: 211 Seiten, gestriegelt und gebürstet. Auf Herz und Nieren geprüft und in das erstere geschlossen. Ich bin einfach nur glücklich, diesen Roman geschrieben zu haben.

In der Rückschau muss ich sagen, dass gerade die Arbeit an diesem Buch tiefe Spuren bei mir hinterlassen hat (abgesehen von den dunklen Augenringen und den Falten im Gesicht :-)).
Die Recherche zum Krieg im ehemaligen Jugoslawien, und besonders die Geschehnisse in Bosnien haben mich nicht nur betroffen gemacht, sie haben mich sensibilisiert. Für die Lebensbedingungen der damaligen Flüchtlinge in unserem Land einerseits, aber auch die Zustände, die heute noch, 14 Jahre nach Ende des Kriegs, immer noch an den ehemaligen Kriegsschauplätzen herrschen.
Ich habe eine tolle Organisation kennengelernt und mit vielen großartigen Menschen Kontakt aufgenommen. Ich höre Nachrichten mit anderen Ohren. Begegne den Menschen in unseren Straßen mit anderen Augen.
Mein Herz schlägt schneller, wenn ich erfahre, dass einer der Redelsführer des Massakers von Srebrenica sich vor dem Gerichtshof in Den Haag verantworten muss. Ich lebe mit den Angehörigen mit, die auf eine späte Gerechtigkeit hoffen.

Aber das Eindringen in die Geschichte eines unserer Nachbarländer war nur die eine Facette.
Die andere war ein hautnahes Einlassen auf die Figuren, die ich in die Welt gesetzt hab. Das heißt: Eigentlich haben sie mich gefunden. Wahrscheinlich gab es sie schon längst und ich hab ihnen nur eine Plattform geboten, auf der sie sich artikulieren konnten.
Es war ziemlich harte Arbeit, ihnen wirklich genau zuzuhören. Und ohne die mahnende Stimme meiner einzigartigen Testleserin hätte ich mich noch hundertmal davor gedrückt, ihre wahren Höhen und Tiefen auszuloten und ihnen damit gerecht zu werden.

Jetzt aber sind sie fertig.
Und ich hab das Gefühl, es sprengt mir den Brustkorb vor Freude, dass ich sie geboren habe.
Noch lege ich markantes Gluckenverhalten an den Tag. Ich kann nicht gleich loslassen und sie wegschicken. Ein bisschen will ich sie noch für mich behalten. Unangetastet und in weicher Eierschale.

Aber morgen gehen sie dann ihren Weg.
Wenn ich es schaffe, auf den Senden-Knopf zu drücken.
Ich habe keine Angst, dass sie sich nicht zurechtfinden könnten.
Ich habe Angst, dass sie niemand so verstehen kann, wie ich!
Aber an diese Möglichkeit werde ich mich wohl gewöhnen müssen ...

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Ich kann lesen!

Naja - das ist also grundsätzlich nichts Besonderes. In unserer westlichen Zivilisation sollte es sogar angestrebter Standard sein.
Warum also bemühe ich meinen Blog mit einer solchen Sebstverständlichkeit?

Heute Vormittag kam ein Anruf vom Institut für Jugendliteratur.
Ein eloquenter Herr stellte sich als Mitveranstalter der jährlich in Wien stattfindenen Literaturwoche vor und beschrieb mir in weitreichenden Ausführungen Sinn, Zweck und Anliegen dieser Förderung der Lesefreudigkeit bei Kindern und Jugendlichen. Geduldig lauschte ich, während in meinem Hirn bereits ein erster Wissensabgleich stattfand.
Bei der Erwähnung der Location - Palais Auersperg - schlossen sich die letzten losen Synapsenenden zu einer beglückenden Erkenntnis: Ich bin eingeladen, bei der Literaturwoche aus meinen "Schachzügen" zu lesen! An der Seite von so illustren Autoren wie Christine Nöstlinger und Ursula Poznanski (juhu!!!) habe ich am 11. oder 12. März 2010 50 Minuten, um einem mehr oder weniger aufmerksamen, aber auf jeden Fall zahlreichen Publikum der Altersklasse zwischen 13 und 15 Jahren einen ordentlichen Gusto auf meinen Jugendkrimi zu machen.

So hoffe ich also, dass ich dann nicht nur lesen darf, sondern es auch so überzeugend kann, dass die Kids in die nächste Buchhandlung stürmen, um zu erfahren, was denn nun weiter mit Josch, Charlie, Matt und Mel passiert.

Wenn ich einen Tag in diesem Jahr zum Kaiser der beglückenden Ereignisse wählen dürfte, dann zählt der 21. Oktober auf jeden Fall zu den Top-Favorites!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Ein erstes Grob-Fertig!

Ich fass es kaum.
202 Seiten. 310.000 Zeichen.
Die letzten Stunden war ich in einem Rausch.
Gegen Halbzwei dachte ich kurz daran, das letzte Kapitel auf morgen zu vertagen. Doch es ging mir wie mit der Tafel Schokolade neben meiner Tastatur.
"Nur ein kleines Stückchen noch ..." und plötzlich ist sie ratzeputz weg ...
"Nur diese Szene noch ..."

Ich schwebe. Hab keine Ahnung, wie ich jetzt auf ein Niveau runterkomme, auf dem Schlaf kein Fremdwort ist.
Auch wenn ich weiß, dass ich morgen mit strengem Prüfblick das nächtliche Werk auseinander nehmen werde - ich hab einen Schluss, der eine feine Gänsehaut auf meiner Seele hinterlässt.

Es gibt noch ein paar Szenen, an denen ich ein bisschen feilen will. dAs weiß ich jetzt schon.
Aber für heute fühlt es sich phantastisch an.
Fertig.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Zieleinlauf

Gerade schrieb ich meiner Testlese-Fee: "Ich fühle mich wie ein Pferd, das den Stall wittert!"
So intensiv wie diesmal hab ich das noch bei keiner Geschichte empfunden. Ich weiß, dass ichs jetzt wirklich bald geschafft hab. Dass das Ende knapp bevorsteht.

Das eine Kapitel, mit dem ich mich so sehr abgemüht hab, war wie ein Stoppel. Nachdem ich es zum dritten Mal umgeschrieben hatte, hab ich mich hilfesuchend an Frau R. gewendet. Irgendwas passte nicht. Ich kam nur nicht dahinter, was der Grund für die Zickerei war. Ich brauchte das Kapitel für den richtigen Fluss der Handlung. Aber es legte sich in jeder Fassung immer wieder anders quer.
Und dann kam die erlösende Brett-vorm-Hirn-Amputation: Die Perspektive stimmte nicht!
Für die neuerliche Neufassung brauchte ich genau drei Nachtstunden. Es fühlte sich sofort gut an und nach ein bisschen Kosmetik zählt es nun zu meinen absoluten Lieblingskapiteln.

Und jetzt, da dieses Hindernis genommen ist, riecht es plötzlich schon verdächtig nach "heimkommen".
Ein paar Nächte noch ...

Montag, 12. Oktober 2009

Glaubwürdigkeit

Mit dem letzten Kapitel von meinem heutigen Arbeitspensum habe ich mich unerwartet schwer getan. Fast drei Stunden habe ich dafür gebraucht, eine glaubwürdige Beziehung zwischen Max und Karims neuer Flamme und Sira und eben dieser Flamme herzustellen. Außerdem musste in der selben Szene auch noch das verkorkste Verhältnis zwischen Max und Sira aufgelöst werden. Und irgendwie musste das alles auch noch fast gleichzeitig über die Bühne gehen.
Wer ist auf wen eifersüchtig? Wie wirkt sich das aus? Was haben sie sich zu sagen? Und was passiert dann bei jedem einzelnen damit? Woran denken sie als erstes? Was sagen sie und was nicht?
Erschwerend kam noch dazu, dass Max sich vor Kummer ordentlich was hinter die Binde gegossen hat. Was ihn nicht gerade zu einem zuverlässigen Gesprächspartner macht.

Ich hab die Szene jetzt einmal fertig gestellt.
Morgen muss ich schauen, ob das überhaupt was taugt oder ob die Glaubwürdigkeit ein Opfer der Informationsträger-Notwendigkeit geworden ist.

Inzwischen ist Max wenigstens wieder nüchtern ...

Freitag, 9. Oktober 2009

Positive Zwischenbilanz

Mit einem lobenden Feedback im Rücken geht alles gleich noch einmal so flüssig von der Hand.
Auf Seite 146 stecken die Guten gerade ordentlich in der Psychofalle. Keiner kriegt das, was er eigentlich will und trotzdem wehren sie sich noch nicht wirklich dagegen - was sich aber demnächst ändern wird.
Ich find es ja fast gemein, sie immer wieder so anrennen zu lassen. Aber im wirklichen Leben ist es schließlich auch nicht anders. Und da hat dann nicht mal wer Mitleid ...

Was ich wirklich gemein finde, ist die Tatsache, dass ich zwischendurch so lästige Dinge erledigen muss, wie Arbeiten oder Schlafen. Denn wenn mich wer fragen würde, was ich wirklich will, dann wäre die Antwort ebenso leicht wie eindeutig: Ich will meine Geschichte fertigschreiben!
Weil mich aber nun mal keiner fragt, muss ich mich jetzt doch einmal den biologischen Anforderungen unterwerfen und werde meinem Schlafbedürfnis nachgeben, auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich den Adrenalinspiegel dazu bringen kann, einen Gang runterzuschalten. Eines ist aber sicher: Spätestens morgen im Büro macht er dann auf ruhebedürftig. Wie immer zur Unzeit. Aber warum sollte es im wirklichen Leben anderes sein, als in meinen Romanen ...

Sonntag, 4. Oktober 2009

Das WOW! beim Schreiben

Eben ist mir wieder sonnenklar geworden, was ich am Schreiben so wahnsinnig aufregend finde.
Es sind diese unendlichen Möglichkeiten, mit nur ganz kleinen Veränderungen in der Satzstellung oder der Wortwahl einen spürbaren Unterschied in Aussage und Wirkung machen zu können.

Er - jung und ungestüm - ist total verknallt.
Endlich erhört ihn das Objekt seiner Begierde.
Sie liegen nebeneinander - es ist einfach nur WOWWW! Er ist hin und weg.

Was lass ich ihn sagen?
"Willst du mich heiraten?"
Oder: "Heirate mich!"

Beides ist vom gewünschten Endergebnis gleich: Ringtausch und Hochzeit.
Aber wie unterschiedlich kann ich ihn damit charakterisieren!
Der Erste ist unsicher, flehend, ausgeliefert.
Der Zweite fordet ein, was er haben will.

Auch bei ihr haben die unterschiedlichen Vorgangsweisen einen ganz unterschiedliche Wirkung.
Ist sie von einem weichen, fragenden Typen mehr angetan, als von einem, der zeigt, dass er sich nimmt, was er will?

Meinem Gefühl nach ist bei ihm beides möglich. Zwar ist er von seiner Anlage eigentlich der Nehmertyp. Aber er ist in dieser Situation auch in einem Ausnahmezustand. Es liegt also an meiner Entscheidung, welche Entwicklung ich ihm genau in diesem Moment schon für die Zukunft anlegen möchte. Er WIRD sich wandeln - das steht fest. Aber lass ich das jetzt schon für ihn sichtbar werden?

Ich habe mich dazu entschlossen, ihn - gerade in der für ihn total neuen Situation - auf seine alten Muster zurückgreifen zu lassen. Er fordert. Weil er noch lange nicht so weit ist, zu verstehen, dass fragen manchmal einfach der bessere Weg ist. Und sie ist sowieso erfahren genug, seine Reaktion richtig einzuschätzen. Und außerdem: Ein bisschen Macho hat sie schon auch gern :-)

This is it!
Genau solche Überlegungen zu einem einzigen Satz machen für mich das WOWWW! beim Schreiben aus. Das ist Herzklopfen, Adrenalin und Glücksgefühl pur.

Samstag, 3. Oktober 2009

Zum zweiten Mal 100

Nachdem von den ersten 175 Seiten bisher nur schlappe 50 die Neuauflage überlebt haben (und selbst von denen, die sich bisher tapfer gegen den Radikalschnitt gewehrt haben, gibt es noch einige, die am seidenen Faden hängen), wurde mit dem heutigen Output der Seitenzähler wieder dreistellig.
Im Gegensatz zur Erstfassung fließt der Schreibstrom diesmal ohne gröbere Aufenthalte an Staumauern oder Stromschnellen. Zumindest in der Planung gibt es nun eine Geschichte, statt vieler aneinander gereihter Szenen. Ich freue mich an den Charakteren, die mich wieder überraschen können. Die mich auch mal zum Lachen bringen - oder zumindest zum Schmunzeln. Und mit denen ich so richtig schön herzschmerzen kann.

Sehr gespannt warte ich auf das erste Feedback.
Wer beide Versionen kennt, merkt bestimmt den Unterschied.
Aber habe ich es auch zur Zufriedenheit geschafft, mich wieder auf die Zwischentöne zu verlassen, statt meine Botschaften mit dem Vorschlaghammer dem Leser aufzuzwingen?

Eines ist aber sicher: Es macht wieder Spaß und ich freue mich darauf, die vielen Szenen, die ich schon im Kopf habe, nach und nach in Worte umzusetzen. Und wenn ich manchmal Stunden damit verbringe, nach genau dem einen zu suchen, das zu dem Bild passt, das ich vor Augen habe, macht mich das regelrecht glücklich. Dieser Wunsch nach dem Perfekten ist ein Zeichen dafür, dass ich mit meinem neuen Text im Reinen bin. Weil ich so klare Bilder davon vor mir sehe. Und weil er mir jede Mühe wert ist.