Ich mag keine Rückblicke.
Vergangenes ist vorbei. Und ich hab sowieso keine Chance, etwas zu ändern, zu verbessern, ungeschehen zu machen. Ganz besonders mag ich sie nicht, wenn es nichts gibt, das ich nicht gerne der Vergangenheit überantworten wollte. 2011, behalte du ruhig den ganzen Kram. Ich hab ihn schon einmal Tag für Tag er- und (Gott sei Dank!) überlebt. Ich muss nicht auch noch ein weiteres Mal darüber sinnieren, wie patschert, naiv oder inkonsequent ich mich dabei angestellt habe. Ebenso inkonsequent wäre es aber auch, mir nur die Rosinen herauspicken zu wollen und mir lediglich die Lichtblicke ins selektive Gedächtnis zu rufen. Damit könnte ich in Rosa-Brillen-Manier noch einmal mein Mira-Lobe-Stipendium, meine LesePeter-Auszeichnung oder die Nominierung zur Segeberger Feder aufs Tapet bringen und mir das Vergangene ungleichgewichtig schön färben. Auch der Wechsel in eine neue Lebensdekade ist jetzt nicht den Aufwand wert, es extra hervorzuheben. (Was hiermit durch die Hintertür gegen meinen ausdrücklichen Willen nun doch geschehen ist ... *theatralisch seufz*)
Aber ernsthaft: Ich will meinem dem Alzheimer täglich mehr zugeneigten Hirn keine weiteren Grabungsarbeiten zumuten. Preis-Leistung stünde in keinem Verhältnis. Eigentlich nie. Und schon gar nicht in diesem vergangenen Jahr.
Schau nach vorne! In der Zukunft liegen die Chancen! Neues Jahr - neues Glück!
Anfeuerungs-, Optimismus- und andere Durchhalte-Parolen haben mich bisher immer noch aus der Jahreswechsel-wieder nichts gewonnen-Depression herausholen können. Doch vielleicht liegts ja am neuen Alter (was für ein netter Gegensatz!), oder an einer Erkenntnis, die mich über Nacht eingeholt hat: Die Zukunft hält auch nicht (mehr) das, was sie mal versprochen hat.
Ich hab die Schnauze voll von Versprechungen in der Möglichkeitsform. Von Visionen von Glück, Geld und Größtenwahn. Allzu schnell werden sie genauso alt und unerfüllt wie die Tage, die zur Gegenwart und - ohne Warnung - zur Vergangenheit mutieren.
Zeit. Jetzt. Sekunde für Sekunde.
Darin liegt das Geheimnis der Zufriedenheit.
Kein Warten. Keine hochgelobte Vorfreude. Ist der Moment jetzt gut, mach ich jetzt das Beste draus - aus jedem Augenblick! - das scheint mir der Schlüssel zur Zufriedenheit zu sein.
Ob das real umsetzbar ist?
Keine Ahnung.
Beinahe hätte ich gesagt: Die Zukunft wird es zeigen. Aber das würde meine vorangegangenen Überlegungen ad absurdum führen.
Eines aber ist sicher: Diese Gedanken aufzuschreiben hat mir ein paar Momente der Zufriedenheit verschafft. Ich habe ein paar Minuten mit von mir frei gewählten Inhalten gefüllt und mich nicht von äußeren Zwängen durch die Zeit peitschen lassen. Würde ich also Vorsätze für das Neue Jahr fassen, dann würden sie wohl am ehesten in diese Richtung gehen:
Nütze die Zeit, folge deinem Herzen und sch... auf den Rest.
In diesem Sinne: Ein Prosit auf die Gegenwart - möge die Zukunft voll davon sein.
Bücher lesen heute…
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Ich habe mir vorgenommen, die Roman-Reihe „M“ von Antonio Scurati zu lesen.
Sie wird von verschiedensten Stellen hoch gelobt. Enorm viel Recherche –
und Ro...
vor 2 Wochen
1 Kommentar:
Meine liebe Gabi! Ich wünsche dir so sehr, so so sehr, dass das nächste Jahr ein tolles wird, eines, an das du dich danach gerne erinnerst und auf das du auch zurückblicken magst. Fühl dich fest umarmt und begleitet auf deinem Weg zum Jetzt! :-*
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