Montag, 20. September 2010

Brauchen wir Skandale?

Eben bei "Welt online" gelesen: Wie Deutschlands Buchverlage Skandale provozieren. Darin stehen einige Feststellungen, die mich sehr nachdenklich stimmen.

- Die Aussagen in den Büchern werden immer reißerischer, populistischer ...
Ist es wahr? Sind wir denn wirklich alle schon so abgestumpft, dass nur der lauteste Knall, die peinlichste Behauptung und der schamloseste Betrug Aufsehen erregen kann? Wo bleiben die leise Zwischentöne? Das vorsichtige Spielen mit den Emotionen? Die sanfte Stimulanz der Phantasie? Wo bleibt das Sehnen nach dem Perfekten - und sei es nur in der Vorstellung? Das Ziel, das uns auf den Weg machen lässt? Die Pause, die wir uns selbst gönnen, um in warmen Farben zu baden, die uns Wortakrobaten malen?
Das alles funktioniert aber nur ohne Paukenschläge, Trommelwirbel und Sensationslust. Die Phantasie ist scheu. Schnell verjagt von der Marktschreierei.

- Die sogenannte Midlist mit Auflagenzahlen zwischen 5.000 und 10.000 Stück bricht weg.
Diese Feststellung jagt mir den Schauer über den Rücken. Das ist doch wohl das Segment, das ich (und die meisten meiner schreibenden Kollegen und Freunde) bediene. Ich bin nicht geschaffen für den lauten Skandal. Ich stelle mich nicht marktschreierisch auf den Hauptplatz. Ich kann keinen Ekelplot erfinden, keinen Plagiatsskandal provozieren und bin auch mit keinem einzigen auch nur halbwegs medientauglichen Promi verwandt. Was bedeutet das für mich? Wird es in absehbarer Zeit keinen Programmplatz mehr für mich geben? Wird mein Lebenstraum vom (veröffentlichten!) Schreiben so schnell verpuffen, dass ich nicht einmal Zeit habe, wirklich aufzuwachen? Sollte ich es besser gleich lassen und mich nach einem anständigen - oder wenigstens reichen (?!?) - Mann für die Altersvorsorge umsehen?

Ich muss zugeben, dass trotz aller angeborenen Bereitschaft, auf das Wunschprinzip zu vertrauen, mein Optimismus nach so einer Lektüre einen saftigen Nasenstüber bekommt. Hat es denn überhaupt noch einen Sinn, wie der Frosch im Butterfass zu strampeln, obwohl nicht einmal mehr der Storch ein begehrliches Auge auf den kleinen Happen wirft? Steht der nicht inzwischen auch schon längst in der Masse und reckt seinen Schnabel nach scharf gewürztem Plastikkäse?

Ertappe ich mich da gerade bei dem Gedanken, ob sich nicht vielleicht doch wenigstens ein klitzekleiner Aufreger im nächsten Text verstecken ließe? Selbstverständlich gerade so auffällig, dass seine (provozierte) Entdeckung die Meute gieren lässt ...
Ich schäme mich. Der Anfall von Gefallsucht geht vorüber. Ich schwör's. Außer es wird demnächst die Selbstgeißelung als neues goldenes Kalb ausgerufen. Dann stehe ich in der ersten Reiehe - als Trendsetter, der diese Kunst immer schon am besten beherrscht hat ...

Mittwoch, 15. September 2010

Frauenpower - oder warum ich mich wieder stark fühlen kann

Die letzten Tage waren wie Bergsteigen mit Düsenantrieb!
Nach vielen Wochen stolpernder Durchquerungen von Tränentälern und Frustsümpfen haben mir ein paar wunderbare Menschen neue Wanderstöcke in die Hände gedrückt - die da waren: aufmunternde Worte und Gesten, Wegweiser zu neuen Perspektiven, handfeste Angebote, selbstlose Geschenke und liebevolle Gedanken ... und noch so vieles mehr, dass ich mit dem Aufzählen noch lange nicht fertig wäre. Meine lieben Kolleginnen und Mitkämpfer an vielen Fronten, Alice Gabathuler und Jutta Wilke haben davon in ihren heutigen Blogeinträgen erzählt. Ich kann dazu nur ergänzend abnicken. Was beide über das Geschenkt-bekommen sagen, trifft für mich in potenziertem Maße zu. Ohne ihre (und so vieler lieber Mitreisenden!) Unterstützung, Freundschaft, Nähe - auch über viele viele Real-Kilometer entfernt - wäre ich heute nicht wieder auf der Anhöhe, wo mir frischer Wind um die Nase weht und ich voll Stolz, Freude und Dankbarkeit die Augen über ein herrliches Panorama gleiten lassen kann.
Ich schreibe wieder, ich habe das Gefühl, meinen Aufgaben gewachsen zu sein, oder zumindest Lösungen dafür zu kennen. Ich fühle mich gebraucht, geliebt, getragen. Und ich fühle mich lebendig. Dafür schicke ich jetzt einen Dankesjodler in die Nacht - und spüre das Echo wie eine Umarmung.

Dienstag, 14. September 2010

Multitasking-Plotten

Mit diesem neuen Plot wage ich mich auf für mich neues Terrain.
Ich stelle mir das so ähnlich vor wie diese Episodenfilme, die ich so liebe: Sechs Schicksale, sechs Schlaglichter aus ihrem Leben, sechs Episoden, die sich irgendwo treffen, einander bedingen, beeinflussen - und dann vielleicht wieder auseinander driften ... oder auch nicht. (Lieblingsbeispiel: Tatsächlich ... Liebe oder - kürzlich gesehen - Valentines Day).
Ich frage mich natürlich, ob das in Schriftform überhaupt funktionieren kann. Es muss klare Unterscheidungsmerkmale für die einzelnen Perspektivträger geben. Klar. Aber ist das genug? Im Film habe ich Bilder, Gesichter, Schauplätze, Musik. Ist es realistisch, dass der Leser mir bei meinen oft wilden Sprüngen von einem zum anderen überhaupt folgen kann?
Es ist ein Abenteuer. Und ich will es unebdingt wenigstens versuchen.
Schon das Plotten war eine echte Herausforderung. Ich habe einige verzweifelte Versuche gebraucht, bis mir klar war, dass es zunächst kein "Nebeneinander", sondern nur ein "Hintereinander" geben kann. Also - die einzelnen Stränge schon brav einzeln durchkomponieren, ihren Weg zeichnen, aufschreiben und markieren. Und dann die Abläufe verflechten. Das gehört natürlich auch zeitlich genau kontrolliert: Wer tut was wann und bedingt damit das, was der andere anschließend tut? Und was mach ich, wenn zwei Dinge gleichzeitig passieren? Synchron schreiben??
Ich bin echt gespannt!
Das Plotten war auf jeden Fall schon ein großer Spaß!
Und so hat das ausgesehen:






Die Katze fand es zumindest schon mal recht interessant :-))

Sonntag, 12. September 2010

Anhaltendes Hoch

Wer hätte das gedacht? Noch vor ein paar Tagen konnte ich nicht mal einen geraden Gedanken fassen und heute in der Früh bin ich mit der nächsten Idee für eine "weniger normale" (*zwinker*) Liebesgeschichte aufgewacht. Aus Erfahrung weiß ich, dass man solche Schussfahrten in der Abfahrtshocke aussitzen muss, bevor der Gegenhang sie unweigerlich wieder bremst. Also hopp-hopp die Finger geölt und in die Tasten gehämmert!
Die Grundidee war schnell aufgeschrieben, aber für ein glaubwürdiges und doch nicht schon hundert Mal dagewesenes Gebäude drumrum hab sich meine Kreativzellen dann doch ein bisschen anstrengen müssen. Für heute bin ich zu einem Schluss gekommen, bei dem die Streicher alles geben dürfen und glückliches Seufzen obligatorisch vorgeschrieben ist. Ich bin gespannt, ob das morgen auch noch so ist, oder ob der dringende Wunsch nach ein bisschen Schlaf die rosa "passt schon"-Decke über die müden Knochen ausgebreitet hat. Wenn der Kuschelfaktor noch stimmt, spiele ich den Softball zuerst einmal an die Lektorin ab, bevor ich mich mit meinen neuen Jungs und Mädels auf die Kuschelcouch setze ... die - sorry, Leute! - ist für heute Nacht erst einmal nur für mich reserviert :-)

Samstag, 11. September 2010

Beflügelt

Ein paar Blogeinträge früher hab ich schon einmal über das Wohl und Wehe philosophiert, das Rezensionen bei Autoren auslösen können.
Mit meinem jüngsten Buchkind Grenzenlos nah durfte ich bisher auf glücklichmachende Weise schon ganz vielen "Wohls" begegnen. Erst vor ein paar Tagen gabs zwei Traumrezensionen auf Amazon und heute schenkte mir meine Mailbox eine weitere Nachricht, die einen Tag so richtig zum Leuchten bringen kann.
Auf Thalia-Online gibt es für die dort angestellten Buchhändler die Möglichkeit, Bücher zu bewerten, bzw. Buchempfehlungen auszusprechen. Bei der Flut an Neuerescheinungen empfinde ich so eine Extra-Bewertung beinahe wie einen Lottogewinn.
Ich bin immer noch ganz stromdurchflutet (und habe vor lauter Freude gleich 14 Seiten an meinem neuen Plot weitergearbeitet ... Zuspruch beflügelt offenbar ebenso gut wie Schokolade ;-)).

So schmeichelnde Sätze wie "... Tolle Sprache und irre gute Geschichte! Für alle Mädchen (und auch Jungs!), die mehr als "nur" eine Liebesgeschichte lesen wollen ..." lassen wirklich keine Wünsche offen (und kein Auge trocken ... zumindest nicht meins!)
Aber jetzt hör ich auch schon wieder auf mit der Selbstbeweihräucherung, bevor der Größtenwahnsinn mich überwältigt. Nur eins noch: Erinnert mich doch bitte daran, wenn ich wieder mal in meinem Loch sitze und am Leben im Allgemeinen und meinem Scheitern im Besonderen verzweifle, dass da noch irgendwo diese Dose Glücksgefühl herumsteht. Dann will ich sie hervorkramen und den Deckel vorsichtig anheben. Für alle möchte ich sie bereithalten, die nach einer Prise Glücklichsein dürsten.
Da stell ich sie her! Damit wirklich jeder in Notzeiten darauf Zugriff hat - inklusive mir :-)

Donnerstag, 9. September 2010

Ein Durchbruch!

Was so ein liebesvolles Schokoding alles bewirken kann!
Gleich nachdem das letzte Stück auf meiner Zunge zerschmolzen war, hab ich zu schreiben angefangen. Und ich hab geschrieben ... und geschrieben ... und geschrieben. Bis jetzt. Vierzehn DIN-A4-Seiten habe ich in meinem dicken schönen schwarzen Schreibtagebuch gefüllt. Nun habe ich alle meine Eckpunkte beisammen. Ich kenne von sämtlichen Protagonisten ihre Motivationen, ihre Defizite, ihre heimlichen Bedürfnisse und die Fakten, die ihnen auf dem Weg zu deren Erfüllung fette Knüppel vor die Beine werfen. Ein Puzzlestein nach dem anderen hat sich zusammengefügt. Aus dem Nebel haben sich ihre Ecken und Kanten, ihre Sorgen, ihr Herzklopfen und ihre Enttäuschungen geschält. Ich habe sie nicht geschont. Und mich auch nicht.
Je weiter ich in ihre tiefsten Schichten und Geheimnisse vorgedrungen bin, desto klarer ist mir der Zusammenhang zwischen den einzelnen Schicksalen geworden. Schicht um Schicht hat sich wie von Zauberhand ein Teppich gewoben, bis sich ein buntes Gemälde vor mir ausgebreitet hat.
Freilich fehlt noch so mancher Kettenschuss. Und die Verknüpfung zu einem Bild, das dann auch wirklich hält, wird noch einige weitere Nachtstunden von mir einfordern. Aber ich habe jetzt keine Angst mehr davor, daran zu scheitern. Denn sie haben sich mir offenbart. Und alles passt einfach wunderbar zusammen. Kein Widerspruch, keine an den Haaren herbeigezwungene Not-Erklärung. Ihre Handlungen wirken allesamt stimmig - in sich und einander bestimmend.
So Herzklopfen vor Glück hatte ich schon lange nicht mehr!
Oh, what a feeling!
Welch ein Geschenk ... nein, nicht nur eines! So viele an einem Tag ...
Danke - schon wieder! Danke.

Mittwoch, 8. September 2010

Trostschokolade

Heute lag ein quadratisch-gelbes Päckchen in meinem Briefkasten. "Schokopost" stand dezent in einer Ecke. Schnell wars mit neugierigen Fingern aufgeklappt - ein freundliches Sonnenblumenfeld lachte mich an. Und gleich dahinter so liebe Worte, beladen mit Mutmachern, Streicheleinheiten und Wärme, dass mir schon wieder mal ganz heulsusig zumute war.
Noch nicht genug der liebevollen Zuwendung, schälte ich aus der Schachtel auch noch eine Glitzerlage schokoladiges Süßzeug - unwiderstehlich, zart schmelzend und genau das Richtige, um mir meine guten Vorsätze gleich noch ein bissl schmackhafter zu machen. (Nein! Nicht abnehmen :-)) Endlich wieder an meinem Plot weiterarbeiten!)

"Tausend Mal Danke!" tippe ich, weil ich eigentlich sprachlos bin. Wer solche Freunde hat, braucht sich echt vor nichts zu fürchten!

P.S.: Ich hätte ja gerne ein Foto von den herzwärmenden Köstlichkeiten gemacht und es hier eingestellt. Aber ich hab die Suche nach dem Fotoapparat vorzeitig abgebrochen, weil in der Zwischenzeit leider bereits alles verputzt war ... Mmmhhh ...

Montag, 6. September 2010

Lichtblicke

Gerade habe ich auf Amazon zwei überaus schmeichelhafte Rezensionen zu meinem aktuellen Herzbuch "Grenzenlos nah" entdeckt! Die Freude ist riesig - gerade in einer Phase großer Unsicherheit und Umbrüche. Und ich will mir jetzt auch gar nicht die Frage stellen, wie gefährlich es sein kann, sein Selbstbewusstsein von so unberechenbaren Faktoren wie Zuspruch aus dem Internet abhängig zu machen.
Ich freu mich einfach! So.
DANKE!

Freitag, 3. September 2010

Ausverkauf

Heute Abend hatte ich ein sehr tiefgehendes Gespräch.
Dabei ist mir klar geworden, dass meine selbstauferlegte Disziplin ein reines Ablenkungsmanöver ist. Nicht meine Protas tanzen mir auf der Nase herum, sondern ich versuche mich hinter ihnen zu verkriechen. Diese tropfende Abfolge von Stunden um Stunden, die angeblich mein Leben sein soll, wird nicht von mir selbst bestimmt, sondern von einem Bündel an unaufgearbeitetem Irrsinn, das immer dichter aufschließt, je enger ich mich an die Wand drücken lasse.
Mit dem Rücken zur Wand schreibt es sich nicht gut. Nein, nicht einmal an Denken ist zu denken. Die Luft ist knapp. Kein Wunder - bei so vielen Schlingen um den Hals. Es wird Zeit, das Atmen wieder zu lernen. Und nach Hause zu kommen. Wo auch immer es sich versteckt hält ...
Mein Rucksack ist zu schwer. Nichts als Ballast. Wer hat mir das alles zugesteckt? Oder war ich selbst der Messi? Auf den Flohmarkt damit! Dann klappt's vielleicht auch wieder mit dem Leben.

Mittwoch, 1. September 2010

Dompteursarbeit

Seit zwei Tagen arbeite ich intensiv und hochmotiviert mit ein paar wunderbaren Autoren-Kollegen an meinem neuesten Exposé. Ihre gezielten Fragen sind oftmals schweißtreibend und führen mir vor Augen, in welchem Stadium der Planung ich mich gerade befinde ... um ehrlich zu sein, habe ich momentan viel öfter den Eindruck, nur schrecklich schwammige Vorstellungen davon zu haben, wer was wann wo und wie tut und warum, als genau zu wissen, wo die Reise hingehen soll.
Noch baumeln viele Stränge lose im Raum herum. Perfekte Stolperfallen - und ich nehm sie alle!
Knüpfe ich dort einen Knoten, tun sich daneben hundert neue Fäden auf.
Ich habe das Gefühl, einen Flohzirkus unter Kontrolle bekommen zu wollen.
Aber gleichzeitig entstehen Bilder im Hirn, und der brennende Wunsch, damit bald weiße Seiten zu füllen.
Trotz aller Angst, ihrer nicht Herr zu werden, bin ich neugierig, wohin mich meine Ideen letztendlich führen werden. Und sollten sie es gar zu bunt treiben, muss ich halt mal mit der Peitsche knallen. Mit Speck fängt man Mäuse. Aber mit Disziplin bring ich sie (hoffentlich!) zum Tanzen ...